Artist: Ritual Dictates
Herkunft: Kanada
Album: No Great Loss
Spiellänge: 36:09 Minuten
Genre: Gothic Rock
Release: 07.10.2022
Label: Artoffact Records
Link: https://ritualdictates.bandcamp.com/
Bandmitglieder:
Gesang und Gitarre – Justin Hagberg
Gitarre – Anthony Sirianni
Bassgitarre – Rory O’Brien
Schlagzeug – Ash Pearson
Tracklist:
- Burn The Widow
- My Solitude
- Goth And Exhausted
- Aqua Tofana
- Autumn Song
- Succumbing To The Ravages Of Age
Nach dem Ende der Band 3 Inches Of Blood im Jahre 2015 haben sich die Kollegen Justin Hagberg (Gesang und Gitarre) und Ash Pearson (Drums) ein neues Betätigungsfeld gesucht. Langeweile scheinen die Burschen nicht aufkommen lassen zu wollen. Freizeit können sie auch nicht wirklich gebrauchen, denn sie spielen außerdem noch bei Revocation bzw. Dead Quit. Seit 2014 gibt es die Band jetzt schon, aber 2020 kamen erst die ersten Singles heraus. Das Album Give In To Despair erschien kurze Zeit später und stellte eine moderne Verbindung aus Death Metal und Thrash Metal mit Metalcore Einflüssen dar. Aus diesem Grunde ist das Album Nummer zwei auf meinem Tisch gelandet, aber irgendwie klingt das Ganze hier ein wenig anders.
Der Schreiberling (also ich) traute seinen Ohren kaum, als er die ersten Klänge von Burn The Widow hörte. Das ist so gar nicht deathig oder thrashig, sondern irgendetwas mit Gothic und Keyboards. Hm, gar nicht so meine Baustelle, aber man soll ja offen sein für alle Musikrichtungen. Was die Burschen hier betreiben, ist schon ein echter Stilbruch, muss man sagen, aber da ich das Vorgängeralbum nicht kenne, kann ich da eigentlich ja auch keine Meinung zu abgeben. Egal, zurück zum aktuellen Album, denn darum geht es ja. Der Opener und das muss man ehrlich sagen, geht gut ins Ohr und ist nicht so kitschig oder traurig melancholisch. Klingt gerade zu Beginn rockig und auch ein wenig poppig. Der klare Gesang und die Keys erzeugen schon eine gute Atmosphäre. Die Gitarre setzt drückend ein. Irgendwie hat das was. So zieht der Song sich hin, baut sich auf und erzeugt ein hypnotisches Gefühl. Der Gesang wird härter und dann erhöht man geringfügig das Tempo. Nach einer gewissen Zeit holen sie mich damit aber nicht ab, aber genau dann wird ein schneller und druckvoller Part eingebaut. Gute Idee. Interessant und gut und dann ist auch schon Ende.
Wenn das ganze Album so weitergeht, dann kann ich mich durchaus dafür erwärmen, aber schon My Solitude, der nachfolgende Song, zeigt ein etwas anderes Gesicht. Geht komplett spurlos an mir vorbei. Das Hauptriff klingt ganz gut, aber der Rest klingt sehr belanglos und nicht überzeugend.
Goth And Exhausted klingt da schon wieder besser. Mit dem rockigen Drumming zu Beginn und dem flüssigen und atmosphärischen Part danach. Der nachfolgende Part klingt rockig und bedient zugleich auch die Gothic-Schiene. Sicherlich nicht mein Cup of Tea, aber da passiert etwas. Den weiblichen Sprechgesang hätte man sich schenken können, aber das ist nicht so tragisch. Die Keys klingen wie aus den Siebzigern/Achtzigern und das Material bleibt hängen.
Der romantische Anfang bei Aqua Tofana mit sirenenhaften Chorklängen und den angenehmen männlichen und weiblichen Klarstimmen kann bei mir punkten. Und auch das Riffing und die betonenden Drums klingen gut. Der Song schleppt sich zwar, wird aber, gerade durch die Frauenstimme, nicht langweilig. Ja, das klingt interessant und zieht mich durchaus kurzfristig in seinen Bann. Das melodische Riffing ist echt geil, zumal die Keys dieses sphärisch begleiten.
Dagegen zieht Autumn Song, der fast acht Minuten geht, irgendwie an mir vorbei, so wie nächtliche Schatten. Auch hier verwenden sie ganz gutes Riffing, aber so richtig können sie mich damit nicht auf die dunkle Seite ziehen. Geht schon in Richtung Doom.
Beim Rausschmeißer Succumbing To The Ravages Of Age ist es ähnlich. Der Song ist ruhig und sinnig. Dieses kommt am Anfang noch recht gut, verliert aber seine Wirkung, je länger der Song wird. Zumindest bei mir. Erst nach knappen 04:30 wird der Song ein wenig härter, aber nicht wirklich viel. Allerdings muss sich so ein Song vielleicht auch erst einmal entfalten. Am Ende wird er sogar noch einmal richtig gut. Vielleicht hätte der Übergang ein wenig eher erfolgen sollen.