The Pinpricks – This Stuff Is Poison

Power Rock aus dem hohen Norden

Artist: The Pinpricks

Herkunft: Kiel, Schleswig-Holstein, Deutschland

Album: This Stuff Is Poison

Spiellänge: 30:19 Minuten

Genre: Garage Rock, Power Rock

Release: 11.10.2024

Label: Toanol Records

Links: https://www.thepinpricks.de/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Ronja Kaminsky
Bass, Gesang – Nils Degenhardt
Schlagzeug – Gerrit Drude

Tracklist:

  1. Sugar K.
  2. Killing Trap
  3. I’m Not Sorry
  4. No More No
  5. Anyway
  6. If You Only Had The Time
  7. Tell Me Mother
  8. I Just Wanna Feel
  9. Figure It Out
  10. The Drugs
  11. Stupid

The Pinpricks sind Nordlichter. Zu den drei Kielern gehören Frontfrau Ronja Kaminsky (vox / git) sowie Nils Degenhardt am Bass / Backgroundgesang und Gerrit Drude an den Drums. This Stuff Is Poison ist nun das offizielle Debütalbum des Trios, obwohl sie schon national in der Szene bekannt sind. Sie standen bereits im Vorprogramm von Thundermother und Mando Diao, hatten Auftritte auf der Kieler Woche, dem Wacken Open Air, dem Burning Pants Festival oder auch auf dem Open Flair Festival. Nach Hunger (2018) und Bait (2020) war Rituals, die dritte EP, vor fast auf den Tag genau drei Jahren erschienen. Das Release des Debütalbums wurde akribisch vorbereitet und sollte spätestens im Frühjahr stattfinden. Doch wie das bei Paaren dann manchmal so ist, wurde Ronja schwanger. Ihre Liveshows strotzen vor Energie, aber das war so natürlich nicht mehr möglich. Ronjas Räubertochter, sorry für das Wortspiel, ist nun gesund auf der Welt und es geht musikalisch weiter.

The Pinpricks, Hamburg 2023; Foto: Norbert Czybulka

Wer The Pinpricks auf den letzten Konzerten gesehen hat, wird schon einige der Songs kennen. Figure It Out, I Just Wanna Feel sowie Sugar K spielt die Band bereits seit drei Jahren live. I’m Not Sorry, Anyway und The Drugs stellten sie bereits unter anderem beim Schuby Open Air 2023 der Öffentlichkeit vor.

Für die Fans der Band ist klar, diese Scheibe ist ein lustvolles Geballer. Hier vermengen sich Punk- und Garagerock, Indie, derbe Heavy-Momente und ein eingängiges Hook-Feuerwerk zu Songs, die man so schnell nicht wieder vergisst. „Wir wollten schon ganz bewusst im Sound diesen 80er- und 90er-Einschlag auf unserem Album haben. Gleichzeitig sind wir natürlich noch immer beeinflusst von unseren früheren Sachen, die mehr im Punk- und Garage-Rock verortet waren.“, erklärt Ronja im Interview. „Für das Album haben wir eine Förderung von der Initiative Musik bekommen, und das hat schon enorm geholfen, den Sound der Band und jedes einzelnen Songs noch mal ein gehöriges Stück nach vorne zu bringen und ‚unseren‘ Sound wirklich auszuarbeiten. Gleiches gilt aber auch für die Texte, die Songstrukturen und alle weiteren Details.“ Zwei Jahre haben Ronja und Nils konzentriert an dieser Platte gearbeitet. Gemeinsam mit dem Produzenten Denny Meissner sowie Alex Henke haben sie in den Boogie Park Studios Hamburg viel ausprobiert und wieder verworfen, was bei der Produktion der EPs nicht möglich war. Diesmal konnte es durch die Förderung realisiert werden.

The Pinpricks Bandfoto; Foto: Norbert Czybulka

Los geht es mit Sugar K. Der schon fast poppige Song mit Mitsingfaktor macht einfach gute Laune. Killing Trap legt dann einen Zahn zu, bleibt aber im melodiösen Mitsingmodus. I’m Not Sorry lebt von Tempowechseln. Die Machart erinnert mich entfernt an Debbie Harry von Blondie. Mit No More No fängt das Geballer dann langsam an, Fahrt aufzunehmen. Würde ich die Band nicht kennen, hätte ich diesen Track in die Schublade Pop-Punk gesteckt. Die erste Vorab-Single Anyway ist ein Song mit einer herrlichen Selbstironie. Musikalisch fängt der Kopf unweigerlich an zu wippen. If You Only Had The Time legt den Fokus auf Ronjas Gesang, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen. Tell Me Mother beginnt für die Pricks ungewöhnlich, mit elektronischen Klängen, die mich an meine Jugend mit der Band Devo erinnern. I Just Wanna Feel ist ja schon seit Jahren im Liveprogramm und einer der tanzbarsten Tracks, obwohl er von Tempowechseln lebt. Figure It Out ist ebenso schon fester Bestandteil der Konzerte gewesen, hält das Tempo hoch. The Drugs hingegen beginnt im Stile eines Rapsongs, um dann wieder die Gangart zu wechseln. Stupid ist dagegen ganz anders. Der reine Punksong legt noch mal eine Schippe drauf, ist nicht nur eine Überraschung auf dem Album, sondern auch mein persönlicher Favorit. Allerdings ist der Track auch nur 67 Sekunden lang. Als ich Nils nach einem Pre-Listening darauf ansprach, bestätigte er mir, dass der Song kurz und knackig bei einem Jam im Proberaum entstand, den er zufällig mitgeschnitten hatte.

Auf der aktuellen Homepage https://www.thepinpricks.de finden sich nicht nur aktuelle Konzerttermine, sondern auch Streams und Videos der bisherigen Musik der Band. Hier findet sich auch der aktuelle Shop bei Tuanol Records, auf dem ihr diese außergewöhnliche LP bestellen könnt. Das Album erscheint digital im Download und Stream, aber auch physikalisch als Digipack-CD. Die LP-Ausgabe erscheint in 180 Gramm Rosa Vinyl, die Spezial-Edition mit der Fanbox hat ein anderes Cover.

The Pinpricks – This Stuff Is Poison
Fazit
Mit ihrem Debütalbum balancieren die Drei virtuos auf dem schmalen Grat zwischen „zeitgemäß“ und „zeitlos“. Seit ich mir die Vinyl abgeholt habe, mache ich wieder Gymnastik, denn da die Scheibe bei mir in Dauerschleife auf dem Plattenteller liegt, muss ich ständig aufstehen. Das ist der einzige Kritikpunkt an dem Album: Es ist vieeel zu kurz. Mit gerade einmal 30 Minuten ist meine Sucht lange nicht gestillt. Immerhin bereiten sie ihr Bühnen-Comeback vor, sodass ich nicht nur die Konserve bemühen muss.

Anspieltipps: Sugar K, Anyway und Stupid
Norbert C.
9.5
Leserbewertung1 Bewertung
9.6
9.5
Punkte