Amputate – Abysmal Ancient

Portugiesische Einladung zu einer Reise in die amerikanische Death Metal Vergangenheit

Artist: Amputate

Herkunft: Portugal

Album: Abysmal Ancient

Spiellänge: 39:05 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 11.10.2024

Label: Massacre Records

Link: https://www.facebook.com/amputateofficial/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Nuno Santos
Gesang und Gitarre – Tom Kuzmic
Bassgitarre – Rafahell
Schlagzeug – Tobias Tellenbach

Tracklist:

1. I Am Genocide
2. Abysmal Ascent
3. Malevolent Manifestation
4. Cavernous Temple Of The Absurd
5. Hybrid Organism
6. Extractive Monolith
7. Sepulcro
8. Venomous Prophecies
9. Visceral Dominion
10. Perpetuum

Die portugiesische Formation existiert bereits seit dem Jahre 2011, aber so richtig vorwärtsgekommen ist man nicht. Erst im Jahre 2016 erschien das Debütalbum namens Tortura Macabra. Aus diesem Grunde hat der Cheffe Nuno Santos ordentlich aufgeräumt und eine neue Mannschaft gesucht und gefunden. Dies führte dazu, dass Tom von Disparaged einstieg und 2022 das zweite Album erschien. 2023 ging das Musikerkarussell weiter. Ex-Distress-Member und Brasilianer Rafahell stieß am Bass dazu und an den Drums konnte er den Schweizer Tobias überzeugen, der u.a. bei Kraanium ballert, sodass man mittlerweile eine internationale Truppe darstellt.

Langsam und schleppend legen die Burschen von Amputate los und wiegen einen bei I Am Genocide erst einmal in Sicherheit. Recht simpel, aber mit sehr viel Druck. Man kann den Titel des Songs heraushören und mitbrüllen. So kann man erst einmal starten. Doch dann verfällt man nicht in blinde Raserei, sondern steigert das Tempo, lässt die Gitarren erst einmal für sich sprechen und erst nach einem Break kommt der Knüppel zum Einsatz. Dieses ist feine, brutale Schule. Die Stimme ist schön tief und holt alles aus sich raus. Obituary-ähnliche Screams werden dazugeholt, um dann ein verspieltes Solo in Angriff zu nehmen. Sehr fett. Wieder eine kurze Verschnaufpause, denn es muss ja auch einmal wieder geballert werden. Wieder ein Wechsel ins feine Midtempo, bevor man dann ein geiles melodisches Lead herausholt und das Schiff sicher und gut in den Hafen fährt. Geht gut ins Ohr. Das Hauptriff verleitet mich dazu, später am Tage noch einmal wieder Morbid Angel zu hören. Die Wechsel kommen zur rechten Zeit und stören nicht den Fluss des Songs, sodass man gerne die Repeattaste drücken darf oder kann, wenn da nicht noch genügend andere Songs auf einen warten würden.

Abysmal Ascent zum Beispiel. Ein feines, old schooliges Intro. Ah ja, so etwas war damals sehr angesagt und darauf stehe ich total. Wassertropfen, ein dramatischer Stimmenchor im Hintergrund und eine unheimliche Szenerie. Könnte aus einem Film stammen. Ist egal, denn ist passend ohne Ende. Und natürlich muss man dann gleich dazu den old schooligen Hammer herausholen, da gibt es keine zwei Meinungen – gesagt, getan. Ein helles Solo erklingt und bringt ein wenig Romantik in die Geschichte, die dann wieder mit schnellen Elementen und ein wenig Hektik bestückt wird. Im Uptempo und mit ziemlich geilem Riffing agiert man weiter. Dieses bleibt hängen und der Zuhörer vor der Anlage auch. Natürlich nur im übertragenen Sinne. Stakkatomäßig drückt man dann einen im Midtempo ordentlichen rein, um wieder ins spielerische Solo zu verfallen. Dieses wird mit Blastattacken kombiniert und der Vorgang wiederholt, und zu meiner Überraschung ist dann auch schon mit dem Liedchen Schluss. Nach dreimaligen Hören bin ich zum Entschluss gekommen, dass es eine gute Entscheidung ist, denn es fehlt tatsächlich nichts. Beim erstmaligen Hören hatte ich das Gefühl, es fehlt etwas, aber nein. Schon in Ordnung. Interessante Herangehensweise und ein interessantes Songwriting. Schön abwechslungsreich.

Der brutale, old schoologe Death Metal findet auch seine Zuflucht im Song Malevolent Manifestatition. Hier legt man erst einmal groovig und strukturiert los, Gitarrenquietscher und die langsam treibenden Drums bestimmen den Alltag. Ein kleiner melodischer Part verdunkelt dann den Rest. Break, Bass spielt fein vor und dann kommt eben nicht, wie erwartet, eine sofortige Attacke, sondern erst ein Zwischenspiel und dann der Angriff auf die Nackenmuskulatur. Dieser hält aber nur kurz an, denn danach wechselt man wieder in den treibenden Part. Nun geht es hin und her. Ja, das macht Spaß. So mag ich alter Hase das. Ein melodisches Solo wird vorgetragen und der tiefe Gesang und die Screams gesellen sich dann dazu. Die Gitarre spielt wieder vetrackt vor und wechselt in ein verzwicktes Solo rüber. Diesen Moment kostet der Sechsaiter aber so richtig einmal aus und auch hier erwartet man irgendwie einen Part, der danach folgt, aber dem ist nicht so. Anders als bei Abysmal Ascent fehlt mir da allerdings etwas. Macht aber nichts, der Song entfacht bei mir nun das Feuer, wie bei den beiden vorherigen Songs.

Songs wie das recht kurze, rein instrumentale Stück Hybrid Organism oder Sepulcro gehen verdammt gut ins Ohr. Diese Mischung aus riffbetonten Momenten und dem damit verbundenen Groove, dem Uptempo und dem wechselnden Gesang macht echt Laune. Und alles im Namen der alten Schule. Nicht alles hat mich komplett umgehauen, aber ich hatte einen Heidenspaß beim Hören.

Am Ende beweisen die Burschen mit dem Song Perpetuum, dass sie auch so richtig schön schnell können. Die Gitarre darf immer den Untergang ankündigen und dann gibt es aufs Maul. Wer mich kennt, weiß, dass ich da nicht abgeneigt bin. Attacke und ohne Rücksicht auf Gefangene. Man wiederholt den Songnamen des Öfteren und ich kann schon vor der Anlage abgehen und mitbrüllen. Ja, herrlich. Sicherlich nicht ein Song, der als Aushängeschild für dieses Album gelten kann, aber mir gefällt dieser abrupte Überfall auf meine Lauscher. In knappen neunzig Sekunden kann man auch sehr viel erzählen.

Amputate – Abysmal Ancient
Fazit
Die Portugiesen von Amputate wissen, wie der alte Hase läuft und wohin. Gerade Freunde der alten amerikanischen Schule werden gute Laune bekommen, denn musikalisch kann man die Band irgendwo zwischen Morbid Angel, Immolation und Monstrosity einsortieren. Klar, ist das nicht neu, aber wen interessiert das schon, wenn das Songwriting und der doppelte Gesang, sowie die schöne, altbackene Produktion den Kern des Zuhörers treffen und überwiegend zum Schmelzen bringen. Diese knappen vierzig Minuten laden zu einem Roadtrip in die Vergangenheit ein, und dieser Einladung darf man gerne folgen.

Anspieltipps: I Am Genocide und Perpetuum
Michael E.
7.9
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