Aiwaz – Darrkh… It Is!

Traurig und epischer Doom Metal der Spitzenklasse

Artist: Aiwaz

Herkunft: Deutschland

Album: Darrkh… It Is!

Spiellänge: 53:31 Minuten

Genre: Doom Metal

Release: 25.10.2024

Label: Hammerheart Records

Link: https://www.facebook.com/aiwazdoom/

Bandmitglieder:

Gesang – Arkadius Kurek
Alle Instrumente – Timo Maischatz

Tracklist:

1. Darrkh… It Is!
2. The Ghost That Once Was I
3. In This Silence
4. Cemetery Of Hearts
5. Garden Of Despair
6. When Judas Spins The Wheel

Die aus Dortmund stammende Band passt vom Prinzip her eigentlich nicht in mein Raster, aber hin und wieder bin ich ja auch ein Freund der doomigen Klänge. Allerdings meistens in Verbindung mit Death Metal. Das Duo Aiwaz aus Dortmund hat eine gesunde Aufteilung. Arkadius singt und den Rest erledigt dann der Timo. Im Jahre 2017 fand die Gründung der Band statt, aber man hat sich erst einmal ein wenig Zeit gelassen, um dann im Jahre 2020 die erste Single herauszubringen. Allerdings schaffte man es, das Label Hammerheart Records von sich zu überzeugen. Zweit weitere Singles wurden dann 2024 rausgehauen und nun liegt das Debütalbum vor, inklusive der drei Singleveröffentlichungen.

Okay, bewegen wir uns einmal auf fremdes Terrain und starten mit dem Titelsong Darrkh… It Is! Drumschläge und dann geht es episch, hochemotional und langsam zu Werke, aber nicht weinerisch. Eine melancholische Melodie bohrt sich in meinem Kopf. Die Gitarre gesellt sich, ebenfalls langsam, aber druckvoll dazu. Okay, dann setzt der Gesang ein. Clean und in zwei Varianten. Aber auch hier gilt, dass es sehr passend ist. Ich bin positiv überrascht. Okay, live wäre das wahrscheinlich nicht mein Fall, aber so auf Album und in einer düsteren Stimmung und/oder Umgebung hat das absolut was. Es geht etwas in Richtung Gothic, wie ich finde, aber auch das klingt irgendwie stark. Diese langsamen, traurigen Melodien und Rhythmen nehmen einen schon mit auf eine Reise in den eigenen Abgrund. Es wird ein wenig Spannung aufgebaut, auch die Stimmlagen verändern sich – dann auf einmal kommt Bedrohung auf und es wird gegrowlt und gescreamt. Der doppelte Gesang kommt sehr bösartig herum. Tempomäßig bleibt man aber im doomigen Sektor und zieht diese Beklemmung gnadenlos durch. Wieder so ein geiles Riff. So düster. Diese geheimnisvollen Elemente fand ich damals bei Bands wie My Dying Bride oder Paradise Lost schon sehr geil. Da kamen aber eben noch Death Metal Elemente dazu. Diese haben Aiwaz nun eben nicht am Start, aber dafür sehr viel Epos und Emotionen. Wenn man sich selber in einer schlechten Stimmung befindet, kann dieser Song einen heilen oder endgültig die Vernichtung einläuten. Das Teil geht über zehn Minuten. Meines Erachtens zu lang, aber das ist ja ein grundlegendes Problem von mir. Am Ende werden die Gitarren ein wenig härter und dann ist dieser Trip zu Ende und lässt einen überraschten Reviewer zurück.

Weiter geht es mit The Ghost That Once Was I. Die cleanen Klänge nehmen einen gleich mit in eine Traumwelt. Sehr erhaben und diese Ballade, so möchte ich sie mal nennen, wird sicherlich dem einen oder anderen Fan dieser Richtung ein Lächeln ins Gesicht und eine Träne ins Auge bringen. Man schreitet stimmungsvoll durch die Gegend und erzeugt eine Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Unbedingt anchecken. Dieser Sieben-Minuten-Ritt hat es in sich und dürfte Fans von Candlemass dazu auffordern, länger im Sattel zu bleiben.

Das folgende In This Silence lässt dann wieder das My Dying Bride Herz, welches ich früher einmal hatte, erwecken. Neben den epischen Momenten gibt es dann langsame, beinahe deathige Riffs mit Growlgesang. Dann wird es wieder erhaben. Und so geht es hin und her. Der Song geht fünf Minuten und löst eine gewisse traurig-romantische Stimmung in mir aus. Musik, die bewegt.

Der Unterschied, den ich bei mir feststelle, ist, dass ich finde, dass Aiwaz diese traurigen Melodiebögen nicht so kitschig spielen. Das hat mich an den letzten My Dying Bride immer gestört. Gefällt mir hier besser. Aiwaz lassen Gefühle sprechen und tanzen. Die Soli sitzen und werden nicht unendlich ausgebreitet, sondern verbreiten an der einen oder anderen Stelle durchaus Gänsehaut. Und hier und da haben sie auch Einflüsse von Marillion.

Gefühlvoll und tragend geht es dann in die nächste Runde. Cemetary Of Hearts überzeugt mit einer traurigen Grundstimmung.

Garden Of Despair kommt dann mit einzelnen Tönen zu Beginn, die in einem durchaus eine gewisse Verzweiflung hervorrufen können. Der ganze Song ist wieder so verträumt, episch und hat wieder diese geilen Melodiebögen am Start. Auch dieser düstere Cleangesang, der eigentlich überhaupt nicht so mein Fall ist, passt absolut. Es sind Variationen mit eingebaut, die man quasi fast gar nicht mitbekommt. Sehr interessant.

Beim letzten Song When Judas Spins The Wheel hört man wieder, dass die beiden Protagonisten ganz gerne in den heimischen Kellergewölben My Dyig Bride hören. Diese langsamen Doom-Riffs und diese traurigen Melodiebögen können sie einfach, das muss man so sagen. Ich bin sicherlich keiner, der sich in dieser Richtung auskennt, aber was ich höre, gefällt mir absolut. Ich bin absolut überrascht.

Aiwaz – Darrkh… It Is!
Fazit
Als Musikkonsument, der sich überwiegend im Krachsektor aufhält, bin ich absolut von dem fasziniert, was ich hier gehört habe. Episch und erhaben geht das Duo Aiwaz hier zu Werke, ohne dabei kitschig oder übertrieben zu sein. Mir gefallen sie besonders, wenn sie in Richtung My Dying Bride agieren und ich finde sogar, dass das Händchen zum Songwriting bei Aiwaz besser ausgeprägt ist. Diese traurigen Melodiebögen haben es absolut in sich und erzeugen teilweise Gänsehautmomente. Selbst der cleane Gesang setzt Emotionen frei und ab und zu wird, passend zur Stimmung, auch gegrowlt. Bin kein großer Kenner der Doom Szene, aber wer Candlemass, Solitude Aeternus und My Dying Bride mag, wird dieses Album lieben.

Anspieltipps: Darrkh... It Is! und In This Silence
Michael E.
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