Betraying The Martyrs + Support am 21. März 2018 in der Rockfabrik, Ludwigsburg

“Das erste Bier geht dennoch zu Boden”

Headliner: Betraying The Martyrs

Vorband(s): From Sorrow To Serenity, Modern Day Babylon

Ort: Rockfabrik, Ludwigsburg

Datum: 21.03.2018

Genre: Metalcore, Post Hardcore Metal, Instrumental Metal, Deathcore

Besucher: ca. 150 Besucher

Link: http://betrayingthemartyrs.com/

Die Rockfabrik in Ludwigsburg ist wohl eher für ihre netten Clubabende, als für große Konzerte bekannt. Ab und zu hat man aber die Gelegenheit hier durchaus in den Genuss von Livebands zu kommen. So auch am 21. März 2018, an welchem die französische Metalcore Band Betraying The Martyrs während ihrer Europa Tour die kleine Bühne in Anspruch nimmt und sie mit lauten Klängen füllt.

Der Zugang zur Rockfabrik bzw. zum Bühnenbereich der Rockfabrik liegt innerhalb eines Parkgebäudes und bereits vor der leicht ominös wirkenden Tür stehen die ersten Fans, die sich trotz der Kälte im T-Shirt recht gelassen zeigen. Drinnen erwartet die Besucher ein eher kleinerer Raum, die Bühne dabei bereits so vollgepackt, dass das Bewegen dort oben wohl durchaus mit den einen oder anderen Risiken verbunden sein wird. Die anwesenden Fans stören sich an dem geringen Platz auch vor der Bühne eher nicht, beschäftigen sich noch mit dem Merchandise, welcher an einer Bar platziert ist oder eben mit der offenen Bar direkt gegenüber.

Pünktlich geht es mit From Sorrow To Serenity als Opener dann auch schon los. Diese Jungs wissen wohl, dass Eindruck sowie Bühnenpräsenz bei eher unbekannten Bands das A und O bedeutet, denn genau hierauf legen sie besonders wert. Ob witzige Grimassen, irres Zucken sowie leicht unpassendes Tanzen – Hauptsache Bewegung und Ausdruck ist dabei im Spiel. Dem Publikum scheint es auf jeden Fall zu gefallen und startet auch schon die ersten Pits, wenn auch etwas verhalten – das erste Bier fliegt dennoch bereits zu Boden.

Mit Modern Day Babylon folgt nicht irgendeine zweite Band des Abends, sondern eine musikalische Veränderung, welche dann doch etwas Gewöhnungszeit braucht. Denn die Jungs verzichten komplett auf den Gesang und liefern ein ca. halbstündiges Set an dichter und fesselnder Instrumentalmusik. Das Publikum scheint wohl ganz ähnlich zu meiner persönlichen Empfindung erst einmal eine Gewöhnungsphase zu brauchen. Vom stetigen Nicken zu heftigen Headbangen und immer lauter werdenden Jubelrufen ist hier definitiv eine Art Steigerung zu erleben. Und auch Modern Day Babylon selbst scheinen im Set immer sicher und sicherer zu werden, auch vielleicht, weil die stärkeren Stücke sich in der zweiten Hälfte des Sets verstecken. Also, wer sonst eher selten in den Genuss von Instrumentaldarbietungen kommt, hat hier die Chance sich einfach mal unverbindlich drauf einzulassen.

Der Headliner des Abends Betraying The Martyrs (BTM) bringt natürlich nicht nur wieder Vocals zurück in die Rockfabrik, sondern auch noch größere Freude und Erwartungen beim Publikum. Die Franzosen bestechen vor allem mit ihren keyboard- und pianolastigen Songs sowie ihren zwei Vocalists, die sowohl screamen als auch Cleans liefern, wenn auch Letzteres eher von Victor übernommen wird. Kaum betritt die Band die Bühne scheint diese auch bis zum letzten Zentimeter gefüllt mit Instrument oder Mensch eben. Insbesondere das Keyboard wird während der Performance von Victor sehr gerne umhergewirbelt und dient fast gleichzeitig als Requisite. Der Sound könnte wohl insgesamt besser sein, dies liegt wohl jedoch an den Gegebenheiten der Location. BTM holen raus, was sie können und so ein leicht rauchiger Sound gehört zu kleinen Clubshows eben dazu.

Der Pit jedenfalls nimmt den kompletten Zuschauerbereich ein und durch den inzwischen vom Bier teils klebrigen, teils nassen Boden zeigt sich hier ein gewisses Schlittern der Mitstreiter. Neben Schlittern beweisen die Zuschauer aber auch vor allem ihre Textkenntnisse, so sind es doch vor allem die neusten Songs der letzten Platte Disillusioned, welche laut mitgeschrien werden. BTM sind während der gesamten Performance immer ganz nah am Zuschauervolk und werfen sich auch gerne mal in dieses hinein. Und auch wenn das Konzept der Zugabe nur theoretisch erklärt wird, da ein „Runtergehen“ von der Bühne in der Rockfabrik dann doch wie sonst nicht möglich ist, so ist dafür der Humor umso größer. Ein kleiner Wermutstropfen, dass der Klassiker Let It Go nicht geliefert wird, bleibt am Ende vielleicht bei dem Einen oder Anderen dennoch.

Am Ende kleben der Schweiß und das verflossene Bier wohl an der Decke und man kann BTM nur als eine der interessantesten, kleinen Bands des Metalcores beschreiben. Und auch wenn sie nach drei Alben noch immer in sehr kleinen Clubs anzutreffen sind, so sind es doch genau diese Shows, die so viel Charme haben.