Cancer – Shadow Gripped

“Manchmal sollte man wissen, wann besser Schluss ist!“

Artist: Cancer

Herkunft: Telford, Shropshire, England

Album: Shadow Gripped

Spiellänge: 43:57 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 02.11.2018

Label: Peaceville

Link: https://www.facebook.com/goryend/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – John Walker
Bassgitarre – Ian Buchanan
Schlagzeug – Carl Stokes

Tracklist:

  1. Down The Steps
  2. Garotte
  3. Ballcutter
  4. Organ Snatcher
  5. The Infocidal
  6. Half Man Half Beast
  7. Crimes So Vile
  8. Thou Shalt Kill
  9. Shadow Gripped
  10. Disposer

Wenn ich die Briten Cancer nicht vor ein paar Monaten live erlebt hätte, dann wäre diese zweite Reunion der Death Metaler völlig an mir vorbeigegangen. Seit fünf Jahren sind sie angeblich wieder aktiv, haben bis dato jedoch noch nichts Neues auf einen Silberling gebracht. Der Letzte mit dem Titel Spirit In Flames liegt schmale dreizehn Jahre zurück. Über Peaceville wollen es die drei Crackpots noch mal wissen. Meine Skepsis bleibt nach dem eher standesgemäßen Auftritt ohne große Höhepunkte von vor über einem Jahr. In einer Dreiviertelstunde müssen zehn Stücke herhalten, die von John Walker durch den Fleischwolf gedreht werden.

Neben dem doch gelungenen Artwork bleibt eigentlich nur Thou Shalt Kill mit dem stumpfen Anstrich und dem aggressiven Refrain hängen. Der Rest bleibt hörbar, rumpelt aber irgendwo im weiten Land vor sich her, ohne die gewünschten Schädel der Ungläubigen zu spalten. Jetzt wollen wir mal tiefer in die Platte abtauchen. Nur zu behaupten, dass sie über das Mittelmaß nicht hinauskommt, ist da doch zu wenig. Die Anforderung an die Kultband, die um 1990 ihren vermeintlichen Zenit hatte, darf als hoch angesehen werden. Trotzdem ist bei den ganzen Pausen schnell die Luft beim Krebsgeschwür ausgegangen. Wenn man frech argumentieren möchte, könnte man auch behaupten: Wenn jeder Krebs wie Cancer agiert, dass die Todesrate rasant in den Keller geht. Dumpfe Beats ziehen den Hörer da auch Mental in kein Tal der Tränen. Ian Buchanan am Bass und Carl Stokes hinter der Schießbude versuchen die Grundstimmung druckvoll nach unten zu manövrieren, das gelingt den Engländern noch gut, nur bleibt es bei wulstigem Old School Death, der kaum einen Nacken zum Orgasmus bringt. Die zweite Reunion, das neue Album und den Auftritt im Allgemeinen hätte man getrost in einem staubigen Proberaum in Telford lassen können. Wenn John Walker nicht noch eine unerklärliche Wende hinbekommt, versickern Cancer gnadenlos im ausgetrockneten Boden, wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Fazit: Puh, gut, meine Erwartung war durch die letzte Liveperformance bereit eingeschränkt - was Spirit In Flames serviert, darf als limitiert abgestempelt werden. Vor drei Jahrzehnten hätte das vielleicht noch geklappt, einen derben Hall auf die guten Vocalpassagen zu legen und griffige Midtempo Riffs zu zementieren. Vergleichen kann man die Session mit dem Brexit. Erst wollen die Briten aus der EU raus, um nach wenigen Monaten zu merken, dass die Idee doch scheiße war. Das Ergebnis: Völlig überforderte Politiker, ein heilloses Durcheinander und am Ende steht unterm Strich nicht viel - also quasi das Ergebnis unser Fußballnationalmannschaft bei der WM in diesem Jahr in Russland. Vergleicht man diese politischen und sportlichen Missstände, kommt man irgendwie auf Cancer im Jahr 2018. Um es auf de Punkt zu bringen: Spirit In Flames kann man mal anhören, beim einmaligen Intermezzo dürfte das bei vielen jedoch leider bleiben.

Anspieltipps: Thou Shalt Kill
Rene W.
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