Defected Decay – Troops Of Abomination

Westfalen im Bolt Thrower Rausch

Artist: Defected Decay

Herkunft: Hattingen, Deutschland

Album: Troops Of Abomination

Spiellänge: 49:22 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 15.07.2022

Label: Silent Watcher Records

Link: https://defecteddecay.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Daniel Funke
Alle Instrumente – Dirk Nickel

Tracklist:

  1. Commit To The Fire
  2. Resist
  3. A Last Farewell
  4. Troops Of Abomination
  5. Bitter Reminders
  6. Siege Of Death
  7. Beyond All Comprehension
  8. Redemption Acquired
  9. The Raid
  10. Death March

Die beiden Protagonisten Dirk Nickel und Daniel Funke sind eigentlich bei Suffersystem unterwegs und waren vorher bei bekannten Bands wie Resurrected und Dark Before Dawn aktiv. 2019 kamen sie auf die Idee, eine weitere Band aus dem Boden zu stampfen und so war Defected Decay geboren. Im Jahre 2020 kam dann auch gleich das Debütalbum namens Kingdom Of Sin auf den Markt und nun haut man das zweite Schlachtschiff heraus.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Einfluss doch die Band Bolt Thrower hat. Zu recht natürlich, denn die britische Groovemaschine ist ja auch einfach nur geil. Und irgendwie schafft es keiner so richtig, in die großen Fußstapfen der Band zu treten.

Auch Defected Decay kann nicht abstreiten, dass in den heiligen Hallen des Proberaums des Öfteren Bolt Thrower gelaufen ist. Nach ca. 30 Sekunden des Openers Commit To The Fire wird dieses sofort klar. Kleine Einleitung zu Beginn und dann wird sehr druckvoll agiert. Die Doubelbass zeigt sich dafür zuständig und der gefühlte Panzer nimmt seinen Lauf. Sehr schön. Setzt sich sofort in den Gehörgängen fest und auch Humiliation Freunde werden begeistert sein. Immer wieder werden kleine Grooves mit eingebaut, wenn die Doublebass mal eben nicht den Alltag bestimmt. Ein melodisches Lead mit Tempoverschärfung kommt dann sehr überraschend, passt aber. Das Lead wird dann wiederholt und weiter geht die Walze. Der Song ist richtig lang, kommt aber sehr abwechslungsreich aus den Boxen, denn auch am Ende wird noch einmal ein neuer Part mit eingebaut.

https://www.youtube.com/watch?v=bUb97IFPViI

Resist setzt da gnadenlos an. Bolt Thrower-Geschleppe Deluxe mit geilem, melodisch düsterem Gitarrenlead. Zwischendurch gibt es so eigenwillige Drumschläge, die nach Glockenklängen klingen. Sehr gut. Ansonsten stehen die Engländer hier wieder absolut Pate. Auch Genosse Daniel versucht, ein wenig wie Karl Willets zu klingen. Ist natürlich schwer. Dieses langsame Lead ist aber schon schaurig und macht Laune. Resist kann man am Anfang und Ende mitgrölen. Perfekter Start und perfektes Ende.

Mit einem Cleanpart und Flüstergesang startet man bei A Last Farewell. Schön düster und teilweise atmosphärisch. Danach nimmt der Untergang natürlich seinen Lauf. Auch Fans der Gruppe Hail Of Bulletts kommen hier auf ihre Kosten. Der Song ist schön schmutzig, nimmt mich aber nicht so ganz mit wie die Vorherigen. Der cleane Part wird noch einmal eingebaut. Der Sprechgesang darf auch noch einmal ran und die typischen Trademarks folgen.

Mal sehen, was der Titeltrack Troops Of Abomination so kann. Ganz langsam und schleppend fängt er an, aber schon kurz nach Beginn wird klar, hier wollen sie eine Huldigung loswerden. Das Tempo wird ein wenig variiert und ein positiv nervenaufreibendes Lead wird dauerhaft zum Besten gegeben und spaltet das Gehirn. Bleibt wohl hängen. Darüber wird dann Troops Of Abomination gebölkt und alle sind happy. Auch die Genossen von Asphyx und Benediction kann man heraushören, nicht nur bei diesem Song. Der langsame, atmosphärische Teil hat absolut was und kommt sehr gewaltig.

Textlich beschäftigt sich das ganze Album mit den Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Leider ist dieses Thema ja gerade wieder sehr aktuell.

Ja, nee, das geht gut ins Ohr, muss man sagen. Klaro, hat man das Ganze schon auf irgendeine Art und Weise gehört, besonders eben bei Bolt Thrower, aber trotzdem macht das Zuhören absoluten Spaß und dürfte besonders Fans der Engländer begeistern. Freunde des old schooligen Death Metals dürfen auch zuschlagen. Sicherlich hat man nicht die Durchschlagskraft und auch nicht das Songwriting der Briten, aber wer hat das schon? Ich finde es klasse und hoffe, da kommt noch so einiges nach. Auch der Gesang, der irgendwo zwischen Willets und van Drunen liegt, kann mich begeistern.

Defected Decay – Troops Of Abomination
Fazit
Wer wie ich nie genug bekommen kann vom Death Metal, vor allem vom old schooligen, der sollte hier zugreifen. Wir alle vermissen ja irgendwie Bolt Thrower auf den Bühnen des Undergrounds und Defected Decay lindern diesen Schmerz ein wenig. Hier herrscht ein kompromissloser Groove, der immer wieder mit Geschwindigkeitsverschärfungen kombiniert wird, ohne dass man nun wirklich schnell wird. Knallende Gitarrenleads, drückende Doubelbass und ein Gesang, der an Willets und van Drunen erinnert, erledigen dann den Rest. Was Neues darf man hier natürlich nicht erwarten, aber dafür nur einfach gut gemachten Death Metal.

Anspieltipps: Resist und Troops Of Abomination
Michael E.
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