Keimels Metalldetektor Ausgabe April 2018

Der Metalldetektor ist zurück. Aus dem Winterschlaf erwacht, sozusagen. Während sich dieser faule Bastard äußerst gemütlich seinen Rücken wundgeschlafen hat, war ich hingegen unermüdlich auf Achse. Der vorangeschrittene Schreibprozess meines neuen Romans lässt die realistische Einschätzung zu, noch dieses Jahr ein gelungenes Ende zu finden. Und die Gesangsaufnahmen zu meinem neuen Art-Pop-Album werden noch vor dem Sommer beginnen. Ein neues Metal-Projekt ist in einer seriösen Planungsphase und auf das eine oder andere Konzert hat es mich auch verschlagen. Eine Menge los also. Da kann es sogar einem Ruhepol wie mir schon mal passieren, dass einem alles ein bisschen über die dampfende Hirnschale wächst, einem der Stresspegel etwas in die Höhe schnellt. So war ich kürzlich beim Supermarkt an der Kasse. Am Ende einer Warteschlange der längeren Art.

Als sich der ungustiöse Schnauzbartträger vor mir dann bei der Kassiererin über zu hohe Marktpreise beschwerte, gab er damit nichtsahnend den Befehl – Film ab. Kopfkino. Slow Motion. Ich stellte mir vor, wie sich meine Hand mit etwa hundert Stundenkilometer auf seine schweinchenrosa Wange legt und sich mit einem dezent roten Abdruck für die nächsten Wochen auf dieser verewigt. Kopfkino aus. Ich kam wieder zur Besinnung und wusste selbstverständlich – geht nicht. Kannst du nicht machen. Normalerweise empfehle ich bei Stress mehr Ruhe, mehr Schlaf, mehr Sport. Ab und zu ist aber ein Gläschen Wein mit guter Musik auch nicht unbedingt das schlechteste Mittel. Am Abend selbigen Tages stellte ich mich also vor mein CD-Regal und musterte etwas unentschlossen die vielen Jewel-Cases. Das mit dem Wein hatte ich schon erledigt. Mehrmals. Da landete ich beim Buchstaben I, nickte mit wiedergewonnener Entschlossenheit und murmelte:“ Boah, schon lange nicht mehr gehört.“ Die Rede ist von In Extremo. Das überaus unterhaltsame Gespräch, das ich mit Sänger Michael Rhein führte, gibt es HIER ZU LESEN!

In Extremo bedeutet so viel wie „in Vollendung“. Und die Namensgebung hätte nicht trefflicher ausfallen können, denn was diese durchaus eigenwillige deutsche Band bereits vollendet hat, unermüdlich und mit regelmäßig neu gewonnener Originalität erzeugt, ist eine wohl unvergleichliche Symbiose aus Rockmusik und Klängen des Mittelalters. Ein gewöhnliches Bandkonstrukt in Form von Elektronikgitarren, Schlagzeug und Bass trifft auf Sackpfeifen und den lyrischen Klang altdeutscher Sprachkunst. Meist Lyrik. Texte, die Menschen bewegen oder aus einer sprachlichen Bewegung heraus so manch einen Menschen erstarren lassen. Eine Sache der Sichtweise. In Extremo haben den Mittelalter-Rock ohne jeglichen Zweifel etabliert und man liegt vermutlich nicht ganz falsch, wenn man behauptet, sie haben dieses Genre erfunden. 1998 legte man den Grundstein für eine unfassbare Erfolgsgeschichte, indem man ein Mittelalter-Projekt und eine Rock-Band miteinander vereinte. Die Entstehungsgeschichte kurz zu fassen – ein Ding der Unmöglichkeit. Es würde den Rahmen sprengen. So sehr wie ihre feuergeladenen Liveshows. Als Mittelaltergruppe begonnen, bespielten die Berliner erst Mittelaltermärkte und kleinere Bühnen. Verschufen sich Gehör. Die Ohren wurden mehr. Die Säcke wurden lauter. Die Ohren größer. Über eine Million verkaufte Tonträger hat man dem Spielensemble abgenommen. Freiwillig. In Extremo ist ein Erfolgsprojekt, Michael Rhein und seine Jungs waren mittlerweile über den halben Globus aktiv, besonders im deutschsprachigen Raum hat die Gruppe mehrere Nummer Eins Hits eingefahren, spielte auf den größten Rock-Festivals, die Europa zu bieten hat und bespielte Bühnen auf Land und See. Auf hoher See waren In Extremo zuletzt in Form des 70000 Tons Of Metal Cruise. Eine spezielle Art von Kreuzfahrt, die Metalheads aus aller Welt in die Weiten unserer Gewässer trägt. Mit ihrer Musik. Mit In Extremo. Mit Rockmusik und Sackpfeife. Hören Sie, werte Damen und Herren, Mannen und Weiber. Lauschen Sie der See und In Extremo und schmecken Sie ein bisschen Gegenwart gepaart mit Geschichte. So süß wie ein Erdbeermund.

Was gibt es Neues in Österreich?

Die Grazer Industrial/Alternative-Rock Formation Drop Down Gods hat im November vorigen Jahres ein neues Album veröffentlicht. Formation ist vielleicht gar nicht mehr passend, handelt es sich mittlerweile zumindest im Studio um ein One-Man-Project. Aber was für eines. Wolfgang Csacsinovits, seines Zeichens Mastermind und Stimme dieses Projekts, beweist mit Bubbles einmal mehr, dass er wohl zu den talentiertesten und kreativsten Musikern im schönen Rock-Österreich zählt. Auf Einheitsbrei, Trends und künstlerische Belanglosigkeiten verzichtet der Grazer Multi-Instrumentalist gänzlich. Vielmehr zündet er mit dem 10-Track-Album Bubbles ein Kreativ-Feuerwerk, das einen schon vor die Frage stellt, warum diesen Musiker noch kein Label der Kategorie Hochkaräter unter Vertrag hat. Er ist nämlich einer! 100% Empfehlung für Drop Down Gods. www.dropdowngods.com / www.facebook.com/dropdowngods

Bluesmusiker gibt es viele. Musiker aber, die den Blues leben, ihn mit jedem Herzschlag, mit jedem Atemzug verkörpern, gibt es eher selten. Einer davon ist der Gitarrist und Sänger Werner Dulemann. Ein Urgestein der steirischen Musikszene. Seit knapp 30 Jahren zeigt der gebürtige Trofaiacher, was man mit einer Telecaster-Gitarre so alles anstellen kann und trägt den Blues dorthin, wo er wohl am Besten aufgehoben ist. Nämlich in Bars und verrauchten Kneipen. Ein authentischer Musiker der alten Schule, einer den Rock ’n‘ Roll nicht nur lebt – sondern einer der den Rock ’n‘ Roll eben auch kann! Besonders interessant für alle Steirer, da sich Dulemann regelmäßig und mit Vorliebe auf den Bühnen der grünen Mark niederlässt, um seine Gitarre zu schwingen. 100% Empfehlung für alle Bluesliebhaber. 100 % Empfehlung für alle Menschen, die auf authentische Rockmusik stehen und einer gehörigen Portion österreichischem Charme etwas abgewinnen können. God save Dulemann! www.dulemann.com / www.facebook.com/dulemann