Marathonmann – Kein Rückzug Kein Aufgeben

“…bis auf einen kleinen Schönheitsfehler!“

Artist: Marathonmann

Herkunft: München, Deutschland

Album: Kein Rückzug Kein Aufgeben

Spiellänge: 26:04 Minuten

Genre: Post Hardcore

Release: 17.01.2014

Label: Century Media Records

Link: http://www.marathonmannband.de

Bandmitglieder:

Gesang & Bass – Michael Lettner
Gitarre – Robin Konhäuser
Gitarre – Christian Wölk
Schlagzeug – Marcel Konhäuser

Tracklist:

  1. Wo ein Versprechen noch was wert ist
  2. Wenn Du dem Teufel deine Hand gibst (akustisch)
  3. Die Stadt gehört den Besten (akustisch)
  4. Wir sind immer noch hier (akustisch)
  5. Camera Obscura
  6. Veränderungen
  7. begegnen / wiedersehen / weitergehen

Marathonmann - Kein Rückzug Kein Aufgeben

Wirklich als Band anzutreffen sind Marathonmann erst seit 2012. Das ist eigentlich kaum zu glauben, wenn man mal einen Blick auf ihr bisheriges Schaffen wirft, das inzwischen schon drei Veröffentlichungen umfasst. Darunter befindet sich zwar ”nur” ein Full-Length-Album, aber trotzdem! Auch eine vernünftige EP braucht ihre Zeit und muss einen gewissen Entstehungsprozess durchlaufen.

Wenn man sich der Musik von Marathonmann mal widmet und hingibt, will man bei der Qualität des Songwritings und verschiedenen Instrumentals auch gar nicht wahrhaben, dass sowas in nur zwei Jahren möglich ist. Bereits nach ihrer ersten EP Die Stadt gehört den Besten erlebten Marthonmann einen regelrechten Hype um ihre Musik und konnten dadurch direkt einen Vertrag bei der Metal-Familie von Century Media an Land ziehen, wo 2013 dann auch das erste Album Holzschwert veröffentlicht wurde.

Die neue EP Kein Rückzug Kein Aufgeben der Formation erscheint sowohl als digitaler Download als auf einer limitierten 12“ Vinyl. Auf der Rückseite der Platte darf man dann schon drei Mal die Worte ”akustisch” lesen. Das ist für eine Post Hardcore-Band nicht so ganz typisch, aber man lässt sich ja gerne überraschen. Der Opener knüpft da an, wo Holzschwert aufhört: Breit, verzerrt und mit Vocals, die die Hardcore-Attitüde besser nicht ausdrücken könnten! Bei mir entsteht dadurch das Gefühl, verstehen zu können, was Michael Lettner mir mit Wo ein Versprechen noch was wert ist sagen will. Alles klingt brutal ehrlich! Das gefällt mir. Danach geht es weiter mit der Akustikversion von Wenn du dem Teufel deine Hand gibst. Die klingt wirklich sehr schön gemacht, da das Original hier nicht einfach nur nachgespielt wird, sondern durch die perkussive Neuinterpretation eine viel höhere Intensität entsteht als durch die harten Gitarren und den 4/4 Beat auf den Drums. Die neue akustische Version von Die Stadt gehört den Besten kann da leider nicht mithalten, sondern katapultiert sich ganz weit ins Aus. Alles, was es an Wenn du dem Teufel deine Hand gibst hervorzuheben ist, fällt hier weg. Die Parts werden einfach nur auf der Akustikgtarre nachgespielt und vermitteln den Eindruck, dass auf die Schnelle noch ein Song auf die Platte musste. Damit ist das Stück wirklich der Schwachpunkt einer ansonsten gut gelungenen EP.

Die nachfolgenden Songs Camera Obscura, Veränderungen und begegnen / wiedersehen / weitergehen sind die Songs, die wir von den Marathonmännern hören wollen. Da sind sie zu Hause. Der ganze Akustikmusik und Unplugged ”Trend” ist ja gut und schön und diesen mittelmäßig über die Bühne zu bringen, auch eigentlich kein großes Problem, aber will man das? Irgendwo im Mittelmaß versinken? Das geht besser.

Fazit: Gerade mal zwei Jahre alt und schon so viel erreicht. Hach, die Bands von heute, sie werden so schnell groß! Aber was gehört nun mal zum Erwachsenwerden dazu? Fehler machen. Aber das klingt jetzt auch schon wieder ein bisschen zu harsch! Die EP Kein Rückzug kein Aufgeben ist im Grunde eine schöne, runde Sache und fängt vor allem mit einem großartigen Song an, nur zwei von den drei Akustiksongs hätten noch ein wenig reifen dürfen. Nur weil inzwischen überall Akustikmusik zu hören ist, heißt es ja nicht, dass es für jeden das Richtige ist. Vielleicht in ein paar Jahren mal eine reine Akustik EP, aber dann bitte auch nur, wenn ein wenig mehr Arbeit reingesteckt wurde. Fans lassen sich schließlich leicht verprellen und sich ungerne ausbeuten. Vor allem in einer Hardcore-Szene, die eigentlich zu den treuesten Plattenkäufern überhaupt zählt. Wenn es akustisch dann so schön umgesetzt wird wie bei Wenn du dem Teufel deine Hand gibst, gerne! Ansonsten macht man sich damit keine Freunde.

Anspieltipps: Wo ein Versprechen noch was wert ist, Wenn Du dem Teufel deine Hand gibst und Camera Obscura
Patrick S.
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