Artist: Nihili Locus
Herkunft: Turin, Italien
Album: Nihil Morte Certium (Remastered)
Genre: Doom Metal, Death Metal, Black Metal
Spiellänge: ca. 56 Minuten
Release: 26.09.2025
Label: My Kingdom Music
Link: https://www.facebook.com/nihililocus
Bandmitglieder:
Gesang – Nuctemeron (Francesca Bregolin)
Gitarre – Maurizio Piras
Gitarre – Paolo Ippoliti
Bass – Giorgio Rocchi
Schlagzeug – Marco Piras
Tracklist:
1. Ancient Beliefs Forgotten
2. Deathly Silence Nebulae
3. Gloomy Theatre Of Ruins
4. Canto (Of A Nightly Jewel)
5. Dance Of The Crying Soul
6. …Advesperascit…
7. Buio / XII Touches
8. Tectum Nemoralibus Umbris
9. Memoriam Tenere
10. Silvara
11. Memoriam Tenere (Rigor Mortis)
12. Godly Given Pain
13. Dead Soul
14. Stench Of Death
15. Premature Exequie
16. Playing My Last Symphony
17. Dying Wolf
18. My Storm
Die italienische Formation Nihili Locus wurde Ende der 1980er-Jahre in der Gegend von Turin als Omicidio gegründet, bevor sie sich 1991 in Nihili Locus umbenannte und mit dem EP-Release Sub Hyerosolima… in Erscheinung trat. Während in den frühen Jahren das Klima von Doom, Black und Death Metal stark von rohster Intensität und Underground-Ästhetik geprägt war, verfolgte die Band über die Jahrzehnte hinweg eine eigenständige, melancholisch und dennoch kraftvolle Klangsprache. Mit der Veröffentlichung des ursprünglichen Werks Nihil Morte Certium, das 2010 erstmals digital erschien, präsentierte die Band eine Sammlung früher Aufnahmen und Demos, die sowohl Fans der ersten Stunde als auch Liebhaber der italienischen Underground-Szene begeisterte. Nun, am 26. September 2025, liegt mit Nihil Morte Certium (Remastered) eine umfassende Neufassung dieser frühen Werke vor, die neben seltenem Material aus den 90er-Jahren auch das Werk Mors erstmals physisch erlebbar macht.
Die Neuauflage startet mit all den Elementen, die Nihili Locus von Beginn an auszeichneten: schleppende Doom-Riffs, atmosphärische Akkorde, teils clean, teils kreischend vorgetragen, mit einem Hang zur Verzweiflung und poetischer Vergänglichkeit. Durch das Remastering bei Giuseppe „Buzz“ Nicolò im Lost Soul Studio wirken Gitarren voluminöser, Vocals direkter und der Gesamtmix transparenter, ohne dass der kernige, etwas rohe Charakter des Originals verloren geht. Tracks wie Ancient Beliefs Forgotten oder Gloomy Theatre Of Ruins zeigen eindrucksvoll, wie die Band ihre Klangräume öffnet, gelegentlich in ruhigere Passagen fließt und dann mit blastenden Momenten zurückkehrt. Dabei entsteht nicht die Wirkung eines klassischen Studioalbums mit stringenter Dramaturgie, sondern eher die eines Sammlungswerks, das verschiedene Phasen ihres Schaffens nebeneinanderstellt.
In der Mitte der Compilation offenbaren sich jene Stücke, in denen Nihili Locus bewusst ihre Zelte zwischen den Genregrenzen aufschlagen: Clean-Gitarre trifft auf verzerrte Riffwand, Keyboardflächen auf harte Grooves – etwa in Memoriam Tenere (Rigor Mortis) oder Silvara. Diese Songs zeigen eine Band, die sich nicht mit Konventionen begnügt, sondern ihr Ausdrucksspektrum erweitert. Für Hörer, die ihre Musik intensiv erleben wollen, entfaltet sich hier die besondere Faszination: Nicht nur das Gewicht der Riffs, sondern auch die Weite der Emotionalität wird hörbar. Emotion wird hier nicht bloß Mittel zum Zweck, sondern selbst zum Thema – Verfall, Erinnerung, Schmerz und das Ringen mit der Zeit.
Allerdings muss der Hörer bereit sein, sich auf ein nicht ganz homogenes Erlebnis einzulassen. Da frühe Aufnahmen – teils Demo-Charakter – gesammelt wurden, schwanken Klangqualität, Tempo und Stil von Track zu Track. Einige Stücke wirken im Vergleich zu moderneren Produktionen etwas angestaubt oder im Sounddesign limitiert – nicht im Sinne von Qualität, sondern wegen ihrer Zeitgebundenheit. Wer jedoch die Authentizität und Rohheit jener Ära schätzt, wird genau darin einen Reiz finden. Es ist weniger ein Album für nebenbei, sondern eher eines, das man bewusst hören sollte, mit geschlossenen Augen und offener Stimmung für Klangräume jenseits des Mainstreams.

Bereits beim ersten Durchlauf fällt auf, wie die einzelnen Tracks durch das Remastering an Präsenz gewinnen: Schleppende Riffs entfalten mehr Druck, melancholische Clean-Passagen wirken klarer, und die Vocals treten direkt ins Bewusstsein des Hörers. Die Zusammenstellung der Songs – von Ancient Beliefs Forgotten über Gloomy Theatre Of Ruins bis hin zum Titeltrack Nihil Morte Certium – zeigt die ganze Bandbreite von Nihili Locus: rohe Intensität, introspektive Ruhe, atmosphärische Verdichtung und eine beständige Spannung zwischen Melancholie und Aggression.
Diese Neuausgabe ist nicht nur ein technisches Update, sondern auch eine Gelegenheit, die musikalische Vision von Nihili Locus noch einmal in voller Wirkung zu erfahren. Wer sich auf das Remaster einlässt, entdeckt Nuancen, die im Original verborgen blieben, und erlebt die frühe Phase der Band mit der Klarheit eines modernen Mixes, ohne dass die rohe Kraft und Authentizität verloren gehen. Als Einstiegspunkte eignen sich besonders Ancient Beliefs Forgotten wegen seiner durchdringenden Melodie, Gloomy Theatre Of Ruins für atmosphärische Dichte und Memoriam Tenere (Rigor Mortis) für den integrativen Stilwechsel zwischen Klangschichten und Extrem Metal. Wer sich dafür öffnet, bekommt ein Stück italienischer Underground-Musikgeschichte in erneuter Form präsentiert.




