Artist: Rotten Sound
Herkunft: Finnland
Album: Murderworks (Reissue)
Spiellänge: 28:33 Minuten
Genre: Grindcore
Release: 03.01.2025
Label: Time To Kill Records
Link: https://www.facebook.com/RottenSoundOfficial
Bandmitglieder:
Gesang – G
Gitarre – Q
Bassgitarre – H
Schlagzeug – K
Tracklist:
1. Targets
2. Void
3.Revenge
4. Lies
5. Doom
6. IQ
7. Insects
8. Seeds
9. Suffer
10. Obey
11. Edge
12. Lobotomy
13. Insane
14. Agony
Die spinnen, die Finnen und das bis heute. Rotten Sound muss man keinem mehr vorstellen, sofern man sich mit extremer Musik entwickelt. In diesem Bereich sind sie meines Erachtens führend in ihrem Land, oder zumindest mit, denn Impaled Nazarene sind ja auch noch unterwegs. Während sich in Finnland immer mehr der Death Metal melancholischer Art ausbreitete, schlugen diese positiv Wahnsinnigen andere Wege ein. Seit 1993 folgen sie den Verlockungen des Grindcores und auf den ersten EPs und den beiden Alben Under Pressure (1997) und Drain (1999) konnte man noch eine ordentliche Crust-Schlagseite feststellen.
Dieses Meisterwerk hier namens Murderworks entstand überwiegend im Jahre 2001. Sänger Keijo war mehr beim Proben dabei und so entwickelten sie ihren Sound nicht neu, aber weiter. Dieses dritte Album war wohl das Sprungbrett für die Band, gar keine Frage. Ich kann mich noch dunkel an das Fuck The Commerce IV in Torgau (2003) erinnern. Die Burschen haben alles kurz und klein geschlagen. Am letzten Abend gab es dann quasi noch ein Zusatzkonzert in der Übernachtungsunterkunft (Zur Scharbe – glaube ich). Wir, Tears Of Decay, sollten mit Rotten Sound und Misery Index nur für die Mitarbeiter einen Gig zocken. Eigentlich sollten wir noch einen Gig woanders spielen, aber der ist ausgefallen. Egal. Wir also alles gegeben und dann dauerte es und dauerte es, bis Rotten Sound loslegten. Denn auf der kleinen Bühne musste ja das Banner hängen und vor allem, mussten die Finnen sich komplett mit Kunstblut einschmieren, hehe. War schon geil. Warum diese Anekdote? Weil ich da quasi zweimal die Songs von der Murderworks gehört habe und ich mich noch erinnern kann, dass ich das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommen habe.
Warum? Das erkläre ich auch jetzt.
Los geht es mit den grindigen Granaten Targets, Void, Revenge und dem kongenialen Song Lies. Vier derbe Vernichtungsmaschinen, die kurz und knapp die grindigen Eingeweiden grüßen. Ganz großes Tennis.
Der Smasher Doom mit seinen Rhythmuswechseln gehört wohl zu einem der geilsten Songs ever. Welch ein Drumming. Welch eine Intensität.
Überzeugen kann mich aber auch der Song I.Q. Hier hört man wieder die Death Metal Einflüsse. Hier geht man auch mal schleppend zu Werke und treibt die Sau durchs Dorf. Auch hierbei klingt man dann immer bösartig und druckvoll. Grindattacken gibt es natürlich gratis.
Insects ballert dann in dreißig Sekunden alles kurz und klein und man fühlt sich danach total vernichtet. Ich liebe diese kurzen Stücke. Die haben es aber in sich, denn man ist weit davon entfernt, lediglich als Krachkommando durchzugehen.
Lobotomy ballert dann auch gleich von Anfang an los und überzeugt mich absolut. Nur kurze Unterbrechungen, kleine Death Metal Einlagen dazu und fertig ist das Ungeheuer. Dazu hat man noch nicht einmal drei Minuten gebraucht.
Absolut intensiv kommt dann Insane aus den Boxen. Zu Beginn kleines Kriegsgemetzel und dann Feuer frei für die Grindsalven. Ja, so muss das. Voll auf die Zwölf. Kurzes Break, kurz Tempo raus, ein grindiger Groove und ein langgezogenes Gitarrenriff. Hier hört man dann die Weiterentwicklung. Diese Einflüsse aus dem Death Metal sind immer mehr hör- und spürbar. Am Ende dieser hundertzwanzig Sekunden wird aber mehr als deutlich, dass der Grindcore immer die Oberhand behalten wird. Noch mal die volle Breitseite und direkt in die Fresse. Und man kippt um und steht auf und bettelt förmlich um weitere Schläge.
Der Spaß endet dann mit Agony. Der krachige Anfang ist eine Offenbarung. Ein Ton steht die ganze Zeit und nebenbei wird nur gelärmt. Muss man ja wirklich mal so sagen. Dann aber geht die Vernichtung los. Welch geiles Riffing und welch geile Drumattacken! Und dazu dieser doppelte Gesang. Herrlich. Aggressive Growls mit fiesen und bösartigen Screams. Der Wechsel kommt perfekt zum Einsatz und in knappen zwei Minuten prügeln sie die Seelen aus der finnischen Bevölkerung. Nur kurze Erholungspausen, ansonsten gibt es nur auf die Glocke und am Ende gibt es dann die erhoffte Erholung, ebenfalls von zwei Minuten mit einem Songoutro, welches vielleicht nicht Not getan hätte.
Die Finnen haben sich mit diesem Album eindeutig in die erste Liga des Grindcores katapultiert. Neben den alten Carcass, Napalm Death und Nasum sind sie meines Erachtens mit die wichtigste Band in diesem Genre. Sie sind sich und der Szene immer treu geblieben. Es sind auch noch zwei Originale dabei. In dieser Formation zocken sie auch schon seit 2006 zusammen, nur 2021 fand ein Wechsel am Bass statt.
Nach 22 Jahren wird dieses Meisterwerk zu Recht wiederveröffentlicht, denn ich denke, dass das Original sicherlich sehr schwierig zu bekommen sein wird und dann nur gegen ordentlich Zaster. Ich habe es nur auf CD und werde mir die LP auf jeden Fall noch holen.
Allerdings gibt es keine Gimmicks in Form von Bonusmaterial oder sonstigen Veränderungen. Da die Produktion damals schon geil war, wurde auch kein neues Mastering durchgeführt.