Schlachtfest XVIII vom 07.04.2017 – 08.04.2017 im Schlachthof in Aurich

“Schlachtfest XVIII vom 07.04.2017 – 08.04.2017 im Schlachthof in Aurich!“

Festivalname: Schlachtfest XVIII

Bands: Firespawn, Thulcandra, Dawn Of Disease, Unlight, Discreation, Overruled, Apallic, Bestiality

Ort:
Schlachthof, Aurich

Datum: 07.04.2017 – 08.04.2017

Kosten: Zwei-Tages-Tickets: 22,00 € VVK, Freitag: 13,00 € AK und Samstag: 13,00 € AK

Genre: Death Metal, Thrash Metal, Black Metal

Besucher: Ca 150

Veranstalter: LuCa-Concerts (https://www.facebook.com/LUCAConcertsOstfriesland/?fref=ts)

Link: https://www.facebook.com/events/337921826541504/

Freitag:

Im Nordwesten gehört das Schlachtfest in Aurich zum jährlichen Standardprogramm, welches ein- bzw. zweimal pro Kalenderjahr abgehalten wird. Das Billing dieser Auflage liest sich vielversprechend und hat ohne Frage Leckerbissen dabei, die man sonst nicht in einer geilen Club Show Atmosphäre mit limitierten 199 Nasen erleben darf. Ganz ausverkauft ist das Festival jedoch nicht, was aber nur knapp verfehlt wurde.

Den Anfang machen die Emder Progressive Death Metaler Apallic. Für viele ist die noch frische Formation eine Wundertüte. Spätestens mit dem gerade frisch unterzeichneten Vertrag bei Boersma-Records eine spannende Neuerscheinung, die gleich von diversen Kuttenträgern unter die Lupe genommen wird. Viele Bekannte und Freunde der Band mischen sich ins Publikum und machen das nur wenige Minuten entfernte Aurich zu einem Heimspiel. Das frisch eingespielte Material kommt gut an und auch die Bühnenpräsenz kann man vorzeigen. Eine Band, die man in den nächsten Wochen definitiv weiter unter Beobachtung haben sollte, solange der Death Metal auch tiefgründige Atmosphären besitzen darf.

Die Aussage, dass die Niederländer Overruled am heutigen Abend allen anderen Acts mit ihrem Old School Thrash mit Speed Metal-Elementen die Show stehlen wird, basiert auf der Tatsache, dass die Männer einen Auftritt hinlegen, der an Spielfreude nicht zu übertreffen ist. Technisch zwar nichts Neues, kommen die eigenen Stücke oder Motörhead-Cover auf Anhieb an. Still stehen ist auf der Stage für Sänger und Gitarrist Remco Smit mit Gefolge ein Fremdwort und wird ohne Anlaufschwierigkeiten auf das Publikum übertragen. Was auf Konserve noch etwas steif wirkt, ist Live eine absolute Macht. Das Trio aus Hoogeveen kann man daher nur empfehlen!

Dawn Of Disease durfte man schon öfter in Ostfriesland konsumieren. Die Fan-Base steht geschlossen an der Bühne, die direkten Zugriff auf die Band ermöglicht. Kernig und gewohnt zielstrebig grollen die Tracks wie ein Unwetter aus den Boxen. Death Shall Be Mine lässt die alten Balken des Schlachhofes knacken. Tomasz W. am Mikrofon rotzt seine Lyrics zufrieden den Death Metal-Jüngern um die Ohren. Roh und unpoliert definitiv die gradlinigste Gruppe des Abends, die keine Ausreißer innerhalb des Genres zulassen. Lupenreiner Death Metal dringt von der ersten bis zur letzten Sekunde pulsierend auf das Trommelfell. Leise gibt es eben woanders.

Die Münchener Thulcandra bei Napalm Records unter Vertrag geben den ersten Headliner. Dabei hat es die Formation um Sänger und Gitarrist Steffen Kummerer gar nicht mal Einfach. Viele der Besucher mussten noch bis Abends arbeiten oder sogar am nächsten Tag noch schuften. Nach Dawn Of Disease scheint die Luft etwas heraus zu sein. Das liegt nicht am Bastard aus Black und Death Metal der gerne in melodisch verhangene Gefilde vordringt. Im Mai steht die Tour mit Nailed To Obscurity ins Haus und bietet euch die Chance beide Truppen noch einmal zusehen. Nailed To Obscurity wiederum zocken gerade Erfolgreich ihre erste Europa Tour mit Dark Tranquility. Dort dürften Thulcandra deutlich mehr Aktion vor der Stage erzeugen. In der Ostfriesischen Death Metal Hochburg ist zwar die Interaktion vor der Bühne geringer die Interessierten haben ihren Spaß und das ist für beide Seiten die Hauptsache.

Samstag:

Die nächsten lokalen Recken eröffnen den Tag. Mit Bestiality kann man den Abend humorlos beginnen. Schnörkeloser Old School-Todesblei dringt aus den Pranken der Ostfriesen, die immer besser zusammenfinden und Live bereits ein ordentliches Brett gespickt mit Nägel parat halten. Helmut und Jens an den beiden Äxten schwingen liebevoll des Zepter, während Kristof sehr skandinavisch die Death Metal-Lyrics anstimmt. Hinter der Schießbude agiert Alf. Damit ist nicht das kuschelige Wesen aus dem All gemeint, sondern ein Schlagzeuger, der es liebt, die Puppen im Takt vor der Bühne tanzen zu lassen.

Ein solider Start durch Bestiality! Diesem folgen Discreation, die ich persönlich seit einigen Jahren verfolge. Die Männer aus Hessen sind einmal mehr brillant aufgelegt. Das letzte Mal vor ca. zwei Jahren und noch mit altem Sänger vor die Glotzkorken bekommen, fällt die neue Struktur Anno 2017 deutlich kerniger aus. Wo sonst die feine Tendenz in Richtung melodischen Gefilden ging, zieht Marco die Jungs in deutlich aggressivere Schlachten. Mit viel Bewegung vor der Bühne quittieren die Auricher eine Gruppe, die nie über den Status der Undergroundgröße heraus gekommen ist. Die Tatsache bleibt verwunderlich, da die Männer ohne Probleme in ganz anderen Regionen auftrumpfen könnten. Ich bin immer noch guter Dinge, dass die sympathischen Musiker eines Tages weiter oben auf großen Festival-Billings zu sehen sein werden. Verdient hätten sie es jedenfalls, wie man heute erneut lautstark vernimmt.

Ebenso wie Discreation laufen Unlight seit Jahren privat in meinem Player. Umso spannender die Black Thrasher in der Heimat sehen zu dürfen, was im hohem Norden kaum möglich schien. Als das Schlachtschiff aus dem Schwarzwald bestätigt wurde, lief der Auftritt bereits vorm inneren Auge. Genauso wie gedacht steht das Publikum stramm und wird vom brachialen Sound umgehauen. Black Metal ist nicht das Steckenpferd der Region, aber Unlight schafft es sogar, Bewegung in die Meute zu bekommen. Erst einmal benommen wie ein angeschlagener Boxer wanken die Köpfe vor der Bühne. Doch als die Messsage angekommen ist, werden den unterschätzten Genreausführern der nötige Respekt gezollt. Wer an der Band was auszusetzen hat, muss halt zu Hause bleiben. An der Perfektion und dem Spielwitz mit kombinierter Härte kann man nichts zu nörgeln finden. Als Volltrefferlandung gleich beim ersten Anlauf versenkt und ohne Gefangene im Gepäck verlassen Unlight das Schlachtfest nur mit einer Menge Opfer.

Das Firespawn-Album Shadow Realms kann man sehr gut konsumieren und die Haupband des nicht unbekannten Sänger L.G. Petrov mit dem Namen Entombed A. D. ist weltweit ein Death Metal-Begriff, auch wenn live zur Zeit gefühlt ein wenig die Luft raus ist. Umso unglaublicher die Leistung von L.G. Petrov und Kollegen, die für den Auftritt extra nach Deutschland kommen, wohlbekannt vor ca. 200 Nasen zu zocken und dann auf die Bühne zu gehen und den Laden in Schutt und Asche zu legen. Das kann man nicht glauben, wenn man nicht live dabei im Pulk de Haare ins Gesicht bekommt. Wie vor ein paar Monaten machen es die Künstler den Genre-Kollegen von Asphyx nach und bringen den Schlachthof wortwörtlich zum beben. Wie ein wahnsinniger zieht L.G. Petrov seine Kreise. Nass und verschwitzt kleben die Haare überall am hochroten Kopf, auf den Lippen ein verschmitztes Lächeln, der Mann hat wirklich Spaß. Das gilt für alle Mitstreiter, die beim bestechenden Klangbild keine Verschnaufpause zulassen und bis zum letzten Riff am Limit kämpfen. Eine Death Metal-Show, wie sie im Lehrbuch stehen müsste!

Dem Schlachtfest ziehe ich weiterhin nur zu gerne größere Veranstaltung vor. Preis-Leistung beim Line-Up ist spitze, die familiäre Umgebung ein Muss und auch Besucher, die das erste Mal da waren, werden von Location und der liebevollen Organisation des Veranstalters LuCa-Concerts überzeugt!