“Offen für Experimente“
Artist: The Neal Morse Band
Herkunft: Nashville (Tennessee), Vereinigte Staaten von Amerika
Album: The Grand Experiment
Spiellänge: 52:55 Minuten
Genre: Progressive Rock
Release: 16.02.2015
Label: Radiant Records
Link: http://www.nealmorse.com/
Bandmitglieder:
Gesang und Gitarre – Neal Morse
Gitarre und Backgroundgesang – Eric Gillette
Bassgitarre und Backgroundgesang – Randy George
Keyboard und Backgroundgesang – Bill Hubauer
Schlagzeug und Backgroundgesang – Mike Portnoy
Tracklist:
- Following The Call
- The Grand Experiment
- Waterfall
- Agenda
- Alive Again
Als ich mir die Biographie von Neal Morse durchgelesen habe, war ich fast erschlagen von seinen Aktivitäten und veröffentlichten Alben. Allein die Neal Morse Band hat bislang 25 Alben (inklusive Live-Alben) veröffentlicht, die letzte Scheibe erschien im Jahr 2012. Daneben hat Neal Morse Mitte der 90er Jahre die Band Spock’s Beard gegründet, im Jahr 2000 sollte es dann eine weitere Spielwiese sein und Transatlantic erblickte das Licht der Welt. An beiden Bands habe ich mich schon versucht, habe aber entweder die für mich nicht passenden Alben gehört oder sie sind beide wirklich nichts für mich. Eine etwas andere Richtung ging ja das letzte Album von den Flying Colors, für das ich das Review schreiben durfte und schlicht und ergreifend begeistert war.
Jetzt höre ich also zum ersten Mal ein Album von der Neal Morse Band. Das ist dann auch noch eins, was unter komplett neuen Vorzeichen entstanden ist. Zum ersten Mal hat sich nämlich Neal Morse mit seinen Kollegen im Studio getroffen, ohne auch nur einen einzigen Song vorbereitet zu haben. Und dann ging es so ähnlich zu wie bei den Arbeiten zum Album von den Flying Colors; jeder durfte sich einbringen und zur Entstehung der Songs beitragen. Laut Neal Morse war dies zwar insofern ein Risiko, als die zur Verfügung stehende Zeit relativ knapp bemessen war, aber das große Experiment hat zu einem Ergebnis geführt. Das Album The Grand Experiment erscheint am 16.02.2015 über Radiant Records.
Mit einem kurzen Gesangspart startet Following The Call, bevor sich dann die Instrumente der Reihe nach vorstellen. Ich hatte ja gedacht, dass jetzt ein vollkommen vertracktes und verfrickeltes Stück Musik aus meinen Boxen schallt, aber nichts da. Ich würde den Song fast schon als eingängig bezeichnen und wenn da nicht die Spielzeit von etwas über zehn Minuten wäre, hätte er auch auf dem letzten Album von Flying Colors seinen Platz finden können. Natürlich gibt es lange Instrumentalparts, die mal vom Keyboard, mal vom Schlagzeug und auch mal vom Bass beherrscht werden, aber alles vollkommen unaufgeregt.
Auch den Titeltrack The Grand Experiment kann man gut hören, wenn man kein waschechter Fan des Progressive Rock ist. Recht rockig gehalten, wippen meine Füße und mein Kopf wackelt vor sich hin. Das hierzu veröffentlichte Video ist genauso, wie ich das mag; nur die Band und die Musik, sehr schön gemacht.
Waterfall ist ein sehr ruhig gehaltenes Stück, bei dem der Gesang nur von akustischer Gitarre und Keyboard begleitet wird, bevor dann irgendwann noch Bass und Percussion dazu kommen. Schlicht und ergreifend eine Ballade, die für mich so gar nichts Progressives hat.
Bei Agenda muss ich dann unwillkürlich grinsen, denn das ist nun mal was ganz Anderes. So stelle ich mir die Songs aus der Flower-Power-Ära vor, leicht psychedelisch angehaucht, klasse Gitarrenriffs, und über allem schwebt der Gesang teilweise in höchsten Tönen.
Das längste Stück des Albums ist auch das letzte. Bei Alive Again darf sich im Grunde noch einmal jedes Instrument ausführlich präsentieren. Es gibt Parts, da stehen eindeutig die Gitarren im Vordergrund, dann hört man minutenlang hauptsächlich Keyboard, irgendwann steigt auch der Gesang ein. Erinnert mich ein wenig an Dream Theater, wobei ja auch die keine Probleme haben, Lieder mit einer dermaßen langen Spielzeit von knapp 27 Minuten zu spielen. Da mir dieses Lied insgesamt etwas zu ruhig geraten ist und zu großen Teilen so vor sich hin plätschert, wird es für mich sehr schwierig, bis zum Ende konzentriert bei der Sache zu bleiben. Aber wahrscheinlich ist der Band das klar, denn man baut immer mal wieder kleine Wachmacher ein. 🙂