U.D.O., Reece & Dead City Ruins am 07.02.2019 im Z7 in Pratteln

Der German Tank rockt die Schweiz!“

Eventname: Steel Factory World Tour 2018 / 2019

Headliner: U.D.O.

Vorbands: Reece, Dead City Ruins

Ort: Konzertfabrik Z7, Kraftwerkstr. 7, 4133 Pratteln, Schweiz

Datum: 07.02.2019

Kosten: 34,20 € VVK

Genre: Heavy Metal, Rock, Hardrock, Melodic Rock

Besucher: ca. 650

Veranstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch

Link: https://www.facebook.com/events/236372597025398/

Setlisten:


01. Till‘ Death
02. Broken Bones
03. Dirty Water
04. We Are One
05. Happenzella
06. Bones
07. Devil Man


01. D-Train (Accept Cover)
02. Any Time At All
03. Karma
04. Two Coins And A Dead Man
05. Generation Clash (Accept Cover)
06. A Perfect Apocalpse
07. X-T-C (Accept Cover)
08. Desire
09. Live Before You Die
10. What About Yesterday
11. Hellhammer (Accept Cover)


01. Tongue Reaper
02. Make The Move
03. 24/7
04. Mastercutor
05. A Cry Of A Nation
06. Metal Machine
07. Independence Day
08. In The Heat Of The Night
09. Vendetta
10. Rising High
11. In The Darkness
12. I Give As Good As I Get
13. Timebomb
14. Hungry And Angry
15. Heart Of Gold
16. One Heart One Soul
17. Holy
18. Animal House
19. Man And Machine
20. They Want War

Der German Tank Udo Dirkschneider ist auf Steel Factory World Tour und macht heute Halt in der Konzertfabrik Z7 im schweizerischen Pratteln. Grund genug, dass ich mich mal wieder auf den Weg über die Grenze mache – doch zunächst ist an der Grenze ein unerwünschter Zwischenstopp angesagt. Glücklicherweise bin ich früh genug losgefahren, denn die Zöllner möchten sich davon überzeugen, dass ich keine Waren in die Schweiz einführe und nebenbei noch meine Papiere checken. Alles ist im grünen Bereich und so kann ich meine Fahrt nach ein paar Minuten fortsetzen. Doch alles hat seine Vorteile – als ich am Z7 ankomme, hat der Einlass schon begonnen und ich brauche für meinen Fotopass nicht mehr anstehen.

Obwohl der Beginn im Facebook für 20:00 Uhr angegeben war, entert die erste Vorgruppe Dead City Ruins schon gegen 19:30 Uhr die Bühne. Die Australier sind bisher völlig an mir vorbeigegangen, aber heutzutage ist es ja auch nicht mehr so einfach, den Überblick zu behalten, und jede hart rockende Band zu kennen. Dabei sind sie nicht zum ersten Mal in unseren Breitengraden unterwegs, bereits im Jahr 2013 tourten sie mit Ugly Kid Joe und Skid Row durch Europa. Die Jungs aus Down Under steigen mit Till‘ Death vom 2013er selbst betitelten Album in ihr Set ein und geben gleich richtig Gas. Dass Australien mehr zu bieten hat, als Riffrock im schlichten Gewand, dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben, doch für mich klingt die Combo sowieso eher britisch denn australisch. Eine geeignete Schublade zu finden, ist gar nicht so einfach, aber harter melodischer Rock mit leichtem Alternative- und Bluesrock Einschlag sollte es ganz gut treffen. Die Jungs spielen sich regelrecht den A…. ab, und Songs wie Broken Bones, Dirty Water oder We Are One machen durchaus Spaß. Das Quintett aus Melbourne legt ordentlich Spielfreude an den Tag und die überträgt sich auch auf das Publikum. Zwar sind die meisten heute hier, um lupenreinen Metal zu hören und den machen die Australier definitiv nicht, aber der Sound geht gut ins Ohr und gute handgemachte Rockmusik wird eben immer honoriert. Frontmann Steve Welsh, der erst im letzten Jahr Jake Wiffen am Mikro ablöste, erinnert manchmal an den jungen Ozzy Osbourne und auch bei der Saitenfraktion schimmern ab und an Black Sabbath als Muttermilchspender durch. Tommy T`bone und Sean Blanchard liefern sich spannende Gitarrenduelle und können auch mit dem einen oder anderen Soli überzeugen. Songs wie Happenzella und Bones überraschen mit vielen Breaks und tollen Harmonien und der Zug geht ein Stück weit in Richtung NWOBHM der Marke Tygers Of Pan Tang oder Diamond Head. Ich habe definitiv schon schlechtere Opener gesehen und die Jungs fahren völlig zu Recht ihren Achtungsapplaus ein. Nach gut 35 Minuten geht der Auftritt mit Devil Man zu Ende und die Zuschauer sind gut aufgeheizt und zeigen bereitwillig ihre schönsten Pommesgabeln für das obligatorische Foto.

Als zweite Supportband des Abends treten Reece an und locken gleich noch eine ganze Reihe Besucher mehr vor die Bühne. Frontmann David L. Reece ist natürlich jedem hier ein Begriff, löste er doch 1987 Udo Dirkschneider als Sänger in den Reihen von Accept ab und nahm mit der in Solingen gegründeten Band das Album Eat The Heat auf. Somit stehen hier heute Abend zwei ehemalige Accept Sänger auf der Bühne, wobei das Gastspiel von Reece damals nach gut zwei Jahren und einem Album schnell wieder endete. Dennoch ist es nicht verwunderlich, dass Reece mit dem Accept Song D-Train, von eben diesem Eat The Heat Album, in ihr Set einsteigen. Obwohl das Album damals kommerziell floppte, hat Mr. Reece das Publikum damit sofort auf seiner Seite. Im Anschluss geht es dann aber zunächst mit eigenem Material weiter. Der sympathische Frontmann stimmt den kraftvollen Opener Any Time At All vom aktuellen Album Resilient Heart an. Die Songs höre ich heute zum ersten Mal, aber Reece macht das, was er schon immer am besten konnte, Heavy Rock mit netten Melodien. Musikalisch erinnert das Ganze ein bisschen an Whitesnake, Dio und typischen britischen Metal. Die weiche Stimme von David Reece macht das Ganze aber dann doch einzigartig und nicht beliebig austauschbar. Das folgende Karma, ebenfalls vom aktuellen Output, legt in den Bass- und Drumparts eine höhere Gangart vor, aber wirklich überzeugen kann man mit diesem langatmigen Song nicht. Live erhält der ehemalige Accept und Bonfire Frontmann heute Unterstützung durch das Produzenten- Songschreiber- und Gitarristenduo Martin Jepsen Andersen und Marco Angioni der dänischen Band Meridian, mit denen er im letzten Jahr auch das Resilient Heart Album eingespielt hat. Two Coins And A Dead Man, ein auf modern getrimmter Groover, kann dann mit seinen harten Metalriffs und dem ins Ohr gehenden Rhythmus aber wieder überzeugen und lässt zumindest die Fans in den ersten Reihen steil gehen. Nach drei neuen Songs reicht es dann aber auch und das Publikum verlangt den nächsten Accept Klassiker, der dann auch prompt in Form von Generation Clash serviert wird. Jetzt steigt der Stimmungspegel um ein Vielfaches und es wird gebangt und die Fäuste gereckt. Jetzt gelingt es der Band auch, den Pegel auch mit dem eigenen A Perfect Apocalypse weiterhin hochzuhalten, denn die Gitarrenattacken und der Refrain der fetzigen Rocknummer laden zum Bangen und Mitgrölen ein. Der Song könnte praktisch von jeder x-beliebigen Heavy Rock Band stammen, doch auch hier macht es wieder Reece Stimmlage aus, die ihm den Rocker auf den Leib schneidert und zu etwas Einmaligen macht. Dennoch, das Publikum will heute Accept Material hören und Reece hätte bestimmt nichts falsch gemacht, hätte er heute das komplette Eat The Heat Album auf die Bühne gebracht, insbesondere, da Udo Dirkschneider ja angekündigt hat, keine Songs seiner Ex Band mehr zu spielen. Zumindest legt man mit dem Opener X-T-C noch einmal nach, der jetzt aus unzähligen Kehlen mitgesungen wird. Dann folgen jedoch wieder drei Songs vom neuen Album – zu Desire mit seinen harten Riffs und der abgehackten Gangart passt Reece Stimme wieder perfekt. Live Before You Die geht jedoch in eine ganz andere Richtung, hat zwar auch die obligatorischen knackigen Riffs und Soli, aber der streckenweise sehr keyboardlastige New Wave Sound könnte auch genauso gut von David Bowie stammen. Es folgt noch What About Yesterday und ins große Finale geht man dann erwartungsgemäß mit dem live eher selten gehörten Accept Kracher Hellhammer. Definitiv ein guter Auftritt, der bestens auf den kommenden Hauptact eingestimmt hat. Einzig auf die ständigen Lobhudeleien für den großen Udo Dirkschneider nach fast jedem Song hätte David Reece verzichten können. Es war schon glaubhaft, dass er froh ist, hier und heute für U.D.O. eröffnen zu dürfen, jedoch, wenn man das einmal erwähnt, dann reicht es auch.

Die folgende Umbaupause dauert dann doch etwas länger und es ist Zeit für Zigarette und etwas Flüssiges. Gegen 21:30 Uhr ertönt dann aber doch endlich das Intro und die Udo-Rufe werden laut. Nachdem man in den letzten Jahren unter dem Namen Dirkschneider unterwegs war und nur Accept Songs gespielt hat, wird es nun wieder Zeit für eigenes U.D.O. Material. Zu den ersten Takten vom Steel Factory Opener Tongue Reaper betritt zuerst Drummer und Sohn des Chefs Sven Dirkschneider die Bühne und entert sein Drumkit. Dann folgt die restliche Band und endlich ertönt auch Udos charakteristische Stimme, mit der er seit nunmehr fast 40 Jahren die deutsche Metalszene aufmischt. Tongue Reaper ist ein Kracher erster Güte, ein perfekter Opener, mit dem es gleich in die Vollen geht. Der Mann ist mittlerweile 66 Jahre alt und man sieht ihm das auch an, aber stimmlich ist er definitiv immer noch ganz oben mit dabei und hat offenbar noch lange nicht genug. Nun ja, auch ein gewisser Udo Jürgens stellte 1977 schon fest, Mit 66 Jahren fängt das Leben erst an. Mit Make The Move folgt ein weiterer aktueller Song, aber man ist ja schließlich auch auf Steelfactory Tour. Der Stampfer lässt die Nackenmuskeln langsam warm werden. Nach dem Liveausflug in die eigene Vergangenheit haben U.D.O. offenbar wieder richtig Bock, denn nach zwei eher durchwachsenen Alben haben die neuen Songs wieder ordentlich Durchschlagskraft. Uns Udo will es ganz offenbar noch einmal wissen. Die Richtung ist damit vorgegeben und der Zeitreise durch die letzten 32 Jahre Bandgeschichte steht nichts mehr im Weg. Mit 24/7 geht es zurück ins Jahr 2005, bevor Mastercutor uns ins Jahr 2007 katapultiert. Die Saitenfraktion in Form der beiden Gitarristen Andrey Smirnov und Dee Dammers, sowie Bassist Tilen Hudrap, ist gut drauf und sorgt für ordentlich Bewegung auf der Bühne. Häufige Seitenwechsel und das Posen am Bühnenrand sind hier der Ausgleich dafür, dass der German Tank eher wie angewachsen dasteht und auch öfter mal in den Bühnenhintergrund zurücktritt. Musikalisch lässt man aber nichts anbrennen, denn mit Cry Of The Nation und besonders Metal Machine und Independence Day heizt man die Stimmung im Publikum gewaltig an. Überraschungen in Form von Accept Songs in der Setlist gibt es nicht, aber das war ja so angekündigt und wird offenbar auch konsequent durchgesetzt. Schade eigentlich, aber man verfügt ja mittlerweile über ein genauso großes Hitrepertoire wie Accept auch und kann aus den Vollen schöpfen. Dann wird es wieder Zeit für neues Material und so wird mit In The Heat Of The Night ein Midtempo Song auf das Z7 Publikum losgelassen, bei dem Udos helle Stimme so richtig zur Geltung kommt, aber die Fans wollen lieber altes Material hören. Vendetta, Rising High, In The Darkness, I Give As Good As I Get und Timebomb bieten einen Mix aus alten und neuen Tracks und treiben die Metalheads zu Höchstleistungen an. Besonders das uralte Timebomb aus 1991 wird frenetisch bejubelt. Aber die neuen Songs passen sich bestens ein, so wie das prägende Hungry And Angry, das sich mit seiner hämmernden Simplifikation nachhaltig in den Gehörgängen einnistet. Auch Heart Of Gold besticht mit seinem genialen Anfangsriff und das neue epische One Heart, One Soul entwickelt sich zum Mitgrölkracher. Damit geht das offizielle Set dann auch zu Ende, doch ohne die ganz großen Bandklassiker kann der Abend natürlich nicht zu Ende gehen. Mit Holy geht es in den Zugabenblock und der Song von 1999 fordert den Fans noch einmal alles ab. Es wird gebangt und gegrölt, als gäbe es kein Morgen mehr. Doch alles ist steigerungsfähig und beim Klassiker Animal House, mit dem 1987 Udos Solokarriere begann, rastet das Z7 regelrecht aus und selbst die teutonische Stahlschmiede Dirkschneider kann sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. Jetzt geht es Schlag auf Schlag, auch Man And Machine führt zu Begeisterungsstürmen, bevor es mit They Want War dann die letzte Zugabe des Abends auf die Lauscher gibt. Mehr Metal geht nicht mehr und so dürfte heute Abend jeder zufrieden nach Hause gehen. Einziger Wermutstropfen, es gab halt keine Accept Klassiker …