Event: Summer ’23

Band: Barock

Ort: Freilichtbühne Krusenkoppel, Kiel, Schleswig-Holstein

Datum: 28.07.2023

Kosten: Sitzplatz 82 € / 42 €

Zuschauer: 1.300

Genre: Hardrock

Link: https://www.barock-acdc.com/

Setliste:

  1. Hell Ain’t A Bad Place To Be
  2. Rock ’n‘ Roll Damnation
  3. Back In Black
  4. Stiff Upper Lip
  5. Shoot To Thrill
  6. Thunderstruck
  7. Hard As A Rock
  8. The Jack
  9. Sin City
  10. Touch Too Much
  11. Hells Bells
  12. Bad Boy Boogie
  13. You Shook Me All Night Long
  14. Who Made Who
  15. Whole Lotta Rosie
  16. Let There Be Rock
    Zugabe:
  17. Highway To Hell
  18. T.N.T.
  19. For Those About To Rock (We Salute You)

AC/DC-Coverbands gibt es unzählige, doch Barock stechen um Längen aus der Masse heraus.

Barock 2023 Kiel; Foto: Norbert Czybulka

Die Tributeband ist mit ihrer spektakulären Produktion auf Deutschlandtour und macht mit ihrer Show am 28.07.2023 im Kieler Amphitheater Krusenkoppel halt. Sie ist neben dem Kalkberg in Bad Segeberg die zweitgrößte Freilichtbühne Schleswig-Holsteins mit ca. 2.200 Sitzplätzen. Das wie ein Amphitheater gebaute, steil aufsteigende Rund hat den Vorteil, dass man von überall einen freien Blick auf die Bühne besitzt.

AC/DC ist die wahrscheinlich am meisten gecoverte Band der Welt. Lässt uns die Originalband seit dem 15. Juni 2016 in Düsseldorf auf ein Konzerterlebnis warten, stillt eine gut gemachte Produktion die Sehnsüchte. Barock stammen aus Nürnberg und sind mit einem gut gefüllten 40-Tonner-Lkw unterwegs. Sie füllen als Tributeband große Hallen, und das aus gutem Grund. Sie versuchen mit ihrer Authentizität nahe an das Original heranzukommen. Die Krusenkoppel reduziert die Showeffekte allerdings auf ein Minimum. Hier gibt es nur ein Zeltdach über der flachen Bühne und die große Hells Bells Glocke findet keinen Halt. Die bekannten Kanonen finden keinen Platz, da sie nicht abgefeuert werden dürfen. Die Krusenkoppel liegt im Kieler Stadtteil Düsternbrook zwischen Nobelviertel und Regierungsbezirk und hat dadurch Lärmschutzauflagen. Auch eine Pyroshow kann unter dem Zeltdach natürlich nicht stattfinden. Zudem tanzen die Fans direkt vor der nur 20 Zentimeter hohen Bühne. Einen abgesperrten Bereich gibt es nicht.

Barock 2023 Kiel; Foto: Norbert Czybulka

Für mich ist es sozusagen ein Heimspiel. Da ich im Regierungsviertel arbeite, habe ich einen Parkplatz nur schräg über die Straße. Die normalerweise herumlaufenden Anzugträger sind durch legere, schwarz gekleidete Menschen ausgetauscht. Mit AC/DC-Schriftzügen in allen Variationen versehende Shirts und Jacken verraten das Ziel der Grüppchen. Ich bin früh da und treffe Freunde, Kollegen und Nachbarn. Da ich heute der einzige Fotograf bin, bekomme ich für das Konzert keine Auflagen. Der Soundcheck läuft noch und verzögert den Einlass. Der Nachbarschaft war es wohl zu laut und der Pegel muss etwas heruntergefahren werden.

Barock 2023 Kiel; Foto: Norbert Czybulka

1.300 Gäste werden erwartet. Die Reihen füllen sich schnell, der im Außenbereich liegende Bierstand kommt in dieser lauen Sommernacht mit der hohen Nachfrage nicht hinterher. Trotzdem geht es nahezu pünktlich los. Mit ein paar Minuten Verzögerung erschallt der Opener Hell Ain’t A Bad Place To Be. Sänger Ivan Gac im Brian Johnson-Outfit und Gitarrist Eugen Torscher in der Angus Young-Schuluniform bestimmen sofort das Bild. Sie lassen ihre Mitstreiter Stefan Kern (Gitarre), Mirko Grusa (Schlagzeug) und Udo Funk (Bass) im Schatten stehen. Ohne groß „Gesabbel“, wie man bei uns im Norden sagt, folgt Hit an Hit. Rock ’n‘ Roll Damnation, Back In Black, Stiff Upper Lip. Jemand tippt mir auf den Rücken und streckt den Daumen nach oben. Ich habe ein Tourshirt der 2000er Stiff Upper Lip Tour aus Hannover an. Ein Fan im Anzug und mit Gitarre ahmt Angus vor der Bühne nach. Ob er das Instrument auch spielen könnte? Durch die fehlenden Showeffekte müssen die Fünf erst Recht zeigen, was sie drauf haben. Ablenkung gibt es nicht. Shoot To Thrill, Thunderstruck, Hard As A Rock, The Jack, Sin City. Textsicher singen die Fans mit. Die erste Stunde ist rum. So langsam trauen sich die Fans vor die Bühne. Sitzen tut eh kaum noch jemand. Gitarrist Eugen Torscher verschenkt seine typische schwarz/rote Krawatte an einen Fan. Touch Too Much, Hells Bells, Bad Boy Boogie, You Shook Me All Night Long. Während „Angus“ sich seiner Oberbekleidung entledigt hat, scheint „Brian“ nicht mal zu schwitzen. Natürlich ergreift „Angus“ auch die Chance, mit seiner Gitarre das weite Rund emporzuklettern und im Publikum zu spielen. Who Made Who, Whole Lotta Rosie, Let There Be Rock. Alle Wünsche werden erfüllt. Die blinken Hörner von Eugen Torscher finden im hohen Bogen einen neuen Besitzer im Publikum. Die Rollifahrer und VIP-Ticket-Inhaber tun mir ein bisschen leid. Zwischen ihnen und der Bühne tanzen nun hundert Fans. Der Bierstand im Außenbereich ist permanent belagert und schafft die Nachfrage trotz hohem Personaleinsatz kaum. Der offizielle Konzertteil ist beendet, doch groß von der Bühne kommen die Jungs nicht. Ohne große Umschweife nehmen sie für die Zugabe wieder Platz. Hier folgen natürlich die Megakracher Highway To Hell, T.N.T. sowie For Those About To Rock (We Salute You). Der bange Blick auf die Uhr: Nein. Für die optionale Zugabe Dirty Deeds bleibt leider keine Zeit mehr. Die Band verneigt sich vor dem Publikum, wird einzeln noch einmal abgefeiert. Schlagzeuger Mirko Grusa feuert seine Sticks ins Publikum, trifft mich voll am Kopf. Selbst Schuld, wenn man lieber mit fotografieren beschäftigt ist …. Das Areal leert sich schnell. Lange Schlangen wieder am Bierstand. Hunderte Fans wollen sich ihrer Pfandbecher entledigen.

Barock 2023 Kiel; Foto: Norbert Czybulka

Fazit: Auch ohne Showeffekte können Barock überzeugen. Sie beherrschen ihr Handwerk und lassen die Musik für sich sprechen. Durch die fehlenden Showelemente erscheint vielen der Eintrittspreis von 40 Euro etwas zu hoch. Auch eine zweite Getränkeversorgung hätte die Lage entspannt und die langen Wartezeiten vermieden. Ansonsten gibt es an der Krusenkoppel wieder einmal nichts zu bemängeln. Freundliche Mitarbeiter, super Ton sowie Licht und Sicht und der Wettergott ist AC/DC-Fan!