Event: Draconian, 30 Th Anniversary Tour 2024
Bands: Fragment Soul, Nailed To Obscurity, Daconian
Datum: 03.11.2024
Genres: Gothic Metal, Death Doom Metal, Dark Prog, Melodic Death Doom
Besucher: ca 240
Ort: Logo, Hamburg
Veranstalter: Logo Hamburg
Kosten: VVK, 30,00 €, AK, 35,00 €
Setlisten:
- All That I Despise
- A Soul Inhabiting Two Bodies
- The Pain Ceased
- A Choice Between Two Evils
- Eternal Night In Death
- King Delusion
- Clouded Frame
- Resonance
- The Aberrant Host
- Liquid Mourning
- Protean
- Deadening
- Road To Perdition
- The Cry Of Silence
- Heavy Lies The Crown
- Deadlight
- Heaven Laid In Tears (Angels‘ Lament)
- Morphine Cloud
- Bloodflower
- Night Visitor
- Earthbound
- Daylight Misery
- Pale Tortured Blue
- Death, Come Near Me
- The Sethian
Sonntagabend, und ein Alternativprogramm zum Tatort. Es geht nach Hamburg ins Logo, in dem heute Abend Draconian zu ihrer 30th Anniversary Tour einladen. Als Support sind Nailed To Obscurity und Fragment Soul dabei. Alle drei Bands sind seit drei Tagen unterwegs und somit ist bereits ein wenig der Hektik der ersten Tage vorbei. Auf die „Genagelten“ freuen wir uns schon mächtig, denn die haben wir schon lange nicht mehr live gesehen. Fragment Soul sind uns eher unbekannt und Draconian haben wir auch nicht so auf dem Schirm. Vor dem Konzert gehen wir noch was essen in Hamburg, bevor dann gegen 19:00 Uhr Einlass ist. Der Zutritt erfolgt wie immer problemlos und so haben wir bis Konzertbeginn noch etwas Zeit. Raimund Ennenga, Sänger von Nailed To Obscurity, ist auch in der kleinen Halle unterwegs und so nutzen wir die Gelegenheit ihn zu begrüßen und ein paar Worte auszutauschen. Zum im kommenden Jahr anstehenden neuen Album hält er sich noch bedeckt, aber immerhin scheinen die Aufnahmen in einem guten Stadium zu stehen. Und, wie es inzwischen bekannt sein dürfte, Presswerke sind noch immer rar gesät und so kann es dann schon mal ’ne Zeit dauern, bis die Tonträger produziert werden können. Volker Diecken, Gitarrist der Band, ist ebenfalls in der Nähe und auch den begrüßen wir gern. Dazu gesellt sich Jasmin, die als Nailed To Obscurity-Fan erster Stunde die Jungs natürlich auch kennt. Mit ihr quatschen wir eine Weile und ich darf ihr Ticket haben. Das ist für mich als Sammler der Eintrittskarten natürlich mega. Vielen Dank nochmals dafür. Aber dann wird es Zeit für die erste Band des Abends.
Die aus Griechenland stammenden Fragment Soul eröffnen fast pünktlich und beginnen mit All That I Despise vom jüngsten Album Galois Paradox. Ich gebe zu, es ist etwas gewöhnungsbedürftig, was und die griechisch/kanadische Truppe uns da um die Ohren haut. Sänger Marc Durkee und sein weiblicher Gegenpart Tamara Filipovic haben zunächst etwas unter den Tücken eines nicht ganz klaren Sounds zu kämpfen. Der wird zwar schnell besser, aber trotzdem ist es schwer, sich auf den exzessiv vorgebrachten Dark Prog Doom Metal einzulassen. Zu getragen, zu schwer und zu undurchsichtig wabern die Töne durch das gut gefüllte Logo. Auch A Soul Inhabiting Two Bodies ist schwere Kost. Die fast schon überfüllte Bühne bietet den sechs Musikern nur wenig Spielraum und so ist der gesamte Auftritt eine sehr statische Nummer. Direkt vor mir steht Keyboarder Achilleas Adamidis, der mit seinen Keytupfern den Sound etwas leichter macht. Insgesamt stehen fünf Songs auf der imaginären Setlist, die jeweils über sieben Minuten lang sind. Da ich die Songs nicht kenne, fällt es mir schwer, die Unterschiede rauszuhören. Drummer Stefanos Meletiou und Bassist Spiros Georgiou liefern derweil die Takte, die dafür sorgen, dass der Kopf wie in Zeitlupe nickt. Nur selten gibt es mal einen schnelleren Ausbruch und dann darf auch Gitarrist Dimitris Louvros etwas schneller sein. Insgesamt ist es sehr, sehr getragen, halt doomig, nach meinem Geschmack ein wenig zu viel. Trotzdem haben sich Fragment Soul hier gut verkauft und nicht wenige der vor der Bühne stehenden Gäste geben mit lauten Beifallsbekundungen ihr Gefallen an der Band kund.
Nach kurzer Umbaupause, alle müssen mit anfassen, kommen unsere Favoriten auf die Bühne. Nailed To Obscurity liefern gewohnt ab und beginnen mit King Delusion vom gleichnamigen vorletzten Album. Das ist bereits 2017 erschienen, büßt aber keinerlei Alterserscheinungen ein. Gewohnt düster ist es auf der Bühne, nur ab und an wird einer der Musiker von einem Lichtkegel getroffen. Volker Diecken auf der linken Seite, oft das Gesicht hinter den Haaren verborgen, und Jan-Ole Lamberti auf der rechten Seite der Bühne vermögen mit ihrem Gitarrensound alle in den Bann zu ziehen. Bassist Lutz Neemann, der ja seit diesem Jahr Carsten Schorn ersetzt, fügt sich nahtlos in die Band ein und liefert die notwendigen Bassspuren, um Drummer Jann Hillrichs zu unterstützen. Raimund Ennenga, jetzt mit offener Mähne, ist oft am Bühnenrand, um entweder mit fetten Growls, aber auch mit Klargesang die Songs zu performen. Resonance und The Aberant Host oder Protean kommen bei den inzwischen auf knapp über 200 Menschen angewachsenen Zuschauern wesentlich besser an. Es wird bei den schnelleren Momenten gebangt, sofern der Takt es zulässt, aber oftmals ist es eben auch das „einfach auf sich wirken lassen“ und mit geschlossenen Augen den Takt, die Musik zu genießen. Da ich mich frei in der kleinen Halle bewegen kann, bekomme ich einen guten Eindruck und sehe eigentlich nur zufriedene Gesichter, die auch dem etwas melancholischeren Clouded Frame gebannt lauschen. Der Song ist von 2022 und könnte ein Vorbote für das im nächsten Jahr erscheinende neue Album sein. Wieder einmal schaffen es Nailed To Obscurity vollkommen zu überzeugen. Ich hätte ihnen etwas mehr Publikum gewünscht. Möglicherweise ist ein Sonntagabend nicht der ideale Termin für ein Konzert. Wer das Logo kennt, der weiß, wie klein die Bühne ist. Der darauf in der Mitte stehende Pfeiler erlaubt nur wenig Action auf der Bühne, was aber auch eigentlich nicht nötig ist. Die drei Gitarristen machen das Beste daraus und nicht selten sind alle drei im gleichen Takt und werfen ihre Harre gekonnt zurück. Auffällig ist, dass seit meinem letzten Konzert der „Genagelten“ eine deutlichere Professionalität zu spüren ist. Abgeklärter, selbstsicherer, gereifter kommen sie mir auf der Bühne vor. Insgesamt ein toller Auftritt, der leider nach gut 50 Minuten mit Road To Perdition endet.
Erneut geht es in den Umbau und alles, was nicht zu Draconian gehört, muss, weg. Da sind alle gefordert und so wird flugs das Equipment an die Seite gestellt, um es dann geordnet im Bus bzw. großen Anhänger vor dem Logo zu verstauen. Ich schaue mir derweil den Merch an und erstehe eine mir fehlende Nailed To Obscurity Platte. Die Verkäuferin ist bemüht, muss aber als einzige Kraft alle drei Bands merchmäßig betreuen. Das ist nicht so einfach, muss doch immer alles akribisch getrennt werden. Immerhin ist Merch eine wichtige Einnahmequelle für eine Band, und da muss die Buchführung am Ende stimmen.
Nun zu den Schweden von Draconian. Gestern haben wir uns mal den letzten Tonträger der Sechs aus Säffle angehört und festgestellt, ist nicht so ganz unseres. Sollte uns der Beginn heute nicht gefallen, könnten wir ja ggf. etwas früher aufbrechen. Mit The Cry Of Silence vom 2003er-Album Where Lovers Mourn geht es los. Auf Platte gute 12 Minuten lang, wird hier etwas abgekürzt. Trotzdem kommen die schweren Töne gekonnt rüber. Zunächst stehe ich der Musik noch skeptisch gegenüber, bin aber auch etwas unkonzentriert, da ich versuche, ein paar gute Bilder einzufangen, was bei der Beleuchtung nicht so einfach ist. Als Sängerin ist Lisa Johansson dabei und ihr männlicher Gegenpart ist Anders Jacobsen, der sich meist am Mikro festhält und auch erst noch mit Kapuze agiert, ist dadurch nur schwer abzulichten. Weiter geht es mit Heavy Lies The Crown und Deadlight. Die beiden Gitarristen Daniel Arvidsson und Johan Ericson liefern gut ab und auch Drummer Jerry Torstensson ist voll dabei. Zwischen den langsamen Takten kommt dann doch mal etwas Geschwindigkeit auf. Das tut den Tracks gut und auch das Publikum ist angetan. Überall stehen kopfnickende Metaller und genießen jede Sekunde. Ich habe inzwischen das Handtuch geworfen und verabschiede mich von der Fotoerlaubnis. Einen kurzen Abstecher vor das Logo nutze ich, um mich mit Bassist Spiros Georgiou von Fragment Soul zu unterhalten und die Setlist zu erfragen. Der Rest der Band ist auch da und sie freuen sich über jegliche Berichterstattung. Das erhöht den Bekanntheitsgrad. Sympathische Truppe, die bereitwillig Auskunft gibt. Zurück zum Konzert, komme ich dann doch in den Modus, dass mir die Band live zunehmend gefällt. Das hat eine ganz andere Dynamik als auf Tonträger und spätestens bei Night Visitor von Under A Godless Veil fällt die Entscheidung, bis zum Ende zu bleiben. Somit erleben wir dann noch eine Handvoll Stücke, die sich ebenfalls gut hören lassen. Da sieht man mal wieder, dass Liveauftritte oftmals wesentlich besser rüberkommen als die gleiche Musik vom Tonträger. Auffällig ist aber auch, dass Lisa an einigen Stellen an Anneke van Giersbergen erinnert, aber auch viele psychedelische Momente sind zu bemerken. Ab und an schwingt eine Prise Primordial mit. Das kommt schon ganz gut. Gegen 23:00 Uhr ist dann Ende. Wir nutzen noch die Zeit, um mit Volker und Lutz zu reden, die sich beim Merch eingefunden haben.
Es gesellt sich auch Michelle, die Frau von Volker Diecken dazu, die ab und an ebenfalls für unser Magazin tätig ist und heute noch nach Kiel zurückfahren will. Da bieten wir natürlich kurzerhand eine Mitfahrgelegenheit an, damit sie etwas schneller nach Hause kommt, als wenn sie mit der Bahn fährt. Wir verabschieden uns von allen und dann geht es los, während die Musiker noch das gesamte Equipment verladen. Guter Abend.