In Control und Scarcrow am 11.05.2019 im Schlosskeller in Emmendingen

Zirkus, Geisterbahn & Rock 'n' Roll ...

Event: Scars To Remember Tour 2019

Bands: In Control, Scarcrow

Ort: Schlosskeller, Schloßplatz 1, 79312 Emmendingen

Datum: 11.05.2019

Kosten: 5,- € AK

Genre: Alternative Rock, Modern Rock, Hardrock, Dark Rock

Besucher: 25

Veranstalter: Schlosskeller Emmendingen https://www.schlosskeller-emmendingen.de/aktuell.html

Link: https://www.facebook.com/events/2213085162090711/

Setlisten:

Scarcrow:
01. Beyond The Black Rainbow (Intro)
02. S.W.T.W.C.A. (Something Wicked This Way Comes Again)
03. Blood Brother
04. Rock ’n‘ Roll Killing Machine
05. Stagefryght
06. Children Of The Crow
07. Mr. Lee
08. Jezebel
09. Destroy Me (In Control Cover)
10. Born Guilty
11. Mortal / Nightmare (instr.)
12. Wolf in Sheep`s Clothin`
13. It Can`t Rain All The Time
14. Scars Behind The Mask

In Control:
01. Intro
02. Angel Of Justice
03. Behind The Mask
04. Two Face
05. Modern Fairy Tale
06. Destroy Them
07. Free Birds
08. We`ve Done
09. Maggot
10. Freefall
11. Realist
12. Mortal Remains (Scarcrow Cover)


Nachdem in letzter Zeit fast nur größere Konzerte auf dem Programm standen, wird es heute mal wieder Zeit, dass ich mich in den Underground bewege. Der große Vorteil, ich habe nur gut zehn Minuten Anfahrt zum Emmendinger Schlosskeller, in dem heute Abend In Control aus der Bodensee Region und Scarcrow aus dem Raum Donaueschingen spielen. Als ich gegen 19:30 Uhr an der Location ankomme, ist erwartungsgemäß noch nichts los. Die Bands sind noch dabei, ihren Soundcheck zu absolvieren, und es bleibt auch noch Zeit zum Small Talk und ein paar Fotos. Eigentlich soll es um 20:30 Uhr losgehen, doch da nur sehr zögerlich ein paar Leute auftauchen, verzögert sich alles etwas und man hofft offenbar noch auf den großen Besucheransturm. Sturm ist aber nur draußen angesagt, es schüttet schon seit dem Nachmittag und die Emmendinger bleiben bei dem Wetter ganz offenbar lieber auf der Couch hocken.

Gegen 21:00 Uhr ist es dann aber soweit und die Narbenkrähen von Scarcrow betreten zu einem kurzen Beyond The Black RainbowIntro die Bühne und steigen dann mit S.W.T.W.C.A. (Something Wicked This Way Comes Again) in ihr Set ein. Der Midtempo Rocker stammt vom aktuellen Album Beyond The Black Rainbow und besticht mit ordentlichem Double-Bass Einsatz. Erst kürzlich habe ich etwas gelesen, da wurde Frontmann Damon Fry als eine Mischung aus Blaze Bayley (ex-Iron Maiden) und Frank Knight (ex-X-Wild) verglichen. Das kann ich so nicht unterschreiben, aber zumindest muss man sofort an Gitarrist Eric Draven aus dem 1994er-Hollywoodstreifen The Crow denken, während er hier auf der Bühne seinen Baseballschläger schwingt, oder im nächsten Song Blood Brother mit einem Butterfly Messer herumfuchtelt. Überhaupt geht es recht düster zu und die Songs triefen nur so vor Melancholie und die Depressionen, Traurigkeit und Wut sind deutlich spürbar, was noch durch ein dunkles Make-Up und Outfit unterstrichen wird. Die 2015 im württembergischen Donaueschingen gegründete Band hat sich dem erdigen Hardrock verschrieben und zählt Größen wie zum Beispiel Black Sabbath, Alice Cooper und Ronnie James Dio zu ihren Vorbildern. Was hier auf der Bühne zelebriert wird, geht dann aber doch eher in Richtung Dark Rock, eine gelungene Mischung aus Black Sabbath, The Sisters Of Mercy, The 69 Eyes, Lacrimas Profundere und einer Prise Krokus oder Shakra, aus der sie aber ihr ganz eigenes Süppchen kochen. Nach und nach zieht es dann auch die Leute herein, die bis jetzt noch rauchend und Bier trinkend vor der Tür standen. Der Laden wird zwar nicht voll, doch die wenigen Gäste sind in Partystimmung und versammeln sich vor der Bühne. Nummern wie Rock ’n‘ Roll Killing Machine, Stagefryght und Children Of The Crow bringen dann auch Bewegung vor die Bühne, es wird getanzt, gebangt und gegrölt, der Düster Rock kommt beim Emmendinger Publikum gut an. Besonders der charismatische Frontmann weiß mit seiner tiefen, kratzigen Stimme und seinen Gesten zu gefallen und erntet den verdienten Applaus. Aber auch die Saitenfraktion, in Form von Gitarrist Matthias Schorp und Bassist Simon Schorp, weiß zu überzeugen. Showmäßig ist auf dieser kleinen Bühne natürlich nicht viel drin, jeder von beiden post auf seiner Seite vor sich hin, doch Matthias haut so manches nette Riff raus, während Bruder Simon, übrigens der einzig Langhaarige auf der Bühne, gemeinsam mit Schlagwerker Tobias Wehrle den passenden Rhythmusteppich webt. Gitarrist Matthias und Shouter Damon waren zuvor schon in dem Acoustic-Melancholy-Duo The Night Shift aktiv und die folgende Powerballade Mr. Lee erinnert dann ein wenig an die frühere Ausrichtung und bringt etwas Abwechslung. Mit Jezebel, dem In Control Cover Destroy Me und Born Guilty geht die Geisterbahnfahrt dann jedoch in gewohnter Manier, inklusive Kunstbluteinlage, weiter. Eine Instrumentaleinlage nutzt der Frontmann dann für einen kurzen Ausflug an die Bar, jedoch zur Märchenstunde von Wolf In Sheep`s Clothin` und zur Special Show Einlage von In Control Sängerin Julie ist er zurück. Diese hat sich zwischenzeitlich eine Wolfsmaske übergezogen und räkelt sich zu Damons Füßen auf der Bühne und tanzt im Wolfskostüm, was im Publikum zu Pfiffen und Gejole führt. Das rote Tuch, das sich der Sänger dann auf den Kopf legt, soll wohl eine Anspielung auf Rotkäppchen sein und sorgt für Gelächter. Man ist eben doch nicht ganz sooooo düster, wie man sich auf der Bühne gerne darstellt, aber Klappern gehört halt zum Handwerk. Das anschließende It Can`t Rain All The Time ist wie auf dem Scarcrow Debüt Beyond The Black Rainbow auch, ein Duett zwischen Damon und Julie, die aber leider hier in dieser Location kaum zu hören ist. Das tut der guten Stimmung aber keinen Abbruch, den absoluten Top-Sound erwartet im Schlosskeller sowieso niemand. Ob die beiden im früheren Leben Wetterfrösche waren, kann ich nicht sagen, aber tatsächlich hört es nun wirklich auf zu regnen. Mit Scars Behind The Mask geht dann ein unterhaltsamer Auftritt zu Ende, der sich ganz klar von anderen seiner Art abhebt.

Nachdem der letzte Schlosskeller-Gig im Januar aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden musste, sind sie heute da: In Control aus Radolfzell am Bodensee. Gegründet wurde die Band bereits im Jahr 2011, jedoch erst seit 2015 spielt man in der jetzigen Konstellation Julie (Vocals), Daniel Wikenhauser (Guitar), Emmanuel Ryba (Keyboard), Michael Neik (Drums) und Robin Humljak (Bass) zusammen. Die junge Band betritt nach einen kurzen Intro zu Angel Of Justice die Bühne. Ob es sich um einen neuen Song handelt, kann ich nicht sicher sagen, jedenfalls ist er auf der bisher einzigen EP Modern Fairy Tale aus 2017 nicht vertreten. Wie ich am Rande mitbekommen habe, ist das Debütalbum aber derzeit in Arbeit und man kann sich schon mal auf neues Material freuen. Wie schon zuvor bei Scarcrow, fällt auch hier zunächst das Bühnenoutfit der Band ins Auge, denn die Herren der Schöpfung betreten schick im Anzug, Bassist Robin Humljak sogar mit Zylinder, Frontfrau Julie dagegen etwas schrill mit Hut, kurzem Röckchen und Glitzersteinen im Gesicht, die Bühne. Das Mädel ist immer für eine Überraschung gut, denn bei früheren Auftritten kam sie schon als Nonne oder Braut verkleidet und mit viel Kunstblut verziert. Heute geht es ein bisschen weniger theatralisch vonstatten, schade! Musikalisch geht es aber mit modernem Alternative Rock direkt straight nach vorn und auch das Publikum ist vom ersten Moment dabei. Zu Behind The Mask setzen sich dann alle Bandmitglieder verschiedene Clownsmasken auf, doch von einer Zirkusveranstaltung ist man hier weit entfernt. Dennoch passt die Maskerade gut, denn jeder der Anwesenden hat definitiv Spaß. Auch zeigt sich jetzt, dass Frontfrau Julie keine kleine Piepsstimme hat, sondern dass es am Soundmann gelegen hat, dass man sie vorhin im Duett mit Scarcrow kaum gehört hat. Jetzt stellt sie eindrucksvoll unter Beweis, dass sie facettenreich sowohl die leisen, als auch die lauten Töne drauf hat, wobei sie manches Mal an Shirley Manson von Garbage denken lässt. Die nächsten Songs Two Face, Modern Fairy Tale und Destroy Them machen dann aber klar, so einfach ist die Band gar nicht in eine Schublade zu packen, denn zu viele verschiedene Einflüsse aus Rock und Metal spielen eine Rolle. Mal sind die Songs punkig angehaucht, dann wieder sehr metallastig, dann wieder zart, zerbrechlich und balladesk. Zerbrechlich sieht auch Frontfrau Julie aus, klein und zierlich, aber der erste Eindruck täuscht, denn das Mädel ist ein echter Wirbelwind, eine Rampensau, die nicht eine Sekunde stillstehen kann. Unermüdlich tanzt und bangt sie auf der kleinen Bühne, post mit den verschiedenen Bandmitgliedern und animiert eifrig das Publikum zum mitmachen, welches sich auch nicht lange bitten lässt. Zwischendurch verlässt sie ein paar Mal die Bühne und begibt sich, bewaffnet mit einem Edding, mitten unters Publikum und jeder soll ihr etwas auf ihr Shirt schreiben. Das ist dann der Moment, wo sich auch ihre Mitstreiter auf der Bühne mal ein bisschen bewegen können, wo auch Bassist Robin, oder Gitarrist Daniel mal an den Bühnenrand treten und Kontakt zum Publikum aufnehmen können, was auf der engen Bühne bisher kaum möglich war, da Julie zu sehr der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Band ist. Die Songs Free Birds, We`ve Done, Maggot oder Freefall sind mal gefühlvoll, mal emotional, im nächsten Moment aber auch wieder voller Energie und Aggression. Langeweile kommt hier zu keinem Moment auf. Trotzdem ist dann nach Realist plötzlich und viel zu früh Schluss und die Band verabschiedet sich von der Bühne. Funktioniert natürlich nicht, denn das Emmendinger Publikum fordert nach weiteren Zugaben und so gibt man noch eine Nummer zum besten, eine Scarcrow Coverversion von Mortal Remains. Dann ist aber endgültig Schluss und man kann an der Bar noch das eine oder andere Bier zusammen trinken.