Marduk, Valkyrja, Attic und Survival Is Suicide am 07.05.2019 im Le Grillen in Colmar

Erste Panzerdivision wieder im Elsass ...

Event: Viktoria Europa Tour 2019 Part 3

Headliner: Marduk

Vorgruppen: Valkyrja, Attic, Survival Is Suicide

Ort: Le Grillen, 19 Rue des Jardins, 68000 Colmar, Frankreich

Datum: 07.05.2019

Kosten: 12,00 € VVV 15,00 € AK

Genre: Black Metal, Experimental Death Metal, Death Metal, Experimental / Drums / Bass Synth / Extreme Music

Besucher: ca. 400

Veranstalter:
Headbang  https://www.facebook.com/headbang2015/?eid=ARDqnB7I7ZbDQ8YDpoAvm9Fut56zb22Np0DHQsN9dVODOpQ-Q6v-plQv-M8xENT2Lcp1Ya76_kT4yqR7
Garmonbozia Inc.  https://www.facebook.com/Garmonbozia.Inc/?fref=pb&hc_location=profile_browser
Asso Overkill https://www.facebook.com/asso.overkill/?fref=pb&hc_location=profile_browser

Link: https://www.facebook.com/events/996169347244500/

Setlisten:

Survival Is Suicide:
01. Chrysalis (Intro)
02. Demon
03. The Beauty Of A Stoned Machine
04. Perception As Default
05. The Wonderful Scars
06. Retrovolution

Attic:
01. Ludicium Dei (Intro)
02. Sanctimonious
03. Satan`s Bride
04. The Hound Of Heaven
05. Dark Hosanna
06. There Is No God
07. The Headless Horseman

Valkyrja:
01. Intro
02. Crowned Serpent
03. The Cremating Fire
04. Madness Redeemer
05. Opposer Of Light
06. Frostland
07. Oceans To Dust
08. Throne Ablaze

Marduk:
01. Panzer Division Marduk
02. Baptism By Fire
03. Werwolf
04. Of Hell`s Fire
05. The Levelling Dust
06. Cloven Hoof
07. Deathmarch
08. Throne Of Rats
09. Burn My Coffin
10. Equestrian Bloodlust
11. The Blond Beast
12. Into Utter Madness
13. Wolves
14. The Black …

Nachdem ich in letzter Zeit nur Konzerte in der Schweiz besucht habe, geht es heute mal wieder in den Elsass, denn die Schweden Marduk machen auf ihrer Viktoria Europa Tour Part III im französischen Colmar Halt. Als Support fungieren die schwedischen Landsmänner von Valkyrja, Attic aus dem Ruhrpott und die Spanier Survival Is Suicide. Als ich gegen 19:00 Uhr am Le Grillen ankomme, ist gewohnheitsmäßig nicht viel los, ein paar People stehen vor der Location, doch es dauert nicht allzu lange und die nächsten schwarz gekleideten Gestalten tauchen auf. Ein junges Mädel nutzt die Wartezeit, um sich Arme und Gesicht mit einem schwarzen Edding zu verzieren, andere trinken sich schon mal warm. Warum auf einem Dienstagabend und bei solch einem Viererpackage erst um 20:00 Uhr Einlass ist, bleibt mir unbegreiflich, aber nichtsdestotrotz kommen immer mehr Besucher und offenbar wird der Laden heute voll.

Um 20:30 Uhr wird der Abend von den Spaniern Survival Is Suicide eröffnet. Die Band ist mir völlig unbekannt, doch bei dem Bandnamen bin ich von irgendwelchem Core Geschrei ausgegangen, doch manchmal macht es durchaus Sinn, nicht allzu voreingenommen an etwas heranzugehen. Mit Core hat der Sound des Duos tatsächlich nichts zu tun, eher vielleicht als Experimental Death Metal, obwohl die beiden nur schwer in eine Schublade zu packen sind. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als Experimental/Drums/Bass Synth/Extreme Music, was immer das auch heißen mag. Obwohl das Wort Metal darin überhaupt nicht vorkommt, geht es im gradlinigen Opener Demon dann doch ordentlich zur Sache und man kommt dem klassischen, tiefergestimmten Death Metal ziemlich nah. Hier wird drauflos geknüppelt, als gäbe es kein Morgen mehr. Aber hallo, da stehen doch tatsächlich nur zwei Leute auf der Bühne, nämlich der sehr agile Schlagzeuger Epoje und Sänger und Bassist Zaratozom. Gitarren Fehlanzeige, und so kann man das mit dem Drum`n Bass Music durchaus wörtlich nehmen. Obwohl kein Keyboarder mit an Bord ist, dröhnen doch immer wieder akzentuierte, mächtige und massive Keyklänge aus den Boxen, die durchaus gewöhnungsbedürftig sind, denn so heavy hört man das nicht jeden Tag. Dass diese hier ganz offensichtlich vom Band kommen, stört hier jedoch niemanden, denn der Drumstil von Epoje und die Death Metal Growls von Zaratozom können durchaus begeistern und mitreißen. Obwohl das Le Grillen bei Weitem noch nicht voll ist, stehen doch schon eine ganze Menge vor der Bühne und lassen die Matte kreisen. Mit dem Opener hatten die Spanier die Überraschung auf ihrer Seite und konnten punkten, jedoch im Laufe des Auftritts kann man diesen Überraschungsmoment nicht weiter nutzen. Bei den darauffolgenden Songs The Beauty Of A Stoned Machine und Perception As Default machen sich schnell Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Die Tracks klingen zu vielseitig und verschachtelt und überfordern zeitweise den gemeinen Metalhead. Das Keyboard zieht sich fast schon penetrant durch das Set und wird weit weniger akzentuiert eingesetzt. Nach drei Songs reicht es mir eigentlich schon, obwohl beide Musiker ihr Handwerk durchaus verstehen. The Wonderful Scars und Retrovolution rasen wie ein Schnellzug an mir vorbei und meine Lauschlappen haben längst zu gemacht. Der Ansatz ist durchaus gut, aber hier gilt wieder einmal, weniger ist manchmal mehr. Mehr gradlinige Knüppelsongs wie das anfängliche Demon und weniger Keyboards würden dem Ganzen gut zu Gesicht stehen, so aber wirkt es leider unausgegoren. Schade…!

Im Anschluss machen sich dann Attic startklar und dekorieren die Bühne mit ihrem Sammelsurium an Kerzenleuchtern, Totenköpfen und Räuchergefäßen, welche zu einer Art Altar hergerichtet werden. Prompt wird es nun auch kuschelig intim vor der Bühne und als die Gelsenkirchener mit Sanctimonious in ihr Set einsteigen, ist die Stimmung gleich eine ganz andere. Fronter Meister Cagliostro kommt mit einem Jupp an der Latte auf die Bühne gestürmt und nachdem er das Kruzifix ein paarmal über das Publikum geschwenkt hat, wird es auf dem Altar abgestellt, natürlich falsch herum, oder auch richtig, wie auch immer. Obwohl viele jetzt erst dazugestoßen sind, ist eine Aufwärmphase nicht nötig und das Publikum startet von null auf hundert durch. Während zuvor bei Survivor Is Suicide noch null Bewegung auf der Bühne herrschte, wird nun eine schaurig gute Okkultshow geboten. Satan`s Bride wird von dem bekannten Trommelwirbel eingeleitet, bevor der treibende Rhythmus einsetzt und alles mitreißt. Der markante Refrain des Bandklassikers funktioniert natürlich auch in Frankreich und wird aus zahlreichen Kehlen mitgebrüllt. Dass die Songs weder innovativ oder eigenständig sind, stört niemand. Über allem stehen die großen King Diamond, Mercyful Fate und Pentagram, doch aufgewärmt schmeckt es ja bekanntlich am besten. Die Band ist gut drauf, die Spielfreude und Bühnenerfahrung ist ihnen in jedem Moment anzumerken und das überträgt sich natürlich. Mit Hound Of Heaven und Dark Hosanna wird die Sanctimonious Story fortgesetzt und der Meister trifft auch die schwierigsten Passagen perfekt. Doch auch die beiden Gitarristen Katte (ex-Warhammer, ex-Iron Kobra, ex-Erazor, ex-Zwielicht) und Rob (ex-Voice of Wrath) zeigen, trotz des Altars, durch den die Bewegungsfreiheit stark eingegrenzt ist, dass sie es drauf haben und die Besucher animieren können. Die Haare…, äh, Posen sitzen, ohne gekünstelt zu wirken, und der Applaus ist völlig gerechtfertigt. There Is No God strapaziert dann noch einmal sämtliche Nackenmuskulaturen und lässt einige Leute völlig ausrasten, sodass fotografieren nahezu unmöglich wird. Der Song kann einfach alles…, ganz großes Kino! Manch einer hat sich nun völlig verausgabt, was aber nicht weiter tragisch ist, denn das folgende The Headless Horseman ist die heutige Rausschmeißerhymne und der Gig geht leider viel zu früh zu Ende. Schade, dass die Ruhrpöttler heute nur eine untergeordnete Rolle spielen dürfen …

Im Anschluss schicken sich die Schweden Valkyrja an, eine Spur der Verwüstung durch Colmar zu ziehen. Das Le Grillen ist mittlerweile bestens gefüllt, was an einem Dienstagabend eher ungewöhnlich ist. Nach einem kurzen Intro legen die Stockholmer um Frontman Simon Wizen mit Crowned Serpent gewaltig los. Der düstere, thrashige Brecher vom noch aktuellen Album Throne Ablaze wird in einem Höllentempo ins Publikum geblasen, um gleich danach mit The Cremating Fire nachzulegen. Wizen, mittlerweile das einzig verbliebene Gründungsmitglied, bedient deutlich tiefere Register als noch sein Vorgänger A.L. am Mikro, was durchaus etwas gewöhnungsbedürftig ist. Zeit ist offenbar Geld und so wird auf eine Begrüßung kurzerhand verzichtet. Obwohl die Prügelknaben auch schon 15 Jahre Bandgeschichte auf dem Buckel haben, konnten sie sich nie so richtig aus dem Fahrwasser der Großen des Genres befreien. Und schnell wird auch klar, welche Großen hier ganz klar Pate gestanden haben. Mit ihrem Blast Beat Gewitter und den melodischen Midtempo Parts erinnern die Jungs ganz klar an alte Watain und auch die Nähe zu Dissection ist unverkennbar, doch wen interessiert es, die Stimmung ist jedenfalls von Beginn an gut und die Schweden werden gefeiert. Große Reden werden aber nicht geschwungen, Wizen kriegt zwischen den Songs gerade mal ein knappes okay, oder den Songtitel raus, dann gibt es mit Madness Redeemer wieder auf die Zwölf. Der The Antagonist`s Fire Song sticht ein wenig heraus, denn hier wird nun allerfeinster Black`n Roll der Marke Satyricon aufgefahren und die Dunkelmänner machen richtig Spaß. Der Song kommt live aber deutlich härter rüber als die Albumversion, top! Die hetzenden Gitarren passen perfekt zu den wütenden Growls. Auch die Soloeinlage macht richtig Spaß, bevor der Track in einem unverkennbaren Dissection Chorus endet. Das Stimmungsbarometer steigt auch gleich noch um ein paar Prozent an, jedoch fallen auch nun wieder ein paar Franzosen unangenehm auf, fahren ihre Ellenbogen aus und schießen deutlich übers Ziel hinaus. Opposer Of Light flirtet dann mit Groove im Midtempobereich, bevor dann wieder gnadenlos das Gaspedal durchgetreten wird und die Leute ausrasten lässt. Dann wird es offenbar Zeit, dass die schwedischen Grabschänder tief in die Mottenkiste greifen, denn mit Frostland geht es ganz in die Frühzeit der Band zurück, denn der Track befand sich schon in fürchterlicher Qualität auf dem ersten Demoband. Trotzdem hat sich die typische Immortal Nummer zu einem Bandklassiker entwickelt, ohne den live nichts mehr geht, und prompt werden unzählige Arme und Fäuste hochgerissen. Natürlich klingt das heutzutage nicht mehr so fürchterlich wie auf dem Demo, aber der Song hat irgendwie auch nicht mehr den Charme. Spaß macht er trotzdem und nur darum geht es nun. Mit Oceans To Dust zeichnet sich dann auch schon das Ende ab, jedoch wird die Marschrichtung für den Abgesang noch einmal völlig kompromisslos festgelegt. Das Tempo wird noch einmal gnadenlos angezogen und das wütende Drumgewitter gibt das Übrige hinzu. Die Growls des langmähnigen Nordmannes erinnern durchaus an alte Setherial, aber die Schweden waren ja noch nie besonders innovativ, denn alles hat man zuvor schon irgendwo gehört. Die fehlende eigene Note konnte man nie ganz ablegen, auf wenn sie es hier und da schaffen, dem Sound ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Mit Throne Ablaze geht dann auch dieser Auftritt zu Ende, was endlich die Möglichkeit zur längst überfälligen Zigarette bietet.

Der Gig von Valkyrja war nicht wirklich schlecht, obwohl Attic mir persönlich weit besser gefallen haben. Der Unterschied zu einer wirklich guten Knüppelband wird den Besuchern dann aber vor Augen geführt, als Marduk nach recht langer Umbaupause, in der das Le Grillen stilecht mit Kriegslärm beschallt wurde, die Bühne betreten und direkt mit Panzer Division Marduk in ihr Set einsteigen. War die Stimmung bisher schon ganz gut, so rastet der Mob nun regelrecht aus und der Klassiker wird aus unzähligen Kehlen mitgebrüllt. Der erste Panzer ist also zurück im Elsass und die Reaktionen der Franzosen lässt vermuten, dass man ihn hier durchaus vermisst hat. Was das Touren angeht, ist die Panzer Division ja ein echtes Arbeitstier, in den letzten Jahren ist alles beackert worden, was eine Steckdose zu bieten hat, doch schnell wird klar, von Abnutzungserscheinungen keine Spur. Die erfolgreichste und am meisten präsente Band Schwedens, die schon begann, bevor sich mehr als nur ein paar Eingeweihte für dieses neue, böse Ding namens Black Metal interessierten, ist ganz offenbar gut drauf, denn so energisch habe ich sie zu Beginn eher selten erlebt. Auch Baptism By Fire und das darauf folgende Werwolf werden mit kompromissloser Brutalität und Erbarmungslosigkeit unters Volk geworfen und fordern den Fans schon zu Beginn alles ab. Fronter Mortuus führt den Siegeszug der Panzer Division mit eiserner Hand und hasserfüllten Blick. Ein kompromissloser Siegeszug voller Gewalt und Brutalität, nur so kann man den Auftritt hier nennen, denn Gefangene werden hier und heute keine gemacht. Das Publikum hat nur die Wahl zwischen mitgehen oder überrollt zu werden. Leider haben Marduk das schlechteste Licht aller vier Bands, doch das war fast schon zu erwarten. In der verbalen Hasstirade auf das Christentum Of Hell`s Fire wird das mörderische Tempo dann ein wenig zurückgenommen, genau im richtigen Moment, bevor sich Blast Beat Langeweile ausbreiten kann. Mit The Levelling Dust wird es für meinen Geschmack dann sogar schon zu langsam, doch das bietet dann die Möglichkeit zum Nachtanken. Lange hält das ruhigere Zwischenspiel natürlich nicht an, denn schon mit Cloven Hoof gibt es wieder mitten in die Fresse und die Schweden zeigen einmal mehr, warum sie seit Jahren verdientermaßen ganz oben stehen. In den nächsten Minuten wird alles niedergemetzelt, was nicht schnell genug Platz macht. Songs wie Deathmarch, Throne Of Rats, Burn My Coffin und Equestrian Bloodlust sorgen dafür, dass die aufgeheizte Stimmung im Le Grillen zu keinem Moment abflacht. Dass der Laden auf einem Dienstagabend zu später Stunde, wo morgen viele wieder arbeiten müssen, immer noch brechend voll ist, spricht wohl für sich. Oldschool Nummern mischen sich mit lange etablierten Hits und neuerem Material und lassen kaum Wünsche offen. Auch der Stampfer The Blood Beast reiht sich bestens ein und zeigt, dass Marduk den Spagat zwischen Underground und Mainstream genauso gut beherrschen, wie die Genrekollegen von Watain. Währenddessen muss ich mich aber dann doch verabschieden, denn auch ich muss morgen früh raus und ich habe noch eine Stunde Fahrt vor mir. Gerne wäre ich bei dem fulminanten Abriss länger geblieben, aber bei dem Tourmarathon der Schweden ergibt sich sicher bald erneut die Gelegenheit.