Nosound – Scintilla

“Nosound setzt Schlafpuder ein! – Sehr effektiv!“


Artist:
Nosound

Herkunft: Italien

Album: Scintilla

Spiellänge: 64:00 Minuten

Genre: Progressive, Ambient

Release: 02.09.2016

Label: KScope

Bandmitglieder:

Keyboard und Gitarre- Giancarlo Erra
Keyboard – Marco Berni
Keyboard und Bassgitarre – Alessandro Luci
Gitarre – Paolo Vigliarolo
Schlagzeug – Guilio Caneponi

Tracklist:

  1. Short Story
  2. Last Lunch
  3. In Celebration
  4. Sogno E Incendi
  5. Emily
  6. The Perfect Wif
  7. Love Is Forever
  8. Evil Smile
  9. Scintilla

Ganze 15 Jahre Bandgeschichte haben die Italiener von Nosound bereits zusammen auf dem Buckel und können so drei EP’s und mittlerweile sechs Alben mit nicht gerade wenig Stolz auf den Tisch legen.
Selbsternanntes Ziel von Giancarlo Erra, dem Fronter von Nosound, war bei der neuesten Veröffentlichung das möglichst simpelste und eingängigste Ergebnis zu erzielen. Dies mag die sonstigen Prog-Fans ein bisschen abschrecken, sind die Anhänger des Kscope-Labels doch mehr Tiefgang und melodische Experimente gewohnt.

Und Nosound halten sich an ihre Vorgabe: Gewohnt sanftmütig leitet Short Story als erstes von zehn Stücken auf Scintilla ein, bis die Drums einsetzen, sich alles langsam aufbaut und trommelartig, wie bei einem Marsch, ähnlich den isländischen Kollegen von Sigur Ros Spannung erzeugt und…
…bereits wieder im anschließenden zweiten Song Last Lunch jeglicher Wind aus den Segeln genommen wird. Es ist nicht ganz verständlich, was der absurde Kontrast darstellen sollte. Denn nach dem verheißungsvollen Intro ist Last Lunch eher eine Schlaftablette als ein Song. Kein geeigneter Opener, um den Hörer an sich zu binden. Wenn Giancarlo Erra das mit Neuentwicklung meint, kann man sich auf ein ruhiges Wellness-Hotel-Album gefasst machen, welches musikalisch nur an Oberflächen kratzt. Bis auf die noch recht kreative Schlagzeugarbeit spielt sich bisher alles auf simpelstem Vier-Akkorde-Niveau ab. Sanfte Synthesizer-Ströme inklusive, ausgestreckt auf sieben Minuten und hypnotisierender als jeder Einschlafen-Podcast. In eher negativer und langatmiger Hinsicht.

Auch Little Man hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung und bestätigt, dass Nosound am Tempo nichts verändern wollen, dafür gemessen mit den alten Werken ihre musikalischen Experimente obendrein aber eher zurückgeschraubt haben. Immerhin fügt Little Man nun Streicherelemente hinzu und sorgt für eine gewisse Abwechslung. Viel Hall in der hölzernen Gitarre, künstliche Chöre, Violinen und sanfter Bass können erstmals zusammen bei In Celebration überzeugen. In der ersten Hälfte rein instrumental und ruhig und später endlich mit einem lebhafterem Gitarrensolo, hat der vierte Titel sogar Assoziationen zu den Last-Unicorn-Komponisten von America und knüpft da an, wo die Vorgängerplatte aufhörte.
Abermals wird einem dennoch mit Sogno E Incendi (dt. Traum und Feuer) wieder die Tür vor dem Kopf zugeworfen, wo es gerade interessant wurde.

Auch der Rest der Platte lässt sich praktisch nur noch treiben. Einzig der sechste Titel Emily kann mit den ein oder anderen Einsätzen von Blechblasintrumenten noch auftrumpfen und hebt sich von den anderen Titeln ab.

Das ist alles in allem schade: Eine gut durchdachte Produktion und musikalische Finesse ist gesanglich sowie instrumental vorhanden, wie man aus der Vergangenheit weiß. Und trotzdem will bei all dem seichten Songmaterial und dem Mangel an Gitarreneffekten der Funke nur schwer überspringen. Die Luft scheint einfach raus. Bleibt zu hoffen, dass Nosound damit nur Anlauf holen für einen umso intensiveren Schlag.

 

Fazit: Was wirklich zum Fesseln fehlt, ist Temperament, Abwechslung und Experimentierfreudigkeit. Den Kollegen von Sigur Ros, The Pineapple Thief oder I Am Kloot gelingt das passiv aus dem Stehgreif heraus. Wer für den Abend mit den Schwiegereltern einen möglichst spießigen und harmlosen Eindruck hinterlassen will, kann Scintilla im Hintergrund dudeln lassen. Auf die Füße treten kann man mit dieser Berieselung niemanden. Höchstens einschläfern.

Anspieltipps: Little Man, In Celebration, Emily
Glenn V.
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