The Contortionist – Clairvoyant

“Ein Proghimmel voller Gefühle und Emotionen“

Artist: The Contortionist

Herkunft: Indianapolis, Indiana

Album: Clairvoyant

Spiellänge: 54:00 Minuten

Genre: Progressive Rock/Metal

Release: 15.09.2017

Label: EOne Music

Link: https://www.facebook.com/pg/thecontortionist/about/?ref=page_internal

Produktion: Jamie King (Ayreon, Between The Buried And Me)

Bandmitglieder:

Gesang – Michael Lessard
Gitarre – Robby Baca
Gitarre – Cameron Maynard
Bassgitarre – Jordan Eberhardt
Keyboard – Eric Guenther
Schlagzeug – Joey Baca

Tracklist:

  1. Monochrome (Passive)
  2. Godspeed
  3. Reimagined
  4. Clairvoyant
  5. The Center
  6. Absolve
  7. Relapse
  8. Return To Earth
  9. Monochrome (Pensive)

Nach sieben Jahren Bandgeschichte, drei EP’s und mit Clairvoyant bereits vier veröffentlichten Alben, haben The Contortionist es endlich geschafft ihren Sound zu finden. Die in der Djent-Welle gegründete Band aus Indianapolis hat sich komplett neu erfunden und somit die wahrscheinlich beste Entscheidung der letzten Jahre getroffen. Waren die zuvor veröffentlichten Alben noch eher unspektakulär, sprießt Clairvoyant nur so voller Ideenreichtum und musikalischem Verstand. Somit ist das Sextett ein Paradebeispiel dafür, dass jede Band erst etwas mit ihrem Sound herumexperimentieren sollte, um entsprechende Fortschritte machen zu können, denn nur so kann eine Band ihren Sound finden und sich von anderen hervorheben. Musiker sollten keine Grenzen kennen und sich frei entfalten dürfen und in welchem Genre kann man das besser ausreizen als im Prog?

Mit insgesamt neun Tracks zieht einen das Album von Beginn an in eine andere Welt. Eingeleitet durch das Instrumental Monochrome (Passive), stimmen die Jungs einen atmosphärischen Grundton an, welcher sich durch das gesamte Album ausdehnt. Godspeed ist somit die erste Komposition, wo man die neue Gesangsart zu hören bekommt – anstatt Death Metal Gesang, gibt es hier nur gefühlvolle, ruhige Töne von Michael Lessard zu hören, der seit 2014 endlich zu einem festen Bestandteil der Gruppe gehört. Und was hat der Kerl für eine Stimme, die sich perfekt der Musik anpasst… Unbeschreiblich beruhigend und gefühlvoll, sodass ich ihm den ganzen Tag zuhören könnte. Auch die bereits zuvor veröffentlichte Singleauskopplung Reimagined unterstreicht das Ganze noch einmal, denn der nahezu perfekt geschriebene, verträumte Song könnte durch seinen packenden Refrain auch locker im Radio gespielt werden – wäre er nicht für einen Popsong doch etwas zu progressiv 😉

Mit dem über sieben Minuten andauernden Titelstück Clairvoyant geht es ab jetzt immer etwas tiefer in den Proghimmel. Durch viele verschiedene Passagen baut sich der Titeltrack in eine großartige zweite Hälfte. Auch der zweite Teil des Albums, eingeleitet durch The Center, offenbart sich als wahres Juwel, der mit unterschiedlichen Gesangsschichten und einer einzigartigen Komposition leuchtet. Einfach nur beeindruckend, was hier an den Tag gelegt wird und mit welch einem Ambiente sich die Lieder aufeinander aufbauen! Ich denke mit Clairvoyant sind The Contortionist auf dem absolut richtigen Weg nach oben und gehören definitiv momentan zu den besten, hervorstechendsten Progressive Rock-/Metal Bands der 2000er.

Absolve erhöht das Tempo etwas mit griffigen Leads und einem erneut super in den Vordergrund gestellten Refrain. Selbst das etwas poppigere Relapse weiß durch den Mix zwischen dem sehr schönen Pianopart am Anfang zu überzeugen und stellt sich durch die dadurch aufkommende Atmosphäre und den Mix zwischen etwas härteren Riffs als etwas Besonderes da. Eines meiner absoluten Highlights hingegen ist eindeutig Return To Earth. Der Track vereint so ziemlich alle Eigenschaften, die das Album bis hierhin ausgemacht haben – die Vocals wirken schwerelos, wohingegen die Instrumente immer im Wechsel zwischen stampfenden, nach vorn drückenden und harmonischen Klängen stehen. Härte gegen Harmonie – einfach nur klasse. Den Abschluss macht das neunminütige Monochrome (Pensive), welches eine Schüssel voller Zutaten zu einem Gourmetessen verwandelt. So viele unterschiedliche Klänge, die voller Emotionen stecken und nicht nur vom Sänger tadellos transportiert werden können, sondern selbst von jedem einzelnen Instrument geradewegs den Weg zum Hörer finden. Und das ist auch der Grund, warum das Album von mir volle Punktzahl bekommt – Clairvoyant schafft es mich zu fesseln, mir Millionen verschiedene Elemente vorzuspielen, die mich nicht langweilen, sondern nur noch aufmerksamer zuhören lassen. Das ist es, was progressive Musik für ausmacht.

Fazit: The Contortionist haben mit Clairvoyant ein Meisterwerk der progressiven Rock/Metal Musik veröffentlicht und sich mit einem Schlag einen Platz neben den ganz Großen erspielt. Man könnte meinen Dream Theater, Katatonia und Between The Buried And Me haben ein Baby gemacht – ganz großes Kino. Das Album schafft es, einen von der ersten bis hin zur letzten Minute in seinen Bann zu ziehen und überfordert den Hörer nicht, sondern verschaltet alle einzelnen Elemente in ein wunderbares Gesamtwerk, was voller Emotionen und Gefühle steckt, die durch Instrumente so grandios übermittelt werden, dass man meint, in einer Zelle nur zusammen mit der Musik zu sitzen.

Anspieltipps: Reimagined, Absolve und Return To Earth
Julian N.
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