Bremer Krachmusikanten Fest 2019 am 06.12.2019 in Bremen

Mit Illdisposed, Endseeker, Slaughterday und Fear Connection

Eventname: Bremer Krachmusikanten Fest 2019

Band(s): Illdisposed, Endseeker, Slaughterday und Fear Connection

Ort: Tivoli, Bremen

Datum: 06.12.2019

Kosten: 31,90 € VVK, 35,00 € AK

Genre: Death Metal, Melodic Death Metal

Besucher: ca. 100 Besucher

Link: http://www.aladin-bremen.de/veranstaltung/bremer-krachmusikanten-fest-2019/

Setlisten:

Endseeker:

  1. Into The Fire
  2. Spiritual Euphoria
  3. Epitome Of Decadence
  4. Pulse
  5. Worshipping The Bloodthirsty
  6. Whores Of War
  7. Immortalized
  8. Deployment Of The Aroused
  9. The Harvest
  10. Cure
  11. Vicious Devourer
  12. Possessed By The Flame

Illdisposed:

  1. Reveal Your Soul For The Death
  2. This Is Our Calling For The End
  3. To Sail You Away
  4. I Believe In Me
  5. Dark
  6. Throw Your Bolts
  7. Weak Is Your God
  8. Drink It All
  9. A Child Is Missing
  10. Near The Gates
  11. Days On The Floor
  12. Submit
  13. Purity Of Sadness
  14. Sense The Darkness
  15. Now We’re History

Beim ersten Bremer Krachmusikanten Fest stehen nicht die bekannten Tiere übereinander, sondern die vier Death Metal Bands Illdisposed, Endseeker, Slaughterday und Fear Connection. Zum Headbangen treffen sich alle Death Metal Fans aus Bremen und Umgebung heute im Tivoli, dem kleineren Saal des Aladin in Bremen. Dieser steht nicht zwingend für einen optimalen Sound, das liegt an der Location, die eine sehr hohe Decke hat und durch ihren Aufbau viele Möglichkeiten, um den Schall zu verwirbeln. Mal sehen, wie die Techniker es in der ersten Auflage des Festes umsetzen können. Mit über 30 Euro im Vorverkauf und 35 Euro an der Abendkasse für das Line-Up kein ganz günstiges Unterfangen.
Als Erstes dürfen sich pünktlich um 19 Uhr die Bremer Fear Connection beweisen. Wie angekündigt steigt die Sause bereits in den frühen Abendstunden. Gut zwei Drittel des Publikums hat dafür schon den Weg ins Tivoli gefunden. Als Opener ist es immer schwierig, gleich Schwung in die Bude zubekommen. Das Intro War erklingt, während sich die gut gelaunten Musiker zum Publikum wenden. Der Titel Democracy Dies soll es dann direkt richten. Erschrocken blickt man zur Stage. Dieser Sound kann wirklich nicht gewollt sein. Entweder sind Fear Connection Sadisten, Verachten ihre eigen Kunst oder der Mischer hat mal alles dran gesetzt, um die lokale Band zu einem Instrumentenbrei zu vereinen. Auch im Verlauf mit Hypocrisy und War Indise My Head wird es nicht besser. Im fahlen Licht der Scheinwerfer zocken die Norddeutschen tapfer durch ihr Set. Kein Murren, kein Meckern (und das hätten sie wirklich dürfen) ziehen Fear Connection ihre rumpelnden Kreise. Einen solchen Krach habe ich wahrlich schon lange nicht mehr gehört. Gewollt kann das wirklich nicht sein – daher steht auf meiner Agenda ganz oben Fear Connection zeitnah noch mal auf einer Bühne zu begutachten. Mit dem siebten Song Attitude hat diese Eröffnung bereits das Ende gefunden und hinterlässt die Frage: Bleibt es den ganzen Abend so? Spätestens nach dem ersten Stück von Slaughterday dürften Sänger Rolf und seine Männer durchdrehen. Der Sound kippt um 180 Grad und ist für Tivoli Verhältnisse sehr gut. Dass ein technisches Problem in der Umbaupause ausgeräumt wurde, ist uns leider nicht bekannt.
Wie dem auch sei, die Ostfriesen Slaughterday nutzen gleich ihre Chance. Abattoir hämmert aus den Boxen und rüttelt jeden Headbanger wach. Im Zeichen von Autopsy, Massacre, Death oder Master gibt es beinharten Old School Death Metal aufs Mittelohr. Der beim deutschen Underground Extreme Metal Label F.D.A. Records beschäftigte Haufen aus Leer lässt nichts anbrennen. Wasteland Of Demise und Addicted To The Grave zementieren das Schaffen, ohne vom Weg abzukommen. Vor der Bühne wird es wilder, denn einige ihrer Kollegen und Fans hat die rund 100 km lange Anreise nach Bremen nicht gestört und diese stacheln das Publikum zugunsten der Gruppe an. Cult Of The Dreaming Dead kann zelebriert werden, während bei Gerstensaft die ersten Haare verknotet werden. Agil, mit einer starken Bühnenpräsenz, haben sich Slaughterday in den letzten Jahren gemausert. Mit Torn By The Beast und Cosmic Horror findet das ebenfalls sieben Song starke Set ein positives Ende.
Endseeker aus Hamburg sitzen fest im Metal Blade Records Sattel und werden davon weiter beflügelt. Der Co-Headliner des Bremer Krachmusikanten Fest 2019 lässt die Fäuste fliegen. Damit erst gar keine Fragen aufkommen, gibt es Into The Fire und Spiritual Euphoriaum um die Ohren gehauen. Das sie spätestens mit dem viel gefeierten The Harvest vom September dieses Jahres zu den aufstrebenden Death Metal Jüngern unserer Republik gehören, sollte zu jedem vorgedrungen sein. Hoch die Tassen zu Epitome Of Decadence und Pulse. Die Stimmung wird geladener, die Reihen dichter und die erste große Sause des Abends rollt durch das sonst so triste Bremen. Der markante Frontmann Lennart „Lenny“ Osterhus bringt Ben Liepelt und Jury Kowatzcyk an den Äxten gut ins Schwitzen. Während der Sänger fast wie ein Schauspieler über die Bretter schreitet, bringen die vier Kollegen hinter den Instrumenten den gewünschten Schwung in die Bude. Whores Of War lässt es noch mal krachen, bevor die Show in den zweiten Teil gleitet. Dort wartet eben The Harvest oder Immortalized vom aktuellen Langeisen. Die neuen Kompositionen ziehen das Niveau weiter an – neben den ausgewählten älteren Tracks gibt es ein buntes Bild, das eine fiese, tödliche Fratze aufzeigt. Nach zwölf Auskopplungen ist mit Vicious Devourer und Possessed By The Flame dann auch für Endseeker Feierabend angesagt, die danach persönlich am Merchstand ihre heiße Ware an den Mann bzw. Frau bringen wollen.

Auch die eierlosen Nutten aus Dänemark haben ein neues Album im Gepäck. Mit Reveal Your Soul For The Dead haben Illdisposed eins der stärksten Scheiben überhaupt in ihrer Laufbahn im August veröffentlicht. Neben Job und Familie versuchen die fünf Dänen immer präsent zu bleiben und ziehen Wochenendeweise nicht nur durch unsere Republik. Lange Touren gehören bei Illdisposed eher der Vergangenheit an. Der Vorteil ist, dass keine kleinen Gigs in der Woche anfallen, sondern nur am Wochenende, wo die meisten Headbanger Zeit haben. Nach der Vorlage von Endseeker müssen sie gleich einen Gang höher schalten. Mit Reveal Your Soul For The Dead drehen die Skandinavier wie gewünscht auf. Bo Summer bleibt ein spannender Frontmann, der gerne ein Schritt nach hinten macht. Kurz vorm Schlagzeug seines Kollegen Rasmus Schmidt bleibt er stehen und begutachtet nur zu gerne die Lage. Brachial und punktuell bricht er aus dem Korsett aus und kann dadurch Highlights setzen. Neben den neuen Songs wie To Sail You Away oder Drink It All stampfen früh die Klassiker I Believe In Me und A Child Is Missing durch den Saal. Mit seinem wirklich grenzwertigen Deutsch setzt Bo gewohnt die Lachmuskeln im Publikum auf Dauerfeuer. Sexistisch oder abwertend darf man bei ihm schwul oder Nutten wirklich nicht ernst nehmen. Herr Summer ist einfach ein verdrehter Künstler, der in den letzten Jahren deutlich geerdeter ist, aber sein lockeres Mundwerk nicht still halten möchte. Auf der anderen Seite darf man es schon als Markenzeichen von Illdisposed nennen. Älterer Stoff kommt mit Near The Gates und Days On The Floor zum Einsatz. Aus den Boxen klingt keine perfekte Death Metal Abmischung, ist aber, wie bei den letzten beiden Acts, völlig in Ordnung. Wer zum Schluss noch auf Material von Reveal Your Soul For The Dead hofft, hat Pech gehabt. Submit und Purity Of Sadness bekommen den Vorzug und dürfen den Schlenker zur Zielgeraden nehmen. Dort warten nur noch zwei Hürden für eine lupenreine melodische Death Metal zelebrierung von Jakob Batten und Kussen, die immer wieder headbangend das Tempo anziehen. Das Bremer Publikum wirkt jedenfalls zufrieden. Sense The Darkness arbeitet noch mal an harten Nackenmuskeln der Protagonisten, bis endlich dem Evergreen Now We´re History ausgelassen gehuldigt werden darf.

Als Fazit bleibt stehen: Fear Connection haben einen schweren Stand und leider als einzige Band kaum zu meisternde Bedingungen. Die Ostfriesen Slaughterday haben die gewonnene Erfahrung positiv in ihre Bühnenpräsenz fließen lassen. Endseeker zählen zu Recht zu einer der besten Deutschen Formationen in Sachen Death Metal Nachwuchs und Illdisposed melden sich nicht nur mit einem bärenstarken Album zurück, sondern zerlegen live noch jeden Club. Alles in allem ein erfolgreicher Abend, auch wenn man die Diskussion vom Ticketpreis doch noch mal aufgreifen kann. Über 30 Euro ist schon recht viel. Dafür gibt es ein professionelles Umfeld, eine nicht gerade kleine bzw. günstige Location und trotzdem wird bei ca. 100 Gästen keiner der Veranstalter reich. Vielmehr sollte man den Menschen danken, die noch soviel Herzblut reinstecken, um solche Events zu planen und umzusetzen. Die zweite Auflage des Bremer Krachmusikanten Fest könnte von unserer Seite kommen!