Distressed To Marrow – La Violencia

„Zwischen dem Beginn und dem Ende der Gewalt steckt viel Potenzial“

Artist: Distressed To Marrow

Herkunft: Karlsruhe / Deutschland

Album: La Violencia

Genre: Doom Metal, Sludge, Death Metal, Melodic Death Metal

Spiellänge: 68:16

Release: 10.11.2017

Label: Green Corner Studios / Independent / Eigenvertrieb

Link: http://www.distressedtomarrow.com/

Bandmitglieder:

Vocals & Bass – Toni Robinia
Guitars – Torsten Staude
Guitars – Thorsten Ditschinger
Drums – Norman Achenbach

Tracklist:

01. Violencia Is Born 09:20
02. Absorbing Maggots 08:30
03. Phalance 10:45
04. Right Foot Killer 09:24
05. Metric Medusa 08:37
06. Lick My Bayonet 12:05
07. Violencia Is Dead 09:02

 

Die Karlsruher Metalband Distressed To Marrow hat in Eigenproduktion mit La Violencia ihren zweiten Longplayer herausgebracht. Das Album ist erhältlich als Download und als CD über die Bandcamp Seite.

Der Longplayer enthält Anleihen aus Doom Metal, Sludge, Death Metal und Melodic Death Metal. Irgendwie relativ schwer einzuordnen.
Zwischen dem Opener Violencia Is Born und dem Outro, welches sinnigerweise den Titel Violencia Is Dead trägt, entfalten die Jungs aus Karlsruhe einen Sound, der sehr düster geschwängert, aber trotzdem relativ harmonisch daherkommt. Die einzelnen Songs sind alle zwischen 8 und 12 Minuten lang.

Violencia is Born beginnt recht entschleunigt, beinhaltet starke Doomelemente und ist spannend gemacht.
Der folgende Song Absorbing Maggots kann sich nicht zwischen schnellen und ruhigen Passagen entscheiden. Dies steht dem Song richtig gut, ebenso wie der Wechsel zwischen harten und melodischen Riffs. Insgesamt ist der Song relativ aggressiv gehalten, was die teilweise recht krächzende Stimme von Sänger Toni Robinia nochmals unterstreicht.
Phalance walzt sich über 10 Minuten lang überwiegend in Death Metal Manier durch die Gehörgänge, wobei auch spacige Gitarren zu hören sind. Der eingespielte Text (The Nazis are the enmy) hierzu passt hervorragend. Mit den Resten der gesprochenen Sequenzen des Vorgängers (You know how I feel) beginnt Right Foot Killer mit akustischem Gitarrenintro und Cello (wie kommt man auf solch eine Idee?). Die melancholische Atmosphäre wird urplötzlich durch die Instrumente und Vocals unterbrochen, verläuft jedoch weiter sehr melodiös. Gegen Mitte des Songs hin wird es dann durch die Gitarrensoli spacig, bevor der Song zum Schluss wieder dem Death Metal richtig frönt. Metric Medusa beginnt und man könnte einen doomigen Song erwarten. Er schleppt sich recht zäh daher, bevor er dann urplötzlich zu einem Death / Thrash Song mit entsprechendem Tempo wird. Auch wenn ein lang gezogener Mittelteil kurz wieder in den Doom zurückfällt und ebenso wieder spacige Gitarren zu hören sind, endet der Song im Death Metal.

Bei Lick My Bayonet mit seinem psychedelischen Beginn und Ende, gehe ich zunächst fast von einem Krautrocksong aus. Dazu passt natürlich die sinistere Stimme von Toni Robina nicht, denn es ist definitiv kein Krautrocksong. Der Mittelteil ist wieder stark Death Doom lastig. So wie La Violencia begonnen hat, endet La Violencia passend des Titels des Outros dann auch wieder.

Distressed To Marrow legen uns mit ihrem Longplayer La Violencia ein kleines Meisterwerk vor. Sie lassen sich nicht unbedingt in ein Genre einordnen. Dafür bedienen sie sich doch zu vieler Stilelemente verschiedener Genres. Wir vernehmen Doom, Sludge und Death Metal. Dazu wird noch ein wenig mit spacigem psychedelischem Material herumgespielt. Dies sogar meist in einem Song, sodass ein wildes aber trotzdem homogenes Konglomerat entsteht. Und dies aus meiner Sicht sogar noch recht harmonisch. Es werden verschiedene Tempi dargeboten, wobei das Hauptwerk dann doch eher im Midtempo liegt. Die sinisteren und bösen Vocals Toni Robinias, die teilweise richtig grantig rüberkommen, sind bestimmt für einige Hörer gewöhnungsbedürftig. Bei mehrmaligem Hören werden die Gehörgänge jedoch immer besser damit zurechtkommen. Ich muss eigentlich feststellen, dass dem Sound dieses Werkes ohne diese Voices etwas fehlen würde. Daher sind sie unabdingbar.

Fazit: Distressed To Marrow ist es mit La Violencia gelungen, ein Kleinod mit Anleihen verschiedener Genres zu kredenzen. Alle Songs der Scheibe sind wirklich sehr spannend. Trotz der beachtlichen Länge von mindestens 8 Minuten pro Song kommt nie Langeweile auf und man ist stets gespannt, welcher Stilwechsel denn nun jetzt noch kommen wird. Eine Empfehlung für Freunde des Metals, die es mal etwas experimentierfreudiger mögen. Fans des Mainstreams sollten jedoch die Finger davon lassen, da es sie wohl stark überfordern wird.

Anspieltipps: Phalance, Lick My Bayonet
Juergen S.
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