Interview mit Travesty über die Band, das Debütalbum und die Schlüpfer ihrer Omas

“Auf jeden Fall Metallica!“

Artist: Travesty

Herkunft: Kastl, Deutschland

Genre: Progressive Metal, Thrash Metal, Power Metal

Label: Eigenproduktion

Link: http://www.travesty-band.de

Bandmitglieder:

Gesang – Steff Müller
Bassgitarre, Backgroundgesang – Tom „Major“ Ott
Gitarre – Fabi Hellbach
Schlagzeug – Pat Palesch

 

Time For Metal / Kai R.:
Hey Jungs,

danke, dass ihr euch ein paar Minuten Zeit nehmt, um mir und unseren Lesern ein paar Fragen zu beantworten. Zu Beginn frage ich erst mal etwas Normales: Bier, Whiskey, Wein oder Milch?

Travesty / Tom:
Nein, danke EUCH für eure Zeit! Aber das ist eine echt gute Frage. Kommt doch sehr auf den Anlass und die Tageszeit an. Wobei ich mein Müsli auch gern mal mit Whiskey essen würde…

Travesty / Pat:
Moin Kai, ich nehme alles außer Milch, es ist ja schon nach 4!

Time For Metal / Kai R.:
Eure Band Travesty gibt es ja bereits seit zwei Jahren, doch noch kennen euch noch nicht viele Leute außerhalb eurer „Homezone“. Stellt euch doch mal kurz vor und erzählt wie es zur Entstehung eurer Band gekommen ist.

Travesty / Pat:
Hallo, wir sind Travesty und wir sind keine Transen! Nein, Spaß beiseite. Travesty wurde von Steff, Tom und mir Anfang November 2014 gegründet, nachdem sich unsere vorherige Band „Van Dannen“ aufgelöst hat. Nachdem die schier unendliche Suche nach einem Proberaum bereits im Februar 2015 beendet war, konnte man wenigstens zu dritt schon mal anfangen, an den ersten Songs zu schreiben. Das war sozusagen die Findungsphase der Band. Schnell war klar, dass wir uns musikalisch in eine neue Richtung entwickelten und unsere bereits gemachten Erfahrungen halfen uns dabei, die Band langsam wachsen zu lassen. Und so kam dann recht schnell, im April 2015, auch schon unser Gitarrist Fabi hinzu. Nachdem wir von August bis November 2015 eine Hand voll Gigs gespielt haben, gingen wir in unser hauseigenes Studio, um unser Debütalbum „Dark Above, Sun Below“ über den Winter aufzunehmen.

Time For Metal / Kai R.:
Am 29.07.2016 habt ihr euer Debütalbum veröffentlicht. Beschreibt doch mal, was einen Hörer erwarten wird, wenn er den Silberling in den Händen halten wird.

Travesty / Pat:
Musikalisch kann man uns relativ schwer irgendwo einkategorisieren. Wir schmieden progressive, dunkle und thrashige Parts zusammen. Der progressive Touch kommt hier hauptsächlich von Tom, der sich in dieser Richtung sehr wohlfühlt. Bei uns gibt es keinen Song in einem klassischen „Strophe-Refrain-Muster“.

Travesty / Tom:

Ja genau, wir versuchen unsere Musik so facettenreich wie möglich zu gestalten, da hilft es auch, dass wir alle aus verschiedenen Bereichen des Metals kommen und alle andere Einflüsse an den Tisch bringen. In manchen Songs ist vor allem Bay Area-artiger Thrash zu hören, wie in „King Of the Dead City„, aber auch hymnenartige Refrains wie in „The Conformist“ oder „Against the Tide„.

Travesty / Pat:
Mit mehrmaligem Hören sind wir darauf gekommen, dass wir auch Power-Metal-Parts haben, wie sie z.b. bei „Song of Shards“ oder „Elegy for The Wretched“ vorkommen. Außerdem haben wir es uns nicht nehmen lassen, einen treibenden Song wie „The Death Of Art“ zu schreiben, welcher hauptsächlich im ¾ Takt ist und für mich hinter dem Drumset eine neue, interessante Erfahrung darstellte, haha.

Time For Metal / Kai R.:
Was ist denn euer Lieblingssong von Dark Above – Sun Below und warum?

Travesty / Tom:

Puh… Schwer zu sagen, aber für mich ist es wohl „A Poem of War„, einfach deswegen, weil er es schafft, am besten alle Seiten unserer Musik zu zeigen. Aber ich mag eigentlich alle Songs. Sonst hätten wir sie ja nicht aufs Album gepackt, haha.

Travesty / Pat:
Diese Frage ist tatsächlich schwer, da alle Songs ihr „Gewisses Etwas“ besitzen. Ich würde aber sagen es ist „A Dubious Honour“. Den Song zu spielen, macht mir gewaltig viel Spaß, einfach weil er heavy as fuck ist!

Time For Metal / Kai R.:
Wer hat das geniale Cover für euer Debüt entworfen?

Travesty / Tom:
Erstmal danke fürs Kompliment! Das hat Cesar Adrian aus Peru entworfen. Ein Bekannter von mir hat mich mal auf seine Seite „Soul Asphyx Arts“ aufmerksam gemacht und ich find, das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen! Die Arbeit mit ihm war wegen den sprachlichen Barrieren nicht unbedingt leicht, aber Pat und ich haben die Kleinigkeiten fürs Booklet dann selbst erledigt.

Time For Metal / Kai R.:
Euer Album ist ja nicht nur bei euch im Shop, sondern auch via Spotify, Deezer, Amazon Music und Apple Music verfügbar. Was meint ihr, sind Streaming-Dienste fair für die Musiker selbst oder entwerten diese nur die Produktion einer CD?

Travesty / Tom:
Entwertung trifft es, finde ich, recht gut. Wozu sollte man sich heute ein Album kaufen, wenn man es sich kostenlos streamen kann? Klar, Spotify etc. helfen sehr gut dabei, die Musik bekannter zu machen und zu promoten. Andererseits wird so die Musik von den meisten eher als austauschbare Massenware gesehen als Kunst. Aber besser als illegal downloaden ist Streaming auf jeden Fall… dass das komischerweise immer noch ein großes Problem ist, mussten sogar wir als kleine Furzband aus Hintertupfingen feststellen, haha.

Time For Metal / Kai R.:
Ich habe gesehen, dass ihr in diesem Jahr noch einige Gigs spielen werdet. Wie bereitet ihr auch darauf vor?

Travesty / Pat:
Es kommt immer auch darauf an, wie lange unsere Spielzeit am jeweiligen Abend ist. Gerade weil unsere Songs recht lang sind, kann es dann schon sein, dass wir nur 4 oder 5 Stück auf der Setliste haben. Wenn die Setliste erstellt wurde (was meist recht brüderlich bei uns zugeht) geht’s auch schon mit dem Proben los, dann treffen wir uns 1-2 mal pro Woche und üben, was das Zeug hält. Nach jedem Gig besprechen wir außerdem was gut und was scheiße gelaufen ist. Nur so kann man es beim nächsten Mal besser machen.

Time For Metal / Kai R.:
Was war bisher euer größter Gig?

Travesty / Pat:
Unser größter Gig war gleichzeitig auch unser erster. Das sogenannte Beach Rock war am 08.08.2015 im Jugendzentrum Amberg, bzw. davor, da es eine Open-Air-Veranstaltung war. Zu Beginn standen vier Bands fest. Die fünfte Band wurde zwei Monate davor mittels eines Online-Votings gesucht. Letzten Endes konnten wir uns gegen sechs weitere Bands durchsetzten und hatten so die Möglichkeit, unseren ersten Gig zu spielen. Die Spielzeiten am Abend wurden durch ein Volleyball-Match ermittelt, welches am Nachmittag stattfand. Die Nervosität vor dem ersten Gig war natürlich vorhanden und wurde auch durch das Volleyball nicht gehemmt, da wir allesamt ziemliche Luschen darin sind, haha. Dennoch schafften wir auf wundersame Weise den vierten Platz und konnten somit die zweite Spielzeit am frühen Abend ergattern.

Time For Metal / Kai R.:
Wenn ihr ein eigenes Festival veranstalten könntet mit fünf von euch gewählten Headlinern, welche Bands wären die, die ihr wählen würdet?

Travesty / Pat:
Definitiv würden Metallica dabei sein! Ohne sie bzw. ihr Album „… and Justice For All“ wäre ich wahrscheinlich nie so weit in den metallischen Sumpf gerutscht. Als weitere Bands wären Anthrax, Megadeth, Bullet For My Valentine und die einzig wahren und überaus „trven“ Manowar (das ist wahrscheinlich der Punkt, an welchem ich nicht mehr ernst genommen werde) dabei.

Travesty / Tom:
Also wenn du meinst, dass dich vor dieser Aussage jemand ernst genommen hat, hab ich ein paar schlechte Neuigkeiten für dich, haha! Also für mich wären es vermutlich meine Lieblingsbands, auch wenn die vielleicht nicht unbedingt zu unserer Musik passen sollten, haha. Das wären Communic, Seventh Wonder, My Dying Bride, Blind Guardian und natürlich Iron Maiden. Träumen kann man ja noch, oder?

Time For Metal / Kai R.:
In letzter Zeit gehen einige Fragen durch unsere Redaktion, die viel Anklang gefunden haben. Eine davon ist: Was denkt ihr über Homosexualität in der Metalszene?

Travesty / Tom:
Naja, Rob Halford ist ja schwul, das sollte eigentlich alles sagen, find ich. Wir sind ja Teil einer Szene aufgrund der Musik und vielleicht auch der Lebenseinstellung, da sind sexuelle Vorlieben recht unwichtig. Ist ja egal, was Leute hinter geschlossenen oder offenen Schlafzimmertüren treiben oder nicht? Und wenn ich mir anhöre, was für Sprüche bei uns manchmal im Proberaum fallen, bin ich doch recht froh, dass die Metalszene in der Hinsicht doch sehr tolerant ist, haha!

Time For Metal / Kai R.:
Zum Abschluss gehört das Wort euch – legt los – grüßt eure Fans, erzählt uns, welche Schlüpfer eure Omas tragen oder fragt uns etwas, was ihr schon immer mal über ein Online-Magazin wissen wolltet.

Travesty / Tom:
Also wegen den Schlüpfern muss ich mal meine Oma fragen. Merkwürdig aber, dass dich das interessiert, haha!

Travesty / Pat:
Ihr seid mir schon so Schlüpferriecher und Kotnascher, haha.

Travesty / Tom:
Im Ernst aber jetzt: Alle Leute, die mich kennen, sollten wissen, wie dankbar ich dafür bin, wie gut uns alle unterstützt haben. Aber hier auch noch mal: Danke für alles, Leute, ich liebe euch!

Travesty / Pat:
Als kleine Band kannst du nur wachsen, wenn du Freunde wie die unseren hast, die ständig auf unsere Konzerte gehen und uns auf sämtlichen Wegen unterstützen. An dieser Stelle ein kräftiger Schmatzer und ein vom Herzen kommendes DANKE, IHR SEID GEIL! Meine Frage an euch: Wie lautet die geheime Krabbenburgerformel aus Spongebob?

Travesty / Tom:
Gute Frage! Mich würd aber auch mal interessieren, wie ein Magazin wie ihr es schafft, sich ständig mit so kleinen nervigen Bands wie uns rumzuschlagen, und trotzdem immer so freundlich bleibt, haha? Und vielen Dank fürs Interview, hat mich sehr gefreut!

Travesty / Pat:
Auch von mir ein großes Danke für das Interview, hat Spaß gemacht.

Time For Metal / Kai R.:
Gut, dann stelle ich mich mal der Frage von dir, Tom. Unserer Meinung nach ist es total egal, ob eine Band 100 Likes oder 1.000.000 Likes hat. Sicher ist es für uns rein rechnerisch wirtschaftlicher über eine Band zu berichten, die viele Anhänger hat. Doch wenn man überlegt, wo man herkommt und auch mal die Kirche im Dorf lässt, dann fällt einem doch ganz schnell auf, dass jeder mal klein war und genau in diesem Stadium entscheidet sich doch, ob man die sprichwörtlichen Eier in der Hose hat, mit einer Band mal groß rauszukommen – was auch kleine Bands wiederrum sehr interessant macht. Ich selbst habe Spaß daran, neben Interviews mit Hammerfall, Devildriver, Tarja und Doro Pesch auch einer Band etwas Platz zu versschaffen, die mit Herzblut an ihrem Projekt arbeitet. Wer im Metal nur noch mit dem Hintergrundgedanken des Kommerz denkt, der wird ganz schnell auf Grenzen stoßen. Die Szene besteht nicht nur aus den 350 großen Bands, sondern auch noch aus unzähligen kleinen, die einfach nur Spaß an der Musik haben. Kurzum: Wer aus der Szene berichten will, kann sich nicht nur an die Top 10 % halten, auch wenn diese 90 % der Klicks ausmachen – ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken. Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute in der Zukunft – wir sehen uns.