Knock Out – Festival am 15.12.2018 in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe

                 „Größte badische H(a)elloweenparty rockt den Advent!“

Eventname: Knock Out – Festival 2018

Bands: Helloween, Pretty Maids, Primal Fear, CoreLeoni, Freedom Call, Sons Of Sounds

Ort: Schwarzwaldhalle, Festplatz 5, 76137 Karlsruhe

Datum: 15.12.2018

Kosten: 57,- € VVK, VIP-Uprade + 69,- € (Sold Out)

Genre: Speed Metal, Power Metal, Hard Rock, Melodic Metal, Art Rock

Besucher: 5000

Veranstalter: Bottom Row GmbH & Co.KG http://www.bottomrow.com/de/home.html

Links: http://www.knockout-festival.de   https://www.facebook.com/pg/knockoutfestival/about/?ref=page_internal

Setlisten:


01. One Sky
02. Illumination
03. The Change
04. Children Of The Light
05. Blood Of The Shamans


01. Tears Of Babylon
02. Union Of The Strong
03. Freedom Call
04. Metal Is For Everyone
05. Power & Glory
06. Warriors
07. Land Of Light


01. Higher (Gotthard Cover)
02. Standing In The Light (Gotthard Cover)
03. Downtown (Gotthard Cover)
04. Walk On Water
05. Firedance (Gotthard Cover)
06. In The Name (Gotthard Cover)
07. Make My Day (Gotthard Cover)
08. Mountain Mama (Gotthard Cover)
09. She Goes Down (Gotthard Cover)
10. Ride On (Gotthard Cover)
11. Here Comes The Heat (Gotthard Cover)


01. Apocalypse (Tape)
02. Final Embrace
03. Chainbreaker
04. Blood, Sweat & Fear
05. Face The Emptiness
06. Under Your Spell
07. Nuclear Fire
08. Hounds Of Justice
09. King Of Madness
10. The End Is Near
11. When Death Comes Knocking
12. Metal Is Forever


01. Sin-Decade
02. Rodeo
03. We Came To Rock
04. Mother Of All Lies
05. Kingmaker
06. Little Drops Of Heaven
07. Pandemonium
08. Bull`s Eye
09. Future World
10. Back To Back
11. Love Games
12. A Merry Jingle (The Greedies Cover)


01. Halloween (with Michael Kiske & Andi Deris)
02. Dr. Stein (with Michael Kiske & Andi Deris)
03. Intermission (Tape)
04. I`m Alive (with Michael Kiske)
05. Are You Metal ? (with Andi Deris)
06. Perfect Gentleman (with Andi Deris & Michael Kiske)
07. Intermission (Tape)
08. Starlight / Ride The Sky / Judas (with Kai Hansen)
09. Heavy Metal (Is The Law) (with Kai Hansen)
10. A Tale That Wasn`t Right (with Michael Kiske & Andi Deris)
11. Pumpkins United (with Andi Deris, Michael Kiske & Kai Hansen)
12. Intermission (Tape)
13. Drum Solo (Dani Löble)
14. Ingo Tribute (Tape)
15. Livin` Ain`t No Crime (with Michael Kiske)
16. A Little Time (with Michael Kiske)
17. Intermission (Tape)
18. March Of Time (with Michael Kiske)
19. Sole Survivor (Andi Deris)
20. Intermission (Tape)
21. Power (Andi Deris)
22. How Many Tears (with Andi Deris, Michael Kiske & Kai Hansen)
23. Invitation (Tape) (Zugabe)
24. Eagle Fly Free (with Michael Kiske) (Zugabe)
25. Keeper Of The Seven Keys (with Michael Kiske & Andi Deris) (Zugabe)
26. Intermission (Tape) (Zugabe)
27. Guitar Solo – In The Hall Of The Mountain King (Kai Hansen)
28. Future World (with Michael Kiske)
29. I Want Out (with Michael Kiske & Andi Deris)

Während sich das gutbürgerliche Volk durch die vollen Innenstädte schiebt und auf völlig überlaufenen Weihnachtsmärkten seinen Glühwein und Last Christmas in Dauerrotation genießt, geht es in der Karlsruher Schwarzwaldhalle für alle Headbanger beim Knock Out Festival etwas weniger besinnlich zur Sache. Das Festival geht mittlerweile in die elfte Runde und ist restlos ausverkauft. Das Line-Up kann sich in diesem Jahr durchaus sehen lassen, zwar sind keine Weihnachtslieder zu erwarten, aber Sons Of SoundsFreedom CallCoreLeoniPrimal FearPretty Maids und Helloween rocken uns durch das dritte Adventswochenende. Ich mache mich früh auf den Weg, doch trotz Weihnachtswahnsinn auf den Straßen schaffe ich die 125 Km von Freiburg nach Karlsruhe in einer Stunde. Doch zu früh gefreut, denn für die paar Kilometer von der Autobahnausfahrt bis zur Location brauche ich noch einmal genauso lange. Das Parkhaus liegt dann glücklicherweise direkt vor der Halle und so stehe ich ein paar Minuten später schon in der Schlange. Als sich dann endlich die Türen öffnen, dürfen zunächst einmal sämtliche Leute ihre Karten tauschen, müssen dann aber wieder raus und sich am Haupteingang anstellen, wo auch schon eine lange Schlange ansteht. Dann sind auch endlich die Pressevertreter an der Reihe und zeitgleich beginnt dann auch der offizielle Einlass, doch es ist alles super organisiert und geht recht zügig über die Bühne. Let`s get ready to rock …!
Im Eingangsbereich steht eine Garderobe zur Verfügung und diverse Getränkestände, die sofort von den Metalheads gestürmt werden. Dass es an den Tränken aufgrund der Besuchermassen zu Wartezeiten kommt, war ja vorauszusehen, doch noch ist es nicht ganz so schlimm wie erwartet. Auch diverse Weihnachtsmänner/frauen mit schwarzen Nikolausmützen laufen mir über den Weg…, offenbar kann man dem Wahnsinn nicht einmal hier völlig aus dem Weg gehen. Im hinteren Bereich der Halle gibt es wieder die gesondert abgeteilte Food-Area, wo man sich mit allerlei Leckereien und mit Flüssigem aller Art versorgen kann. Auch ein Thekenbereich nur für Hefeweizen und das Merch ist hier im hinteren Bereich untergebracht. Die Merchpreise sind auch hier wieder etwas überteuert, liegen aber gerade noch im vertretbaren, und mittlerweile durchaus normalen, Bereich.
Durch das Programm führt wieder Bernhard Weiss von Axxis und der sagt pünktlich um 17:00 Uhr die lokalen Opener Sons Of Sounds an. Die drei Brüder aus Ettlingen haben die Chance beim Schopf gepackt und stellen sich als Opener ins Aufmerksamkeits-Rampenlicht den Knock Out Besuchern. Die Halle ist noch nicht annähernd voll, als die Beselt Brothers zu One Sky vom noch aktuellen Album Into The Sun (2017) auf die Bühne stürmen. Etwas blöd und unfair ist der VIP-Bereich vor der Bühne, zu dem nur Fans mit dem nötigen Kleingeld Zugang haben, denn dieses Upgrade kostete 69,- € zusätzlich. Besucher mit dem normalen Festivalticket stehen so nur in zweiter Reihe, hinter einer weiteren Absperrung ein paar Meter von der Bühne entfernt, was für gute Stimmung nicht gerade förderlich ist. Auffällig ist der mit Federn geschmückte Hinterkopf von Frontbruder und Bassist Roman Beselt sowie sein mit Federn und Traumfänger geschmückter Mikroständer, welche wohl die indianische Abstammung der Brüder unterstreichen sollen. Die Söhne bezeichnen ihren Sound als Free Metal und tatsächlich ist der Indianer Metal mit Elementen aus Power Metal, Rock, Blues, Country und Punk gar nicht so leicht in eine Schublade zu stecken. Das folgende Illumination stammt ebenfalls von Into The Sun, bevor es dann mit The Change und Children Of The Light zu älterem Material des Vorgängers In The Circle Of The Universe geht. Es dauert eine Weile und bedarf ein paar Ermunterungen seitens des Sängers, bevor das Songmaterial beim Publikum zündet, doch dann haben sich alle lieb. Punkten tun die Herrschaften aber vor allem mit ihrer unglaublichen Energie und ihrer Spielfreude, welche dann auch auf das Publikum überspringt. Leider ist die Bühne viel zu groß für das Trio, sodass die Band, trotz Laufpensum von Gitarrist Wayne Beselt und Sänger Roman, etwas verloren wirkt. Auf einer etwas kleineren Clubbühne dürften die Jungs aber ein wahres Feuerwerk zünden und sich auch wesentlich wohler fühlen. Dafür dürfen wir uns, für Supportverhältnisse, an einer recht guten Soundqualität erfreuen. Nach nicht einmal 30 Minuten geht der Auftritt dann auch mit Blood Of The Shamans schon wieder zu Ende, aber die Jungs haben sich gut verkauft und sind durchaus weiter zu empfehlen.
Nach einer kurzen Umbaupause erscheint wieder Bernhard Weiss und verkündet, dass es mit bestem deutschen Power Metal und mit Freedom Call weitergeht. Die Halle hat sich mittlerweile weiter gefüllt, doch nach einem ausverkauft sieht es bisher noch nicht aus. Die Nürnberger gehen mit Tears Of Babylon vom Legend Of The Shadowking Album aus 2010 gleich in die Vollen, was vom Publikum mit großem Applaus honoriert wird. Sänger und Gitarrist Chris Bay steht mit ausgestreckten Armen vor den Karlsruher Metalheads und grinst breit, denn die Stimmung ist am späten Nachmittag schon gut und der melodische Power Metal trifft auf fruchtbaren Boden. Auch mit Union Of The Strong und dem anschließenden Freedom Call werden keine Gefangenen gemacht. Die extrem auf Eingängigkeit getrimmten Songs werden gut aufgenommen, auch wenn originelles Songwriting sicherlich etwas anderes ist. Eine Spur Kitsch und Klischee gehörte bei den Nürnbergern ja schon immer zum Geschäft. Bei Metal Is For Everyone wird das Gaspedal ordentlich durchgetreten und es wird in den ersten Reihen kräftig gebangt. Passend bemerkt Frohnatur Bay: „Jetzt ham wir euch im Sack, Karlsruhe!“ Recht hat er, denn ihre melodiösen Happy Metal Hymnen wie Power & Glory oder die Gamma Ray Verneigung Warriors sorgen für ordentlich Stimmung, die sich selbst durch den etwas dumpfen Hallensound nicht trübt. Ich habe die Band auch schon anders erlebt, doch heute passt fast alles, nicht zuletzt, weil nicht so viele kitschige Keyboardelemente vom Band eingespielt werden. Der Fokus liegt auf den Gitarren von Bay und Lars Rettkowitz und natürlich auf dem Soundteppich von Bassist Ilker Ersin und Drummer Ramy Ali. Die Songs kommen knackig rüber und sorgen für fliegende Haare und gereckte Fäuste. Beim abschließenden Land Of Light wird das Vergnügen dann aber doch noch geschmälert, denn der kraftvolle Kopfstimmengesang stimmt nicht mehr mit den Lippenbewegungen von Chris Bay überein, was aber offenbar nicht allzu viele Besucher mitbekommen. Ein Schelm, der dabei von Playback spricht. Egal, denn sonst war es ein rundum gelungener Auftritt, der für zufriedene Gesichter gesorgt hat. Nach 40 Minuten ist trotzdem Schluss, aber auch die nächsten Bands versprechen viel.
Beim anschließenden Auftritt von CoreLeoni füllt sich die Halle zusehends, und schon als der Axxis Frontmann die Schweizer ansagt, geraten die weiblichen Fans völlig aus dem Häuschen. Gitarrist Leo Leoni hat die Band erst 2017 gegründet und frönt hier den alten Gotthard Klassikern, die in seiner Hauptband immer mehr vernachlässigt werden. Mit dabei im Retroprojekt, der langjährige Gotthard Schlagzeuger Hena Habegger, Bassist Mila Merker, Gitarrist Igor Gianola und Goldkehlchen Ronnie Romero. Eigenartig zwar, wenn der Gitarrist anfängt, die eigenen Songs zu covern, aber in diesem Fall macht das Ganze durchaus Sinn, denn gerade die alten Songs der Schweizer Hardrock Recken sind es, die immer wieder begeistern. Die Band kommt gemächlich auf die Bühne und stimmt als Erstes Higher an, ein Song aus dem 1994er-Album Dial Hard. Mit den ersten Klängen aus Leoni`s Gibson brandet lauter Jubel auf. Der Opener hätte nicht besser gewählt werden können, denn sofort wird klar, dass sich der Saitenmann mit dem Rainbow / Lords Of Black Sänger Ronnie Romero ein Megaausnahmetalent an Bord geholt hat, dessen Stimme perfekt mit den Gotthard Songs harmoniert. Stimmgewaltig und intensiv haut er die Klassiker Standing In The Light und Downtown heraus und erinnert dabei sogar ein kleines bisschen an den 2010 bei einem Motorradunfall verstorbenen Gotthard Sänger Steve Lee. Auch wenn der Sound bei CoreLeoni nicht optimal ist, so merkt man das nicht an der Stimmung, denn Leoni & Co werden frenetisch gefeiert. Der Gitarrist, heute ausnahmsweise mal am linken Bühnenrand, entlockt seiner zweihalsigen Gibson EDS-1275 auf 18 Saiten Soli der Extraklasse und begeistert trotz des dumpfen Sounds. Walk On Water ist bislang der einzig eigene Song des Projektes, den hier aber irgendwie niemand hören will, obwohl er sich gut einfügt. Beim 1992er Firedance, einem der beliebtesten Gotthard Klassiker, liefern sich Leoni und Gianola ein Gitarrenduell, das so ausufernd ist, dass Romero sogar kurzzeitig die Bühne verlassen kann. Nach In The Name und Make My Day folgt mit Mountain Mama der nächste ganz große Song, ohne den dieses Projekt wohl nie geboren worden wäre. Hier bringt Leoni wieder seine Talkbox zum Einsatz und erzeugt das typisch verzerrte Intro und erntet Begeisterungsstürme. Neben Romero ist Leoni ganz klar der Star des Abends. Romero`s Interpretation des Song ist großartig und fast besser als das Original von 1994. Vor der Bühne wird getanzt und lautstark mitgesungen. She Goes DownRide On und Here Comes The Heat beenden das Set und Zugaberufe branden auf, doch dafür bleibt keine Zeit.
Nun wird es langsam ernst in der Schwarzwaldhalle zu Karlsruhe. Das sieht offenbar auch das Publikum so, denn schon in der Umbaupause wird es eng und erstmals zeigt sich, das Festival ist definitiv ausverkauft. Mit Primal Fear, der deutschen Antwort auf Judas Priest, kehrt nun ein alter Bekannter und gern gesehener Gast zurück auf das Knock Out Festival. Bassist Mat Sinner war im Jahr 2011 mit Voodoo Circle da, 2014 mit Primal Fear und letztes Jahr mit Sinner. War er überhaupt jemals weg? Egal, Welcome back! Die Band kommt zu Apocalypse vom Band auf die Bühne und stellt mit den Bandklassikern Final Embrace und Chainbreaker gleich mal klar, dass sie völlig zu Recht das zweite Mal hier aufspielen. Merkwürdigerweise stimmt jetzt auch der Sound und bläst alles weg. Mit Blood, Sweat & Fear folgt der erste neue Song vom Apocalypse Album, das Intro vom Band mal nicht gerechnet. Sänger Ralf Scheepers gibt alles und erinnert einmal mehr an den Metal God Rob Halford, obwohl rein körperlich auch Onkel Arnie Pate gestanden haben könnte. Messerscharfe Riffs treffen auf die Kopfstimme von Scheepers und lassen die Nackenmuskeln zucken. Beim Blick in das Publikum steht dort niemand mehr still, fliegende Haare, Pommesgabeln, bängende Schädel und das Auf und Ab von Fäusten geben der Speerspitze des deutschen Metals recht. Face The EmptinessUnder Your SpellNuclear Fire und Hounds Of Justice können ebenso begeistern. Die Gitarrenfraktion um Tom NaumannAlex Beyrodt und Magnus Karlsson liefert eine Glanzleistung und reißt jeden mit sich mit. Fast schon in Thrash Manier hauen sie ein Riff nach dem anderen raus. King Of Madness, ein weiterer Song vom aktuellen Top 10 Album, besticht durch großartige Melodien, auch ohne dass das Gaspedal hier bis zum Anschlag durchgedrückt wird. Im ersten Durchgang kein typischer Primal Fear Song, aber einer der besten Power Metal Songs der letzten Jahre. Im Anschluss hat sicher der eine oder andere eine Atempause nötig, denn bei The End Is Near und The Death Comes Knocking wird es ein wenig ruhiger in den ersten Reihen. Das hält aber nicht allzu lange an und ist praktisch gesehen nur die Ruhe vor dem altbekannten Sturm. Der Sturm kommt in Form von Metal Is Forever, welches das Set beendet. Hier wird aber noch einmal lauthals mitgebrüllt und jeder will offenbar klarstellen, dass er noch nicht am Ende ist. Die Stimmung kocht zum Schluss jedenfalls erneut richtig hoch und lädt Mat Sinner ein, auch im nächsten Jahr wiederzukommen, mit welcher Truppe auch immer.
Nach der Power Metal Vollbedienung setzt die Völkerwanderung ein und die Umbaupause wird genutzt, um sich mit flüssiger und fester Nahrung zu versorgen. Weiter geht es dann mit dem dänischen Dynamit, einer Band, die ich persönlich hier heute am allerwenigsten gebraucht hätte. Nicht, weil ich die Pretty Maids nicht mag, sondern weil ich sie in den letzten Jahren gefühlte 85 mal gesehen habe. Auch verstehe ich nicht, warum die Nordmänner und nicht Scheepers mit seiner Apocalypse Co-Headliner sind. Somit begebe ich mich tapfer für die ersten drei Songs, Sin-DecadeRodeo und We Came To Rock, in den Fotograben. Die Herren aus dem Norden waren, wie auch Primal Fear, im Jahr 2014 schon auf dem Knock Out, aber wo haben die Dänen in ihrer 37 jährigen Karriere noch nicht gespielt? Besonders am Anfang haben die Jungs um Frontmann Ronnie Atkins mit erheblichen Soundproblemen zu kämpfen, doch schon mit dem zweiten Song bessert es sich. Spätestens beim Klassiker We Came To Rock hat man dann auch das Publikum auf seiner Seite und die Metalparty beginnt von vorne. Ronnie Atkins gibt sich betont lässig und ist stimmlich top drauf. Ansonsten wird der Gig von Gitarrist Ken Hammer und natürlich auch von Keyboarder Chris Laney getragen. Nach drei Songs verabschiede ich mich in die Food Area, denn auf Dauer geht es nur mit flüssiger Nahrung eben doch nicht. Zu Future World, dem ganz großen Hit von 1987, kehre ich in die Halle zurück und komme kaum durch die Menge. Der Mob rastet regelrecht aus und feiert den Megaklassiker, während sich Bassist Rene Shades ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen kann. Vor allem Viersaiter Shades legt neben Atkins wohl das größte Laufpensum an den Tag, aber bei all ihrer Erfahrung wissen eben alle fünf Musiker, wie man eine ordentliche Rockshow abliefert. Ich fühle mich gleich in meine Jugend zurückversetzt, wo ich die Pretty Maids auf einem meiner allerersten Festivals, dem Monsters Of Rock 1987 in Nürnberg, mit dem Future World Album live erleben durfte. Die Mitsinghymne wird aus Hunderten Kehlen mitgebrüllt, nicht unbedingt schön, aber beeindruckend. Über die gesangliche Unterstützung ist Atkins wahrscheinlich ganz froh, denn auch bei dem 54 jährigen macht sich das Alter langsam bemerkbar, denn besonders die hohen Gesangslagen muss er immer öfter gekonnt umschiffen. Auch Back To Back und Love Games werden entsprechend abgefeiert, leiten jedoch das Ende der Show ein. Ich bereue, dass ich mir die Show nicht doch noch ein 86. Mal gegeben habe, denn Spaß machen die alternden Herren allemal. Zum Finale wird es dann erstmals weihnachtlich – A Merry Jingle auf dem Knock Out, anstatt Last Christmas in Dauerrotation auf dem Weihnachtsmarkt. Man kann dem Wahnsinn halt nicht aus dem Weg gehen.
Während der letzten Umbaupause des Tages wird die Bühne mit einem schwarzen Tuch verhüllt und dem Punpkin United Schriftzug angestrahlt. Auch die Kürbisköpfe habe ich auf meinem allerersten Festival, dem Monsters Of Rock, im Jahr 1987 live gesehen. Danach unzählige Male und dennoch freue ich mich auf den Gig wie Bolle. Damit bin ich offenbar nicht alleine, denn die Halle ist brechend voll und überall ertönen Helloween Rufe. Als der Vorhang dann endlich fällt, prangt in der Bühnenmitte ein riesiger Kürbis, in dem das Schlagzeug von Daniel Loeble aufgebaut ist. So jung kemma nimma zam!, so oder ähnlich müssen die Pumpkin Rocker gedacht haben, denn die Pumpkin United Tour ist ja eine Art Wiedervereinigung. Aber auch auf Fanseite dürften ähnliche Gefühle eine Rolle spielen, denn das ältere Semester darf sich auf dieser Tour wieder jung fühlen, während jüngere Generationen glücklich sein werden, das Spektakel doch noch einmal erleben zu dürfen. Los geht es dann mit Halloween vom allerersten Keepers Album, das von Michael Kiske und Andi Deris dargeboten wird. Einen besseren Einstieg könnte es kaum geben, denn die Helloween Anhänger feiern den Klassiker und die Fotografen freuen sich natürlich auch über den 13 Minuten Song, da man so mehr Zeit im Graben bekommt. Aber auch für Andi Deris ist dieser Auftritt etwas ganz Besonderes, denn für den gebürtigen Karlsruher ist es ein Heimspiel und so plaudert er zwischendurch ein bisschen aus der Anekdotenkiste. Auch das anschließende Dr. Stein wird im Duett Kiske / Deris vorgetragen und erntet Jubel und Applaus. Beeindruckend ist nicht nur die große Videowall im Hintergrund der Bühne, sondern das Spektakel der beiden Sänger, die sich mit völlig unterschiedlichen Stimmfarben immer den Ball hin und her werfen und sich dabei perfekt zu einer Einheit ergänzen. Vor einigen Jahren war es ja noch völlig undenkbar, dass Kiske je wieder mit Helloween auf einer Bühne stehen wird. Schuld daran waren zum einen die Streitigkeiten mit Gitarrist Michael Weikath, aber auch die Kehrtwende von Kiske, der plötzlich mit Heavy Metal nichts mehr zu tun haben wollte und diesen als Teufelswerk bezeichnete. Der Shouter machte sich damit bei den Fans ziemlich unbeliebt, aber Scheiß auf das Geschwätz von gestern, denn heute singt er wie ein junger Gott und nur das zählt. Die Videoeinspielungen mit den Bandmaskottchen Seth Doc auf der Videowall sind zunächst recht witzig und werden auch bejubelt, ob das aber für den Programmablauf dienlich ist, sei hier mal dahingestellt, insbesondere, da Kiske kurz zuvor noch klarstellte, dass man heute nur zwei Stunden Spielzeit, anstatt der sonst üblichen drei Stunden zur Verfügung habe. I`m Alive übernimmt Michael Kiske dann im Alleingang, während Andi Deris im Anschluss bei Are You Metal? ran darf. Egal aus welcher Schaffensphase die Songs auch stammen, das Publikum erweist sich als extrem textsicher, aber die Songs der Kürbisse gehören ja schließlich auch zur Allgemeinbildung und die allermeisten hier in der Halle bekamen sie schon mit der Muttermilch verabreicht. Der Perfect Gentleman wird wieder im Doppelpack Kiske / Deris serviert, wobei der Karlsruher den Gentleman im Glitzerfrack mit Hut und Stock spielen darf. Im Einklang mit den Videoeinspielungen und den posenden Musikern wird hier großes Unterhaltungskino geboten. Dann dürfen wieder Seth & Doc ran, welche nicht mehr ganz so witzig sind. Das anschließende Medley aus StarlightRide The Sky und Judas begeistert aber wieder auf ganzer Linie, nicht zuletzt, weil nun endlich der erste Helloween Sänger Kai Hansen zum Zug kommt. Das Zusammenspiel zwischen dem ehemaligem Mastermind Hansen und Michael Weikath, sowie Sascha Gerstner ist genial. Sie werfen sich gegenseitig die Riffs zu, als hätte Hansen die Band nie verlassen. Ob die drei Gitarren aber nun einen erheblichen Mehrwert für den Sound bringen, das sei hier mal dahingestellt, rein optisch sind sie aber definitiv ein Hingucker. Das Wechselspiel mit den Mikrofonen setzt sich den ganzen Abend über fort, Kai Hansen darf noch Heavy Metal (Is The Law) übernehmen, bevor er an Kiske / Deris übergibt, die sich dann an A Tale That Was`t Right versuchen dürfen. Bei Pumpkins United dürfen alle drei Sänger gemeinsam ran, was aber schon zu viel des Guten ist. Für die eventuell gemeinsame Zukunft sollte man sich merken, weniger ist manchmal mehr. Seth & Doc fangen an zu nerven. Ausgerechnet Dani Loeble, der Mann hinter der Schießbude, serviert dann den emotionalsten Teil des Abends, denn in seinem Drumsolo liefert er sich einen genialen Tribute-Schlagabtausch mit einer Videosequenz des 1995 verstorbenen Ingo Schwichtenberg. R.I.P. Ingo! Livin` Ain`t No Crime, A Little Time und March Of Time werden dann wieder von Kiske präsentiert, unterbrochen von den ständig wiederkehrenden Seth & Doc. In Sole Survivorund Power übernimmt dann wieder Deris, natürlich nicht ohne Zwischeneinspielung von Seth & Doc. Das dreistimmige How Many Tears beschließt das eigentliche Set, doch man muss kein großer Mathematiker sein, um sich auszurechnen, dass ohne das obligatorische Future World kein Helloween Konzert zu Ende geht. Mit Invitation vom Band beginnen dann auch erwartungsgemäß die Spiele von Neuem. Der Zugabenblock wird eingeleitet von Eagle Fly Free, welches von Michael Kiske präsentiert wird. Deris stößt dann zu Keeper Of The Seven Keys hinzu, welches aber leider nur kurz angespielt wird. Frevel – was man sich dabei gedacht hat, wissen wohl nur Seth & Doc. Lieber hätte man auf ein, zwei andere Songs verzichtet, aber Keepers abzubrechen, das geht gar nicht und stößt auch bei den Fans auf Entsetzen. Aber der Zugabenblock hat natürlich auch noch einiges zu bieten, z.B. das Guitarsolo von Kai Hansen in Form von In The Hall Of The Mountain King, welches frenetisch bejubelt wird. Das furiose Finale fordert den Fans dann noch einmal alles ab, bei Kiske`s Interpretation von Future World gehen noch einmal alle steil und auch das abschließende Kiske / Deris Duett in I Want Out wird gefeiert. Unter nicht enden wollendem Applaus verlassen die Musiker um kurz nach 01:00 Uhr nachts die Bühne und das Knock Out 2018 ist Geschichte.
Das diesjährige Line-Up hat die Maßstäbe für 2019 sehr hoch gesetzt und man darf gespannt sein auf das nächste vorweihnachtliche Überraschungspaket.
Bevor es aber so weit ist, wünsche ich zunächst einmal allen Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins metallische 2019!!!