Freak Valley X-Mas Fest am 15.12.2018 im Vortex in Siegen

„Freak Valley X-Mas Fest am 15.12.2018 im Vortex in Siegen“

Bands: My Sleeping Karma, Mammoth Mammoth , Swedish Death Candy, Pretty Lightning, The Dirty Denims, Hair Of The Dog

Ort: Vortex Music Surfer Club, Auf den Hütten 4, 57076 Siegen

Datum: 15.12.2018

Kosten: 25,00 Euro zzgl. VVK Gebühr AK entfällt

Genre: Groove Rock, Psychedelici Blues Rock, Heavy Rock, Stoner Rock, Acid Rock, Psychedelic Rock

Besucher: (ausverkauft)

Veranstalter: Freak Festival https://www.facebook.com/freakvalleyfestival/

Link: https://www.facebook.com/events/216575885874935//

Heute ist wieder ein Stoner Abend angesagt. Nein, es ist gleich ein ganzer Tag. Heute startet das Freak Valley X-Mas Fest in Siegen. Ja, in Siegen, dem Mekka der Stoner schlechthin. Was bekommen die Bands immer für glänzende Augen, wenn ich mit ihnen über das Freak Valley in Siegen spreche. Das Freak Valley ist der Traum jeder Stoner Band.

Das Freak Valley X-Mas Fest ist praktisch der knuffig kleine Winterableger des Festivals. Neben sechs tollen Bands gibt es einen freaky Weihnachtsmarkt mit kulinarischen Leckereien. Für Durststiller ist neben dem normalen reichhaltigen Angebot zusätzlich mit Craft Beer, Wein und Glühwein bestens gesorgt! Für die Vinyl Fetischisten gibt es ein großes Angebot an schwarzem (und buntem) Gold.

Auch das „kleine“ Freak Valley im Winter ist wie das große Freak Valley stets ausverkauft. Meine Kumpels Rene und Alex hatten Glück und rechtzeitig die begehrten Tickets ergattern können. Also fahren wir die lange Strecke durch den hohen Westerwald ins Siegerland nach Siegen. Auch meine bessere Hälfte Heike gibt sich heute die Ehre und ist ebenfalls mit an Bord. Auf der Hinfahrt können wir im Westerwald am Straßenrand schon einmal den Schnee bewundern.

Frühzeitig losgefahren kommen wir rechtzeitig vor dem Gig der ersten Band im Vortex an. Vor dem Vortex ist alles schön aufgebaut. Es gibt eine Fressmeile und Saufmeile und einen eigenen Merchbereich für die Bands. Zusätzlich gibt es draußen einen großen Stand, der nicht Otternasen, sondern schwarzes Gold in Form von Vinyl LPs feilbietet.

Die Running Order für heute steht:

17:10 – 17:50 Hair Of The Dog
18:20 – 19:00 The Dirty Denims
19:30 – 20:10 Pretty Lightning
20:40 – 21:20 Swedish Death Candy
21:50 – 22:40 Mammoth Mammoth
23:20 – ? My Sleeping Karma

Die Runnig Order wird ganz gut eingehalten. Die Zeiträume zwischen den Gigs nutzen nicht nur wir, um uns draußen zu stärken.
Volker wird, wie gewohnt, die Ansagen für die Bands machen. Volker haben wir dieses Jahr beim DesertFest in Berlin getroffen. Er erinnert sich noch sehr gut an uns. Auch weitere Freaks, die wir dieses Jahr auf dem DesertFest getroffen haben, finden sich ein und wir begrüßen uns. Die Stoner sind halt eine eingeschworene Gemeinschaft.

Gleich beginnt der erste Act. Volker kommt auf die Bühne, er begrüßt die Fans und die gleich folgende Band: Liebe Freunde und nun für Euch bei unserem Freak Valley X-Mas Fest Hair Of The Dog! Sie sind übrigens heute das erste Mal in Deutschland.

Hair Of The Dog kommen aus Schottland, genauer gesagt aus Edinburgh. Das Trio legt heute schon mal ganz gut vor. Vor der Bühne ist noch ein wenig Platz. Da sind doch noch einige Leute draußen vor der Tür. Das schottische Trio kann mit riffbetontem Heavy Rock der Seventies glänzen. Die Brüder Jonathan (Schlagzeug) und Adam Holt (Gitarre, Gesang) werden durch Ian Thomson am Bass komplettiert. Begonnen haben die Jungs einmal damit, perfekt Led Zeppelin und Hendrix zu covern, wobei sie sich solchen Einflüssen von Bands wie Rage Against The Machine auch nicht entziehen konnten. Herausgekommen ist dabei ein recht eigenständiger Retro Stoner Psych Rock in Tradition der Seventies, den sie uns heute Abend um die Ohren schleudern. Das Trio beglückt uns mit Songs aus dem Album The Siren’s Song. Ein Livealbum haben sie auch bereits am Start. Dies wurde bei ihrem Auftritt 2016 auf dem renommierten Roadburn Festival in Tilburg aufgenommen. Hair Of The Dog haben hier heute einen erstklassigen Opener gemacht und werden dafür mit viel Beifall bedacht.

  

Raus vor die Tür, ein wenig mit den anderen Leuten plauschen und was trinken. Das war ja schon mal ein cooler Start heute. Von Hair Of The Dog hätte ich gerne noch was am Merchstand mitgenommen, habe sie dort aber überhaupt nicht gesehen. Echt schade. Am Merchstand treffe ich schon Musiker von Swedish Death Candy, mit denen ich mich unterhalte. Dabei erfahre ich, dass sie nicht aus Schweden kommen. Sie kommen aus London.

  

Wieder rein, denn The Dirty Denims sind dran. Und wie!! Da geht es jetzt richtig ab auf der engen Bühne. Das Quartett aus Eindhoven, bestehend aus zwei Jungs und zwei Mädels, geht richtig zur Sache. Rock’n’Roll à la AC/DC, The Hellacopters, The Ramones oder Joan Jett ist angesagt. Pure Energie. Also wenn jemand die vorgenannten Bands mag, sollte er sich The Dirty Denims einmal live reinziehen. Die explodieren heute Abend regelrecht auf der Bühne. Vor allem Mirjam (Gesang und Gitarre) scheint eine Menge Spaß zu haben. Die Band hat einfach Power und Energie. Das geht auf das Publikum über. Der Funke braucht überhaupt nicht lange, bis er auf das Publikum vor der Bühne überspringt. Allererste Sahne die Performance der Band. Gitarrist Jeroen, Bassist Mark und Drummerin Suzanne stehen ihrer Frontfrau in nichts nach. Power ohne Ende ist angesagt. Einige der Songs erinnern wirklich an AC/DC in ihrer besten Zeit. So was, wie The Dirty Denims am heutigen Abend hier abliefern, bekommen die großen Vorbilder so nicht mehr hin. The Dirty Denims schießen hier wirklich förmlich durch die Decke mit ihren Songs der Alben High Five und Back With A Bang. Die sind auch anschließend am Merchstand zu bekommen. Dort verrät mir die Band, dass sie am 16.03.2019 wieder hier im Vortex spielen werden.

  

Da heißt es jetzt einmal wieder runterkommen. Man, war das eine heiße Show. Aber es ist ja kaum Zeit zum Verschnaufen. Die Saarbrücker Pretty Lightning sind gleich dran. Die haben wir bereits im Mai auf dem DesertFest in Berlin gesehen. Damals für mich noch unbekannt eine der großen Überraschungen in Berlin. Heute keine Überraschung mehr für mich, da ich sie ja mittlerweile kenne. Die Zweimann Combo weiß mit ihrem coolen Sound stark zu beeindrucken. Die sind wohl nicht nur für mich keine Unbekannten mehr. Es wird richtig eng hier vor der Bühne. Das heißt auch, es wird immer schwieriger beim Fotografieren. Christian Berghoff und Sebastian Haas nennen ihre Mucke Ooze/Blooze. Das ist eine reine Verquickung von Blues und Psychedelic. Und die Mucke haut einfach nur rein. Genau so wie im Mai beim DesertFest macht es erneut Bock, den beiden zuzuschauen. Das ist schon wahnsinnig, was die aus ihren Instrumenten rausholen. Wir lauschen Songs des letzten Albums The Rhythm Of Ooze von Pretty Lightning und auch anderem Material. Man kann sich kaum vorstellen, wie kurz vierzig Minuten sein können. Den beiden coolen Jungs aus dem Saarland begegne ich anschließend noch am Merchstand und unterhalte mich ein wenig mit ihnen.

  

Nach der Umbauphase gibt es was Süßes. Swedish Death Candy aus London legen mächtig los. Vorhin habe ich mich noch mit ihnen unterhalten. Nun stehen sie auf der Bühne und geben Vollgas.
Die Londoner spielen eine Mischung aus Post R&B und Acid Rock. Ganz schön betäubend, was jetzt auf der Bühne abgeht. Sehr geil kommt ihre Mucke rüber und die Jungs haben auf der Bühne richtig Spaß. Mit Songs wie Last Dream holen sie uns in die psychedelische Ecke der Musikepoche der late Sixties und early Seventies. Die Beatles haben ihnen wohl von ihren Erlebnissen bei „Rajneesh“ Chandra Mohan Jain erzählt. Keine Ahnung, wer dieser „Rajneesh“ Chandra Mohan Jain ist? Naja, er war auch als Bhagwan in dieser Zeit eine bekannte Persönlichkeit und animierte zahlreiche Musiker zu außergewöhnlichen Songs, die auch unter außergewöhnlichen Umständen zustande kamen. Die Jungs von Swedish Death Candy sind jedoch eindeutig zu jung, um die Phase miterlebt zu haben. Trotzdem ist der Einfluss da. Living Your Life Anyway, so ein anderer Song des Quartetts, trifft den Nagel auf den Kopf. Die Musik geht richtig spacig und acid getaucht ab. Have A Date With Caligula. Die Jungs nehmen uns auf eine außergewöhnliche Reise mit. Bassist und Sänger Jiwoon Whang steht bei der Bühnenshow eindeutig im Mittelpunkt. Die Show der Band ist wie ein Trip, der uns einige Zeit gefangen hält und nach vierzig Minuten wieder schonungslos erwachen lässt.

  

Nach der Show nehme ich mir noch ihr selbst betiteltes Album mit, dessen Cover alleine beim Anblick schon wieder einen Rausch aufkommen lassen kann. Ein längeres Anblicken des Covers führt eindeutig dazu, dass es einem übel wird. Die Musik auf der Platte ist ein kompletter musikalischer Rausch.
Raus, etwas essen und trinken. Der Abend nähert sich eindeutig den Höhepunkten. Wenn man das hier heute überhaupt sagen kann, denn bisher war jede Band für sich alleine ein Höhepunkt. Jetzt kommen Mammoth Mammoth, die ich bereits zwischendurch draußen gesehen habe.

  

Mammoth Mammoth, die eigentlich Pussy Pussy heißen sollten, kommen aus Down Under, genauer gesagt aus Melbourne. Sie entschieden sich dann doch für den Bandnamen Mammoth Mammoth, weil sie laut Sänger Mickey Tucker einen Namen haben wollten, der gigantisch wirkt. Klar ein Mammut wirkt groß, ein Mammoth Mammoth dann doch recht gigantisch. Gigantisch sind ebenfalls die Auftritte der Band. So auch am heutigen Abend. Man, was lassen die vier Jungs hier im Vortex die Sau raus. Mammoth Mammoth haben natürlich hier in Siegen einen Namen, alleine schon wegen ihres Auftrittes im letzten Jahr beim Freak Valley Festival. Und so ist es drinnen vor der Bühne jetzt extrem voll. Da passt wirklich niemand mehr rein. Die Fans sind so nett und lassen mich nach vorne, um Fotos zu schießen. Das ist nicht ganz einfach, da in der Enge durchzukommen. Auf der Bühne sind neben Sänger Mickey Tucker auch Gitarrist Ben Couzens und Bassist Pete Beill ständig in Bewegung und beackern die Bühne. Sehr eindrucksvoll ihre Show und praktisch eine Einladung an das Publikum. Dies lässt es sich nicht zweimal sagen, macht mit und feiert die Band ab.

  

Die Band ist für ihre äußerst intensiven Auftritte bekannt. So sprang zum Beispiel bei einem Konzert in einem Pub in Melbourne Mikey Tucker während des ersten Songs durch eine Fensterscheibe, um die vor dem Pub stehenden, rauchenden Gäste vor die Bühne zu holen. Blutüberströmt spielte Mikey Tucker mit seiner Band weiter. In einigen Lokalen in Melbourne haben Mammoth Mammoth wohl Hausverbot, wenn man der Überlieferung glauben darf.
Blutüberströmt geht es heute Abend nicht zu. Es sind ja auch fast alle Fans vor der Bühne und es gibt auch keine Scheibe, durch die Mikey Tucker springen könnte. Aber äußerst intensiv ist es trotzdem. Neben mir steht Suzanne, die Drummerin von The Dirty Denims und verfolgt die Show der Australier, die einen harten Heavy Rock / Stoner Rock präsentieren. Rau und ziemlich erdig. Mammoth Mammoth zählen Motörhead, Turbonegro und Black Sabbath, aber auch AC/DC zu ihren Einflussgebern. Irgendwo dazwischen liegen sie auch. Und wie gesagt, eine sehr intensive Show liefern sie ab. Sie haben genügend Songmaterial durch die bereits vier eingespielten Longplayer. Mount The Mountain von 2017 ist ihr bisher Letztes, von dem auch ein paar Songs herhalten müssen. Die Band darf zehn Minuten länger ran, als die vorangegangenen Bands. Trotzdem vergeht die Zeit während ihres Gigs viel zu schnell.

  

Jetzt heißt es zum letzten Mal raus vor die Tür und Abkühlung nach der heißen Show suchen. Abkühlung gibt es draußen natürlich schnell, denn wir befinden uns in den Gefriergraden. Bei solch heißer Musik können die uns jedoch nichts anhaben. Außerdem steht ja auch noch genügend Glühwein zur Verfügung.

Die letzte Band am heutigen Abend sind die Aschaffenburger My Sleeping Karma. Die haben übrigens schon eine ausgedehnte Tour mit Mammoth Mammoth gemacht. Der Sound ihrer Musik und auch die Performance auf der Bühne haben allerdings mit Mammoth Mammoth nichts gemeinsam.
Spiritualität spielt in ihrem Sound eine zentrale Rolle. Klar, davon kann man bei dem Bandnamen wohl auch ausgehen. Genauso voll wie eben ist es auch wieder vor der Bühne. Spannung pur bei den Fans, aber auch eine andere Stimmung wie eben. Rau und dreckig ist jetzt nicht mehr angesagt. Jetzt sind eher tranceähnliche Zustände bei den Fans angesagt. Die passen eben auch zu dem instrumentellen Psychedelic Rock von My Spleeping Karma. Es ist aber nicht so, dass das jetzt der Stimmung einen Abbruch tun würde. Eher das Gegenteil, die Stimmung bei den Fans könnte nicht besser sein, denn die Band hat einen großen Fankreis. My Sleeping Karma verzücken heute Abend ihre Zuhörer mit langen Instrumentalstücken in tranceartige Zustände. Es ist wirklich so, dass ihrer Musik ein ihr eigener Groove zugrunde liegt. Dem psychedelischer Groove Rock von My Sleeping Karma kann man sich nur schwer entziehen. Irgendwie entwickelt sich so was wie ein Sog. Ihre Musik saugt dich einfach auf. Dabei ist die Musik teilweise melodisch verspielt mit Synthi Passagen, aber auch richtig harte Riffs sind da. Ruhe und Gelassenheit mit harten Riffs. Ähnlich, aber doch mit mehr atmosphärischen Sound durch die Keys, als bei anderen Instrumental Stonern wie Rotor und Karma To Burn zum Beispiel. Die beiden Letztgenannten habe ich dieses Jahr ebenfalls schon live gesehen. Irgendwie könnte ich mir auch ein komplettes Konzert mit diesen drei Bands vorstellen.
My Sleeping Karma können in ihrer elfjährigen Bandgeschichte schon auf eine beachtliche Anzahl an Veröffentlichungen zurückblicken, wobei das letzte Studioalbum Moksha bereits von 2015 ist. Letztes Jahr haben sie mit Mela Ananda ein Livealbum aufgelegt. Das heutige Konzert ist ein einzigartiger Energieaustausch mit den Fans. Da schwirrt so einiges in der Luft.

  

My Sleeping Karma haben heute entgegen dem Running Order Timetable etwas später begonnen. Wir bleiben noch eine ganze Weile, treten dann jedoch vor Ende des Gigs von My Sleeping Karma die Heimreise an, da wir noch ca. eineinhalb Stunden Heimreise vor uns haben. Wir haben noch die Gelegenheit, uns von ein paar Bekannten zu verabschieden. Unter anderem verabschiede ich mich noch von den Bandmitgliedern von Mammoth Mammoth draußen vor der Tür mit denen ich noch ein Selfie mache.

 

Fazit: Geniales Freak Valley X-Mas Fest 2018 im Vortex in Siegen. Besser kann solch ein Event von der Organisation nicht ausgerichtet werden. Für das leibliche Wohl war bei sehr moderaten Preisen bestens gesorgt. Für das musikalische Wohl ebenso, wobei man bei diesem Line-Up durchaus sagen kann: Das ist nur sehr schwer zu toppen. Ich würde mich freuen, wenn ich bei dem nächsten Freak Valley X-Mas Fest 2019 die tollen Leute in Siegen wieder sehen würde! Danke auch nochmals an Volker, der in seiner eigenen sympathischen Art wunderbar durchs Programm führte. Ich hoffe, ihn auch wieder auf dem DesertFest 2019 in Berlin zu sehen. Er erzählte mir, dass er was kürzer treten möchte. Volker, dafür ist später noch Zeit!