Negative Symbols – Without Voices

“Potentielle Konkurrenz von Der Weg Einer Freiheit?!“


Artist:
Negative Symbols

Herkunft: Deutschland

Album: Without Voices

Spiellänge: 47:00 Minuten

Genre: Black Metal

Release: 30.11.2016

Label: Eigenproduktion

Bandmitglieder:

Gitarre/Bass – Benedikt Willnecker

Tracklist:

  1. I
  2. II
  3. III
  4. IV
  5. V
  6. VI
  7. VII
  8. VIII
  9. IX

Wihout Voices – Der Name ist Programm.
Post-Black-Metal, der rein instrumental gehalten wird, frei jeglichen Gesangs. Dabei haben die Songs selbst nicht mal Namen, sondern werden schlicht römisch wie in der fünften Klasse im Mathe-Unterricht durchnummeriert. Einmal reingehört, ist man die ersten Sekunden zu Beginn mehr als verblüfft.

Denn die erste Assoziation trifft einen hammerhart ins Gesicht: Der Weg Einer Freiheit unter einem anderen Namen. Viel Delay in den Gitarren, Drumcomputer, Zwei-Akkorde-Wechsel. Und das kommt nicht von ungefähr, besteht Negative Symbols als musikalisches Ein-Mann-Vorhaben laut Internet aus dem ehemaligen Live-Bassisten der Freiheit’er. Einen großen Schatten gilt es deshalb zu überwinden, war das Debüt und Agonie doch großartigstes Material seit Langem aus der deutschen Schwarzmetall-Landschaft.

I erklärt nicht viel, sondern schaufelt mit Blastbeat-Gewitter und schnellen Achtelnoten bei den Saiteninstrumenten kompromisslos vor sich hin. Bereits bei dem zu präzisen Schlagzeug bemerkt man das Verwenden des Drumcomputers. Eigentlich nicht ganz nachvollziehbar, kann man elektronische Drums mittlerweile so imperfekt wie einen Menschen klingen lassen. Allgemein steht das Schlagzeug stark im Mittelpunkt, und durch die permanenten Blastbeats hat man das Gefühl, dass die CD beim Abspielen hängt. Stellenweise bereits im ersten Song wirklich nervenraubend.

Titel II sprudelt ähnlich wie bei Der Weg Einer Freiheit schon fast vor positiver Natur vor sich hin. Viele verträumte Melodiebögen, die so gar nicht üblich nach kargem und kaltem Norwegen klingen wie sonst im BM üblich, sondern eher nach phantasievollen Pilz-Trips am Waldsee. Alles in allem die Hoffnung, auf eine gute Alternative zu Der Weg Einer Freiheit gestoßen zu sein.

III ist vorerst eher langweilig. Erst in der zweiten Hälfte werden die höheren Töne verwendet, die bereits bei Der Stille Fluss mehr als wirksam und gänsehautverleihend markant von der Würzburger Rumpeltruppe verwendet wurde. Im Gegensatz zu Der Weg Einer Freiheit hat Negative Symbols aber damit zu kämpfen, dass kaum Momente von Songs wirklich im Kopf bleiben. Viele Riffs sind ziemlich austauschbar und unspektakulär. Was fehlt, sind die wirklich packenden Melodien und Variationen in den Spielweisen. Vielleicht sogar Gesang. Ein wenig Tempowechsel wäre auch wünschenswert. So wird nicht nur einsaitig gespielt, es hört sich auch einseitig an.

Mit IV werden auch erstmals ruhigere Gewässer angefahren. Der übliche Akustik-Gitarren-Zupferei-Part halt. Wenig herausragend, aber ganz nett, um mal wieder herunterzukommen. Denn knallhart führt V weiter. Der längste Song des Albums zeigt endlich die gewünschte Abwechslung. Großartig, wie intensiv diese Musik sein kann, wenn man nicht die ganze Zeit Härte beweisen muss, sondern mit bewussten Tempowechseln und Breaks zum Ausatmen und Ausholen kommt. Exakt mit all diesen schon fast jazzigen Abschnitten im Song mit allerlei Hall in der Gitarre könnte man Der Weg Einer Freiheit mörderisch in den Hintern treten. Potential dazu ist bei Negative Symbols definitiv da, sind seine Ex-Bandkollegen doch seit ihrem letzten Album ein wenig am Abschwächeln. Bisher jedenfalls der beste Song auf Without Voices.

Songs VI bis IX sind leider gefühlte Wiederholungen der ersten drei Songs. Lediglich VII bietet besondere Melodien, Übergänge und Laut-Leise-Wechsel. Eigentlich der perfekte Song zum Beenden der Platte. Alles in allem hat Without Voices nicht wenig zu bieten und könnte durchaus dickere Wurzeln schlagen. Man kann gespannt sein, in welche Richtung das vor allem live noch gehen kann.

Fazit: Negative Symbols hat viele gute Facetten, an denen bereits die 08/15-Kapellen dieser Zeit scheitern. Was das Ganze etwas entweiht, sind die zu hart monotonen immer gleichen Copy-Paste-Drums. Das nimmt nicht nur jeden musikalischen Geist (sodass man auch den Respekt vor der handwerklichen Finesse des Musikers selbst verliert), man fühlt ihn auch praktisch nicht mehr. Ein gewisses Können ist einfach vorauszusetzen, wenn man beeindrucken will. Schön, wenn man das ganze Haus voller Landschaftsbilder hängen hat. Ausgedruckt haben diese aber leider keinen Wert, wenn sich kein Maler hingesetzt hat, alles auf Leinwände zu pinseln. Ignoriert man diesen fundamentalen Mangel, kommt man mit Without Voices aber ganz gut seine 45 Minuten hin, wenn man sich für schöngeistiges BM-Gekloppe begeistern lassen kann.

Anspieltipps: III, VII
Glenn V.
7.8
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