Artist: The Agonist
Herkunft: Montreal, Quebec, Kanada
Album: Days Before The World Wept (EP)
Spiellänge: 23:07 Minuten
Genre: Melodic Death Metal, Extreme Metal, Progressive Metal, Metalcore
Release: 15.10.2021
Label: Napalm Records
Link: https://www.facebook.com/TheAgonistOfficial
Bandmitglieder:
Gesang und Piano – Vicky Psarakis
Gitarre – Danny Marino
Gitarre – Pascal Jobin
Bassgitarre – Chris Kells
Schlagzeug – Simon McKay
Tracklist:
- Remnants In Time
- Immaculate Deception
- Resurrection
- Feast On The Living
- Days Before The World Wept
Zugegeben, viel wusste ich bisher nicht über die Kanadier von The Agonist. Das einzige Mal, dass mir der Name untergekommen ist, war im Zusammenhang mit Sängerin Alissa White-Gluz, die die Band Anfang der 2000er mitgründete und 2014 Richtung Arch Enemy verließ. Seitdem wird der Posten am Mikro durch Vicky Psarakis bekleidet. Sechs Alben und jetzt die dritte EP stehen in den Büchern von The Agonist. Die Single Remnants In Time zum aktuellen Output Days Before The World Wept hat mich dann doch neugierig gemacht. Der Stilmix aus extremen, progressiven und symphonischen Arrangements hat seinen Reiz. Auf den fünf Songs der EP widmen sich die Kanadier den menschlichen Abgründen wie Gier, Völlerei, Verwirrung, Schmerz, Erlösung und Hoffnung. Ich bin gespannt, ob der Cocktail aus den Zutaten Extreme/Melodic Death Metal, Prog und Metalcore schmeckt.
Der erwähnte Opener Remnants In Time beginnt mit einem geschmackvollen Klavierintro, bevor die Blastbeat- und Griffbrettattacken direkt ein Statement setzen. Der Mix aus extremen Vocals und Chören erinnert ein wenig an die letzte EP von Lorna Shore, ohne deren Grad an Wahnsinn zu erreichen. Trotz des vielschichtigen Arrangements sind alle Instrumente gut zu hören, auch der von mir so geliebte Bass knurrt mächtig durch den Bandkontext. Da hat Produzent Christian Donaldson ganze Arbeit geleistet. Sängerin Vicky hat von Thrash/Black Keifen über Death-Growls und bezaubernde Cleans wirklich alles drauf, was das Metalherz begehrt. Vor allem in puncto des melodischen Gesangs steckt sie ihre Vorgängerin locker in die Tasche. Hört euch zum Vergleich einfach mal das letzte Album mit Sängerin Alissa White-Gluz namens Prisoners an. Die Instrumentalfraktion ist ohnehin auf den Punkt eingespielt, was die lange Zugehörigkeit der meisten Bandmitglieder unterstreicht.
„If you look at the face of evil. Evil will look right back at you.“ Diese von Friedrich Nietzsche abgewandelte Textzeile im zweiten Song Immaculate Deception hat durch die Serie American Horror Story einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. The Agonist würden auch als Soundtrack gut funktionieren. Der spielerische Wechsel zwischen all ihren Persönlichkeiten gelingt Vicky ohne Zweifel, davon würde ich mich auch gerne mal live überzeugen. Der Groove der Gitarren wird erneut durch unablässige Doublebass-Passagen unterlegt. Der Wahnsinn nimmt durch die Chöre zu Beginn weiter zu. Vicky packt nochmals all ihren Schmerz in die wiederholte Textzeile aus dem Intro. Böse, wirklich böse.
Mal von den Growls abgesehen, erinnert Resurrection zu Beginn an die monumentalen und dicht gewebten Kompositionen eines anderen Kanadiers, nämlich Devin Townsend. Im Verlaufe der fünf Minuten öffnen The Agonist die Tore für geradlinige Akkordfolgen, sodass auch der Death Metaller ohne Hang zum Progressiven gerne die Matte kreisen lässt.
Fast schon in Thrash-Gefilden wildert Feast On The Living mit seinen peitschenden Drum-Salven. Die wieder mit dickem Bombast, aber gänzlich ohne Kitsch angereicherten Refrains sind schon ein Markenzeichen dieser EP. Das habe ich im direkten Vergleich auf dem Vorgängeralbum Orphans nicht so stark wahrgenommen. Das macht Lust auf mehr.
Der Titelsong schließt die kurze Reise durch psychische Untiefen der Menschheit ab. Das malerische Akustikintro vermittelt eine trügerische Sicherheit, bevor wieder der Knüppel aus dem Sack geholt wird. Zunächst noch getragen melodisch, wird nach dem Gesangseinsatz die ganz dicke Riff-Keule geschwungen. Getreu dem Motto, das Beste kommt zum Schluss, haben sich The Agonist den eingängigsten Refrain fürs Finale aufgehoben. Alle Elemente wie Blastbeats, symphonische Überlagerungen und der gekonnte Wechselgesang von Vicky Psarakis werden ein letztes Mal gebündelt, ohne den roten Faden zu verlieren. Tolles Finale!