Lorna Shore – …And I Return To Nothingness (EP)

Das New Jersey Deathcore Orchester hat eine neue Geheimwaffe

Artist: Lorna Shore

Herkunft: New Jersey, USA

Album: …And I Return To Nothingness (EP)

Spiellänge: 18:03 Minuten

Genre: Deathcore, Symphonic Death Metal. Symphonic Black Metal

Release: 13.08.2021

Label: Century Media Records

Link: https://www.facebook.com/LornaShore

Bandmitglieder:

Gesang – Will Ramos
Gitarre – Adam De Micco
Gitarre – Andrew O’Connor
Schlagzeug – Austin Archey

Tracklist:

  1. To The Hellfire
  2. Of The Abyss
  3. …And I Return To Nothingness

„Die letzten anderthalb Jahre waren nichts weniger als eine Feuerprobe“, bringt Lorna Shore-Drummer Austin Archey die jüngste Bandvergangenheit auf den Punkt. Nachdem bereits 2018 der langjährige Sänger Tom Barber die amerikanische Deathcore-Institution Richtung Chelsea Grin verlassen hatte, sah man sich Ende 2019 gezwungen, dessen Nachfolger vor die Tür zu setzen. Gegen CJ McCreery, der das 2020er Album Immortal einsang, wurden bis heute unbestätigte Missbrauchsvorwürfe (Weinstein-Effekt) laut. Noch im selben Jahr wurde dieser auf der Bühne von Will Ramos (A Wake In Providence) ersetzt. Neben diversen Wechseln an der instrumentalen Front schon eine bewegte Vergangenheit für eine so junge Band.

Um dem neuen Frontmann auch im Studio einen gebührenden Einstand zu geben, wurde jetzt die EP …And I Return To Nothingness veröffentlicht. Zu den Songs konnte man schon diverse Fanvideos auf YouTube erspähen, die das unmenschliche Organ des neuen Brüllwürfels preisgeben. Musikalisch fand ich den Mix aus Deathcore und Symphonic Death/Black Metal schon immer spannend, die Sänger haben mir bisher jedoch nicht viel gegeben. Mal sehen, ob Will Ramos meine Meinung ändern kann?

To The Hellfire wurde als erster Song mit dem neuen Frontmann auf die Menschheit losgelassen und hat mit knapp fünf Millionen Streams bereits die bisherige Bestmarke der von Immortal geknackt. Die Akustikgitarren zu Beginn sollen mich nur in Sicherheit wiegen. Zu düsteren Melodiebögen und Lichtgeschwindigkeits-Blastbeats schreit, keift, grunzt und shoutet Will Ramos um sein Leben. Wahrlich beeindruckend, was der erst 27-Jährige vom Stapel lässt. Es gibt Breakdowns „from hell“ und noch dezent eingesetzte symphonische Elemente. Zum Schluss gibt es noch mal die ganze Palette von Will Ramos Stimmbandakrobatik – Deathcore 2.0.

Während ich mit offenem Mund den nächsten Klängen der EP lausche, fällt mir noch das schaurig schöne Artwork des polnischen Malers Mariusz Lewandowski ins Auge. Das trifft, wie die Musik, voll meinen Geschmack. Of The Abyss startet mit unheilvollen Chören und einem ordentlichen Schluck aus der Pulle mit der Aufschrift Bombast. Dieser wirkt aber zu keiner Sekunde kitschig, sondern trägt die Riffs und Drums auf seinen Schultern. Darüber schweben die massiven Vocals von Will Ramos wie der grimme Schnitter auf dem Artwork.

Mit dem Titelsong schließt das neue Kapitel der Band aus New Jersey. Nach ein wenig Keyboard-Spielerei malträtiert Ramos wieder seine Stimmbänder: „From the earth we will return“ – gut gebrüllt Löwe. Es folgt der bandtypische Sound mit einer geilen Leitmelodie, ultraschnellen Blastbeats und symphonischen Elementen. Klingt, als ob Deathcore der amerikanischen Schule einen Bastard mit Cradle Of Filth gezeugt hätte. Will Ramos ist tatsächlich der erste Deathcore-Sänger, der mich seit Mitch Lucker (Suicide Silence, † R.I. P. 2012) von der ersten Sekunde überzeugen kann. Seine „Black-Metal-Stimme“ erinnert nicht selten an den alten Hexenmeister Dani Filth, was meine eben erwähnte These unterstreicht. Richtig starker Einstand.

Lorna Shore – …And I Return To Nothingness (EP)
Fazit
Will Ramos übermenschliche Leistung am Mikro ist für mich das fehlende Puzzleteil im Gesamtsound der Band. In dieser Konstellation haben die Amerikaner definitiv einen Fan dazu gewonnen. Und wenn man die bisherigen Posts in den sozialen Medien verfolgt, dann bin nicht nur ich von dieser Leistung überzeugt. Lorna Shore beanspruchen ein Genre namens Symphonic Deathcore für sich alleine.

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Florian W.
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