“Ganz bestimmt nicht verloren“
Artist: Thoughts Factory
Herkunft: Frankfurt, Deutschland
Album: Lost
Spiellänge: 65:30 Minuten
Genre: Progressive Metal
Release: 15.02.2014
Label: Melodic Revolution Records
Link: http://www.thoughtsfactory.com
Klingt wie: Appearance Of Nothing und Circus Maximus
Produktion: Kohlekeller Studios, Seeheim von Kristian „Kohle“ Kohlmannslehner (Mixing + Mastering)
Bandmitglieder:
Gesang – Marcus Becker
Gitarre – Markus Wittmann
Bass – Bernd Schönegge
Keyboard – Sven Schornstein
Schlagzeug – Chris Maldener
Tracklist:
- Awakening
- The Deep Forest
- Desperation
- Light
- Voices From Heaven
- No Way Out
- The Mire
- Death Of A Dream
Im Jahr 2008 starteten Sven Schornstein und Marcus Becker mit Thoughts Factory, damals noch als Studioprojekt. Nachdem die Bandbesetzung im November 2011 endlich komplettiert war, wurden die bereits vorhandenen Songideen vollendet. Die Aufnahmen zu dem am 15.02.2014 erscheinenden Debütalbum Lost begannen dann im Dezember 2012. Es handelt sich um ein Konzeptalbum, auf dem es um die Gedanken und Fragen eines Hinterbliebenen geht, der einen geliebten Menschen durch Selbstmord verloren hat.
Wenn ich mir dieses Konzept so vor Augen führe, dürfte der Beginn des ersten Liedes Awakening den Selbstmord an sich darstellen. Es geht gleich richtig gut mit geordnetem Chaos los, eine schöne Keyboard-Linie im Zusammenspiel mit Rhythmusgitarre. Könnte auch auf dem Album Mercy Falls von Seventh Wonder stehen. Dann steigt irgendwann auch die Leadgitarre ein, aber ab ca. 2:30 Minuten wird alles anders. Man hört Vögelgezwitscher, und der Gesang, der dann einsetzt, ist sehr getragen.
Mit getragenem Gesang startet auch The Deep Forest, dann wird das Tempo gesteigert. In einer Art Monolog stellt der Hinterbliebene die Fragen, auf die er so gern eine Antwort hätte, z. B. „Why have you left without a last good-bye?“. Das Keyboardspiel ab ca. 5:30 Minuten ist herrlich „spacig“, auch der folgende dialogartige Wechsel zwischen der growlartigen und der normalen Gesangsstimme sorgt für verschärfte Aufmerksamkeit.
Der Song Desperation legt dann noch einmal einen Härtegrad zu. Der Aufbau des Liedes erinnert mich an Glanztaten von Redemption. Hier darf sich Sven Schornstein mal richtig austoben, und das macht er unglaublich gut. Jordan Rudess (Dream Theater) lässt grüßen 😉
Light ist ein sehr ruhiges Stück, bei dem man nur Gesang und Klavier hört.
Gleich das retro-artige, fast 4 Minuten lange, Intro von Voices From Heaven lässt mich dann aufhorchen, aber ich komme um’s Verrecken nicht drauf, an wen mich dieses Klanggebilde erinnert. Am ehesten würde ich noch zu Yes tendieren. Das Gitarrenriff ist jedenfalls fest in meinem Hirn verankert. Der Song ist im mittleren Tempobereich gehalten, aber wie bei allen anderen Liedern des Albums gibt es sehr schöne und intelligent gesetzte Rhythmuswechsel. Der Text geht mir persönlich richtig ans Herz, auch die gesprochenen Worte drücken sehr schön aus, wie der Hinterbliebene ganz langsam seinen Frieden findet.
Und dann kommt mein absolutes Lieblingslied, nämlich No Way Out. Die Drehzahlanzeige geht in den roten Bereich, headbanging ist angesagt, die Stimme von Marcus Becker kommt der von Michael Eriksen (Circus Maximus) sehr nahe. In dieser Tonlage ist Marcus richtig gut, und ich habe das Gefühl, hier singt er noch kraft- und gleichzeitig gefühlvoller. Auch Sven Schornstein darf sich wieder mal beweisen. Wenn ich überlege, dass er erst 23 Jahre alt ist, kann ich nur sagen: Hut ab!
Der vorletzte Song The Mire ist dann wieder sehr getragen. Es kommt noch einmal so etwas wie Verzweiflung beim Hinterbliebenen auf, er steckt im Sumpf und muss sehen, wie er da wieder raus kommt.
Das letzte Lied Death Of A Dream setzt dann das i-Tüpfelchen, denn hier wird der Progressive Metal in feinster Manier zelebriert, ohne den Hörer zu überfordern. Der Wechsel der Gesangsstile ist dabei nur ein Element, das auch diese Spielzeit von fast 16 Minuten wie im Fluge vergehen lässt.