„Immerhin vier starke Good-Feel-Rocker“
Artist: Massive Wagons
Herkunft: Carnforth (UK)
Album: Full Nelson
Spiellänge: 49:28 Minuten
Genre: Hard Rock, Classic Rock
Release: 10.08.2018
Label: Erache Records
Link: https://www.massivewagons.com/
Produktion: nicht bekannt
Bandmitglieder:
Gesang – Baz Mills
Gitarren – Adam Thistlethwaite
Gitarren – Stephen Holl
Bassgitarre – Adam ‘Bowz’ Bouskill
Schlagzeug – Alex Thistlethwaite
Tracklist:
1. Under No Illusion
2. China Plates
3. Billy Balloon Head
4. Sunshine Smile
5. Northern Boy
6. Robot (Trust In Me)
7. Back To The Stack
8. Hate Me
9. Last On The List
10. Ballad Of Verdun Hayes
11. Ratio
12. Tokyo
Full Nelson ist das vierte Studioalbum der nordenglischen Band Massive Wagons, die hierzulande noch sehr unbekannt ist. Wohl auch, da sie sich auf Großbritannien fokussiert hat. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich das Quintett dort einen Ruf als gute Liveband erspielt. Zudem konnten die vorherigen Alben Fire It Up (2012), Fight The System (2014) und Welcome To The World (2016) in UK bereits viele Fans von, sagen wir mal, härterem Rock überzeugen. Denn so richtig lässt sich die Bande nicht in eine Schublade stecken. Man findet in ihrem Sound Elemente von altem Ami-Sleaze, Power-Pop-Rock, Classic Rock und Punkrock. Aber das kann ja durchaus etwas sehr Positives sein. In UK hat es das Album immerhin nach seinem Release bis auf Platz 16 der Official UK Top 40 Albums geschafft.
Dass dieser Beachtungserfolg seine Berechtigung hat, zeigen Massive Wagons mit mehreren starken Songs. Der Good-Feel-Rocker Last On The List ist einer davon. Der Track schafft es völlig entspannt, ein Grinsen aufs Gesicht zu zaubern und das Verlangen, mit ein paar Freunden eine gute Zeit zu verleben. Laune macht auch Tokyo, ebenso wie China Plates: ein großartiger Song, den Punkrock-Bands wie The Offspring oder Pennywise nicht besser hinbekommen hätten, höchstens schneller. Ganz offensichtlich bei einer anderen Band orientiert haben sich Massive Wagons zudem beim Bloodhound Gang-mäßigen Ratio, was aber nicht heißen soll, dass der Song wie eine billige Kopie daherkommt. Das wirkt bei aller Anlehnung schon noch überaus eigenständig. Auch Hate Me tönt irgendwie bekannt und versprüht eine eigenartige Mischung aus Melancholie und fröhliche Entspanntheit. Womit die stärksten Songs auf Full Nelson benannt sind.
Das eher durchschnittliche Back To The Stack gedenkt textlich an den verstorbenen Rick Parfitt von Status Quo. Das groovig-rockige Sunshine Smile hat eine starke nach Aerosmith schmeckende Note, hier und da schimmern auch Bands wie Guns n’ Roses durch, wie etwa beim Solo im Song Northern Boy – ein autobiografischer Track über das Aufwachsen in Nordengland, in dem zu Beginn ein paar Einflüsse aus dem Folk Rock zu erkennen sind. Geht alles noch gut rein das Zeug.
Doch dann kommt Sänger Baz Mills plötzlich bei Robot (Trust In Me) mit einer Gesangslinie um die Ecke, die aus den Gefilden des Grunge zu stammen scheint und ihm überhaupt nicht gut zu Gesicht steht. Nee, Experimentierfreude und Abwechslung kann ja interessant sein und auch spannend, jedoch sollte eine Band wissen, was ihre Stärken sind und vor allem was nicht. Insbesondere Sänger Mills nervt doch manchmal wie etwa beim Opener Under No Illusion, mit seinem bemüht-angestrengten Pop-Touch. Was schade ist, da auf Full Nelson einiges Tolles zu finden ist.