Grave Digger – Bone Collector

Beim Knochensammeln den Weg in die 80er-Jahre zurückgefunden

Artist: Grave Digger

Herkunft: Gladbeck, Deutschland

Album: Bone Collector

Genre: Heavy Metal, Speed Metal, True Metal

Spiellänge: 46:39 Minuten

Release: 17.01.2025

Label: RPM ROAR

Link: http://www.grave-digger-clan.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Chris Boltendahl
Schlagzeug – Marcus Kniep
Bass – Jens Becker
Gitarre – Tobias Kersting

Tracklist:

1. Bone Collector
2. The Rich, The Poor, The Dying
3. Kingdom Of Skulls
4. The Devil’s Serenade
5. Killing Is My Pleasure
6. Mirror Of Hate
7. Riders Of Doom
8. Made Of Madness
9. Graveyard Kings
10. Forever Evil And Buried Alive
11. Whispers Of The Damned

Die Veröffentlichung von neuen Scheiben zieht in der Regel vor und nach dem eigentlichen Termin des Releases diverse Promotionen mit Videos und Erläuterungen nach sich. Der Obergrabräuber Chris Boltendahl sagte im Herbst 2024 zu einem der ersten Videos, dass Grave Digger sich bei Bone Collector an Heavy Metal Breakdown und dem Style der ersten drei Grave-Digger-Scheiben orientieren. Wer sich etwas in der Diskografie von Grave Digger auskennt, findet auch auf den ersten drei Werken nicht nur Gold. Klar, mit Heavy Metal Breakdown gibt es einen Überflieger, dazu reichlich Speed Metal und einen kreischenden Gesang von Boltendahl, der mit dem heutigen Ansatz nur bedingt vergleichbar ist.

Grave Digger haben in den vergangenen Jahren Scheiben auf den Tisch gelegt, die sich eher im hinteren Bereich der langen Banddiskografie einreihen. Eine gewisse Qualität haben alle Veröffentlichungen, aber nicht alle sind auf dem Niveau von The Reaper, Excalibur oder Tunes Of War. Wo reiht sich das 2025er-Album Bone Collector ein?

Es gibt noch eine personelle Veränderung in den Reihen der Grabräuber. Tobias Kersting (ehemals Orden Ogan) hat die Saiten von Axel Ritt übernommen. Diese Veränderung ist deutlich hörbar, Kersting agiert metallischer als sein Vorgänger.

Der Titeltrack als Auftakt ist ein klassischer Grave Digger, der allerdings ohne Samples oder Keyboard agiert und sehr geerdet aus den Boxen knarrt. Das nachfolgende The Rich, The Poor, The Dying legt vom Tempo noch zu und spannt die Brücke zu den 80er-Jahre Speed-Metal-Nummern. Abwechslung gewünscht? The Devil’s Serenade wurde als Single ausgekoppelt und könnte so auch in den 80ern auf einer eher im Hard Rock beheimateten Scheibe der NWoBHM kleben. Eingängig, mit einem ins Ohr gehenden Refrain, dürfte das Ding live sehr gut funktionieren.

Gradlinig kommen Sachen wie Killing Is My Pleasure oder Riders Of Doom rüber. Mirror Of Hate agiert entsprechend der Thematik düster und mit einer gewissen Rotzigkeit, dagegen holt Graveyard Kings die Fans ab und lädt zum Mitgrölen ein. Frische und Spritzigkeit versprüht Made Of Madness und ist einer der ganz starken Dinger auf Bone Collector. Der Schlusspunkt setzt nochmals einen drauf. Whispers Of The Damned erinnert an die ersten epischen Ausflüge der Band auf Witch Hunter. Kontinuierlich wälzt sich das Ding vorwärts und ist ein bockstarker Abschluss der LP.

Grave Digger – Bone Collector
Fazit
Grave Digger haben einiges an Ballast über Bord geworfen. Vor allem der bombastische Power Metal ist inklusive Keyboard und Samples im Nachbargrab verschwunden. Dafür entdeckten die Grabräuber beim Schaufeln diverse 80er-Jahre-Knochen. Diese Knochen haben die Herren neu sortiert und zusammengesetzt. Dazu gesellt sich ein Ordensbruder, der als Grabräuber deutlich härter klingt als sein Vorgänger.

Das neu entstandene Werk kommt in einer guten Dreiviertelstunde gradlinig zum Punkt, jederzeit geerdet, mal düster, mal schnell, aber immer eingängig und ohne großen Schnickschnack. Chris Boltendahl und Co. legen einen starken Genrevertreter auf den Tisch, der das Rad nicht neu erfindet, sondern zurückdreht. Natürlich klingen Grave Digger 2025 nicht wie 1984. Dazu ist die Technik viel weiter und gegen den natürlichen Altersprozess kann sich auch ein Obergrabräuber nicht wehren. Aber die Brücken zwischen Witch Hunter oder Heavy Metal Breakdown erschafft Bone Collector. Das Quartett klingt frisch und energiegeladen wie seit vielen Jahren nicht mehr, sodass Fans bedenkenlos zugreifen können. Auch Menschen mit einer Vorliebe für die 80er, die Grave Digger bereits in die Mottenkiste gepackt haben, sollten Bone Collector antesten.

Um die eingangs gestellte Frage nach der Einordnung von Bone Collector in der Diskografie zu beantworten. Die Scheibe kann sich mit den drei LPs aus den 80ern messen und landet im vorderen Mittelfeld, jedoch hinter den bereits genannten Klassikern aus den 90ern.

Anspieltipps: Mirror Of Hate, The Devil's Serenade, Made Of Madness und Whispers Of The Damned
Franziska W.
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