Bang Your Head Festival vom 10. – 13.07.2019 in Balingen

Regenschlacht in Balingen ...

Event: Bang Your Head – Festival 2019

Bands: Audrey Horne, Brainstorm, Dream Evil, Hardcore Superstar, I`ll Be Damned, Keep Of Kalessin, Michael Schenker Fest, Sorcerer, Soulfly, Stormwarrior, The Night Flight Orchestra, Venom Inc., Visions Of Atlantis, Attic, Beast In Black, Cirith Ungol, Dark Tranquillity, Dust Bolt, Ektomorf, Enforcer, Evergrey, Exhorder, Krokus, Mantar, Picture, Steel Panther, Traitor, Amored Saint, Avantasia, Candlemass, Einherjer, Flotsam And Jetsam, Kickin` Valentina, Metal Church, Omnium Gatherum, RAM, Ross The Boss, Screamer, Skid Row, Tribulation, Battle Beast, Endlevel, Grave Digger, Warkings, Sons Of Sound

Ort: Messegelände Balingen, Im Gehm / Auf Stetten 1, 72336 Balingen

Datum: 10. – 13.07.2019

Kosten:
Festivalticket Frühbucher 119,00 € zzgl. VVK-Gebühr
Festivalticket Preisstufe I 135,00 € zzgl. VVK-Gebühr
Festivalticket Preisstufe II 145,00 € zzgl. VVK-Gebühr
Ein-Tages-Ticket 70,00 € zzgl. VVK-Gebühr
Camping-Ticket 25,00 € VVK incl. 10,00 € Müllpfand
KFZ-Ticket 15,00 € VVK
Warm-Up Ticket 25,00 € VVK für Inhaber eines Festivaltickets zzgl. VVK-Gebühr
Warm-Up Ticket 35,00 € VVK ohne Festivalticket zzgl. VVK-Gebühr

Genre: Heavy Metal, Hardrock, Rock, Melodic Metal, Power Metal, Crossover, Viking Metal, Death Metal, Thrash Metal, Progressive Metal, Melodic Death Metal, Extreme Metal, Glam Rock, Glam Metal

Veranstalter: Horst E. Franz / Sasse Werbeagentur https://www.bang-your-head.de/site_byh/impressum

Link: https://www.bang-your-head.de/site_byh/index.php

Es ist wieder soweit, das zweite Juli-Wochende steht vor der Tür und somit ist Festivalzeit angesagt. Das Bang Your Head-Festival geht bereits in die 24. Ausgabe und steht kurz vor dem großen Jubiläum. Trotz der Ansage vom letzten Jahr hat Veranstalter Horst E. Franz auch in diesem Jahr wieder keine Mühen gescheut, um 45 mehr oder weniger hochkarätige Bands an den Start zu bringen. Wieder einmal ist für fast jeden Geschmack etwas dabei und somit steht dem größten Familientreffen der Rock- und Metalszene im süddeutschen Raum nichts mehr im Wege.

Bereits am Mittwochabend steht die Warm-Up Party mit Grave Digger, Warkings, Battle Beast, Endlevel und Sons Of Sound in der Halle an, doch nachdem ich mit meiner Akkreditierung im letzten Jahr schon nicht zur Warm-Up Party reinkam, lasse ich sie in diesem Jahr von vornherein sausen. Schade eigentlich, weil die Totengräber von Grave Digger gehen immer und Warkings und Endlevel hätten bestimmt auch Spaß gemacht. Die Sons Of Sound aus Karlsruhe ersetzen die eigentlich geplanten kunterbunten Grailknights, die jedoch absagen mussten.

Somit fahre ich erst am Donnerstagvormittag los und kaum habe ich Freiburg und das Höllental hinter mir gelassen, da schüttet es zwischen Löffingen und Villingen-Schwenningen wie aus Kübeln. Nachdem es im letzten Jahr fast schon zu heiß war, scheint es in diesem Jahr ziemlich nass zu werden. Nach gut 90 Minuten komme ich am Messegelände in Balingen an, und wie fast schon zu erwarten, Camp zwei ist mittlerweile gerammelt voll. Für den Wagen würde ich bestimmt noch irgendwo ein Plätzchen finden, aber stattdessen suche ich mir ein ruhiges Plätzchen im Gewerbegebiet. Zehn Minuten Fußweg zum Festivalgelände nehme ich in Kauf, dafür werde ich dies Jahr dann im Auto ruhig schlafen können und muss mir nicht irgendwelche nächtlichen Schlagerpartys geben. Anschließend bleibt gerade noch Zeit für ein schnelles Bier bei Bekannten im Camp, dann muss ich auch schon los, damit ich Ticket und Fotopass bekomme, bevor um 11:00 Uhr der Einlass auf das Festivalgelände beginnt. Jedoch, ich bin auch in diesem Jahr wieder alleine von Time For Metal auf dem BYH und ich werde mir in diesem Jahr nicht wieder den Stress machen, unbedingt jede Band vor die Kamera zu bekommen. Das ist aufgrund der vielen Überschneidungen sowieso fast unmöglich und deshalb werde ich mich weitestgehend auf die Open Air-Bühne konzentrieren.

Donnerstag, 11.07.2019

Pünktlich zum Mittagessen bekommen die ersten anwesenden Headbanger von den Hanseaten Stormwarrior eine gehörige Portion Teutonen-Metal vor den Latz geknallt. Klar, der Einlass hat eben erst begonnen und das Gelände ist natürlich noch nicht annähernd gefüllt, aber dennoch ziehen die Hamburger immerhin schon etwa 200 Leute ins Infield. Den Fans hat man im Vorfeld eine Oldschool-Setlist versprochen und so steigt die Band um Frontmann und Gitarrist Lars Ramcke nach dem Intro mit Signe Of The Warlorde von 2002 in das Set ein. Ich muss zugeben, ich kenne bisher nur ein paar Songs der Hanseaten. Von ihnen stehen zwar keine Silberlinge in meinem Schrank und live habe ich sie auch noch nie gesehen, sie können mich aber durchaus von Beginn an überzeugen. Die Jungs haben sichtlich Spaß daran, das Spektakel heute eröffnen zu dürfen. Der Band ist es irgendwie nie gelungen, ein festes Line-Up auf die Beine zu stellen, und das Band-Karusell hat in der Vergangenheit oft gedreht. Somit ist Shouter Lars Ramcke das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Unterstützt wird er heute von Gitarrist Björn Daigger, der immerhin schon seit 2015 mit an Bord ist. Das weitere Line-Up ist eine kleine Überraschung, denn der erst 2017 ausgestiegene Bassist Yenz Leonhardt ist zurück und auch der vor über zehn Jahren ausgestiegene Schlagwerker Falko Reshöft ist zurück im Boot. Dementsprechend gut ist auch die Stimmung vor der Bühne und die Fans bejubeln die Rückkehrer lautstark. Gleich die ersten drei Songs entstammen dem 2002 erschienenen Spikes And Leather und damit trifft man ganz offenbar den Nerv der Metalheads. Mit Heavy Metal Fire und Defenders Of Metal kommen dann auch tatsächlich zwei Klassiker, die ich auch kenne und es kommt ordentlich Bewegung ins Infield und die Fäuste fliegen in den bewölkten Himmel. Die Jungs machen durchaus Spaß und liefern ein ordentliches Opening-Set ab. Die Songs bewegen sich alle zwischen 2002 und 2008, aktuellere Outputs bleiben heute außen vor, wobei die Hamburger allerdings auch seit fünf Jahren nichts mehr abgeliefert haben. Nach gut 45 Minuten erntet man somit mehr als nur einen Höflichkeitsapplaus …

Setlist Stormwarrior:

01. And The Northewinde Bloweth (Tape)
02. Signe Of The Warlorde
03. Sons Of Steele
04. The Axewielder
05. Lindisfarne
06. Heavy Metal Fire
07. Defenders Of Metal
08. Odinn`s Warriors
09. Heading Northe
10. Iron Prayers

Auf den Auftritt der Schweden-Epic Doomer Sorcerer freue ich mich schon ewig lange und so begebe ich mich voller Erwartung in den Graben. Die erste Band aus dem IKEA-Land lockte gleich ein paar Leute mehr vor die Bühne, aber von einem Ansturm kann auch hier nicht die Rede sein. Passend fängt es auch noch an, leicht zu nieseln, doch egal. Wie fast schon zu erwarten, betritt die Band die Bühne und steigt mit Sirens vom starken letzten Album The Crowning Of The Fire King in ihr Set ein. Ein Einstand nach Maß, doch man merkt, es ist Mittagszeit. Ein paar Fans in den ersten Reihen gehen gleich gut mit, doch die meisten verharren abwartend und eher unmotiviert. Frontmann Anders Engberg ist gut drauf und versucht alles, um das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen, doch um die Zeit wirft man hier eher Perlen vor die Säue. Auch das ältere The Dark Tower Of The Sorcerer wird zumindest in den ersten Reihen gut abgefeiert, doch die Nummer kommt bei weitem nicht an das neue Material heran und plätschert etwas vor sich hin. Man kann der Band nicht viel vorwerfen, der Sound passt. Vor allem die grandiose Stimme von Engberg passt hervorragend zu den epischen Songs, doch die Stadion-Doom-Meister fesseln vor allem mit den neueren Songs wie dem nachfolgenden Ship Of Doom. Zwar hat sich der Sound nicht maßgeblich verändert, alles basiert noch immer auf der bewährten Mischung aus Candlemass, Solitude Aeturnus und auf Epic getrimmten Black Sabbath, aber man hat eben wesentlich an der Zugänglichkeit der Songs gefeilt. Zwar ist die Portion Arena-Rock als neues Element gewöhnungsbedürftig, aber die Songs kommen einfach besser auf den Punkt, was man vor allem im Titeltrack des letzten Albums The Crowning Of The Fire King gut ausmachen kann, denn hier kommt sogar fast etwas gute Stimmung unter den Besuchern auf. Den meisten Metalheads ist die Band aber zu früher Stunde ganz offenbar zu schwere Kost und die Schweden sind in der Running Order nicht ganz ideal plaziert.

Setlist Sorcerer:

01. Sirens
02. The Dark Tower Of The Sorcerer
03. Ship Of Doom
04. Exorcise The Demon
05. The Crowning Of The Fire King
06. The Sorcerer

Ganz anders dagegen die dritte Band des Tages, Audrey Horne aus Bergen. Was soll man zu den Norwegern noch groß sagen? Jeder der die Band schon live on Stage gesehen hat, der weiß, welche energiegeladenen Live-Qualitäten die Band von jetzt auf gleich frei setzen kann. Und offenbar wissen das nicht wenige, denn der Platz vor der Bühne füllt sich nun zusehends und schon während der Umbaupause werden erste Audrey Horne– und Waiting For The Night-Rufe laut. Der Einstieg gelingt mit This Is War vom noch aktuellen Blackout-Album und der Song fegt wie ein starker Orkan über das Bang Your Head-Gelände und reißt alles mit. Auf einmal ist Balingen wach, denn die gebündelte Energie überträgt sich sofort auf das Publikum. Sänger und Frontmann Torkjell Rød sieht in seinen Klamotten ein wenig so aus, als wolle er eigentlich auf`s Spielfeld raus, um das Spiel seines Lebens gegen Real Madrid zu spielen, aber auch hier auf der BYH-Bühne gibt er von Beginn an alles. Der Mann ist ein Phänomen, ein Vulkan, der in jedem Moment kurz vor dem Ausbruch steht und nie zu bändigen ist. Erstmals am heutigen Tag kommt richtig Bewegung auf die Bühne, denn auch die Saitenfraktion mischt hier ordentlich mit und die Bühne ist fast schon zu klein für die Norweger, die sich nach einer Figur aus der US-Kultserie Twin Peaks benannt haben. Torkjell ist wie ein Flummi, ist er gerade noch am linken Bühnenrand, so ist er im nächsten Moment schon wieder rechts und im übernächsten macht er auf dem Laufsteg schon wieder Faxen mit dem Publikum. Der Mann ist einzig durch die Reichweite seines Mikrofonkabels zu bremsen, hätte er ein kabelloses Mikro, würde er wohl hier nicht nur im Publikum rumturnen, sondern höchstwahrscheinlich auf dem Metalcamp noch die letzten aus den Zelten holen. Die Songs haben Hymnencharakter und werden vom Publikum lauthals mitgegrölt, egal ob nun Audrevolution, oder das nachfolgende Blackout. Auch Pretty Little Sunshine ist ein kleines Highlight, das natürlich nur noch mit dem Über-Hit Waiting For The Night übertroffen werden kann. Nun ist auch der allerletzte wach und voll dabei und der Pure Heavy-Song wird von nahezu jedem mitgesungen. Viele Bands brauchen ein paar Songs, bis sie das Publikum auf ihrer Seite haben, Audrey Horne schaffen das immer wieder mit dem allerersten Song. Die Band könnte hier auch am späten Abend spielen und würde auch ein viel größeres Publikum begeistern. Mit Redemption Blues verabschiedet man sich viel zu früh, hinterlässt aber ein rundum zufriedenes Publikum. Ein echtes Highlight des noch jungen Festivals! Ich freue mich jetzt schon darauf, die Band bereits am nächsten Wochenende auf dem Baden In Blut Festival wieder zu sehen.

Setlist Audrey Horne:

01. This Is War
02. Audrevolution
03. Blackout
04. Youngblood
05. Pretty Little Sunshine
06. Waiting For The Night
07. Blaze Of Ashes
08. Redemption Blues

Als vierte Band des Tages entern die Lokalmatadore von Brainstorm die Bühne. Die Schwaben um Frontmann Andy B. Franck sind ja mittlerweile fest mit dem Bang Your Head verankert und von dieser Bühne kaum noch wegzudenken. Auch wenn man die sympathischen Jungs schon gefühlte 100 Mal gesehen hat, Brainstorm gehen immer und so bleibt der Platz vor der Open Air-Bühne gut gefüllt. Als der Schwaben-Fünfer dann aber die Bühne betritt und mit Devil`s Eye gleich in die Vollen geht, bin ich doch etwas verwirrt, denn die Buben sehen so gar nicht danach aus, als wollten sie hier und heute eine ordentliche Power Metal-Party starten. Die einheitlich schwarzen Hosen und strahlend weißen Hemden lassen eher darauf schließen, dass man hier schnell mal eben einen kurzen Zwischenstopp absolviert, dass man tatsächlich aber unterwegs zu Omas neunzigstem Geburtstag ist. Der Einstieg mit dem aktuellen Devil`s Eye passt zumindest schon mal und mit dem nachfolgenden World`s Are Comin` Through vom Liquid Monster werden auch langjährige Wegbegleiter zufriedengestellt. Sieht aus, als würde Oma sich noch ein wenig gedulden müssen. Gut so, denn auch wenn nun der Regen wieder einsetzt, ist die Stimmung gut und deutscher Power Metal wird in Balingen ja immer gerne angenommen. Mit Shiva`s Tears geht es noch ein klein wenig in der Bandgeschichte zurück und spätestens jetzt hat man die Meute voll und ganz hinter sich. Nun muss auch Frontmann Andy feststellen, dass der Regen wieder einsetzt, denn bei einem Sprung zurück vom Laufsteg über einen Monitor landet er prompt auf dem Allerwertesten und für einen Moment sind von ihm nur noch zwei zappelnde Arme zu sehen. Nach der kleinen Zwischenlandung geht es mit Revealing The Darkness und Jeanne Boulet (1764) wieder zurück in die Neuzeit und es zeigt sich, dass sich das aktuelle Material bestens einpasst. Das Album ist genial und die Songs hymnenhaft und so feiert man hier auch die Midnight Ghost-Songs gut ab. Einzig showtechnisch könnten die Schwaben ruhig einige Schippchen zulegen, denn die Dame, die während Jeanne Boulet ein wenig vor dem Drumkit herumwackelt, getreu dem Saturn-Spot „Geiz ist geil …!“, würde ich nun nicht unbedingt als Showhighlight bewerten. Mit The Pyre und Ravenous Minds gibt es noch zwei aktuelle Tracks auf die Ohren, dazu ein bisschen Liquid Monster und Firesoul. Alles richtig gemacht, ein weiteres Tages-Hightlight!

Setlist Brainstorm:

01. Devil`s Eye
02. Worlds Are Comin` Through
03. Shiva`s Tears
04. Revealing The Darkness
05. Jeanne Boulet (1764)
06. All Those Words
07. The Pyre
08. Firesoul
09. Ravenous Minds

Beim nachfolgenden The Night Flight Orchestra-Auftritt verbringe ich die ersten drei Songs im Fotograben, aber ehrlich gesagt, so wirklich brauche ich die Band um Soilwork-Sänger Björn Strid nicht. Meine Begeisterung hielt sich schon arg in Grenzen, als die Truppe vor einigen Monaten bekannt gegeben wurde. Es gelang mir bis heute nicht, diese zu steigern. Mit den Songs bin ich zudem so rein gar nicht vertraut, jedoch bewegt sich hier alles irgendwo im Hardrock und AOR-Umfeld. Die beiden bekannten, pummeligen und gewohntermaßen in pink gekleideten Stewardessen wurden heute ganz nach vorn an den Bühnenrand verfrachtet und fielen eigentlich nur durch ihre gelegentlichen Wink-Attacken und übermäßigen Sekt-Genuss auf, denn immer wieder füllten sie ihre Gläser nach und prosteten sich zu. Auch Strid wird zwischendurch mal mit einem Schlückchen versorgt …, na dann, weg mit der Kacke! Nun gut, mein Ding ist das alles nicht und mit Metal hat das Geschehen auf der Bühne auch so rein gar nichts zu tun, aber das ist eben nur meine ganz persönliche Meinung. Dem Publikum gefällt es offenbar, denn in den ersten Reihen ist Party angesagt. Tatsächlich sind die Songs partytauglich und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass im Infield sogar eine Polonaise entsteht und bei einigen Partygästen tatsächlich die Löcher aus dem Käse fliegen. Passend dazu schaut nun sogar die Sonne mal in Balingen vorbei. Auffällig auch, auf der Bühne ist nicht Arch Enemy-Bassist Sharlee D`Angelo aktiv, sondern der aktuelle Soilwork-Live-Bassist Rasmus Ehrnborn. Offenbar hatte D`Angelo keine Lust auf großen Reisestress, da er mit seiner Hauptband an diesem Wochenende noch in Norwegen auf die Bühne muss. Die Schweden passen so gar nicht ins restliche BYH-Billing, aber die Leute gehen richtig steil. Nur mich kann die Flugcrew nicht so richtig mitnehmen auf die Reise und so gehe ich erst mal etwas zwischen die Kiemen schieben.

Setlist The Night Flight Orchestra:

01. Sometimes The World Ain`t Enough
02. Turn To Miami
03. Midnight Flyer
04. Gemini
05. Something Mysterious
06. 1998
07. West Ruth Ave

Nun sollten eigentlich die Schweden Hardcore Superstar die große Open Air-Bühne beackern, doch es gibt ein Problem. Die Band ist da, doch ihr Equipment ist irgendwie auf dem Flughafen Stuttgart hängengeblieben. So wird kurzerhand getauscht. Dream Evil, die eigentlich um 19:50 Uhr in der Halle spielen sollten, dürfen sich freuen und jetzt draußen die Hauptbühne bespielen, während die Band um Jocke Berg kurzerhand in die Halle verlegt wird. Des einen Freud ist des anderen Leid. Klar, den Über-Hit The Book Of Heavy Metal kennt jeder, aber mich verlassen sie danach aber auch schon. Irgendwie hatte ich die schwedischen Power Metaller über all die Jahre nie so wirklich auf dem Schirm und Dream Evil war für mich nur ein geiler DIO Song. Ob die Schweden um Sänger und Frontmann Niklas Isfeldt und Gitarrist und Produzent Fredrik Nordström (Dimmu Borgir, Hammerfall, The Haunted, In Flames) sich aber mit dem unvergessenen Ronnie messen können, das wird die folgende Stunde zeigen. Der erste mir bekannte Song taucht mit Heavy Metal In The Night erst in der Mitte des Sets auf, wobei ich gestehen muss, ich wusste bisher nicht, dass die Nummer von Dream Evil ist. Die Band präsentiert sich als Einheit und ist gut aufeinander eingespielt und bietet typischen traditionellen Heavy Metal ohne große Überraschungen. Die Jungs bespielen offenbar nicht zum ersten Mal solch eine gewaltige Bühne, denn der Platz wird gut genutzt und Isfeldt ist recht aktiv und nutzt auch den Laufsteg. Das mickrige Backdrop mit dem Dream Evil-Schriftzug spricht allerdings dagegen. Das Ding ist so klein, dass es mir ohne Kamerazoom kaum aufgefallen wäre. Die Songs sind eingängig und gehen gut ins Ohr, jedoch hat man all das von ähnlich gelagerten Combos schon hundertmal gehört. Auch textlich befindet man sich auf gleichem Niveau wie Hunderte anderer ähnlich gelagerter Bands, denn schamlos werden hier die üblichen Metal-Klischees abgegrast. Allerdings ist Isfeldt stimmlich recht gut und kann durchaus überzeugen. Mit seiner Sturmfrisur und der schwarzen Kriegsbemalung erinnert er mich während des gesamten Auftritts an einen alten Kollegen, eine ältere Version von Mickaël Pasquier (Ex-Ost+Front, Beating Signal) und so kann ich mir so manches Mal ein Grinsen nicht verkneifen. Songs wie Made Of Metal, Children Of The Night und natürlich das abschließende The Book Of Heavy Metal machen natürlich Spaß. Alles in allem, nichts Weltbewegendes, aber ich habe auf diversen Festivals auf einem Nachmittag schon wesentlich schlechtere Bands gesehen und gehört.

Setlist Dream Evil:

01. Immortal
02. In Flames You Burn
03. Crusaders` Anthem
04. Save us
05. The Prophecy
06. Heavy Metal In The Night
07. Fight You `Till The End
08. Made Of Metal
09. Children Of The Night
10. The Chosen Ones
11. Chasing The Dragon
12. The Book Of Heavy Metal

Danach wird es deutlich heftiger, denn der ehemalige Sepultura-Frontmann Max Cavalera ist mit seinem Soulfly-Tross in Balingen angereist. Auch wenn der Glanz seiner glorreichen Sepultura-Zeit längst verblasst ist, so hat der Brasilianer noch immer eine riesengroße Anhängerschaft. Das Interesse ist riesengroß, denn mit Ritual legte diese Cavalera-Crew eine deutliche Qualitätssteigerung hin. Der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört und dementsprechend voll ist es somit auch im Infield, doch man muss den Fans zugutehalten, dass zu Beginn alles sehr gesittet und ohne großes Gedränge abgeht. Musste man bei Dream Evil zuvor noch das Backdrop mit der Lupe suchen, so ist das Soulfly-Banner des aktuellen Ritual-Albums nicht zu übersehen. Somit ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass man mit dem Doppelpack The Summoning und Under Rapture von eben der aktuellen Scheibe einsteigt, doch das Publikum verhält sich zunächst noch etwas zurückhaltend und abwartend. Lange dauert es jedoch nicht, dann hat der brasilianische Struwwelpeter den Fisch am Haken und das gemeinschaftliche Hopsen auf der Bühne überträgt sich auch ins Publikum. Im vorderen Bereich wird wild gesprungen, gebangt und der groovige Metal-Sound abgefeiert. Der Rasta-Man, der ein bisschen aussieht wie Der Mann Aus Den Bergen aus der TV-Serie, lässt nun den Knüppel aus dem Sack und schafft es sogar, im Balinger Infield einen Circle Pit in Gang zu bringen. Songs wie Bleed und Prophecy werden gnadenlos abgefeiert. Stadionatmosphäre kommt auf, als Cavalera Ole, Ole,Ole …, Soulfly …, Soulfly … anstimmt und der Pulk als vielstimmiger Metalchor mit einsteigt. Gitarrist Marc Rizzo, der die ganze Zeit hüpft wie ein Flummi, darf dann in No Hope = No Fear solieren und zeigen was er drauf hat, während der zottelige Frontmann im Anschluss seinen brasilianischen Berimbau, den Musikbogen, auspackt und in Tribe eher folkloristische Töne anschlägt. Das Publikum frist dem Hünen quasi aus der Hand und so wird auch Back To The Primitive wieder zu einem gemeinsamen Rumgehopse, wie es das Bang Your Head bisher wohl noch nicht erlebt hat. Mit Jumpdafuckup geht es dann ins Finale und der Zottelmann schafft es doch tatsächlich, den hopsenden Flummi zu beruhigen und bringt den Pulk dazu, sich hinzusetzen. Ein grandioses Spektakel!

Setlist Soulfly:

01. The Summoning
02. Under Rapture
03. Fire
04. Porrada
05. Bleed
06. Plata O Plomo
07. Prophecy
08. Babylon
09. No Hope = No Fear
10. Tribe
11. Ritual
12. Back To The Primitive
13. Jumpdafuckup
14. Eye For An Eye

Damit sind die Bands auf der Hauptbühne für den heutigen Tag auch fast durch und nun beginnt der Umbau für die zweieinhalbstündige Headliner Show des Michael Schenker Fest. Nachdem der begnadete Virtuose zuletzt 2017 in Balingen aufspielte, kehrt er nun zurück. Nachdem die Konzerte des Tages nur bedingt gut besucht waren, was größtenteils sicherlich dem Regen zuzuschreiben war, kommen die Rock-Fans nun alle aus ihren Löchern gekrochen und es wird erstmals an diesem Wochenende so richtig voll vor der Hauptbühne. Bis es aber Musik auf die Ohren gibt, soll es noch etwas dauern, denn Michael Schenker ist ja bekanntlich ein kleiner Egomane, der sich gerne im Scheinwerferlicht präsentiert und auch mal gerne ein wenig rumjammert. Als der Gitarrengott die Bühne betritt, natürlich in seiner üblichen Weste und mit Mütze und Sonnenbrille, hat er dann zwar seine Gitarre dabei, doch zunächst wird erst einmal an die Toten der jüngeren Vergangenheit erinnert, z. B. an den schottischen Schlagwerker Edward „Ted“ McKenna, der am 19. Januar dieses Jahres während einer Operation eines Leistenbruches verstarb, oder eben auch UFO-Gitarrist und Keyboarder Paul Raymond, der am 13. April dieses Jahres an einem Herzinfarkt verstarb. Dann erfährt das Publikum erst einmal etwas über den Mann Michael Schenker und seine verschiedenen Bands und Projekte, dass er der arme Junge ist, der maßgeblich an Lovedrive von den Scorpions beteiligt war, die Lorbeeren dazu aber nie genießen durfte. Immer wieder betont er, wie sehr es ihn ärgert, dass die Scorpions ohne ihn so erfolgreich geworden sind. Sicherlich hat er im harten Rock so einiges bewerkstelligt, auf dass er mit Recht stolz sein darf, aber seine anfänglichen Reden gehen mir einfach zu weit in Richtung Selbstverherrlichung. Nun gut, so kennt man ihn … Doch damit nicht genug, vielmehr als der Inhalt seiner Rede, stört mich die Art und Weise. Michael ist Deutscher, er spielt heute Abend hier in Balingen auf deutschem, wenn auch auf schwäbischem Gebiet und, er spielt vor überwiegend deutschem Publikum …, was zum Teufel soll also das minutenlange Geschwätz auf Englisch? Ist Schenker mittlerweile so dermaßen abgehoben, dass er der deutschen Sprache nicht mehr mächtig ist? Dann aber darf endlich die Musik sprechen und der blonde Gitarrist eröffnet schon gewohntermaßen mit dem Scorpions-Klassiker Holiday, an dem er 1979 so maßgeblich beteiligt war, und er singt selbst. Danach geht es dann aber endlich richtig los und ein Classic Rock-Kracher nach dem anderen wird in den Balinger Nachthimmel hinaus geschmettert. Als erster Sänger darf Gary Barden ran und beginnt mit UFO`s Doctor Doctor. Im Laufe des Songs dürfen dann auch alle anderen Sänger mal ran, was natürlich für uns Fotografen gut ist, da wir so alle mal auf`s Bild bekommen. Der erste Block gilt heute der früheren MSG-Zeit und Barden, der Mann mit dem Hut, tut sich zeitweise stimmlich gesehen ziemlich schwer, aber große Rocksongs wie z. B. Armed And Ready oder Ready To Rock sind eben wahre Selbstläufer, die immer funktionieren – so auch heute. Die Klassiker werden aus unzähligen Kehlen mitgegrölt. Auch Coast To Coast wird lautstark bejubelt und bildet dann den Übergang zu Graham Bonnet und seinem MSG-Block. Bonnet startet mit Dancer und ist stimmlich besser drauf wie sein Vorgänger Barden. Die Highlights sind hier natürlich Assault Attack und Desert Song. Mit Save Yourself ist dann die Zeit für Robin McAuley gekommen, dem besten Sänger des Abends. Anytime, der größte Hit der McAuley Schenker Group, ist in seinem Block natürlich der Höhepunkt, aber auch Love Is Not A Game weiß zu gefallen. Mit seiner Ausstrahlung und dem Bühnenposing ist McAuley der positivste Frontmann des Abends und kommt auch sehr sympathisch daher. Als Letzter darf dann Doogie White ran, aber in seiner Phase gab es nicht die ganz großen Hits. Er bemüht sich redlich, aber letztendlich muss er sich wohl hinter McAuley einreihen. Zum Ende hin, geht es dann noch einmal zurück in die UFO-Phase, die mit einer geilen Version von Rock Bottom eingeleitet wird und zu deren Ende alle vier Sänger ran dürfen. Hier kann Michael sich noch einmal richtig an der Gitarre austoben. Letztendlich zeigten sich hier Stärken und Schwächen und war doch ein saustarker Auftritt, der einem Headliner gerecht war.

Danach habe ich für heute die Nase voll und begebe mich auch jetzt nicht mehr in die Halle zu Visions Of Atlantis. Die Halle habe ich heute trotz des Regens kaum von innen gesehen und habe somit auch I`ll Be Damned, Keep Of Kalessin, Hardcore Superstar und Venom Inc. verpasst.

Freitag, 12.07.2019

Der Freitagvormittag beginnt nass und ich bin froh, dass ich im Auto und nicht im Zelt geschlafen habe. Nach einem ausgiebigen Frühstück und ein paar Bier im Camp will ich pünktlich auf`s Gelände, denn heute stehen einige nette Kapellen auf dem Programm.

Den Anfang machen um 11:30 Uhr die Thrash-Lokalmatadore Traitor aus Balingen, die nun den Auftrag haben, die angeschlagenen Metalheads wachzurütteln. Das Quartett um den singenden Schlagzeuger Andreas Mozer gibt auch von Beginn an Vollgas und kann trotz des einsetzenden Regens den ein oder anderen vor die Bühne locken. Viele sehen noch müde aus, doch der teutonische Oldschool Thrash sorgt schon bald dafür, das einige erneut wild ihr Haupthaar schütteln. Ich bin mit den Songs nicht wirklich vertraut, doch die Balinger kloppen in allerbester Kreator / Exodus / Assassin-Manier drauf los. Zwar geht es nicht mehr ganz so kompromisslos wie bei den großen Vorbildern der 80er zur Sache, aber die Schwabenknaben gehören ganz klar zu den besseren Bands der neuen deutschen Thrash Metal-Bands. Der kehlig, kratzende Gesang des Drummers ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber einprägsame Refrains und messerscharfe Riffs machen richtig Spaß. Vor allem das Finale in Form des Ramones-Covers Blitzkrieg Bop macht ordentlich Spaß und lässt einige schon wieder lauthals mitgrölen.

Kaum haben die Jungspunde die Bühne verlassen, wird es mit der nächsten Band trotz Regen ziemlich voll vor der Bühne. Picture sind eine echte Kult-Band, eine der ersten richtigen niederländischen Hardrock-Bands, die für alle weiteren folgenden holländischen Hartwurst-Bands den Weg ebnete. 1978 gegründet, stehen sie heute mit ganzen vier Gründungsmitgliedern in Form von Sänger und Frontmann Ronald van Prooijen, Gitarrist Jan Bechtum, Bassist Rinus Vreugdenhil und Drummer Laurens Bakker auf der Bühne. Unterstützt werden sie zudem seit 2016 vom zweiten Gitarristen Appie de Gelder. Die Altherrenriege stürmt die Bühne, und vom ersten Moment an springt der Funke über, was nicht zuletzt der spritzigen und offenen Art von Ronald van Prooijen zu verdanken ist. Der Mann begrüßt das Publikum auf holprigem Deutsch und geht auch sonst mit viel Humor und Spaß zur Sache. Zu hören gibt es natürlich die alten Bandklassiker aus der Frühzeit wie z. B. Bombers oder Heavy Metal Ears, aber war das bei Band-Membern, die alle die 60 überschritten haben, wohl auch nicht anders zu erwarten. Auch Nighttiger darf nicht fehlen und die Altherrenriege rockt das Bang Your Head und das Publikum hat sichtlich Spaß. Das Prooijen versucht den Wettergott auf seine Seite zu ziehen, hat allerdings wenig Erfolg, sorgt aber für großes Gelächter. Man beschränkt sich aber natürlich nicht ausschließlich auf die Songs der Frühphase, sondern auch all die Klassiker wie Eternal Dark (später gecovert von Hammerfall), Lady Lightning, Diamond Dreamer und You`re All Alone finden den Weg auf die BYH-Bühne und bringen die Leute zum tanzen. Die Altrocker aus Holland überzeugen auf ganzer Linie, da stört selbst das Sauwetter nicht.

Anschließend gibt es wieder etwas zum Headbangen, denn mit Enforcer steht die nächste Schweden-Truppe in den Startlöchern. Ob man die Band um Sänger und Gitarrist Olof Wikstrand nach dem aktuellen Album Zenith nun noch als Speed Metal-Band bezeichnen kann, das sei an dieser Stelle einmal dahingestellt. Die Band hat sich weiterentwickelt und setzt auf Experimente und das wird sich sicherlich auch beim heutigen Gig bemerkbar machen. Dennoch ist die Vorfreude groß und wie schon fast zu erwarten war, steigen die Jungs nach dem Diamonds And Rust-Intro mit der Single Die For The Devil in ihr Set ein. Der hymnische Song mit Stadionrock-Refrain bringt das Volk direkt auf Betriebstemperatur und es werden kräftig die Haare geschüttelt. Doch die Schweden haben sich ihren Wurzeln nicht völlig abgewendet, denn mit dem folgenden Searching For You, ebenfalls vom aktuellen Album, wird das Gaspedal wieder voll durchgetreten und ein wahres Riffgewitter fegt über das Messegelände hinweg. Die Besinnung auf die Frühphase der Band macht richtig Laune und lässt die Fans regelrecht ausrasten. Auch mit Undying Evil wird das Tempo hoch gehalten, doch letztlich ist das Set eine gelungene Balance zwischen Heavy Metal und rasantem Speed. Zackige Saitenaxt-Attacken treffen auf variables Power-Drumming des einen Wikstrand und die Keifstimme des anderen Wikstrand. Mit den letzten Veröffentlichungen habe ich mich etwas schwergetan, doch live sind Enforcer noch immer eine Macht.

Setlist Enforcer:

01. Diamonds And Rust (Tape)
02. Die For The Devil
03. Searching For You
04. Undying Evil
05. From Beyond
06. Zenith Of The Black Sun
07. Live For The Night
08. Mesmerized By Fire
09. Scream Of The Savage
10. Take Me Out Of This Nightmare
11. Destroyer
12. Midnight Vice

Mit den Ungarn von Ektomorf wird dann noch einmal eine Schippe an Härte zugelegt. Schon als Frontmann Zoltan Farkas und seine Jungs die Bühne betreten und mit The Prophet Of Doom eröffnen, wird noch einmal, ähnlich wie schon beim gestrigen Soulfly-Gig, zum gemeinschaftlichen Hüpfen aufgefordert und es zeigt sich schnell, dass die Metal-Gemeinde noch lange nicht platt ist. Ronald van Prooijen hatte vorhin während des Picture-Auftrittes keinen besonders guten Draht zum Wettergott, doch der gebürtige Ungar scheint da bessere Beziehungen zu haben, denn es hört tatsächlich auf zu regnen. Da ich die Ungarn in der Vergangenheit viel zu oft gesehen habe, mache ich wieder die ersten drei Songs im Graben und nutze dann die Regenpause für eine Runde durch die Händlermeile und widme mich dann etwas fester Nahrung.

Setlist Ektomorf:

01. The Prophet Of Doom
02. AK 47
03. Fury
04. Bullet In The Head
05. Faith And Strength
06. Infernal Warfare
07. Tears Of Christ
08. Blood For Blood
09. Gypsy
10. Holocaust
11. I Know Them
12. Evil By Nature
13. Outcast

An der nächsten Band scheiden sich dann die Geister, entweder man liebt sie, oder man hasst sie. Die Rede ist natürlich von den Finnen Beast In Black, die auch in Balingen wieder stark polarisieren. Fakt ist, schon während der Umbaupause füllt sich das Infield rasant und schon früh werden Fan-Rufe laut. Hinter der Band steckt natürlich Gitarrist Anton Kabanen, der schon mit seiner Ex-Band Battle Beast für Furore sorgen konnte. Seit 2015 geht man getrennte Wege und Kabanen legt seitdem eine beachtliche Kariere mit Beast In Black hin. Battle Beast mit Frontfrau Noora Louhimo werden in der Szene akzeptiert und sind auf vielen Festivals gern gesehene Gäste. Das Ex-Mitglied Kabanen dagegen, das mit Beast In Black nichts anderes macht als Louhimo mit Battle Beast, wird dagegen geliebt und gehasst gleichermaßen. Selbst vom Sound her unterscheidet man sich nicht wesentlich, also woran liegt es? Mit Cry Out For A Hero vom aktuellen Album From Hell With Love gelingt dem finnischen Heavy Metal-Biest jedenfalls ein gelungener Einstieg in das Set. Mit treibender Rhythmik, schnellen Gitarren und der Stimme von Yannis Papadopoulos begeistern sie die Fans, die vom ersten Moment an ordentlich abgehen. Mit Unlimited Sin wird es dann episch und hochmelodisch, bevor Beast In Black vom ersten Album mit seiner Energie ein musikalisches Donnerwetter loslässt. Die Band ist definitiv gut drauf und sorgt mit ihren poppig angehauchten Mitsing-Hymnen auch unter den Fans für gute Laune. Jedoch etwas stimmt hier nicht und manch einer wird sich fragen, woher den eigentlich die Keyboard-Klänge kommen, denn ein Keyboarder ist auf der Bühne nicht auszumachen und von daher müssen diese zwangsläufig vom Band kommen. Die Kritiker der Band fühlen sich natürlich wieder einmal bestätigt und tatsächlich haftet dem Auftritt etwas von einer Playback-Lachnummer an. Ist es tatsächlich nur der fehlende Keyboarder, oder ist auch der Rest mehr Schein als Sein? Egal, denn den Fans gefällt es und feiern, als gäbe es morgen kein Bang Your Head mehr. Für mich ist immer wieder der Gesang des Glatzkopfes der Stein des Anstoßes, denn so kann eigentlich kein normaler Mann singen und irgendwie werde ich damit nicht warm.

Setlist Beast In Black:

01. Intro (Tape)
02. Cry Out For A Hero
03. Unlimited Sin
04. Beast In Black
05. Eternal Fire
06. Born Again
07. Die By The Blade
08. Crazy, Mad, Insane
09. Sweet True Lies
10. From Hell With Love
11. Blind And Frozen
12. End Of The World
13. No Easy Way Out (Tape)

Passend zum Auftritt der Kalifornier Cirith Ungol zieht der Himmel zu, und der nächste Schauer kündigt sich an. Mein erster Blick fällt auf das schwarz-weiße Backdrop mit zwei betenden Skeletten, was sich sicherlich auch gut bei mir in der Bude machen würde. Als damals die Nachricht umging, dass Cirith Ungol zurück sind, freute ich mich wie ein kleines Kind, denn somit erhöhte sich die Chance, die Band wenigstens einmal live zu sehen, um glatte 100%. Dennoch sollte es noch einmal zwei Jahre dauern, bis zum heutigen Tage. Das Quintett eröffnet mit dem grandiosen Atom Smasher aus dem Jahr 1984 und hat damit die Anhänger gleich auf ihrer Seite. Frontmann Tim Baker gibt alles, doch der Auftritt steht unter keinem guten Stern. Wie sich vorab schon angedeutet hat, setzt der Regen wieder ein und auch der Sound ist nicht der allerbeste, doch warum sollte diese vom Pech und diversen Schicksalsschlägen verfolgte Band auch einmal Glück haben. Mit I`m Alive folgt der Soundtrack des Lebens, definitiv bis heute eine der eindringlichsten Hymnen aller Zeiten. Es ist eigentlich unglaublich, ich habe die Songs seit Jahren nicht gehört und trotzdem sind sie sofort wieder so präsent, als hätte ich sie gestern erst rauf und runter gehört. So ist es dann auch mit der nächsten Mitsing-Hymne Join The Legion, die im Normalfall nun ordentlich abgefeiert würde, doch der Regen nimmt nun zu und es wird echt unangenehm. Im Fotograben ist es mittlerweile ein Spagat, die Kamera in Sicherheit zu bringen oder doch noch schnell ein paar Schnappschüsse zu machen. Nach den drei Songs im Graben, muss ich mich entscheiden, entweder weiter dem ekligen Wetter trotzen, oder nun doch endlich mal Schutz in der Halle zu suchen, wo gleich Dust Bolt spielen werden. Ich entscheide mich zum ersten Mal an diesem Wochenende für die Halle und bekomme nur noch am Rande mit, das auf der Bühne Blood & Iron angestimmt wird.

Setlist Cirith Ungol:

01. Atom Smasher
02. I`m Alive
03. Join The Legion
04. Blood & Iron
05. Black Machine
06. Frost & Fire
07. Master Of The Pit
08. King Of The Dead
09. Cirith Ungol
10. Paradise Lost

Offenbar hatte ich nicht alleine die Idee, in die Halle zu flüchten, denn die Leute stehen dicht gedrängt vor der Bühne, auf der der Dust Bolt-Auftritt unmittelbar bevorsteht. Als ich mich bis zum Fotograben vorgekämpft habe, kommen die Musiker auch schon auf die Bühne, doch noch während die Gitarren eingestöpselt werden, ist auch schon wieder Schluss. Die Landsberger werden zurückgepfiffen und verschwinden ohne ein Wort von der Bühne. Kurz darauf gibt es die Info, dass sich der Auftritt verschiebt, da es eine Unwetterwarnung für Balingen gibt. Was die mit dem Auftritt in der Halle zu tun hat, verstehe wer will. Aber auch auf der Hauptbühne wurde der Cirith Ungol-Auftritt zwischenzeitlich abgebrochen und die Leute strömen scharenweise in die eh schon recht volle Halle. Kurzerhand entschließe ich mich, das Gelände zu verlassen, um mir ein paar trockene Schuhe aus dem Auto zu holen, was sich aber letztendlich als saublöde Idee entpuppt. Natürlich bin ich noch nicht ganz vom Gelände runter, da brauche ich nicht mehr nur ein paar trockene Schuhe, sondern komplett trockene Kleidung, denn die Suppe läuft oben rein und aus den Schuhen wieder raus. Noch bevor ich beim Aldi und am Auto ankomme, hört es urplötzlich wieder auf zu regnen und kurz darauf sind Cirith Ungol offenbar schon wieder auf der Bühne. Nichtsdestotrotz, trockene Klamotten müssen jetzt sein …

Wie gesagt, eine saublöde Idee, denn als ich wieder auf`s Gelände komme, sind die Kalifornier schon fertig und der Umbau für Dark Tranquillity läuft. Viel mehr Genre-Abwechslung auf der Hauptbühne wie in diesem Jahr ist eigentlich kaum noch möglich, sodass wirklich für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte. Auch Dark Tranquillity sind eine Band, die ich über die Jahre hinweg wenig verfolgt habe und, somit bin ich mit dem folgenden Songmaterial nicht vertraut. Bis zum Beginn hat sich ein recht ansehnliches Publikum versammelt, obwohl der Himmel immer mal wieder seine Schleusen öffnet. Warum dann als Intro Black Sabbath eingespielt werden, ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Die Bands stehen in keinerlei Bezug zueinander. Mit dem Atoma-Opener Encircled geht es dann aber schließlich los und die Band betritt die Bühne. Fronter Mikael Stanne springt als letzter auf die Bühne und erreicht gerade noch passend zum Einsatz seiner Vokals das Mikro. Neben dummen Ideen (siehe oben) gibt es auch dumme Fragen und eine solche stellt dann auch Stanne; „You wanna hear some Gothenburg Death Metal?“ Die Reaktionen des Publikums brauche ich wohl nicht wirklich erklären, aber es wird mächtig laut vor der Bühne. Wobei Death Metal natürlich in Anführungszeichen stehen sollte, denn mit der Todeswalze der Frühzeit haben die Songs natürlich nicht mehr viel gemein. Zu hören gibt es einen wilden Mix aus Rock- und Metal-Elementen, die mit heftigen Double Bass-Einlagen und den kraftvollen Growls von Stanne aufgepeppt werden. Unterhaltsam ist das ganze aber auf jedem Fall, jedoch die Mitsing-Quote hält sich bisher noch arg in Grenzen, dennoch wird in den ersten Reihen wild gebangt und außer wild durcheinanderfliegenden Haaren ist von den Personen nicht viel zu sehen. Nach den drei Songs im Graben will ich mich eigentlich noch unters Volk mischen, doch ich werde von ein paar Kollegen abgefangen und zur Theke entführt …, auch gut.

Als nächstes sind auf der Hauptbühne die alten Haudegen von Krokus an der Reihe, doch in der Halle werden zeitgleich Attic spielen, was mich ziemlich ärgert. Ich habe die Gelsenkirchener erst kürzlich zusammen mit Valkyrja und Survival Is Suicide im Vorprogramm von Marduk in einem kleinen Club im französischen Colmar gesehen und sie waren verdammt geil. Da ich sie erst gesehen habe, entscheide ich mich für Krokus, doch kurz reinschauen muss ich auf jedem Fall, während für die Schweizer noch die Umbaupause läuft. Als ich im Fotograben der Halle ankomme, ist die Bühne schon mit dem üblichen Sammelsurium an Kerzenleuchtern, Totenköpfen und Räuchergefäßen dekoriert, welche zu einer Art Altar hergerichtet sind. Als es dann losgeht, wird es gleich kuschlig intim vor der Bühne, soviel Zulauf hätte ich hier unmittelbar vor dem Krokus-Auftritt gar nicht erwartet. Fronter Meister Cagliostro kommt zu Sanctimonious mit einem Jupp an der Latte auf die Bühne gestürmt und nachdem er das Krucifix ein paarmal über dem Publikum geschwenkt hat, stellt er es auf dem Altar ab, natürlich falsch herum, oder auch richtig, wie auch immer. Das Publikum startet von null auf hundert durch, eine Aufwärmphase ist offenbar nicht nötig. Geboten wird eine schaurig gute Okkult-Show. Satan`s Bride wird von einem Trommelwirbel eingeleitet, bevor dann der treibende Rhythmus einsetzt und alles mitreißt. Der markante Refrain des Bandklassikers wird aus etlichen Kehlen mitgegrölt und dass die Songs weder innovativ noch eigenständig sind, stört hier niemanden. Über allem stehen die großen King Diamond, Mercyful Fate und Pentagram, doch aufgewärmt schmeckt es ja bekanntlich am besten. Nach nur zwei Songs muss ich mich schon wieder verabschieden, damit ich pünktlich zu Krokus an der Hauptbühne bin.

Setlist Attic:

01. Ludicium Dei (Tape)
02. Sanctimonious
03. Satan`s Bride
04. The Invocation
05. Join The Coven
06. A Quest For Blood (Tape)
07. The Hound Of Heaven
08. Dark Hosanna
09. Funeral In The Woods
10. There Is No God
11. The Headless Horseman
12. Between The Hammer And The Anvil (Judas Priest Cover)

Ich komme gerade noch rechtzeitig nach vorne, bevor die Schweizer Hardrock-Institution loslegt. Ein Blick in den Himmel verspricht allerdings nichts Gutes. Ich vermute, den Auftritt werden wir nicht trocken überstehen. Die Schweizer sind auf Abschiedstour und soweit ich das momentan sehe, wird das heute mein letzter Gig mit ihnen. Gerade deshalb macht mich der Blick in den Himmel etwas nervös. Normal stört mich ein wenig Regen nicht, denn es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Dennoch macht mich die Verbindung von Abschiedstour und Shit-Wetter nervös, ich war erst kürzlich auf der Pferderennbahn in Iffezheim bei Kiss, die ja bekanntlich ebenfalls auf Abschiedstour sind. Es sollte ebenfalls mein letztes Kiss-Konzert werden, bis es dann aufgrund eines Unwetters nach 40 Minuten abgebrochen wurde. Ich komme nicht dazu, diese Gedankengänge zu Ende zu führen, denn die Schweizer entern die Bühne und steigen mit Headhunter gleich grandios ein. Im Publikum ist gleich die Hölle los, es wird gesungen und gefeiert – die beste AC/DC-Coverband der Welt ist in Balingen immer gern gesehen. Die Band ist spielerisch absolut auf der Höhe, hier stimmt zu Beginn gleich alles und Frontmann Marc Storace hat das Publikum sofort fest im Griff. Der Sound ist einfach nur fett zu nennen, denn mit Ur-Member Fernando von Arb, Mark Kohler und Mandy Meyer hat man drei Gitarren am Start. Auch Long Stick Goes Boom im Anschluss kann begeistern und wird mächtig abgefeiert. Nachdem heute einiges nicht ganz so perfekt ablief, verspricht das nun jedenfalls ein geiler Konzertabend zu werden. Die Rhythmusabteilung mit Chris von Rohr am Bass und Falvio Mezzodi hinter der Schießbude macht ordentlich Druck, ein perfekt stampfendes Rückgrat. Auch der dritte Track des Abends, Rock`n Roll Tonight, könnte passender nicht sein, denn eine große Rock`n Roll-Party findet hier mit dem Schweizer Original gerade statt. Fast 45 Jahre Bühnenerfahrung inklusive einiger Frischzellen-Zuführungen machen sich bemerkbar. Hier gibt es ordentlich was auf die Ohren! Schnörkelloser, bodenständiger, erdiger, rifflastiger Auf-die-Fresse-Rock dröhnt aus den Boxen – die Altherrenriege weiß, was die Fans von ihnen erwarten. Leider fängt es schon während des dritten Songs, wieder leicht an zu regnen, doch solange es nicht mehr wird, ist alles im grünen Bereich. Das bisweilen zwischen den Songs eingeworfene Schwitzerdütsch von Marc Storace klingt zwar niedlich, sorgt aber hinter der Absperrung für einige irritierte Gesichter, denn so etwas versteht der Ur-Schwabe natürlich nur bedingt. Ich kann es ihnen nachfühlen, denn für mich als gebürtiger Westfale ist das verniedlichte Geschwätz auch ein Buch mit sieben Siegeln. Egal, den dreckigen Rock der Schweizer versteht dagegen jeder und deshalb wird mit Winning Man, Hoodoo Woman und Fire nachgelegt. Warum dann aber mit Rockin`In The Free World ein millionenfach gehörtes Neil Young-Cover serviert und aufgetischt wird, ist für mich nicht so ganz nachvollziehbar. Der Song ist geil, keine Frage, und er wird hier im mittlerweile strömenden Regen auch abgefeiert, aber haben die Schweizer nicht genug eigene Kracher im Rücken? Jede Rockband covert im Laufe ihrer Karriere irgendwann mal den Neil Young-Klassiker, aber will den wirklich noch jemand hören? Danach ist man aber mit Eat The Rich und Bedside Radio wieder in der Spur. Easy Rocker hätte ich persönlich nun nicht unbedingt gebraucht, aber Heatstrokes knallt megafett aus den Boxen und lässt den Regen fast vergessen. Und dann schon wieder, mit The Mighty Quinn ein langweiliges Bob Dylon-Cover, das auf jeder Gartenparty rauf und runter gedudelt wird. Leute, ihr seid auf Abschiedstour, da wollen die Fans eure Klassiker hören – Songs mit denen wir alle aufgewachsen sind und die wir schon mit der Muttermilch aufgezogen haben! Who the fuck is Bob Dylan? Danach werden dann meine Befürchtungen wahr, der Gig wird wegen des Wolkenbruches abrupt abgebrochen und die Fans schauen blöd aus der Wäsche. Soll das wirklich alles gewesen sein? Was ist mit Screaming In The Night, Tokyo Nights, Stayed Awake All Night und vor allem dem neueren Erguss Dirty Dynamite? Ein Krokus-Gig ohne diese Knaller geht doch mal gar nicht! Und wenn schon blödsinnig rumcovern, warum dann nicht American Woman? Wie gesagt, spielerisch alles einwandfrei, aber so bleibt ein fader Nachgeschmack.

Setlist Krokus:

01. Headhunter
02. Long Stick Goes Boom
03. Rock`n Roll Tonight
04. Winning Man
05. Hoodoo Woman
06. Fire
07. Rockin` In The Free World (Neil Young Cover)
08. Eat The Rich
09. Bedside Radio
10. Easy Rocker
11. Heatstrokes
12. Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn) (Bob Dylan Cover)

Damit ist der Abend eigentlich gelaufen, denn der nächste Auftritt wird zwar wieder stattfinden, doch auf Steel Panther werden sich wohl an erster Stelle die Mädels freuen. Auch der heutige Headliner ist wieder eine Band, an der sich die Geister scheiden, die man entweder liebt oder hasst. Dazwischen gibt es wohl keine Grauzone. Auch zehn Jahre nach ihrem Debüt Feel The Steel sind die US-Amerikaner noch immer ein Publikumsmagnet, so auch hier in Balingen, denn der Platz vor der Bühne ist bestens gefüllt. Vorhang auf für Obszönitäten, Titten-Alarm und Songs über Sex, Drugs & Rock`n Roll. Die US-Sleaze-Boys entern in ihrer ganzen schrillen Pracht und unter lautem Jubelchor die Bühne und gehen erwartungsgemäß mit dem Bandklassiker Eyes Of A Panther gleich in die Vollen. Auch Goin` In The Backdoor kann das Niveau, sofern man davon reden kann, halten, jedoch wird es etwas schlüpfriger, doch genau dafür, ihre klischeehaften und ironischen Texte über Frauen, Sex und Drogen, sind die Panther ja bekannt. Da man ja nicht nur für Glam Metal, sondern auch für Parodie- und Comedyeinlagen bekannt ist, werden im Anschluss erst einmal die Rollen für den Abend verteilt …, Michael Starr, Leadsänger und selbst ernannter Weiberheld, prahlt gleich mal ein bisschen mit seinen erotischen Eroberungen, während Lexxi Fox, Bassist und selbstverliebter Bandschönling, sich seinen Spiegel reichen lässt, um die Pause zum Nachsprayen seiner Haare und Nachziehen seiner Lippen zu nutzen. Drummer Stix Zadinia lässt den Coolen raushängen und spielt lieber mit dem Gummischwanz an seinem Drumkit, und überlässt das Reden lieber Gitarrist Satchel, der dann auch redet und redet und redet. Zwangsweise muss man hier an die Berliner Die Ärzte denken, die auch einen Großteil ihrer Konzerte mit unterhaltsamem Gequatsche bestreiten und für jeden Satz groß bejubelt werden. Niveauvoller als bei Farin und Co. geht es hier natürlich auch nicht zu, aber die oftmals schlüpfrigen Einlagen wirken ausgefeilter. Es ist schon spannend zu beobachten, wie sehr sich das Balinger Publikum auf dieses absurde Spektakel einlässt. Ein etwas unförmiges Mädel lässt eine erste Aufforderung so z. B. nicht ungenutzt verstreichen und reißt sich in der ersten Reihe die Klamotten förmlich vom Leib. Nun ja, die Begeisterung hält sich bei dem Anblick selbst auf der Bühne arg in Grenzen. Musikalisch können die US-Rocker jedoch auf ganzer Linie überzeugen, sofern man mit Sleaze- und Glam Metal etwas anfangen kann. Party Like Tomorrow Is The End Of The World und Just Like Tiger Woods werden gnadenlos abgefeiert und ein sehr junges Mädel in der ersten Reihe verausgabt sich total. Danach wird es aber dringend wieder Zeit für eine kurze Unterbrechung, denn Lexxi muss seine Lippen nachziehen, wobei er immer wieder für jede sich bietende Kamera posiert, auch wenn sie nun nur noch aus dem Publikum kommt. Nun gut, wer ein Steel Panther-Konzert besucht, der weiß, dass neben den Nackenmuskeln eben auch die Lachmuskeln gleichermaßen beansprucht werden. Hier werden alle Rockstar-Klischees aufs Korn genommen, was auch okay ist, jedoch sollte man sich bald mal etwas Neues einfallen lassen. Seit Jahren müssen die gleichen Gags herhalten und spätestens nach ein paar besuchten Konzerten kann man die genauso mitsprechen, wie die Songs mitsingen. Alles ist einstudiert bis ins letzte Detail, Überraschungen leider Fehlanzeige. Dafür überzeugen die Amis, sobald es wieder musikalisch wird, ob nun bei All I Wanna Do Is Fuck oder Poontang Boomerang, wobei neue Songs genauso gut angenommen werden, wie die alten Klassiker. Die Ozzy Osbourne-Imitation von Michael Starr ist einfach nur genial und so richtig schön geschmacklos. Damit ist die Halbzeit dann auch schon überschritten und Satchel darf in seinem Solo zeigen, welch guter Gitarrist er ist. Mir reicht es nun aber endgültig, denn die ewige Laberei ist auf Dauer echt ermüdend. Noch schnell ein, zwei, drei … Bier im Camp und dann ab in die Horizontale.

Setlist Steel Panther:

01. Runnin` With The Devil (Van Halen) (Tape)
02. Eyes Of A Panther
03. Goin` In The Backdoor
04. Party Like Tomorrow Is The End Of The World
05. Just Like Tiger Woods
06. All I Wanna Do Is Fuck (Myself Tonight)
07. Poontang Boomerang
08. Crazy Train (Ozzy Osbourne Cover)
09. Asian Hooker
10. Girl From Oklahoma
11. 17 Girls In A Row
12. Community Property
13. Gold Digging Whore
14. Death To All But Metal
15. Gloryhole

Samstag, 13.07.2019

Auch am letzten Tag stehe ich wieder pünktlich zur Mittagszeit vor der Hauptbühne. Auch die ersten beiden Samstags-Bands, Screamer und RAM, habe ich beide gemeinsam im Vorprogramm von Satan in diesem Jahr schon im Elsass gesehen und weiß von daher, was auf mich zukommt. Und wow, selbst das Wetter hat sich beruhigt und der Himmel über Balingen kann auch ansatzweise in blau. Den Anfang heute machen die Schweden von Screamer, die mit Demon Rider vom zweiten Album Phoenix gleich mächtig in ihr Set einsteigen. Der 2009 gegründete Schwedenfünfer macht gleich mal klar, wo hier heute Mittag der Fokus liegt und legt mit Adrenaline Distractions vom gleichnamigen ersten Album entsprechend nach. Wer auf eingängigen und schnörkellosen Heavy Metal, der sich stark an der NWOBHM-Ära orientiert, steht, der muss hier zwangsläufig auf seine Kosten kommen. Klar, um diese Zeit ist das Infield nicht annähernd gefüllt, aber wenn man überlegt, das es gerade mal Mittag ist, dann ist das Publikum schon verhältnismäßig gut drauf. Zwei Kuttenträger in der ersten Reihe sehen noch mächtig übermüdet und verkatert aus und geben doch schon wieder alles. Die erste Band hat es ja bekanntlich immer schwer, nicht aber so im Fall von Screamer, denn hier stimmt alles und man kann den bisherigen Auftritt als kleines (es ist ja der erste Auftritt) Tages-Highlight bezeichnen. Die tiefen Vocals von Frontmann Andreas Wikström knallen ordentlich aus den Boxen und ich erlebe die Truppe völlig neu, denn der Sound ließ beim letzten Mal in Colmar echt zu wünschen übrig. Die Band klingt frisch und serviert einen guten Mix aus ihren bisherigen drei Alben. Die schweren Riffs, gepaart mit mehrstimmigem Gesang, ziehen immer mehr Besucher vor die Bühne und man kann den Gig nur als gelungen bezeichnen. Vor allem Monte Carlo Nights hat extremes Livepotenzial und macht richtig Spaß.

Setlist Screamer:

01. Intro (Tape)
02. Demon Rider
03. Adrenaline Distractions
04. Slavegrinder
05. Ride On
06. Monte Carlo Nights
07. On My Way
08. Lady Of The Night
09. Phoenix
10. Highway Of Heroes
11. Can You Hear Me

In direktem Anschluss geht es weiter mit der Dampframme von RAM, die nach einem kurzen Intro mit Return Of The Iron Tyrant die Bühne entern. Traditioneller Metal ist längst noch nicht ausgelutscht oder gar tot. Die Schweden agieren noch um einiges wilder, liegen aber rein vom Spirit her näher an einer Black Metal Band. Schon als die Band die Bühne stürmt, herrscht im Publikum eine ganz andere, erwartungsvollere Stimmung. Auch in den ersten Reihen wird es nun etwas enger und es lassen sich auch mehr kreisende Kopfbewegungen ausmachen. Mit Eyes Of The Nights wird gewaltig nachgelegt und so zieht es immer mehr Leute direkt vor die Bühne. Bei vielen RAM-Songs haben ja definitiv Mercyful Fate und Judas Priest Pate gestanden, doch mit dem folgenden Flame Of The Tyrants belegen die Schweden, dass sie längst ihren eigenen Stil gefunden haben. Fast problemlos gelingt es den Jungs, die Magie der Acht ziger einzufangen und ins Jahr 2019 zu transportieren. Frontmann Oscar Carlquist mit seiner kraftvollen Stimme macht den Unterschied, denn er hat die energievollen Tiefen genauso drauf, wie die lauten, hohen Gesangslagen. Ab und zu kommen sogar ein paar dezente fast-Growls zum Zuge. Die Vocal-Linien graben sich im Gedächtnis ein und haben trotz der traditionellen Ausrichtung etwas Individuelles. Die sägende Stimme und die Priest-mäßigen Gitarren sind ein klares Statement an alle, die den Metal abgeschrieben haben. Das melancholisch angehauchte und viel zu lang geratene Gulag ist songtechnisch der bisher einzige Aussetzer, ansonsten werden aber mit Killersongs wie z. B. On Wings Of No Return, der Bandhymne Sudden Impact oder dem Nackenbrecher The Usurper keine Gefangenen gemacht. Insbesondere die Saitenfraktion in Form von Harry Granroth und Martin Jonsson kann überzeugen, egal ob nun mit den grundlegenden Riffs oder auch bei gut gespielten Soli. Das überzeugende Undergroundfeeling kann auch der Mitgröhlklassiker Machine Invaders verbreiten und verlangt den Fans noch einmal alles ab. Damit ist das Pulver dann auch fast verschossen, aber Infuriator vom Forced Entry Album ist dann aber doch noch einmal ganz großes Kino, mit dem die Herren sich von der Balinger Bühne verabschieden.

Setlist RAM:

01. Intro (Tape)
02. Return Of The Iron Tyrant
03. Eyes Of The Night
04. Flame Of The Tyrants
05. Gulag
06. On Wings Of No Return
07. Ravnfell
08. Sudden Impact
09. The Usurper
10. Machine Invaders
11. Infuriator

Auch der Auftritt von Flotsam And Jetsam beschäftigt mich schon seit Monaten, denn ich habe die Band schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen und die Vorfreude war groß. Die US-Amerikaner aus Phoenix / Arizona entern die Bühne zu Prisoner Of Time vom aktuellen Album The End Of Chaos. Das Cover prangt auch auf dem Backdrop im Hintergrund der Bühne und hat etwas gemeinsam mit nahezu allen anderen Flotsam-Covern – es ist hässlich! Auch mit der neuen Scheibe und ihrem übersterilen Sound habe ich mich anfangs schwer getan, aber live relativiert sich das natürlich. Mit dem Groove und der geilen Stimme von Eric A. Knutson klingt das alles nach einer thrashigen Version von Iron Maiden. Danach geht es dann mit dem schnellen Desecrator vom großartigen Doomsday For The Deceiver-Album einen großen Schritt in der Zeitgeschichte zurück. Obwohl mittlerweile über 30 Jahre alt, klingt die Nummer frisch und knackig und begeistert heute noch genauso wie schon damals zu Jugendtagen. Die Band hat immer abgeliefert und dennoch kennen die Band viele nur, weil mal ein gewisser Jason Newsted in der Ur-Besetzung gespielt hat, bevor er dann zu Metallica wechselte. Bei dem was die Jungs heute abliefern, stellt sich tatsächlich die Frage, warum man nie an die großen Erfolge von Megadeth, Metallica, Anthrax, Testament oder Overkill anknüpfen konnte. Wegen des bescheuerten Bandnamens? Wegen der ätzenden Album-Cover? Selbst Iron Maiden vom 2016er Album wird heute gnadenlos gefeiert. Die fantastischen Gitarrenmelodien und der energische Gesang knallen so kraftvoll aus den Boxen, das es ständig in der Hand juckt und man die Kamera nur mit Mühe ruhig halten kann. Klar, auch hier klingt man nach einer thrashigen Version von …, nun ja, Iron Maiden. Nur die ganz alten Knaller-Songs werden noch frenetischer gefeiert, wie z. B. der Über-Hit Hammerhead oder No Place For Disgrace. Die Flotzis können es noch und haben in all den Jahren nichts verlernt. Leider stehen heute weder Doomsday For The Deceiver noch Better Off Dead auf der Setlist und auch Der Fuhrer wäre nicht übel gewesen, aber wir sind ja leider nicht im Wunschkonzert.

Setlist Flotsam And Jetsam:

01. Prisoner Of Time
02. Desecrator
03. Iron Maiden
04. Hammerhead
05. Demolition Man
06. Suffer The Masses
07. Monkey Wrench
08. Dreams Of Death
09. I Live You Die
10. No Place For Disgrace

Eigentlich sollte ich mal langsam etwas festes zwischen die Zähne bekommen, aber in den Pausen sind mir die Schlangen zu lang und ansonsten reiht sich heute ein Highlight an das nächste. Mit Armored Saint steht das nächste Highlight schon in den Startlöchern. Die Jungs aus Pasadena / Kalifornien legen mit Raising Fear los und haben schon vor den ersten Tönen die Massen auf ihrer Seite. Auch das Can U Deliver-Schmankerl kann auf ganzer Linie überzeugen und wird laut bejubelt. Ein Einstieg nach Maß! Das Pasadena-Quintett ist gut drauf und ist auf der Bühne noch immer mit das Beste, was der Metal zu bieten hat. Es wird geschwitzt, gegrölt und gebangt, was das Zeug hält und Sänger John Bush hat mächtig Spaß bei dem sich bietenden Bild. Der Mann am Mikro ist ein Sympathisant, wie er im Buche steht und die Band liefert mit röhrenden Gitarren und druckvollen Rhythmen eine Glanzleistung ab. Auch die Setlist kann sich sehen und hören lassen, denn die gepanzerten Heiligen hauen die Bandklassiker wie z. B. Creepy Feelings, Last Train Home oder Reign Of Fire genauso raus wie eher selten live gespielte Nummern wie Underdogs (das habe ich noch nie live gehört) oder For The Sake Of Heaviness. Dazu ist der Sound einfach nur zum Hinknien. Einziger Aussetzer ist in meinen Augen Win Hands Down vom letzten Album, mit dem ich nicht so wirklich warm werde, aber um mich herum wird auch diese Nummer abgefeiert. Daumen hoch!

Setlist Armored Saint:

01. Raising Fear
02. Can U Deliver
03. Creepy Feelings
04. Last Train Home
05. Underdogs
06. For The Sake Of Heaviness
07. Reign Of Fire
08. Nervous Man
09. Win Hands Down
10. March Of The Saint

Auch Candlemass locken im Anschluss wieder eine Menge Leute vor die Hauptbühne. Dem Auftritt der schwedischen Doom-Legende fiebern viele entgegen, nachdem im April der Keep It True-Gig an einem Pilotenstreik in Skandinavien gescheitert ist. Die Epic-Doomer steigen mit The Well Of Souls, einem Klassiker aus 1987 ein und die Schweden zeigen sich sehr routiniert. Das Hauptaugenmerk liegt natürlich voll und ganz auf dem verlorenen und zurückgekehrten Sohn, denn Frontmann Johan Langquist, der Ur-Sänger ist seit letztem Jahr zurück im Hause Candlemass. Das Gründungsmitglied war nie der geborene Frontmann und war nie so überzeugend, wie sein Nachfolger Messiah Marcolin, doch hinsichtlich Stimme und Präsenz liefert er heute ganz ordentlich ab. Mit einem einfachen: „Good Evening Balingen!“, erntet er lauten Jubel, manchmal ist weniger eben doch mehr. Die Fans sind sichtlich zufrieden, doch die ganz große Euphorie bleibt aus. Auch die Songs der Messiah-Ära bringt er glaubhaft rüber, wie die nachfolgenden Dark Reflections und Mirror Mirror zeigen. Mastermind und Bandgründer Leif Edling läuft heute zu Ehren seines verstorbenen Kumpels Mark Shelton im Manilla Road-Leibchen auf und zeigt sich auffällig agil und bewegungsfreundlich. Obwohl die Band eine tadellose Leistung abliefert, verabschiede ich mich nach drei Songs im Graben, ich habe Hunger!

Setlist Candlemass:

01. The Well Of Souls
02. Dark Reflections
03. Mirror Mirror
04. Astorolus – The Great Octopus
05. Bewitched
06. Dark Are The Veils Of Death
07. A Sorcerer`s Pledge
08. Solitude

Der dritte Tag auf dem Bang Your Head hat es wahrlich in sich, ein Highlight jagt das nächste und ich bin überzeugt, dass sich da auch Metal Church nahtlos einreihen werden. Los geht es mit dem Titeltrack des noch aktuellen Albums Damned If You Do, einem energiegeladenen und nach vorne preschenden Song. Ich hatte auf einen Gig mit ausschließlich Klassikern gehofft, aber ich muss zugeben, dass die Wahl nicht schlecht ist. Die Stakkato-Riffs, ein eingängiger Refrain und Double Bass-Einsätze bringen das Publikum direkt auf Temperatur. Ganz ähnlich wie zuvor schon bei Candlemass haben auch Metal Church einen verlorenen und zurückgewonnenen Sohn aufzuweisen, auch wenn Sänger Mike Howe hier schon länger wieder im Boot ist.  Dieser präsentiert sich gut und ist sehr agil unterwegs, worüber sich nicht nur die Fotografen freuen dürfen. Schon während des ersten Songs turnt er auf den Monitoren herum, um unnötigerweise das Geschehen vor der Bühne weiter anzuheizen. Das XI-Album von 2016 fand ich nicht wirklich prickelnd, doch mit Needle And Suture hat man heute einen der besseren Songs herausgefiltert, der mit einem tollen Riffgewitter und aggressivem Gesang von Howe besticht. Doch dann geht es endlich los und man kramt mit Badlands und Gods Of Second Chance tief in der Mottenkiste. Die Band präsentiert sich in großartiger Form und so dürfen sie gerne noch zwei Stunden weiterspielen. Leider ist dem nicht so, denn mit Start The Fire ist wieder einmal der langweiligste Song der Band-Geschichte auf der Setlist gelandet. Warum die Nummer auf nahezu jeder Tour wieder ausgegraben wird, ist mir ein ewiges Rätsel. Dafür setzt das folgende Watch The Children Pray das bisherige Highlight der Show. Die Power-Halbballade hat bei Konzerten in den 80er und 90er Jahren unendliche Feuerzeuge hervorgerufen, doch das moderne Handy-Zeitalter lässt solche Momente ja leider nicht mehr zu. Nun folgt ein Wechselspiel aus alt und neu, auf  The Black Things folgt der Klassiker Beyond The Black und wiederum das neue By The Numbers, bevor im Finale die Abrissbirne Fake Healer aufgefahren wird. Das Volk frisst heute so, wie es ihm vorgesetzt wird, denn auch die neuen Songs werden ganz ordentlich angenommen. Ich persönlich hätte mir eine etwas andere Setlist gewünscht, denn wie kann ein Metal Church-Gig ohne The Dark oder vor allem Metal Church zu Ende gehen?

Setlist Metal Church:

01. Damned If You Do
02. Needle And Suture
03. Badlands
04. Gods Of Second Chance
05. Start The Fire
06. Watch The Children Pray
07. The Black Things
08. Beyond The Black
09. By The Numbers
10. Fake Healer

Das Bang Your Head 2019 ist fast Geschichte und mit Skid Row steht offenbar für viele ein weiteres Highlight an. Zu Zeiten von Sebastian Bach wäre ich nun gegangen, doch ich habe die Band vor gut zwei Jahren in einem kleinen Freiburger Kellerklub gesehen und dort gefiel mir der damals neue Sänger ZP Theart, der sich als echte Rampensau entpuppte, recht gut. Nun bin ich gespannt, ob die Jungs den damals gewonnenen guten Eindruck bestätigen können. In der ersten Reihe finden sich aber nicht nur Skid Ro -Fans, sondern auch viele Avantasia-Anhänger sichern sich bereits jetzt gute Plätze für den anschließenden Headliner. Mit der Ramones-Kampfansage „Hey Ho, Let`s go!“, stürmen die Amis auf die Bühne und legen mit einem Triple aus Slave To The Grind, Sweet Little Sister und Big Guns gleich gewaltig los. Im Publikum kann ich nur durchweg zufriedene Gesichter ausmachen und tatsächlich, ZP Theart kann auch heute punkten. Gegenüber früher, wo Schönling Bach sich nur im Scheinwerferlicht gesonnt hat, ist die Show heute auf ein Minimum reduziert und bietet eine vor Hingabe und Spielfreude strotzende Rockshow. Der frühere Dragonforce-Sänger und Perkussionist ist ständig in Bewegung und puscht das Publikum ordentlich an, was aber nicht wirklich nötig ist. Natürlich werden in allererster Linie die großen Hits wie 18 And Life vom Publikum euphorisch abgefeiert, während Songs wie Ghost im Volk eher unbekannt zu sein scheinen. Das Ramones-Cover Psycho Therapy wird den verstorbenen Ramones-Mitgliedern gewidmet und wird von Bassist Rachel Bolan vorgetragen. Danach tritt die Akustikgitarre in den Vordergrund und es ist an der Zeit für den größen Hit der Band, I Remember You, der auch heute noch von vielen Radiostationen rauf und runter gedudelt wird. Das ganze Wochenende über wurde kein Song aus so vielen Kehlen mitgesungen, wie die Ballade von 1990. Mit Monkey Business wird das Gaspedal dann aber wieder durchgetreten, jedoch wird die Nummer nicht weniger abgefeiert. Hatte ich zuvor noch Zweifel, so muss ich nun zugeben, dass Skid Row sich als würdiger Co-Headliner erwiesen. Mit Youth Gone Wild geht es in das Finale und nach einer Stunde muss das Feld für den Headliner geräumt werden.

Setlist Skid Row:

01. Slave To The Grind
02. Sweet Little Sister
03. Big Guns
04. 18 And Life
05. Piece Of Me
06. Livin` On A Chain Gang
07. Ghost
08. Psycho Therapy (Ramones Cover)
09. I Remember You
10. Monkey Business
11. Makin` A Mess
12. In A Darkened Room
13. Youth Gone Wild

Avantasia haben als einzige Band des gesamten Festival ganze 40 Minuten Umbauzeit, aber wenn man überlegt, was das Mammutprojekt immer auf die Bühne bringt, ist das okay. Allerdings sieht das fertige Bühnenbild aus wie eine Szene aus einem animierten Albtraum kurz vor Weihnachten, mit viel weiß und seltsam geformten schwarzen Bäumen. Zugegeben, ich bin nicht der ganz große Avantasia-Fan, aber davon abgesehen ist das Bühnenbild trotzdem einfach nur Kitsch. Eröffnet wird die Metal-Opera erwartungsgemäß mit Ghost In The Moon, dem Opener des aktuellen Moonglow-Albums, das heute mit insgesamt sechs Songs in der Setlist vertreten ist. Eigentlich sollte nun Pretty Maids-Sänger Ronnie Atkins als erster Gastsänger auf der Bühne präsentiert werden und Book Of Shallows interpretieren, doch der hat heute mit seiner eigenen Band einen Gig und kann deshalb nicht vor Ort sein. Tobi Sammet übernimmt heute den Part alleine und kann sowohl stimmlich als auch von der Präsentation her überzeugen. Der erste Gast des Abends ist somit Jorn Lande, der zusammen mit Sammet The Raven Child und Lucifer zum besten gibt und mit seiner voluminösen Stimme für Gänsehaut sorgt. Zwischenzeitlich muss ich den Fotograben verlassen, doch ich brauche nicht einmal versuchen ins Infield zu kommen. Bei der versammelten Menge ist kein durchkommen mehr möglich und so ziehe ich mich nach ganz hinten zurück. Während vorne die Edguy / Avantasia – Fanbase euphorisch feierte, herrscht hier hinten ziemlich Ruhe. Die Leute schauen fasziniert dem Geschehen auf der Bühne zu, doch nur sehr wenige tanzen oder singen mit. Irgendwie springt der Funken nicht bis nach ganz hinten über, aber ich muss auch feststellen, dass die Songs hier hinten auch bei Weitem nicht die Durchschlagskraft besitzen. Im Anschluss reicht Jorn Lande das Mikro an Ex-Queensryche-Sänger Geoff Tate weiter, der sich für Alchemy und Lucifer verantwortlich zeichnet. Insgesamt sind für den Gig 150 Minuten eingeplant, doch ehrlich gesagt, reicht es mir jetzt schon. Was hier geboten wird, ist definitiv nicht schlecht und einem Headliner würdig, doch da es nicht wirklich meine Welt ist, empfinde ich es auch als anstrengend. Noch halte ich ein wenig aus, da ich gerne noch ein paar Fotos von Magnum`s Bob Catley machen will, doch dann reicht es endgültig und ich verabschiede mich für dieses Jahr.

Setlist Avantasia:

01. Ghost In The Moon
02. Book Of Shallows
03. The Raven Child
04. Lucifer
05. Alchemy
06. Invincible
07. Reach Out For The Light
08. Maniac (Michael Sembello Cover)
09. Dying For An Angel
10. Lavender
11. The Story Ain`t Over
12. The Scarecrow
13. Twisted Mind
14. Avantasia
15. Let The Storm Descend Upon You
16. Mystery Of A Blood Red Rose
17. Shelter From The Rain
18. Lost In Space
19. Farewell (Zugabe)
20. Sign Of The Cross / The Seven Angels (Zugabe)

Hinter uns liegen wieder einmal drei tolle Tage auf einem friedlichen und familiären Festival mit einem ganz hervorragenden Billing. Vielen Dank an Horst und allen anderen Beteiligten, die das Festival zu dem gemacht haben. Für nächstes Jahr sind schon einige starke Bands bestätigt, darunter Tankard, Rage, Unleashed, Winterstorm, Kissin` Dynamite, Heathen, Skull Fist, Memoriam, Leatherwolf und Space Chaser. Des Weiteren ging das ganze Wochenende das Gerücht um, Judas Priest würden wohl im nächsten Jahr als Headliner fungieren, was Horst aber nicht kommentieren wollte. Vielleicht bestätigt sich das Gerücht ja. Wie auch immer, wir werden dabei sein!

Ich werde mich jetzt noch auf den Heimweg machen. Rock on!