Devil`s Gun, Maltdown, Smashing Train am 18.05.2019 im Le Grillen in Colmar

Im Underground mit den jungen Wilden ...

Event: Sing For The Chaos – Tour 2019

Headliner: Devil`s Gun

Vorbands: Maltdown, Smashing Train

Ort: Le Grillen, 19 Rue des Jardins, 68000 Colmar, Frankreich

Datum: 18.05.2019

Kosten: 15,- € VVK, 17,- € AK, 10,- € für Aching Mitglieder

Genre: Heavy Metal, Hardrock, Hard`n Roll, Rock`n Roll

Besucher: ca. 50

Veranstalter: Association Aching https://www.facebook.com/aching68/

Link: https://www.facebook.com/events/361329724480269/

Setlisten:

Smashing Train:
01. Rock`n Roll
02. Pull The Strings
03. (Don`t Worry)
04. All Day Long
05. Sleepless
06. The Court Of Owls
07. Razor`s Edge
08. Drugs
09. Queen-Medley (Queen Cover)
10. Toxic
11. My Scars
12. (Forever Naked)

Maltdown:
01. Intro
02. Maltdown
03. Like A Madman
04. Born To Be Wild (Steppenwolf Cover)
05. Black Pearl
06. Speed Fire
07. From The Bottle
08. The King
09. Rock Out (Motörhead Cover)

Devil`s Gun:
01. Tear Down The Wall
02. Hot Rock City
03. Killer Machine
04. To The Devil
05. Dirty`N`Damned
06. Alligator Fuckhouse
07. Queen Of Destruction
08. Bad To The Bone
09. Elictrical Shock
10. Sing For The Chaos
11. Lights Out
12. On The Road
13. Break The Ice
14. Run Through The Night


Ein typischer Samstagabend im Dreiländereck Deutschland / Frankreich / Schweiz…, entweder ist nirgendwo ein hardrockendes Konzert, oder es ist an jeder sich bietenden Steckdose was los. Heute trifft mal wieder Zweiteres zu, in jeder sich anbietenden Location findet ein Konzert statt und ich stehe vor der Qual der Wahl. Letztendlich entscheide ich mich wieder einmal nach Colmar ins Le Grillen zu fahren, wo heute Abend die Schweden von Devil`s Gun aufspielen. Als ich gegen kurz nach 19:00 Uhr im Elsass ankomme, lungern die Musiker von Maltdown und Smashing Train noch draußen vor dem alten Fabrikgebäude herum und trinken Bier bzw. die Jungs von Devil`s Gun füllen gerade Öl an ihrem Van nach. Ansonsten ist noch nichts los, doch das war zu erwarten, denn in der Facebook Veranstaltung haben im Vorfeld nur 34 Leute ihre Teilnahme zugesagt. Pünktlich um 20:00 Uhr gehen dann die Türen auf und nach und nach kommen doch noch ein paar Metalheads zusammen, doch wie zu erwarten, finden die heutigen Konzerte nur auf der kleinen Bühne statt.

Den Anfang machen heute die 2011 in Colmar gegründeten Smashing Train, die im Le Grillen ein Heimspiel haben. Auf der Bühne hängt nicht einmal ein Backdrop, stattdessen wird ein sogenannter Stormtrooper, ein fiktiver Soldat aus der Star Wars Reihe, auf einem Amp postiert. Die Jungs, die fast ein bisschen zu bieder für dieses Business aussehen, eröffnen ihr Set mit Rock`n Roll, einem Songtitel, der gleich das Programm für die nächsten 40 Minuten festlegt. Schnell wird klar, Rock zum Entspannen wird hier nicht abgeliefert. Die Band gibt gleich vom ersten Moment an Vollgas und explodiert förmlich auf der Bühne. So viel Bewegung auf der Bühne gab es hier lange nicht mehr, die Jungs können nicht eine Sekunde stillstehen und demonstrieren eindrucksvoll, dass man auch auf einer sehr kleinen Bühne die Sau rauslassen kann. Musikalisch wird moderner Highspeed Rock ’n‘ Roll geboten, der mit Metal nicht allzu viel zu tun hat. Die vier Franzosen verstehen ihr Handwerk, keine Frage, aber rein persönlich kann ich damit nicht viel anfangen. Das alles ist mir viel zu hektisch und uneigenständig und die Performance wirkt völlig überzogen und würde eher zu dem Auftritt einer Hardcore Band passen. Vor allem in einem Queen Medley macht sich das so richtig bemerkbar, dass hier die Zutaten nicht so recht zusammenpassen wollen. Das ist meine ganz persönliche Meinung, mit der ich aber offenbar nicht alleine dastehe, denn das Publikum steht ziemlich steif in der Location verteilt und vor der Bühne tut sich nicht viel.

Auch die nächste Band sagt mir erst mal gar nichts, was aber nicht weiter verwunderlich ist, denn Maltdown haben sich erst im letzten Jahr im elsässischen Guebwiller gegründet. Schon während der Umbaupause machen sich erste Zweifel bemerkbar, ob ich mich heute vielleicht doch für das falsche Konzert entschieden habe, denn die Jungs von Maltdown stecken offenbar noch mitten in der Pubertät, oder wie sonst kommt man auf die Idee, das Schlagzeug mit Tittenkalendern zu dekorieren…?! Die Jungs sehen dann tatsächlich so aus, als wären sie gerade der Pubertät entsprungen, doch was sie dann nach einem kurzen Intro mit dem selbst betitelten Maltdown abliefern, kann sich durchaus hören lassen. Nein, Metal wird auch hier nicht gespielt, eher Hard ’n‘ Roll, eine Mischung aus Hardrock und Rock ’n‘ Roll. Frontmann Brice wirkt etwas zurückhaltend, fast schon etwas schüchtern, aber stimmlich ist das Jüngelchen voll auf der Höhe. Bereits beim dritten Song, dem Steppenwolf Klassiker Born To Be Wild, haben die jungen Franzosen das Publikum im Griff. Es ist voller geworden vor der Bühne und etliche grölen die Bikerhymne lauthals mit. Auch die offensichtliche Nervosität des jungen Fronters hat sich gelegt und er liefert sich mit der Saitenfraktion einen Wettbewerb im Headbangen. Auch wenn in den eigenen Songs eher die Klischees der Metalwelt abgearbeitet werden, so können die Jungs durchaus überzeugen und legen eine große Spielfreude an den Tag. Solange solche jungen Wilden nachkommen, werden Rock und Metal nicht aussterben. In zwei Jahren würde ich die Jungspunde gerne mal auf einer größeren Bühne sehen. Für ihren zweiten Coversong des Abends haben sie sich eine Nummer ausgewählt, die nun nicht jeden Tag nachgezockt wird, denn zum Schluss wird Motörheads Rock Out zum Besten gegeben und es wird noch einmal laut im Le Grillen.

Die Schweden von Devil`s Gun haben drei Jahre nach ihrem Erstling Dirty`N`Damned erst kürzlich ihr zweites Album Sing For The Chaos nachgelegt. Im Jahre 2013 gegründet, gehören sie definitiv auch noch zur Garde der jungen Wilden. Für nur vier Konzerte in Deutschland, Frankreich, Belgien und der Schweiz haben sie sich mit ihrem Van auf den Weg gemacht, was für mich auch der Grund war, mich für das Konzert heute zu entscheiden, denn so viel Einsatz legen nicht viele Bands an den Tag. Die Jungs legen mit Tear Down The Wall vom aktuellen Output gleich gewaltig los. Ein stampfender Rhythmus, sägende Gitarren, ruppige Riffs, das hat man doch alles schon gehört. Natürlich, die jungen Schweden klingen ganz nach unserer Solinger Stahlschmiede von Accept in frühen Jahren, legen jedoch sofort zu Beginn eine Spielfreude an den Tag, die man von den alten Recken lange nicht mehr erlebt hat. Und auch stimmlich erinnert Frontmann Joakim Hermansson durchaus mit seinen hohen Screams und einem tiefen Knurren an den guten alten Udo Dirkschneider. Das ändert sich auch während der nächsten Songs nicht, die einen Querschnitt durch die beiden Alben darstellen. All das hat man in der Vergangenheit schon mehrfach gehört, und dennoch gehen die Schweden frisch und unverblümt zur Sache und machen einfach Spaß. Man hat Spaß bei dem, was man tut, und das überträgt sich prompt auf das Publikum, denn erstmals im Laufe des Abends wird nun vor der Bühne gebangt und lauthals mitgebrüllt. Die Songs werden den Leuten einfach vor die Füße gerotzt und diese nehmen sie auf und machen mit. Die Jungs sind ein gutes Beispiel dafür, dass man das Rad nicht immer wieder neu erfinden muss, auch das alte tut seinen Dienst, wenn man nur mit genügend Enthusiasmus zur Sache geht. Als dann schon niemand mehr mit etwas Eigenständigkeit rechnet, hauen die Schweden mit Alligator Fuckhouse jedoch einen etwas sonderbaren Metal Boogie raus, den ich im Leben nicht mehr erwartet hätte. Und auch Bad To The Bone kommt überraschend leichtfüßig daher und verleiht den Schweden eine ganz eigene Note, doch leider haben das Le Grillen zu diesem Zeitpunkt schon einige Gäste verlassen. Was auf den Alben noch wie altbackene Hausmannskost rüberkommt, machen die Schweden mit viel Energie und Spielfreude live zu einer riesengroßen 80er-Jahre Metalparty.