GoatHell Metal Fest: 5 Gründe, warum du 2019 dabei sein musst!

Obwohl und irgendwie auch weil es sich um einen noch jungen Stern am Open-Air-Himmel handelt, gibt es eine gute Handvoll starker Gründe, 2019 bei der zweiten Ausgabe des GoatHell Metal Fest in Pula auf der kroatischen Halbinsel Istrien dabei zu sein. Hier die Checklist:

  1. Kultbands zum Schnapperpreis

Metalheads, die viel durch Europa reisen, oft und gern Konzerte besuchen und sich auch sonst gut mit Musik und Merch eindecken, müssen deshalb noch längst nicht zwingend auf Kampfpreise angewiesen sein. Ein ganzes Festival zum Preis eines mittleren Konzerttickets auf der anderen Hand ist ein starkes Argument, etwas näher hinzuschauen. Bei feinstem Sommerwetter in stark konspirativer Underground-Atmosphäre die alten Deathgötter Pestilence und die deutschen Verdrescher von Destruction abzufeiern, rockt schon gewaltig. Zumal ein nicht zu aufgeblähtes Event mit überschaubarer Bühne die Chancen auf richtig guten Boutique-Sound enorm erhöht: Qualität statt Quantität findet eben auch dort statt, wo nicht ein ganzes Riesenschlachtfeld mit Klang überzogen werden muss.

  1. Von Fans für Fans

Um die Bedeutung von Pula für die Metalszene und letztendlich auch für das GoatHell Metal Fest verstehen zu können, müssen wir ein wenig in der Zeit zurückreisen und einen Blick auf ein Europa werfen, das zu weiten Teilen durch den Eisernen Vorhang gespalten war. Mit der Aufgabe, ein Tourismusziel auf dem Balkan zu verwalten, war die Sozialistische Partei Jugoslawiens relativ entspannt, insbesondere im Vergleich mit den rigoros administrierten Ostblockstaaten. Reiseziele wie Pula, – mit Verbindungen zu vielen (west)europäischen Städten – verfügten daher über ein wenig mehr Freiheiten. Anders als in vielen osteuropäischen Ländern seinerzeit, waren Rock- und Metalplatten weit und breit in den Läden erhältlich, und dort wo es ausreichend Inspiration gibt, wird eben auch Musik gemacht. Daher hatte Pula in den Sechzigern Rock’n’Roll-Bands, Punkformationen ab den späten Siebzigern und kann selbstverständlich auch einen ordentlichen Vorrat an Metalbands vorzeigen, seit diese Musik ins Zentrum der Öffentlichkeit zu rücken begann.

Nicht einmal der Kroatische Unabhängigkeitskrieg in den Neunzigern, der auch in Pula, so wie überall rundherum, den Menschen das Leben erschwerte, konnte die Jungen Wilden daran hindern, sich Instrumente anzuschaffen, Spielen zu lernen und zur nationalen und internationalen Metalszene – so gut wie jeder konnte – beizutragen.

Inmitten dieser kulturellen Brutstätte wuchs eine Gruppe von Freunden als Metalheads heran. Einige von ihnen gründeten ihre eigenen Bands und spielten Shows – nicht nur mit vielen Bands aus der angrenzenden Balkanregion, sondern auch mit großen Namen wie Enslaved, Six Feet Under, Vader, Nile, Pro-Pain, Anthrax, Sepultura oder Biohazard. Mario (Ex-Nailed-Sänger), Andrea (Ex-Anger-Sänger), Eric (Ex-Mortal-Divinity-Drummer), Darko und Ivan gründeten die Non-Profit-Organisation Kairos-Istrian Metalheads Association im Jahr 2016. Zu dieser Zeit spielten Desinence-Mortification– Gründer/Ex-Gitarrist Mladen und seine gute Freundin Ksenija, eine lokale Grafik-/Webdesignerin und Metalbraut, bereits seit gut fünf Jahren mit der Idee von GoatHell. Durch die Kairos-Gründung angeregt, packten sie ihre GoatHell-Pläne – inklusive Ksenijas abermals überarbeitetem, ziegigen Festivallogo – für jedermann auf den Tisch und regten somit die Diskussion erneut an.

Zusammengefasst bedeutet das also: Ein Septett von Metalheads, tief verwurzelt in der Metalszene von Pula, präsentiert den osteuropäischen Metal-Underground der Welt und lädt diese – Fans ebenso wie Künstler – im Gegenzug nach Pula ein. Die ambitionierten Sieben sind in einer Region und in Zeiten aufgewachsen, wo es galt, entweder alles Bestreben aufzugeben oder das Wenige was man hat zu nutzen und das Bestmögliche daraus zu machen. Es geht dabei um Hingabe, harte Arbeit, und vor allem auch darum, dass alles trotzdem für die Szene, die ihnen so am Herzen liegt, erschwinglich zu halten.  Von Fans für Fans ist nicht immer nur eine leere Phrase. Mladen, Ksenija, Mario, Darko, Ivan, Andrea und Eric haben das 2018 bewiesen und werden es in diesem Jahr wieder tun.

  1. Zeitreise zu den Wurzeln des guten Geschmacks

Erinnert sich noch jemand an das 1990er Album Beyond The Unknown von Incubus (heute leider Opprobrium), einem der frühen Vertreter des geradlinigen US Death/Thrash? In den vergangenen 29 Jahren hat dieses Genre, wie auch der Thrash Metal an sich, eine starke Evolution in mehreren Schüben durchlaufen und sich in der Masse weit von seiner meist gottlosen Ursuppe entfernt. Man kann sich aber auch im Jahr 2019 mit einer Horde gleichgesinnter Mitverschwörer auf Zeitreise begeben, um im schlammigen Delta aus Thrash und Death Metal der frühen Tage mitten in dieses pulsierende Protoplasma zu springen und sich auf stehenden Monsterriffwellen ins dunkle Paradies tragen zu lassen…

Kostprobe gefällig? Die aus Ungarn stammenden Archaic schaffen es aufs Feinste, die Urgewalt und Spielfreude der Frühneunziger in einen modern klingenden Death/Thrash zu übertragen, der an allen Ecken und Enden seine wahren, gut 30 Jahre alten Gene sehr freizügig preisgibt. Man möchte sie glatt als die ungarischen Vader des Death/Thrash Metals bezeichnen, so geradlinig, arschtight und nahezu getränkt mit dieser magischen Tampa-Death-Eleganz drücken sie einem ihre Sicht auf unser aller musikalisches Erbe feist und aufrichtig mitten ins Gesicht. Mucke, die sich wie Fahrtwind anfühlt und wilde Gedanken an Freiheit und Raserei aufkommen lässt!

 

Das war das Yin in unserem kleinen Beispiel, es gibt aber auch ein Yang und das schreddert unter dem Namen Nether. Wer heute die prä-loudness Produktionen der Endachtziger/Frühneunziger Morrisound Ära mit ihrer trotz dreckigem Sound so entspannten Durchhörbarkeit schmerzlich vermisst, sollte diesen wahnsinnigen Newcomern seinen Respekt erweisen. Anders als Archaic, sind Nether der Inbegriff einer Band, die aus der Zeit gefallen scheint. Wie die Kerle es im Frühling 2019 geschafft haben, einen im Verlauf von fast drei Jahrzehnten nahezu ausradierten Sound hunderprozentig wieder zum Leben zu erwecken, ist und bleibt ein Rätsel, das leider vorerst nur mit einer im März erschienenen EP manifestiert wurde. Noch in diesem Jahr sollte allerdings mit dem Debütalbum dieser einmaligen Independent-Band zu rechnen sein. Derzeit klingen Nether wie ein verschollenes, unveröffentlichtes Incubus (the original, not the new metal act) Album und das ist heute schon allein des Klangs wegen eine kleine Sensation. Anders als bei heutigen Würfen gealterter Originale, blutet hier aber ein Maß an jugendlicher Spielfreude aus den Speakern, das einen einfach nur mitreißt.

 

Das Beste an dieser Stelle zum Schluss: Hier handelt es sich nur um zwei interessante Geschütze in einem Vergleich, der sich so aber auf dem GoatHell auch mit anderen Metal-Genres anstellen lässt – klassischer Heavy Metal, Melodic Death, Core und mehr laden zur Zeitreise und zum Vorher-Nachher-Vergleich ein, da die Kuratierung des gesamten Festival-Line-Ups zeigt: Hier ist die Bauchintelligenz eines echten Fans und Szeneliebhabers am Werk. Spontan fällt einem dabei Deutschlands großartigste Metal-Gartenparty, das kultige Headbangers Open Air in Norddeutschland, ein. GoatHell könnte glatt dessen ziegengesichtige Schwester vom Balkan sein und setzt mit einem leichten Fokus auf starke osteuropäische Acts ein weiteres Unterscheidungsmerkmal drauf.

  1. Weird Art trifft auf Metal

In einem verlassenen alten Gebäude auf dem Festivalgelände bietet das GoatHell als besonderes Highlight eine atmosphärische Kunstausstellung an, in der es obskure und okkulte Arbeiten zu bestaunen gibt, die einen Bezug zu Pulas vielfältigen lokalen Geistergeschichten und Mythen haben – darunter auch Werwölfe und Blutsauger, wie die Sage von Jure Grando, die belegbar den Ursprung aller heute bekannten Vampirlegenden darstellt. Entsprechend ist die große Bühne des Festivals nach diesem ersten Vampir der Geschichte benannt. Und an der kann man direkt danach im Moshpit Kultbands wie Destruction oder Pestilence erleben. Vor allem dieser besondere Mix ist es, der das GoatHell zu einem kulturell ebenso aufregenden wie vielfältigen Event macht.

  1. Hinreißendes, kulturgeladenes Urlaubsziel

Die Fahrtkosten und -zeit sind für viele Westmitteleuropäer natürlich nicht ganz ohne. Sie fallen jedoch dramatisch in sich zusammen und stürzen auf den Nullpunkt zu, je genauer man hinschaut. Schnell stellt man nämlich fest, dass Kroatien und insbesondere die illustre Halbinsel Istrien ein traumhaftes Urlaubsziel abgeben!

An der südwestlichen Küste der kroatischen Halbinsel Istrien gelegen, ist Pula bekannt für ein reiches kulturelles und historisches Erbe. Im schönsten Licht zeigt es Relikte in Form altrömischer Monumentalbauten, Ruinen aller Art, ein noch heute betriebenes Amphitheater und Kolosseum bis hin zur mächtigen Festung Pula mit Kanonen aus der Napoleonzeit und schließlich den großen historischen Hafen zu Pula. All dies wird dargeboten mit der berühmten kroatischen Gastfreundschaft in der mediterranen Atmosphäre einer Region, die einige der schönsten wildromantischen Küsten der Adria bereithält. Genau hier hatte die Ziege – Wappentier sowohl Istriens als auch der dunklen Seite des Heavy Metal – ihren jährlichen Lockruf in 2018 zum ersten Mal ertönen lassen.

Das Festivalgelände selbst befindet sich im Gebiet Vallelunga, einer ehemaligen Militärbasis am Meer, an der Südseite der Bucht von Pula, die einst der größte Hafen der österreichisch-ungarischen Marine war. Vom Campingplatz aus, umarmt von einem behaglichen Pinienwald, genießen die Besucher eine pittoreske Aussicht auf düster-romantische Ruinen alter Militärbaracken und die glasklare See, die nachts magisch angestrahlt wird von den Lighting Giants: illuminierte Großkräne der Uljanik-Werft und eine sichere Bank, mal eben astreine Postkarten zu schießen. Tagsüber können interessierte Augen selbst die Burg Pula über das Wasser hinweg erspähen – eine der vielen Festungen in und um diese historisch so reiche Stadt.

Line-Up 2019:

Destruction
Pestilence
Murder Angels
Angelcrypt
Bloodphemy
Kyterion
Skyeye
Evil Blood
Archaic
Ephyra
Disease Illusion
Feelament
Even Flow
April Weeps
M.O.R.T.H.
Innersphere
Inira
Bad Hammer
Iron Bastards
Lionmane
Omega Diatribe
Extreme Smoke 57
Their
Stonetribe
Nether
Nikola’s Cage

 

GoatHell online:

http://www.goathell.eu/
https://www.facebook.com/GoatHellmetalfest/