Marathonmann – … und wir vergessen was vor uns liegt

“Hardcore für Metaller“

Artist: Marathonmann

Herkunft: München, Deutschland

Album: … und wir vergessen was vor uns liegt

Spiellänge: 39:02 Minuten

Genre: Punk, (Post­)Hardcore

Release: 28.07.2014

Label: Century Media

Link: www.marathonmannband.de

Produktion: Pitchback Studios, Köln von Aljoscha Sieg

Bandmitglieder:

Gesang, Bass ­ Michael Lettner

Gitarre ­ Robin Konhäuser

Gitarre ­ Christian Wölk

Drums ­ Marcel Konhäuser

Tracklist:

1. Alles auf Null

2. Onkalo

3. Abschied

4. Diese Hände

5. Auf Dem Höchsten Punkt Der Welt

6. Der Große Sturm

7. Neumondnacht

8. Zwei Mal Zwei

9. Landschaftsleben

10. Rücklauf

11. 73162

12. Manchmal Kommen Sie Wieder

Marathonmann - und wir vergessen was vor uns liegt

Bei vielen musikalischen Genres, die sich seit den neunziger Jahren entwickelt haben, muss man häufig – versucht man die groben Grenzen abzustecken – recht weit ausholen und sich geradezu rechtfertigen, wenn man versucht sie einer außenstehenden Person zu erklären. Egal ob Post­Rock („Irgendwie langsamer und mit so ganz vielen Schichten. Außerdem spielen die immer das Gleiche.. Hey, geh doch nicht weg – das ist gar nicht so schlecht, wie es klingt!“) oder eben Post-Hardcore („Also der Sound ist etwas roher und die Texte beziehen sich häufig auf persönliche Befindlichkeiten. Außerdem wird viel mit Songstrukturen experimentiert… Ach jetzt komm schon, hör’s dir wenigstens mal an!“) ­ es fällt schwer ein angemessenes Bild dieser Musik in Worten zu liefern. Und selbst wenn das dann gelungen ist, gerät man doch immer wieder in Erklärungsnöte, ob der schwammigen Grenzen dieser Genres (nicht umsonst geben wir bei der Beschreibung in der Regel mindestens zwei Genres an). Dabei werden doch die schlagenden Punkte relativ schnell deutlich, schaut man sich einfach mal ein Beispiel an.

Auf ihrem zweiten Album legen die Münchener (Post­)Hardcore­Heroen von Marathonmann (et voíla, mittendrin im Dschungel) aus München mächtig los: Unterstützt von Christian Wölk als zweitem Gitarristen plustert sich das metallisch glänzende Punk­Gefieder der Band um so schöner und eindrucksvoller auf. Gleich mit dem Opener Alles auf Null wird der Kurs gesetzt: Ein paar Stakkato­ Akkorde vorweg und schon zimmern die vier Jungs los, was das Zeug hält – die Sprunggelenke und der Nacken zucken schon in freudiger Erwartung. Dann tritt die Musik ein wenig zurück und Sänger Michael Lettner ins Spotlicht. Mit seiner rauen, anklagenden Stimme legt er los: „Alle Zeiger steh’n auf null,/ Alle Lichter leuchten rot./ Deine ach so starke Kraft ist längst verlor’n./ Es ist viel zu viel passiert,/ Es ist viel zu viel zerbrochen./ Doch gar nichts ist getan!“. Ein gemeinsam geschriener Chorus setzt dann noch die Kirsche auf die Sahnehaube dieses Songs. Und genau nach diesem Muster setzen sich die Marathonmänner mit Themen rund um Stärke/Schwäche (Alles auf Null, Diese Hände), Tod (Abschied), Atommüllendlager (Onkalo) und Ähnlichem auseinander. Immer nach der Prämisse „Was bedeutet das für mich? Will ich das so, wie es ist?“.

In Punkto Sound und Songwriting gehen die vier Münchener zwar keine Wagnisse ein, riskieren aber – im Angesicht ihrer starken Riffs und Texte – dabei auch nicht die Musik beliebig klingen zu lassen. Stattdessen erleichtern sie den Zugang zum vielseitigen Genre des Post­Hardcore für all jene, die es noch entdecken dürfen.

 

Fazit: Und da schließt sich der Kreis wieder: Befindlichkeiten treffen auf krachende Riffs, bedrückende (aber auch karthatische) Texte treffen auf große Melodien. Und mehr braucht es doch gar nicht für ein wirklich starkes Album. Und wer immer noch nicht verstanden hat, fragt die Band direkt selbst: „Sind diese großen, starken Hände wirklich alles, was du hast?“.

Anspieltipps: Diese Hände, Neumondnacht, Onkalo
Sören R.
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