Party.San Open Air 2012 vom 09.08.2012 – 11.08.2012 in Schlotheim

Location: Schlotheim – Flugplatz Obermehler

Homepage: http://www.party-san.de/home/

Datum: 09.08.2012 – 11.08.2012

Kosten: VVK: 55 Euro

Besucher: ca 10.000

Donnerstag:

Mit Dead Congregation startet das Party.San 2012 und es heißt wieder „Hell Is Here“! Mit wütendem Death Metal aus Athen legen die Jungs los, die sich direkt mit einigen technischen Problemen herumärgern müssen, was als Höhepunkt eine ca. fünfminütige Unterbrechung hervorruft. Danach haben es die Männer nicht leicht, die Besucher wieder an die Bühne zu binden. Ein noch leicht holpriger Start in einen Abend, bei dem Bolt Thrower bereits die Schatten vorauswerfen.

Endlich stehen Zelt und Pavillon und es wird Zeit, die mir unbekannten In Solitude zu belauschen. Ich freue mich am Anfang über den sehr guten Klang, welcher von der Bühne rüberkommt und freue mich deshalb auch auf die Größen, die noch kommen. In Solitude hinterlassen bei mir jedenfalls eine Menge Fragezeichen: Ich kann weder mit der Musik noch mit der Bühnenpräsenz etwas anfangen und empfinde sie als belanglos. Zum Glück gibt es in einem Viereck rund um den Bühnenplatz viele Merchandise- und Nahrungsstände, sodass ich mir die Band zu Ende anhören kann, ohne dass mir langweilig wird.

Nach In Solitude wird der Banner 999 von Necros Christos gehisst, die mit unüberhörbaren Doom Metal-Einflüssen vorangehen und mehr Leute als ihre Vorgänger ziehen können, was wohl auch daran liegt, dass die meisten Festivalbesucher endlich auf dem Platz angekommen sind, nachdem die strengen Autokontrollen einen riesigen Stau vor den Toren des Flugplatzes verursachten. Die Musik tendiert klar in Richtung Doom Metal und mobilisiert trotz des Anreisestresses die Massen. Wer die Bands nicht kennt, die auf dem Party.San spielen, kann schon jetzt ein System bei der Running Order sehen: Nie spielen zwei aufeinanderfolgende Bands den selben Stil. Dadurch ist Abwechslung garantiert. Necros Christos jedenfalls zeigen sich sehr abgeklärt und mit ihren schon von Bandfotos bekannten Outfits. Dafür dass die Musik eher langsam ist, liefern sie eine gute Show.

Niefelheim lassen ihre Saiten in der prallen Nachmittagssonne scheppern. Kraftvoll ausgelegte Gitarrensoli arbeiten sich in die Nacken der Headbanger, welche langsam mit rhythmischen Bewegungen die Schweden huldigen. Frontmann Per „Hellbutcher“ Gustavsson kann wieder mit ansprechender Liveperformance die Blicke auf sich ziehen und zufrieden einen Schluck von seinem Drink nehmen. Black Evil gehen schon zu
Beginn steil nach vorne und versetzen die zahlreichen Anhänger in Ekstase. Im perfekt abgemischten Sound, der überwiegend direkt vor der Bühne und auf der linken Seite zu finden ist, wird Storm Of The Reaper durch den Fleischwolf in die Fleischlappen des Party.San-Publikums gedreht.

Vallenfyre, die erst auf dem Metalcamp in Slowenien ihr Bestes gegeben haben, freuen sich über das in ihren Augen angenehmere fast britische Klima. Die Ausnahmemusiker Gregor Mackintosh (Paradise Lost), Hamish Glencross (My Dying Bride) und Adrian Erlandsson (At The Gates, Paradise Lost) haben zusammen mit Mully und Scoot (Doom, Extinction of Mankind) alles fest im Griff. Frontmann Gregor Mackintosh schafft nicht nur eine bestechende Atmosphäre, sondern zelebriert die Gefühlswelt seiner eigenen Geschichte. Humanity Wept und A Thousand Martyrs werden für den noch nicht ganz so hohen Bekanntheitsgrad der neuen Formation ganz gut aufgenommen. Die Variation von schnell treibenden Elementen und tieftraurigen langsamen Parts schafft eine Abwechslung, die keinen Besucher von der Stage vertreibt.

Nach dem ersten Auftritt der Briten Vallenfyre auf dem PSOA werden sichtbar immer mehr Bolt Thrower-Shirts getragen, was vermuten lässt, dass der Merchandise-Stand der Ausnahmeband geöffnet hat. Nur live sind Artikel der Band zu erwerben und egal wo sie hinkommen, ein Kassenschlager. Zusätzlich wird der Kaufrausch durch einen lächerlichen Preis von 12 Euro pro T-Shirt angeheizt. Die Musik von Solstafir, den Exoten aus Island, welche bereits 2009 auf dem Party.San – da noch nachmittags – gespielt haben, basiert hingegen auf magischer Musik, die von Anteilen aus Rock und Metal lebt. Ohne große Showeinlagen spielen die Insulaner eine überschaubare Show von noch nicht mal einer handvoll Songs, die es aber alle in sich haben – Fjara und Necrologue, um nur zwei Kinder beim Namen zu nennen, regen den Bereich vor der Bühne zum Schunkeln an. Eine Klasse, die von allen wohlwollend aufgenommen wird und den Weg für die Old School Thrasher von Sodom frei macht.

Sodom, die in diesem Jahr ihr 30. Band Jubiläum feiern, lassen nichts anbrennen. Gestartet wird mit In War And Peaces, dem Klassiker wie M16, Out Break Of Evil und Blaspemer folgen. Kein Stück eingerostet, greifen heute Tom, Chris und Frank nach den Sternen. Im bereits nächtlichen Schlotheim reißen die alten Herren ein Set in nur 45 Minuten ab, was Seinesgleichen sucht! Da bleibt nur zu hoffen, dass die nächsten 30 Jahre vollgemacht werden! Höchst zufrieden nach dem Sodom-Gig warten die Metalheads auf den ersten Headliner des diesjährigen Party.SanBolt Thrower.

Die Extrem Metaler von der Insel zeigen auch heute, was sie können. Ohne großen Glanz und Gloria brettern die Death Metaler los, als würde es kein Morgen geben. Immer im Blick: Der Auftrag in eigener Sache. Selbständigkeit, authentische Bühnenbewegung und eine gewisse tighte Art und Weise, die nicht nur bei Guts No Glory durch die Nachtluft ballert, lassen die Briten in Hochform auflaufen. Kalte Riffs scheppern durch die recht warme Nacht und hinterlassen einen angenehmen ersten Festival Tag. Man glaubt es kaum: Ohne Regen – das ist in diesem Festivaljahr wie ein Sechser im Lotto. Da kann man nur hoffen, dass die nächsten Tage vom Wetter und musikalischem Niveau weiter so ablaufen. Bolt Thrower jedenfalls haben wieder das gezeigt, wofür sie gebucht werden. Vielleicht sieht man sie schon bald wieder mit neuem Album in Thüringen, da nach sieben Jahren wohl ein neuer Nackenbrecher anrollen soll! Musikalisch jedoch gibt es keine Kompromisse – Bolt Thrower fetzen mit Death Metal, der schnörkelos ist, keine Gefangenen macht und die Ärsche bis zum Stehkragen aufreißt!


Freitag:

Maligant Tumor dürfen den Samstag zu der unmenschlichen Zeit (12 Uhr) eröffnen. Wie auch am folgenden Sonntag, ist der Opener alles andere als leise. Auch wenn die Band sich vom Grindcore entfernt hat und etwas zugänglicher geworden ist, bemerkt man die Wurzeln noch. Ich persönlich finde die Entwicklung etwas schade, allerdings ist die Band perfekt platziert. Wer vor Ort ist, wird durch den Auftritt definitiv geweckt. Wer sich etwas mit der Band befasst, lernt als erstes das Lied We Are The Metal kennen, welches von den neueren Sachen mit Abstand das eingängigste ist. Nach einer halben Stunde ist dann auch wieder Schluss, der Tumor wird entfernt und Assaulter legen los.

Assaulter kann man als „weit hergeholt“ bezeichnen: Trotz einer Spielzeit von gerade mal 30 Minuten sind die Jungs aus Australien auf dem Party.San vertreten. Sänger S. Berserk erinnert mich etwas an Marduks alten (und besten) Sänger, Legion, was direkt Sympathiepunkte einbringt. Assaulter gehören definitiv zu den Bereicherungen des Festivals und ich hoffe, dass die Band sich nicht vor weiteren Reisen scheut.

Iron Lamb haben es dafür nicht ganz so weit aus Stockholm angereist schlagen sie bedeutend ruhigere Töne an. Rock and/ or Roll wie sie liebevoll ihre Ausrichtung selbst nennen wird durch rauchigen Gesang von Grga angestimmt, der teilweise rauchend über die Bühne schlendert und mit seinem Kapuzenpulli an diverse Hardcore Bands erinnert, mit denen man die Schweden nicht mal ansatzweise vergleichen darf, dreckiger Rock and Roll dringt über den Festivalbereich der sich trotz der frühen Stunde weiter zaghaft füllt.

Nach dem Mittagessen geht es zurück zur Bühne, Gospel Of The Horns, die bereits mehr als ein Geheimtipp sind, was man an der Menge der Interessierten gut erkennen kann, sind an der Reihe. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber Gospel Of The Horns sind live der absolute Hammer! Es gibt eine Riesenkluft zwischen der Studioqualität und dem Liveauftritt: Die Band bringt ihre Lieder so dermaßen geil rüber, dass man auch ohne Vorkenntnisse bei Strenght Through Fear oder Vengeance Is Mine mitmachen muss. Vor allem Sänger Mark Howitzer hat live eine unfassbar geile Stimme und obwohl es die Band auch schon seit fast 20 Jahren gibt, hat man das Gefühl, sie würden ihren ersten Liveauftritt spielen, weil sie so unglaublich motiviert wirken. Wenn die nächste Scheibe (die längst überfällig ist!) ähnlich wie der Liveauftritt wird, haben wir einen neuen Trash Metal-Stern am Himmel, trotz der aktuell starken Konkurrenz!

Brachial und abgedroschen geht es bei der nächsten Combo Entrails zu, die ohne großes Highlight eine Hass-Salve nach der anderen von sich gibt. Trotz der etwas eintönigen Ausrichtung werden sie gut angenommen, so stagnativ wie die Band auf der Bühne, desto munterer werden die Fans vor dem Bühnengraben, die sich zu einer bunten Entrails-Schlacht hinreißen lassen. Alle, die von diesem Spuck nicht beeindruckt sind, genehmigen sich das nächste Bier (2,50 €) oder einen legendären Brutz & Brakel-Cocktail (ca. 4 €).

Vor den ersten Klängen von Skalmöld verziehen sich die meisten Headbanger, um neben Bier und Schnaps noch etwas Warmes einzunehmen. Neben Currywurst-Pommes (4 €), asiatischen Nudeln aller Art (5 €), einem ordentlichen Burger(4 €) oder dem grandiosen Spanferkel-Highlight (ab 3,50€ ), zieht das pappige Stück Pizza (ab 3,50 €) eindeutig den Kürzeren! Gut gestärkt schaffen es Skalmöld hingegen, mit ihrem Debütalbum Baldur das Interesse des Publikums zu wecken. Wer jedoch bei dem Song Hefnd auf die Unterstützung von Solstafir-Frontmann Aðalbjörn Tryggvason gehofft hat, wird enttäuscht. Dieses Duett bleibt auf dem PSOA 2012 leider aus. Die Popularität können die Isländer trotzdem sichtbar steigern, was auch heute mehr als deutlich wird und für Freude bei den passenden Musikliebhabern sorgt!

Nach den melodischen Skalmöld gibt es wieder eine Band, die schwer auf die Fresse schlägt: General Surgery! In Weiß gekleidet und mit Kunstblut (jedenfalls hoffe ich, dass es Kunstblut ist) verfeinert, treten die Patho-Grinder auf die Bühne und sind zum Glück nicht so schwerfällig wie mit der Veröffentlichung von CDs: Schnuckelige 18 Jahre hat es gedauert, bis das erste Album auf den Markt geworfen wurde. Zum Glück konnte man bis dato Carcass, The County Medical Examiners oder Haemorrhage genießen, um nur ein paar ähnliche Bands aufzuzählen, aber jedes Patho-Grind-Album hat in meinen Augen die Möglichkeit, eine Bereicherung zu sein und General Surgery ist die erste Band dieser Art, die ich live sehe – und nach diesem Auftritt auch garantiert nicht die letzte! Für den nächsten Auftritt einer solchen Band werde ich mir die Texte ausdrucken und mitnehmen, da diese speziell in diese Richtung einfach dazugehören und leider kaum bis gar nicht zu verstehen sind, erst recht nicht live. General Surgery sind jedenfalls eine geniale Truppe.

Wenn auch musikalisch nicht vergleichbar, bilden Dark Fortress für mich das genau gegenteilige Erlebnis, was Gospel Of The Horns rüberbrachten: Mit Verlaub, es ist furchtbar. Natürlich liegt es nicht am Klang, das Team vom Party.San bringt fast immer eine vorbildliche Leistung. Was die Jungens da musikalisch liefern, enttäuscht mich schwer. Ich bin, seit Azathoth von Dark Fortress gegangen ist, eh kein Fan der Band mehr, der ich bis dahin war, da mit dem Sängerwechsel auch der Stil verändert wurde. Waren Stab Wounds und Seance noch wahnsinnig kreative Scheiben, geben mir Eidolon und Ylem nicht mal ansatzweise das, was mir die erstgenannten Scheiben gaben. Und es kommt natürlich, wie es kommen muss, die alten Scheiben werden schwer vernachlässigt und selbst wenn mal etwas Älteres gespielt wird, sind es, auch wenn das jetzt etwas nach „Diva“ klingt und ich auch weiß, dass das Leben kein Ponyhof ist, nicht die Lieder, die ich mir gewünscht habe. Aber selbst wenn es die gewünschten Lieder wären, so wie das Gespielte rüber kommt, ist es vielleicht sogar besser, dass sie nicht gespielt werden…

Aus New York City haben sich Immolation nach Thüringen aufgemacht, um die zahlreichen Gehörknospen zu beschallen. Die Band aus den Staaten, die seit den späten 80er Jahren ihr Unwesen in der Death Metal-Landschaft verbreitet und nicht ohne Grund 2013 auf dem 70000 Tons Of Metal die Planken biegen wird, kann auch heute vor der Bühne für Bewegung sorgen. 2013 ist zudem ein gutes Stichwort für alle Fans: Ross Dolan verkündet gut gelaunt ein neues Album, welches über Nuclear Blast den Weg in die CD-Regale finden wird. Von dieser unheimlichen guten Laune beflügelt kracht No Jesus No Beast aus dem Jahre 1999 in die Nackenmuskeln, was auch von der Time For Metal-Redaktion für eine muskuläre Trainingseinheit genutzt wird.

Neben jeglichem Metal-Genre der brutalen bzw. schwarzen Seite hat sich auf dem Party.San auch die Form von progressiven und dunkel-rockigen Klängen etabliert, die in diesem Umfang nur selten die Möglichkeit haben, diverse Festival-Slots zu bespielen. Neben dem gestrigen Vallenfrey und Solstafir lassen es nicht nur Iron Lamb und Maligant Tumor morgens atmosphärisch angehen, sondern auch die Finnen Ghost Brigade. Mit Into The Black Light wird der Sonnenuntergang förmlich herbeigesungen, was für Ghost Brigade das „A und O“ darstellt. Im Schummrigen und Düsteren entfalten sich die komplexen Melodien viel besser und zaubern ein Gänsehaut-Feeling auf die Haut. Zwar ist wie noch zuvor bei Immolation weniger los, dennoch sind die Reihen gut gefüllt und es wird von zu Song zu Song immer voller. Neben zaghaftem Klatschen werden die akustischen Leckerbissen wie My Heart Is A Tomb kopfnickend aufgenommen. Eine wunderbare Soundschlacht, die leider viel zu früh zu Ende ist!

Nachdem die aktuelle Scheibe von Nile At The Gate Of Sethu bei Time For Metal die Höchstwertung von 10 Punkten absahnte, bin ich natürlich mehr als gespannt, was die Jungs live zu bieten haben. Die Wertung sehe ich bis heute noch als gerechtfertigt an, der Gesang ist auf der Platte besser als auf den Vorgängern, sodass die Band einfach nur fetzt. Kann die gesangliche Qualitätssteigerung auch live rübergebracht werden? Auch wenn ich den Auftritt nicht mit anderen Nile-Auftritten vergleichen kann, scheint der Gesang ähnlich wie auf der Platte zu sein: Er wirkt nicht so monoton wie auf älteren Platten und wertet den ohnehin schon technisch sehr versierten Auftritt schwer auf. Dank den nicht immer sehr kurzen Liednamen ist es nicht immer ganz leicht, zu verstehen, was als nächstes gespielt wird, was aber nicht viel zur Sache tut, da der Auftritt von vorn bis hinten genial ist. Hier treffen technisches Gespühr auf intelligente und zugängliche Strukturen, absolute Härte auf orientalische Einflüsse und interessante Texte (soweit man dem Gesang folgen kann), was den ganzen Auftritt zu einem Erlebnis macht, das ich nicht missen möchte. Gerne wieder!

Die Super-Headliner Immortal (wie man sie auch bei der Spielzeit von fast zwei Stunden nennen könnte), lassen teuflische Feuerspiele entfachen, die von typischen Mimiken der drei Musiker komplettiert werden. Giftgrünes Licht stachelt Crowdsurfer an, sich über die Hände ganz nah an ihre Idole tragen zu lassen. Mit Solarfall vom Art The Heart Of Winter-Album kann man die Norweger noch am besten beschreiben. Zwischen schnelleren und harten Ausbrüchen findet die Band einen gelungenen Spagat zu melodischen Tiefen, die eine atmosphärische Kälte erzeugen. Der dunklen Macht wird in kleinen Intermezzi unter anderem bei One By One, dem Klassiker Call Of The Wintermoon und At The Heart Of Winter gehuldigt, die allesamt der längsten Spielzeit gerecht werden.


Samstag:

Die Trauer kam beim Ausdrucken der Running Order: Rompeprop müssen absagen. Meine Lieblingspsychopathen haben leider einen erkrankten Schlagzeuger und ich darf weiter der Illusion hinterherlaufen, Porn To Be Wild oder Vaginal Luftwaffe live zu sehen. Aber gut, dann schau ich mir eben Rektal Smegma an, die ohnehin sehr, sehr ähnlich klingen und mit deren Debüt Keep On Smiling eines der lustigsten CD-Cover aller Zeiten veröffentlicht wurde. Natürlich versteht man bei einer solchen Band höchstens die Liednamen, wenn sie angekündigt werden, aber auch die sind egal, es geht hier nur um übelst verzerrte Gitarren und um Gegrunze frisch aus dem Stimmenverzerrer. Eine sehr angenehme Eröffnung des letzten Festivaltages und ein würdiger Ersatz für Rompeprop.

Eine schwedische Band, die es lustig findet, einen auf Mexikaner zu machen – Bei Trash Amigos ist der Name Programm: Alle Bandmitglieder nennen sich „Pedro“ mit unterschiedlichen Nachnamen, laufen in den aus dem Fernsehen bekannten, „typischen“ mexikanischen Klamotten auf der Bühne rum (ja, auch die überdimensionalen Hüte sind dabei), tragen teilweise seltsame Masken und spielen, wer hätte das gedacht, Thrash Metal. Ich hätte mir jetzt noch spanische bzw. mexikanische Lieder gewünscht, aber das wäre dann wohl zu viel des Guten. Aber auch ohne kann die Band mit melodischem Thrash Metal überzeugen. Dafür dass die Band gerade mal zwei Jahre alt ist, spielt sie eine erstaunlich gute Show, man darf sich nur nicht von dem etwas merkwürdig anmutenden Outfits verschrecken lassen. Immer noch besser, als wie Statuen gelangweilt herumzustehen.

Endlich! ENDLICH! Auf Cattle Decapitation habe ich schon so lange gewartet und seit dem neusten Album ist das Warten noch schlimmer geworden. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie man diese Musik live präsentieren soll, technisch gesehen scheint die Band von einem anderen Stern zu kommen und spätestens seit The Harvest Floor ist die Band experimentierfreudiger geworden und hat den Gesang von Travis Ryan auf ein absolut hohes Niveau gehievt, was auf Monolith Of Inhumanity noch einmal gesteigert wurde. Und dann der Schock: Ryan rotzt die Bühne voll! Er wirkt erkältet, davon aber unbeeindruckt und legt dann eine wahnsinnige Show hin! Er muss nur im allerletzten Lied minimale Abstriche machen (der Schrei ist nicht so lang wie auf der CD), ansonsten klingt der abartig geile Gesang 1:1 wie auf CD. Seine Mimik ist ebenfalls abnormal: So psychopathisch wie Ryan habe ich noch keinen Sänger zuvor gucken sehen, er scheint die Bühne zu lieben und weiß sich zu inszenieren. Wenn man auf die anderen Bandmitglieder schaut, erschafft man sich selbst ein Luxusproblem: Wem soll man denn nun hauptsächlich zuschauen? Es macht einfach Spaß, die Finger von Josh Elmore über die Gitarre fliegen zu sehen, während er lässig wirkt und sich nicht gerade wenig dabei bewegt. Das Gleiche gilt für den leider etwas zu leise eingestellten Bassisten, der auf dem gleichen Niveau spielt. Der Schlagzeuger David McGraw bolzt in einer teilweise schon perversen Geschwindigkeit und rundet das Ganze ab. Die Songauswahl ist mehr als gelungen: Es wird ein guter Mix aus Bolz- und Experimentierliedern geboten, was der Show eine großartige Dynamik gibt. Was bin ich froh, dass ich die Band nächste Woche noch einmal live sehen werde. Die erste Reihe ist wieder Pflicht!

Aufgelöst und wiedervereint, allerdings mit der Absicht, nicht so weiterzumachen wie bisher: Wer das Album gehört hat, was nach der Wiedervereinigung von Nocte Obducta aufgenommen wurde, weiß, wovon ich spreche: Mit den grenzgenialen Werken Nektar und Stille hat Verderbnis kaum bis gar nichts mehr gemeinsam, was sehr schade ist. Aber „anders“ bedeutet nicht immer gleich schlechter, man muss sich nur damit arrangieren können, dass das Klangbild komplett umgekrempelt wurde. Was erschwerend hinzu kommt: Aus irgendwelchen Gründen waren Nocte Obducta als EINZIGE Band schlecht abgemischt. Vielleicht liegt es daran, dass ein paar Leute mehr auf der Bühne stehen, die abgemischt werden wollen und die 15 Minuten Umbauzeit, die fast immer auf die Minute genau eingehalten wurden – was auch an dem genialen Schlagzeug-Austausch-System liegt – diesmal nicht gereicht haben. Der Klang wirkt matschig und nach dem viel zu langem Intro vergeht mir die Lust auf die Band, da durch den Klang die Lieder verschwimmen und keine Hörfreude verbreitet wird. Einzig die Aussage, dass die längste Ansage in der Geschichte von Nocte Obductas getätigt wurde, bringt mich zum Schmunzeln, ansonsten war der Auftritt nicht so prickelnd wie ich ihn mir gewünscht habe.

Die Finnen Archgoat haben dieses Jahr ebenfalls die Ehre, auf dem Party.San zu spielen und nachdem ich im Vorfeld in die Studioscheiben (das Review zum Album Heavenly Vulva gibt es hier) reingehört habe, weiß ich nicht so recht, ob das ein Grund zur Freude ist. Wirklich vom Hocker reißt mich weder die Qualität der Aufnahme noch das Songwriting. Live ist es dann doch nicht ganz so schlimm wie vermutet, die Lieder klingen besser als auf Platte, die Band bewegt sich gerade so viel, dass es nicht langweilig ist und spielt souverän ihre Lieder herunter. Nett, aber mehr auch nicht.

Eine kleine Änderung in der Running Order bahnt sich an. Ragnarok sind noch nicht spielbereit, daher steigen Warbringer wie selbstverständlich in die Bresche und übernehmen den Slot der Black Metaler, was auf dem PSOA für Bands und Fans nur ein kleinen Nachteil ergibt, denn nach der Bekanntmachung spricht sich die Neuigkeit schnell herum, dass Ragnarok um zwei Plätze nach hinten verlegt werden. Kaum beeindruckt von der Änderung legen Warbringer auf ihrem vorerst letzten Deutschland Gig los und versuchen, dem Publikum mal gepflegt in den Arsch zu treten. Technisch versiert können die Thrash-Fans begeistert werden, die ihrerseits alles mitbringen, was man für ein Warbringer-Auftritt braucht: Wehende Haare, gestärkte Nackenmuskeln und ein paar gesunde Beine, um den ein oder anderen kleinen CirclePit zu starten.

Erst im direkten Anschluss wird jedoch klar, dass die ähnlich zu Werke gehenden Toxic Holocaust eine Nummer größer sind. Mehr Druck im Sound und agiler rocken die Portländer Thrasher mit War Is Hell den Schlotheimer Acker, der – wie schon im letzten Jahr – nicht nur Anlaufstelle für deutsche Besucher ist, sondern für Metalheads aus Europa und der ganzen Welt. Neben Franzosen und Niederländern tummeln sich Chilenen und man mag es kaum glauben: Metal-Verrückte aus Malaysia, die nur für das Party.San angereist sind und unter anderem bei Toxic Holocaust kräftig feiern.

Besser spät als nie stampfen Ragnarok wütend auf die Bühne. Wer bei der Band an Pagan Metal denkt, dem fliegt spätestens nach den ersten Schlägen in die Saiten das Ohr weg. Roher Black Metal wird mit Corpse-Paint, blutverschmierten Gesichtern und Knochenresten zelebriert. Wer Ragnarok noch nicht auf dem Zettel hat, wird von ihrer Power auf jeden Fall umgehauen – im positiven wie auch im negativen Sinne. Die vereinzelten Thrasher, die sich Toxic Holocaust ansehen wollten, suchen das Weite. Fans der dunklen Kälte hingegen schauen sich zufrieden das Schlachtwerk an. In Nomine Satan kämpft sich z.B. nach allen Regeln der Kunst durch klirrende Gitarren-Äxte, die durch recht simples, aber druckvolles Drumming verstärkt werden. Eine absolut runde Sache, bei der es heißt: „Black Fucking Metal!“

Incantation waren von 1992 – 2006 sehr fleißig und haben regelmäßig neue Platten veröffentlicht, darunter acht Langspieler. Seitdem ist es ruhiger um die Band geworden. Seit sechs Jahren gibt es kein neues Album von den Männern mehr. Was allerdings schade ist, da die Band reinen Death Metal spielt und live für Stimmung sorgt. Aber auch mit dem zwangsweise „nur“ alten Material bringen Incantation die Masse zum Kopfkreisen, obwohl die Musik im Verhältnis zu anderen Death Metal-Bands schwerfälliger wirkt.

Nicht einmal ansatzweise so schwerfällig bewegen sich Insomnium, die den Sonnenuntergang einläuten. Der progressive Death Metal, der gestern noch von Ghost Brigade zur ähnlichen Stunde durch die Boxen drang, wird am heutigen Samstag von den Finnen durch die Mangel genommen. Mit Down With The Sun und Unsung gestartet, halten Insomnium das Niveau bei und spielen eine kurze, aber prägnante Show ihres Könnens. Im schummrigen Dunkel der einsetzenden Nacht kann vor allem Through The Shadows eine bombastische Stimmung hervorrufen, welche nicht ohne Gänsehaut bleiben kann. Für Old School Death und Black Metal- Anhänger dürfte das Ganze als „Mädchenmusik“ zu langweilig sein. Das doch recht interessierte Publikum zeigt jedoch, dass Insomnium – wie schon die ruhigeren Bands zuvor – eine klare Darseinsberechtigung auf dem PSOA besitzen!

Die deutschen Urgesteine Tankard rund um den äußerst sympathischen und authentischen Frontmann Gerre veröffentlichen nun schon seit 20 Jahren, so zuverlässig wie ein Uhrwerk, neue Alben und fast schon in beängstigender Weise werden die Scheiben immer besser! Der positive Effekt ist, dass man die Band immer wieder mal live genießen kann dass – trotz der mittlerweile durch den Gewichtsverlust von Gerre etwas verloren gegangenen Homoerotik, die durch die Entblößung seines Bauches immer wieder am Knistern war – die Lieder einfach immer geiler werden. A Girl Called Cerverzia ist einfach mal ein Hammerlied, genau wie der neue Longplayer, der es sensationell auf Platz 32 der Alben-Charts geschafft hat. Ohne alte Klassiker-Rhythmen wie Freibier und Empty Tankard geht eben kein Tankard-Konzert – und das ist auch gut so, liebe Genossen und Genossinen. Prost und Empty Tankard!

Dass keinen Fehler gemacht hat, als man den Schweden von Naglfar den Co-Headlinerposten überlassen hat, wird erst jetzt deutlich. Mit einfach geilem Sound wird die Bühne zum zentralen Punkt eines wahnsinnig bösen Manifestes, was nur durch kurzzeitige Gesangsaussetzer am Anfang gestört wird. Ansonsten haben sich Naglfar in den letzten fünf Jahren Abstinenz nicht verändert. Sänger Kristoffer W. Olivius bleibt einfach eine coole Sau, und zündet mit seiner Ausstrahlung tausendmal mehr als jede Pyrotechnik, die aber noch zusätzlich unter anderem bei The Perpetual Horrors in die recht frische, neun Grad kalte, Nachtluft gefeuert wird. Auch das runderneuerte LineUp ohne Morgan Lie am Bass und Mattias Grahn an den Fellen, weiß, wie man mit Black Metal beeindrucken kann und das die Band Immortal in nichts nachsteht. Wer Nagfar verpasst hat, kann sich echt in den Arsch beißen oder nutzt die Chance, die Band schnellstmöglich live zu sehen zu bekommen!

Eine der bekanntesten Bands Polens überhaupt, Behemoth, hat die Ehre, das Party.San zu beenden: Als letzte Band am letzten Tag dürfen die Anwesenden eine knappe Stunde lang den zur neuen Kraft gekommenen und darüber auch sehr glücklich wirkenden Nergal beobachten, der trotz schwerer Krankheit fitter denn je wirkt. Behemoth gehört zu den wenigen Bands, die sich im Laufe ihrer Karriere musikalisch stark entwickelt haben, ohne dabei uninteressant zu werden. Jedes Album barg bisher interessante Neuerungen und brachte ihnen zurecht die Aufmerksamkeit, die sie bisher erhielten. Auch das Publikum ist scheinbar angetan von der Show: Eigentlich sollte an dieser Stelle Glen Benton mit seiner Band Deicide spielen, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Band eine solche Stimmung hätte schaffen können. Glück im Unglück eben. Auch auf alte Lieder wird nicht verzichtet, so greifen Behemoth auch Stücke wie Moonspell Rites auf und hüllen sie in ein neues Gewand, ohne sie dabei zu verfremden. Der Mikrofonständer von Nergal ist wie immer ein echter Blickfang und sticht aus dem ohnehin aufwändigen Outfit der Band hervor. Klangtechnisch hat man sich für den Headliner noch einmal ins Zeug gelegt und die fünf Minuten, die jeder Headliner mehr hat, um aufzubauen, wieder einmal sinnvoll genutzt, was den Liedern natürlich zu Gute kommt. Um 01:00 Uhr ist es dann leider auch schon wieder vorbei: Das Party.San ist beendet und es darf gehofft werden, dass im nächsten Jahr ein ähnlich starkes Billing erschaffen wird.

Ein Einstellungsmerkmal für das PSOA ist die Entscheidung, sich auf eine einzige Bühne zu fokussieren. Dadurch verpasst keiner eine Band, die er sehen möchte, da Überschneidungen ausgeschlossen sind. Doch dieser Luxus wird in diesem Jahr zum ersten Mal nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Was ist passiert? Die Entwicklung entsprang aus der Not im letzten Jahr: Die Mainstage gab ihren Geist auf – militante Christen (wie die Betreiber von kreuz.net) würden es, falls sie davon wüssten, garantiert als eine Intervention Gottes bezeichnen, ich persönlich präferiere die Aussage „Auch Kinder sterben“ – es ist einfach Pech. Da der Umzug ins Zelt aber wunderbar funktionierte (ob Satan den Metalfans da half?), entschied man sich, dieses Jahr das rettende Zelt als Plattform für Newcomerbands zu verwenden. Die Gefahr, dass zwei geliebte Bands gleichzeitig spielen, tendiert gegen Null, denn die Newcomer dürfen immer dann spielen, wenn auf der Mainstage umgebaut wird. Da diese Umbauphase aber nur sehr kurz ist, schneiden die jungen Bands die Mainstage minimal. So hat jeder Besucher die Möglichkeit, ohne Verluste in die Newcomer reinzuhören und bei Gefallen einfach ein paar Minuten vom Auftritt auf der Mainstage zu verpassen. Ein geniales System, von dem sich die Konkurrenz ein paar Scheiben abschneiden kann! Ich persönlich würde es begrüßen, wenn dieses System ausgebaut und auch schon donnerstags angeboten werden würde, so haben mehr unbekannte Bands eine Chance, sich zu präsentieren. Je differenzierter der Metalhead bei der Wahl der Bands, die er hört, ist, desto hochwertiger werden die Billings in den folgenden Jahren. Ein Teufelskreis der positiven Art!


Fazit Rene: Wieder einmal hat das Party.San gezeigt, dass ein gut organisiertes Metal Open Air der harten Extremen mit ordentlichen Sanitäranlagen und angemessen fairen Preisen für Speis und Trank keine Wunschvorstellung sein muss. Genau nach diesem Konzept arbeitet das Open Air seit Jahren und jeder Dauergast weiß dies zu schätzen. Die eigentlich noch neue Location Schlotheim hat Bad Berka schon fast völlig in die hintere Ecke des Gedächtnisses verdrängt, was an einer einfach festivaltauglichen Location liegt. Schönes Wetter ohne Regen kommt der Veranstaltung außerdem zu Gute. Wer läuft schon gerne drei Tage lang nass herum. Einzig und allein ein bis zwei Stunden Anreisestau kann dem einen oder anderen Fahrer etwas an den Nerven gezehrt haben, während die Mitfahrer in der Schlange schon das ein oder andere Bier gezischt haben. Über besondere Leistungen einzelner Bands zu sprechen, wäre müßig, alle Kombos haben ihr Bestes gezeigt, totale Ausfälle gab es keine und das ist Grund genug zufrieden zu sein!


Fazit Gordon: Mein erstes Party.San ist mittlerweile zu Ende und ich weiß eins genau: Es war nicht mein letztes! Positiv hervorheben möchte ich die Logistik, die das Zelten wirklich angenehm gestaltete: Eine geniale Anordnung der Autos hielt einen am Tag der Abreise nicht unnötig fest, es gab genügend – und vor allem saubere – Sanitäranlagen, gute Merchandisestände, faire Preise für Nahrungsmittel und natürlich einen guten Austragungsort für ein Festival. Die Leute vor Ort waren, verglichen mit anderen Festivals, überdurchschnittlich sympathisch. Die Entscheidung, sich auf eine Hauptbühne festzulegen, war genial, da es trotzdem immer nur 15 Minuten Pause zwischen den einzelnen Bands gab – ein durchdachtes Aufbausystem sei Dank! Ein meistens genialer Klang und eine geschickte Wahl der Bands und eine intelligente Running Order rundeten das ganze Erlebnis ab. Wer ein gutes Festival erleben möchte, kann beim Party.San nichts falsch machen. Wenn man im nächsten Jahr den Einlass am Tag der Anreise auf den Campingplatz noch verbessert, kann man das Party.San durchaus als perfekt bezeichnen!


Fazit Arkona: Nach holprigem Start durch technische Probleme von Dead Congregation nahm das PSOA erst richtig Fahrt auf! Die organisatorischen Voraussetzungen waren – bis auf den Einlass – hervorragend. Besonders ausgezeichnet wird das Festival durch die entspannte, lockere Atmosphäre, das gut geschulte Security-Team und vernünftige Preisen in allen Belangen. Ein Besuch bei Brutz & Brakel ist hierbei ein Muss, die mit freundlichen Small Talk jeden für sich gewinnen. Musikalische Highlights des Donnerstags waren für mich die Black Metaler Nifelheim und die Isländer Solstafir. Freitags überzeugte die gelungene Abwechslung im Billing und der 105minütige Auftritt der Black Metal Urgesteine Immortal. Samstag konnte man sich getrost alle Black Metal-Kapellen ansehen, die mit Tankard eine bomben Show ablieferten! Zum Wetter kann sich ebenfalls nicht beschwert werden – Petrus meinte es 2012 sehr gut mit uns: Einzige Verluste sind höchstens einige Sonnenbrände!