Psychonaut 4 – Neurasthenia

“Pandoras unerschöpfliche Ader der Kreativität“

Artist: Psychonaut 4

Herkunft: Georgien

Album: Neurasthenia

Spiellänge: 72:59 Minuten

Genre: Black Metal/Depressive Rock

Release: 07.10.2016

Label: Talheim Records

Link: http://www.facebook.com/pages/Psychonaut-4/130368643662027

Bandmitglieder:

Gesang – Graf von Baphomet
Gitarre – Glixxx
Gitarre – Drifter
Gitarre – S.D. Ramirez
Bassgitarre – Alex Menabde
Schlagzeug – Nepho

Tracklist:

  1. Prologue
  2. Death Is A Form Of Art
  3. Sweet Decadance
  4. Total Leaning To Madness
  5. Bad t.Rip
  6. Song Written In Paris
  7. Sleeping Pills Suck
  8. Hangover
  9. Too Late To Call An Ambulance
  10. Thoughts Of Death

Psychonaut 4 - Neurasthenia

Erst letztens fragte ich mich, was eigentlich aus Ravenlord geworden ist, nachdem 2012 seine Band aufgelöst wurde. Erfreulicherweise stellte ich fest, dass das ehemalige Soloprojekt Sapaudia ihn aufgenommen hat. Auf deren zweitem Werk, Sainte Nuit, ist er nun zu hören. Was an sich schon sehr interessant ist, wird noch interessanter, wenn man sich im gleichen Atemzug fragt, warum die Arbeitstiere von Psychonaut 4 noch nichts in diesem Jahr veröffentlicht haben, gab es doch seit der Gründung jedes Jahr etwas zu hören, manchmal sogar zweimal. Und siehe da, Frontmann Graf von Baphomet ist dem Projekt kurzfristig mal fremdgegangen und hat das Lied Я очень хочу забыть auf dem genannten Werk von Sapaudia eingesungen. Ein Lied war mir an der Stelle nicht genug, weshalb ich, nachdem ich sehr glücklich darüber war, die beiden Ausnahmesänger auf einem Album zu hören, noch glücklicher wurde, als ich las, dass Psychonaut 4 Mitte Oktober Neurasthenia veröffentlichen würden. Nachdem ich über die letzten Jahre fast jedes Lied von der Band in mich aufgesogen habe, gefiel mir die Ausrichtung auf dem Vorgänger Dipsomania nicht ganz so gut wie das, was bisher veröffentlicht wurde. Die stärksten Lieder befanden sich zu dem Zeitpunkt tatsächlich auf den Split-CDs.

Doch die Band kann auch Langspieler. Erfrischend ist, dass hier erneut kein „mehr vom Gleichen“ produziert wird, auch wenn man das natürlich beim Querhören vermuten könnte. Have A Nice Trip, das Erstlingswerk, unterschied sich vor allem in seiner Gänze stark von Dipsomania und auch Neurasthenia ist leicht von den anderen Veröffentlichungen zu unterscheiden.

Deutlichstes Merkmal sind die nochmals gestiegenen Spielzeiten der einzelnen Lieder. Nervt das gerade beim Prologue, weil beim Auftakt nicht wirklich viel passiert, resultiert die längere Spielzeit in noch ausgeklügelteren, noch komplexeren Liedern, die zwar immer noch von Lifelover geprägt sind, aber ihre eigene Handschrift tragen.

Für den westlichen Zuhörer ist das Album aus textlicher Sicht ein Fortschritt, da man dieses Mal hauptsächlich auf Englisch textet. Psychonaut 4 dichtet zwar nicht in Hochlyrik, unterhaltsam und packend sind die Texte dann aber doch. Schön ist, dass die Band das Liedschreiben an die Kompositionen der Lieder koppelt, kaum eine Band beherrscht die Lautmalerei so wie Psychonaut 4. Besonders deutlich wird dies bei Bad t.Rip, wenn das erzählerische Ich während eines Drogentrips sich selber im Grab liegen sieht und das an Lied an dieser Stelle fast komplett einbricht, bevor der Erzähler sich in einem in rasender musikalischer Untermalung endenden Finale das Leben nimmt, um dem Anblick seines toten Körpers zu entkommen.

Schade ist, dass das letzte Lied dieses Mal kein „Speziallied“ in Form von ყლე oder dem klargesungenen Personal Forest ist. Aber damit kann man gut leben.

Fazit: Auch sechs Jahre nach der Gründung leben noch alle Mitglieder, nur die Musik wird immer ausgefeilter und macht der Bezeichnung Black Metal/Depressive Rock alle Ehre. Nachdem ich ein wenig besorgt war, dass die Band mit dem Vorgänger Dipsomania in die falsche Richtung gehen könnte, waren die Sorgen umsonst. Psychonaut 4 heben mit Neurasthenia die Band auf ein neues Niveau, das hoffentlich in den folgenden Veröffentlichungen mindestens gehalten, wenn nicht sogar weiter erhöht wird. Diese Veröffentlichung wird sich noch lange in meinem Kopf halten.

Anspieltipps: Sweet Decadance, Bad t.Rip
Gordon E.
9.5
Leser Bewertung3 Bewertungen
8
9.5