Seether & Support am 06.10. im Backstage, München

“Musikalisch grandios“

Headliner: Seether

Vorbands: Sons Of Texas, LTNT

Ort: Backstage Werk, München

Datum: 06.10.2017

Kosten: VVK 32,55 € (ausverkauft)

Genre: Post-Grunge, Alternative Metal, Hard Rock

Besucher: ca. 2000

Veranstalter: x-why-z Konzertagentur GmbH & Co. KG

Link: https://www.muenchenticket.de/guide/tickets/15o36/Seether.html

Setliste Seether:

  1. Stoke The Fire
  2. Gasoline
  3. Truth
  4. My Disaster
  5. Nobody Praying For Me
  6. Rise Above This
  7. Country Song
  8. Fine Again
  9. Words As Weapons
  10. Broken
  11. Let You Down
  12. Fake It
  13. Betray And Degrade
  14. Remedy

Die US-Rock-Band Seether kann auf eine 15-jährige Bandgeschichte und Karriere zurückblicken. Das letzte Mal in Deutschland im Jahre 2015, kommt die Gruppe nun wieder für 6 Termine ins Land. Dieses Mal haben sie das neue Album Poison The Parish, welches im Mai veröffentlicht wurde, mit im Gepäck sowie mit Sons of Texas und LTNT zwei Support Bands, die sich durchaus bereits einen Namen machen konnten. Reicht dieses Package für einen grandiosen Abend?

Das Konzert im Backstage Werk in München war bereits vor Beginn ausverkauft. So konnte man als Besucher bereits mit einer gewissen Fülle rechnen, die sich auch durch eine etwas lange Schlange direkt bemerkbar macht. Etwas verwirrend zusätzlich, dass sich dabei Zwei bilden und man quasi die Qual der Wahl hat. Der Einlass geht aber, wie üblich beim Backstage, schnell über die Bühne. Man kann sich bei dieser Location einfach darauf verlassen, dass alles ohne große Warterei oder Probleme ablaufen wird. Kaum drin, füllt sich der Raum recht ordentlich, auch wenn es sich direkt vor der Bühne noch etwas überschaubar verhält. Und früher als gedacht geht es dann auch bereits mit dem Opener des Abends Sons Of Texas los.

Die, wie der Name schon verrät, aus Texas stammende Band bewegt sich vor allem im Hard Rock bzw. Alternative Metal und zeichnet sich sofort durch ihre Bühnenbewegung aus. Hier wird ordentlich jede Ecke mal besucht und auch während der Songs zwischen den Bandmitgliedern der eine oder andere Scherz getrieben. Man merkt der Band deutlich an, dass sie mehr als Spaß hat und den Auftritt genießt. Das etwas kurze Set erscheint dabei sehr vielseitig, da die Songs sich nicht unbedingt gleichen und man somit als Neuzuhörer verschiedene Seiten der Band gezeigt bekommt – wunderbar für einen Opener des Abends. Das Publikum geht mit, wenn auch noch die typische „Opener Ruhe“ vorherrscht und eher zustimmendes Kopfschwingen bzw. Kopfnicken die Bewegung im Publikum ausmacht. Sons Of Texas schaffen es jedoch, vor allem mit ihrem wirklich qualitativen und klaren Sound den Abend gebührend zu eröffnen.

Nach einer kurzen Umbaupause geht es direkt mit Support Nummer Zwei weiter: LTNT ist ein Trio aus London, England, welches sich im Alternative Rock bewegt und bereits vor dem ersten Ton für Schmunzler im Publikum sorgt: Als Bühnenoutfit wählt die Band lange, weiße Nachthemden, welche man wohl eher von der Großmutter als von einer Band gewohnt ist. Ob dies als Requisite dient, ein modisches Statement sein soll oder aber einfach der Bequemlichkeit dient, wird dabei nicht sonderlich aufgelöst. Dennoch bleiben LTNT schon allein deswegen fast etwas stärker im Gedächtnis. Insgesamt wirkt das Trio etwas fokussierter als Sons Of Texas zuvor, welche vor allem viel Bewegung und Spielereien auf der Bühne hatten. LTNT spielen ihr Set fokussiert und irgendwie bekommt man einen gewissen Foo Fighters Vibe, vor allem weil auch hier der Gesang von überragend guter Qualität ist. Zwischen den Songs redet die Band kaum, nur das stetige „There is a ghost in my room!“ wird wiederholt, bevor der nächste Song anfängt. Was es genau damit auf sich hat, klärt sich nicht wirklich auf, passt aber zu den in Nachthemden irre wirkenden Bandmitgliedern und verstärkt die Bühnenpräsenz ungemein. Die Songs von LTNT sind dabei etwas zu gleichbleibend, um vollkommen musikalisch zu überzeugen. Vom Auftritt her scheinen die Jungs aber zu wissen, was sie tun.

Auch die Umbaupause zwischen LTNT und dem Headliner des Abends Seether verhält sich positiv kurz und der Star des Abends wird mit sehr viel Jubel begrüßt. Seether nehmen sofort die ganze Bühne ein, ohne dabei eigentlich groß während des Sets Bewegung auf eben dieser stattfinden zu lassen. Einige Platzwechsel und ihre starke Präsenz reichen vollkommen aus, um die Zuhörer zu bannen. Vor allem John Humphrey am Schlagzeug fällt dann doch durch seinen Elan, aber vor allem durch seine fliegenden Haare etwas auf – da muss wohl irgendwo ein kleiner Ventilator platziert worden sein für diesen schönen Haarschwung, was etwas belustigend wirkt. Das Set von Seether ist dabei gefüllt von Klassikern – ob nun Broken oder auch Country Song, die Zuschauer singen bei fast jedem Song sofort mit und geraten ins Jubeln. Und natürlich dauert es auch nicht lange, bis sich der Mosh Pit des Abends bildet und sich bis zum Ende des Sets auch nicht wieder auflöst. Ähnlich wie zuvor LTNT, zeigen sich Seether sehr fokussiert, auch zwischen den Songs gibt es kaum Pausen und auch große Ansagen oder Reden finden nicht statt, im Gegenteil: Die Band verzichtet fast gänzlich darauf groß mit dem Publikum zu interagieren oder ein paar Worte, statt Musik sprechen zu lassen. Eine Tatsache, die normalerweise eher positiv ist, dennoch erscheinen Seether fast ein wenig distanziert und ein bisschen mehr Einblick in die Persönlichkeiten hinter der Musik würde man sich vielleicht wünschen. Auch auf eine Zugabe verzichtet die Gruppe – ihr Set ist aber auch lang genug und wirkt durch das fokussierte „Durchspielen“ genaustens geplant und abgestimmt, so wie es bei „Alten Hasen“ eben üblich ist. Die musikalische Leistung, sowohl instrumental als auch gesanglich, ist dabei mehr als grandios und definitiv eine der Besten, die ich bisher im Backstage gesehen hab.

Der Abend kann also als voller Erfolg beschrieben werden: Mit Sons Of Texas und LTNT waren zwei Bands mit im Gepäck, welche klar wussten, wie sie sich dem Publikum am besten präsentieren und dabei selbst wie ihre eigenen Headliner wirkten. Auch musikalisch variierten sie genau richtig, um eine gewisse Abwechslung in den Abend zu bringen. Seether strahlte durch eine grandiose, musikalische Performance, ebenso wie ein schön ausgewähltes Set, welches die Band von der besten Seite zeigte. Durch den ausverkauften Raum gab es mehr als genug Bewegung und keiner ging wohl unzufrieden an diesem Abend nach Hause. Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich die Rocker vielleicht nicht unbedingt wieder zwei Jahre Zeit lassen bis zum nächsten Tourbesuch.