Mastodon – Cold Dark Place EP

“Eine EP als kleine Parallelwelt“

Artist: Mastodon

Herkunft: Atlanta, Georgia, USA

Album: Cold Dark Place EP

Spiellänge: 21:51 Minuten

Genre: Stoner, Progressive Rock/Metal

Release: 22. Oktober 2017

Label: Reprise Records/Warner Bros. Records

Link: http://www.mastodonrocks.com

Produktion: 

  • The Quarry Recording Studio, Kennesaw, Georgia, USA von Brendan O’Brien (Toe To Toes) 
  • Rock Falcon Studios, Franklin, Tennessee, USA von Nick Raskulinecz (North Side Start, Blue Walsh, Cold Dark Place)

Bandmitglieder:

Vocals, Bass – Troy Sanders
Gitarre, Vocals – Brent Hinds
Gitarre – Bill Kelliher
Drums, Vocals – Brann Dailor

Tracklist:

  1. North Side Star
  2. Blue Walsh
  3. Toe To Toes
  4. Cold Dark Place


Nur gut ein halbes Jahr nach ihrem achten Studioalbum Emperor Of Sand erfreuen die US-Amerikaner Mastodon uns mit neuem Output. Entgegen erster Spekulationen handelt es sich dabei nicht um ein full-length Album, sondern um eine EP mit vier Songs, die auf den Namen Cold Dark Place hört. Drei der Songs stammen dabei aus den Sessions zum 2014er Album Once More Round The Sun, ein Song aus den Sessions zu Emperor Of Sand. Anders als die meisten Kreationen von Mastodon ist Cold Dark Place keine gemeinsame Schöpfung der vier Bandmitglieder. Die Songs sind fast ausschließlich von Gitarrist und Sänger Brent Hinds geschrieben und unterscheiden sich stilistisch von den sonstigen Werken der Band.

Die neueren Alben der Band haben sich, im Vergleich zum klassischen Stoner-Metal der Remission– (2002) oder Leviathan-Tage (2004), zwar schon länger zu einem komplexeren und progressiveren Stil entwickelt, diese EP treibt das ganze allerdings noch einmal auf die Spitze. Das ist vermutlich auch der Grund, warum die Songs es nicht auf die Alben geschafft haben. Mit dieser Art der Veröffentlichung besitzt Cold Dark Place ein Alleinstellungsmerkmal und lässt sich besser vom Rest der Diskographie abgrenzen. Mastodon verstanden es bereits auf Emperor Of Sand eine verträumte und fantastische Atmosphäre zu schaffen, die vier Songs auf dieser Platte stoßen diesbezüglich nochmal in andere Dimensionen vor. Es handelt sich vornehmlich um ruhige Stücke, die von einer vielfältigen, abwechslungsreichen und verspielten Instrumentalisierung leben. Hier wurde vor keinem Experiment zurückgeschreckt, was allerdings auch bedeutet, dass die Mastodon-typischen Riffs in den Hintergrund gerückt sind.

Der erste Song der EP ist mit North Side Star betitelt und konfrontiert den Hörer direkt damit, was ihn auf Cold Dark Place erwartet. Synthesizer und Akustik-Gitarren, die teilweise orientalisch, teilweise mittelalterlich angehauchte Atmosphären schaffen, prägen das Klangbild. Die Vocals dazu klingen ähnlich verträumt und nach Trance, was durch ein Overload an Harmonien nochmal unterstützt wird. Erst nach gut drei Minuten setzen verzerrte Gitarren ein und geben endlich ein gewohntes, modernes Mastodon-Lick zum Besten, das in ein 2 Minuten Solo/Outro mit gesanglicher Untermalung mündet. Hier hat die Band gerade noch einmal die Kurve gekriegt. Positiv sind auch der abwechslungsreiche Gesang, der wie immer von allen Bandmitgliedern interpretiert wird und Schlagzeuger Brann Dailor, der sein gewohnt hyperaktives Drumming beibehält und wie immer mit einem Haufen Percussion untermalt. Gerade die perkussiven Parts passen exzellent zur Stimmung der EP. Der zweite Track Blue Walsh weicht nicht ganz so stark vom sonstigen Muster eines Mastodon Songs ab und vor Allem der poppige Refrain könnte, ohne große Verwunderung hervorzurufen, auf Once More Round The Sun zu finden sein. Toe To Toes, der einzige Song, der aus den Emperor Of Sand-Sessions stammt, ist die erste Veröffentlichung zur Cold Dark Place und hier gelingt der Band der Spagat zwischen verträumter Stimmung der EP und typischem Mastodon-Sound am Besten. Ein melodischer Refrain, ein einprägsames Mainriff, das trotzdem eine gewisse Komplexität aufweist, abwechslungsreiche Vocals und zum Ende hin sogar ein Tempowechsel, der eher in den höheren Geschwindigkeiten angesiedelt ist. Insbesondere die Vocals von Gitarrist Brent Hinds wissen zu überzeugen. Die Strophe, die hauptsächlich von Frontmann Troy Sanders gesungen wird, ist ein vertrautes Element, das jedem Mastodon-Fan ein gewohntes Gefühl vermitteln sollte. In die Entstehung des Songs gewährt die Band mit diesem Video traditionsgemäß ein paar visuelle Eindrücke.
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Den Abschluss bildet mit dem Titelsong der EP wieder ein ruhiges und verträumtes Stück, das  in Verbindung mit North Side Star quasi den Kreis schließt. Hervorzuheben ist hier klar das epische 1:20 Gitarrensolo zum Ende des Songs. Wie schon beim ersten Song schafft es die Band mit Cold Dark Place zum Ende noch einmal einen mittelmäßigen Song zu retten.

Fazit: Um Cold Dark Place zu bewerten, muss man sich bewusst sein, mit welcher Erwartung man an die EP geht. Hat man auf ein neues Mastodon-Album mit weniger Songs, aber gleichem Stil gehofft, so muss wird schnell klar, dass die Platte eher enttäuschenden Charakter hat. Die verträumte Atmosphäre ist in vielen Fällen einfach zu viel. Hatte man hingegen keine Erwartungen oder war sich im Klaren darüber, dass es sich bei den Songs vermutlich um experimentelle Stücke handeln würde, die sonst eher nicht auf einem Mastodon Album zu finden wäre, weiß Cold Dark Place zu überzeugen. Die Songs besitzen Songwriting-technische Tiefe und sind in sich sehr Stimmig. Vor Allem Toe To Toes und stellenweise auch Blue Walsh sind gelungene Songs, die vor allem den Hörern Freude bereiten, die vor einem gesunden Maß an Progressivität nicht zurückschrecken.

Anspieltipps: Toe To Toes
Carsten B.
7.8
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