Semblant – Obscura

Nicht wirklich innovativ, aber sehr unterhaltsam

Artist: Semblant

Herkunft: Curitiba, Brasilien

Album: Obscura

Spiellänge: 48:49 Minuten

Genre: Power Metal, Symphonic Metal

Release: 06.05.2020

Label: Frontiers Music

Link: https://www.facebook.com/semblantband/

Bandmitglieder:

Gesang – Mizuho Lin
Gesang – Sergio Mazul
Gitarre – Juliano Ribeiro
Bassgitarre – Johann Piper
Keyboard – J. Augusto
Schlagzeug – Thor Sikora

Tracklist:

  1. Murder Of Crows
  2. Left Behind
  3. Dethrone The Gods, Control The Masters (Legacy Of Blood, Pt. IV)
  4. Mere Shadow
  5. Porcelain
  6. The Hunter, The Hunger (Legacy Of Blood, Pt. V)
  7. Wasteland
  8. Barely Breathing
  9. Wallachia
  10. Daydream Tragedy
  11. Insomnia

Wenn man auf Wikipedia nach brasilianischen Bands sucht, erhält man insgesamt 138 Ergebnisse, und auch Semblant sind dort vertreten. An mir sind sie bislang, im Gegensatz zu Bands wie Angra, Krisiun oder Sepultura, komplett vorbeigegangen. Aber das soll sich ja nun ändern, denn sie wurden in das sehr interessante Künstlerportfolio von Frontiers Music aufgenommen, unter deren Flagge das Album Obscura am 06.05. veröffentlicht werden soll. Es ist der dritte Longplayer von Semblant, und ein Statement von Sänger Sergio Mazul liest sich ja schon mal sehr vielversprechend: „… Besides my doom, gothic, thrash and death influences, I’m a great enthusiast of all kinds of hard rock and heavy metal, having collected a lot of titles released by the label…“.

Im gepflegten Uptempo starten Semblant in das Album. Bei Murder Of Crows zeigt sich dann auch gleich, dass Mizuho weder mit einem Piepsstimmchen noch mit operettenhaftem Gesang daherkommt, sondern eine schöne, kraftvolle Stimme hat. Da muss sich Sergio ziemlich strecken, kann aber auch mit tollem, vor allem variablem Gesang aufwarten. Musikalisch gibt’s Power Metal mit coolen Riffs, schöne Gitarrensoli, geilem Doublebase und irgendwo im Hintergrund wabernden Keyboardklängen, die dem Song ein schönes Volumen verleihen. Ein bisschen schneller und härter wird’s gleich mit Left Behind, und ich finde mich in Nullkommanichts beim gepflegten Headbanging wieder.

Auch in Mere Shadow darf Sergio mal wieder beweisen, wie variabel er mit seiner Stimme arbeiten kann. Da gibt’s sehr schönen Klargesang, auch mal im Duett mit Mizuho, da wird gekreischt und gegrowlt und auch mal geflüstert. Das sehr geile Riff hat sich übrigens mit Widerhaken in meinen Gehörgängen festgesetzt. Musikalisch im Prinzip ansonsten nicht viel anders als Murder Of Crows, aber nach wie vor sehr unterhaltsam. Dann kommt aber auch schon die wohl unausweichliche (Power-)Ballade, wobei man in Porcelaine wieder einmal feststellen darf, wie gut die beiden Gesangsstimmen miteinander harmonieren. Und Semblant haben die Zuckergussschicht auch weggelassen, was dem Song auf jeden Fall guttut.

Direkt an diese Ballade dann dem Gaul gleich die Sporen zu geben und bei The Hunter, The Hunger (Legacy Of Blood, Pt. V) im gestreckten Galopp vorzupreschen, lässt mich dann meinen Finger auch gleich wieder weit weg von der Skip-Taste zurückziehen. Das ruhige Interlude ist für mich persönlich entbehrlich, aber auch zu verschmerzen. Ganz weit weg von der Skip-Taste und eher Richtung Repeat-Taste bin ich bei Wasteland. WAS ein Monstersong!! Sehr progressiv im Midtempo daherstampfend, ist das trotz des Keyboards einer der härtesten Songs des Albums. Und was Sergio hier an Gesangsleistung abliefert, wie er singt, schreit, tobt, growlt und sich sogar problemlos an Dani Filth-Gekreische versucht, ist großartig.

Ihr Pulver haben Semblant dann zwar noch nicht ganz verschossen, und liefern mit dem auch noch leicht progressiven, im Midtempo gehaltenen Barely Breathing wieder mal tolle Riffs und ein wunderbares Solo. Aber auch Wallachia kann das Niveau dann nicht mehr ganz halten. Mit Daydream Tragedy liefern Semblant dann noch eine waschechte Ballade, die allerdings zumindest auch von jeglichem Zuckerguss befreit ist. Der letzte Song Insomnia lässt mich definitiv auch nicht schlaflos zurück, das ist eher 08/15, und die 3:26 Minuten werde ich mir in Zukunft ersparen.

Semblant – Obscura
Fazit
Man könnte natürlich fragen, ob es denn noch eine Power/Symphonic Metalband mit Sängerin und Sänger braucht. Ich freue mich eigentlich eher darüber, dass es neben den ganz großen und etablierten Bands, die mir mittlerweile tatsächlich schon ein wenig zum Hals raushängen, auch mal etwas frischen Wind gibt (wobei das für Semblant wohl eher nicht zutrifft, die gibt's ja schon seit über 10 Jahren, aber ich kannte sie halt nicht). Innerhalb des Genres liefern sie nichts Neues, aber das Album ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, sehr unterhaltsam, und meine Anspieltipps haben ihren Weg in meine Playliste auch schon gefunden.

Anspieltipps: Left Behind, Mere Shadow, The Hunter The Hunger (Legacy Of Blood, Pt. V) und Wasteland
Heike L.
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