Simulacrum – Sky Divided

“Dieses Album braucht Zeit – Aber es lohnt sich!“

Artist: Simulacrum

Herkunft: Turku, Finnland

Album: Sky Divided

Spiellänge: 61:43 Minuten

Genre: Progressive Power Metal

Release: 28.08.2015

Label: Dark Noise Productions

Link: https://www.facebook.com/simulacrumofficial und http://www.simulacrum.fi/

Produktion: Dark Noise Productions von Chrism

Bandmitglieder:

Gesang – Niklas
Gitarre – Solomon
Gitarre – Petri
Bassgitarre – Olli
Keyboard – Chrism
Schlagzeug – Henri

Tracklist:

  1. Timelapse
  2. Behind The Belt Of Orion
  3. Broken
  4. Embrace The Animal Within
  5. Deep In The Trenches
  6. The Abomination
  7. Sky Divided
  8. Enter Hyperion
  9. A New Beginning

Simulacrum - Sky Divided

 

Wenn man sich die Geschichte der Band Simulacrum zu Gemüte führt, kann man eigentlich nur den Hut ziehen bei so viel Hingabe, Ausdauer und Beharrlichkeit. Da das aber hier den Rahmen sprengen würde und auch auf der Homepage der Band nachzulesen ist, nur so viel: Gegründet bereits im Jahr 2000 hat es tatsächlich alles in allem 12 Jahre gedauert, bis das Debütalbum veröffentlicht wurde. Danach hat Simulacrum bereits mit so namhaften Bands wie Seventh Wonder, Machinae Supremacy, Adamantra, Masterstroke und Status Minor die Bühnen geteilt und sich auch damit eine langsam aber stetig wachsende Fanschar erarbeitet. Auch das am 28.08. erschienene zweite Album Sky Divided wurde komplett in Eigenregie produziert, trägt also von den ersten Noten bis zum sehr schön aufgemachten Booklet, das von Jan Yrlund erstellt wurde, komplett die Handschrift der sechs Jungs aus Finnland. Dazu sei gesagt, dass Dark Noise Productions vom Bassisten und vom Keyboarder der Band gegründet wurde und in deren Eigentum befindlich ist.

Als Einfluss haben Simulacrum u. a. die Bands Adagio, Dream Theater und Symphony X genannt, und die Melange aus diesen Bands trifft es schon sehr genau. Man hat das Symphonische von Adagio, das teilweise sehr Verfrickelte von Dream Theater und den Power Metal von Symphony X in beeindruckender Art und Weise zusammengeführt und in dieses wunderbare, aber nicht leicht zugängliche Album gegossen. Die große Klammer, die Thema dieses Albums ist und auch auf dem Booklet sehr schön dargestellt ist, ist die große, weite Welt der Science Fiction.

Das fängt schon mit dem instrumentalen Timelapse an, das einen sofort in die unendlichen Weiten des Weltalls katapultiert. Auch wenn es schon seit Millionen von Jahren besteht, passiert hier doch so viel. Und so läuft es auch in diesem Song. Aber damit ist erst ein kleiner Anfang gemacht, und Simulacrum haben noch so viel zu erzählen.

Ganz weit raus ins Weltall, nämlich Behind The Belt Of Orion, geht es weiter. Bei dieser Hochgeschwindigkeitsgranate zeigt Niklas gleich mal, wie wandlungsfähig seine Stimme ist. Vom leicht opernhaften Gesang, der in schwindelerregende Höhen steigt, bis zum rauen Gesang, der teilweise auch kurz vor Schreien steht, ist alles dabei. Über die technischen Fähigkeiten der Instrumentalfraktion muss man sich, wenn man die Biographie der Band gelesen hat, nicht wundern. Aber sie ist mächtig beeindruckend, und wo, wenn nicht bei diesem Genre, hat ein Keyboard mehr als nur seine Daseinsberechtigung?

Normalerweise mag ich den Klang des Saxophons überhaupt nicht, aber dieser fast schon improvisiert klingende Einsatz bei der folgenden Powerballade Broken hat definitiv was. Auf jeden Fall unterstreicht er die Grundstimmung des Songs (wie der Name schon sagt). Ich liebe es, wie verfrickelt dieser Song ist, alles andere wäre ja auch zu einfach 😀

Zum vierten Song, Embrace The Animal Within, wurde das zweite Video zum Album veröffentlicht, der diesen Song sehr gekonnt visuell umsetzt. Stilistisch kann man dieses Lied mit Behind The Belt Of Orion vergleichen, zumindest was die Geschwindigkeit angeht. Hier merkt man an manchen Stellen auch besonders deutlich, welche Sorgfalt beim gesamten Produktionsprozess verwandt wurde. Von rechts kommt ziemlich verspielt das Keyboard, links krachen die Gitarren aus den Boxen.

Mit Deep In The Trenches wird dann zunächst mal ein Härtegrad zugelegt. Das fängt mit den sehr geilen Gitarrenriffs an, die auch durch den wieder sehr verspielten Einsatz des Keyboards nicht an Härte verlieren. Von jetzt auf gleich gibt es großes Orchester, und es wird ziemlich opulent, fast schon theatralisch.

Abgesehen vom ersten Song hatten bislang alle Stücke eine durchschnittliche Spielzeit von fünf Minuten. Das ändert sich jetzt aber mit dem ersten von zwei episch langen Stücken, nämlich The Abomination, was übrigens übersetzt „die Abscheu, die Scheußlichkeit“ heißt. Die Spielzeit von knapp 11 Minuten lässt schon mal an Dream Theater denken, und auch die Struktur des Songs ist nicht ganz so einfach. Eben noch relativ eingängig, ich fange leicht an, zu headbangen, gibt es plötzlich einen der vielen Rhythmuswechsel und ein Keyboard-Solo, das mich sofort an Jordan Rudess denken lässt, der hier sicherlich auch seinen Spaß hätte. Ich habe jedenfalls definitiv meinen Spaß an dem ellenlangen Instrumentalpart, so kann man mal in Ruhe die Fertigkeiten der Instrumentalfraktion genießen.

Zum Titelstück Sky Divided wurde das erste Video veröffentlicht. Der Himmel wird auseinandergerissen, Welten kollidieren, und diese Stimmung vermittelt der Song. Genau zu diesem Song das erste Video zu veröffentlichen, war definitiv die richtige Entscheidung, denn er steht für das, was Simulacrum ausmacht, ohne allzu verfrickelt zu sein. Kraftvoll und energiegeladen, sehr intelligent gesetzte Tempo- und Rhythmuswechsel, miteinander harmonierende Instrumente, und das alles zusammengehalten von Niklas‚ Gesang.

Bei Enter Hyperion wird dann wieder das Gaspedal durchgetreten, der Refrain ist Power Metal pur, da muss Henri am Schlagzeug noch mal Höchstleistung abliefern. Und wieder mal Keyboard-Einsätze, die bei Jordan Rudess ein Grinsen auf das Gesicht zaubern würden. Ich sage mal, dies ist der eingängigste Song auf dem Album.

Ich weiß nicht, wie die Jungs von Simulacrum das hinbekommen, aber schon der Anfang vom letzten und auch längsten Song A New Beginning klingt genauso, wie der Name schon sagt. Das lange instrumentale Intro im Uptempo ein wenig an Dream Theater erinnernd und auch ein wenig retro, aber nicht altbacken sondern frisch und unverbraucht. Mit Einsatz des Gesangs wird dann zunächst mal Tempo rausgenommen, aber wie auch schon in den anderen Songs passiert hier wieder so viel, dass man wohl Musik studiert haben muss, um das alles technisch sauber zu beschreiben. Auch mit diesem letzten Song beweisen Simulacrum, dass man diese oben beschriebenen Mischung aus drei bedeutenden Bands durchaus so hinbekommen kann, dass es nicht nur eine wässrige Suppe wird, sondern mit den richtigen Gewürzen ein sehr schmackhafter Eintopf, in dem man immer wieder noch ein leckeres Stückchen findet.

Fazit: Wie habe ich damals eigentlich ohne Facebook neue Bands entdeckt? Plötzlich hatte ich da diese Empfehlung in meinen News, habe mir das Video zum Song Sky Divided angesehen und war sofort hin und weg. Dank der hohen Reaktionsfähigkeit der Band hatte ich dann auch ratzfatz dieses Album zum Review vorliegen (danke noch einmal dafür) und habe mir dann auch nach dem vierten Hören immer noch das Hirn zermartert, was ich eigentlich schreiben kann, dass diesem klasse Album auch nur ansatzweise gerecht wird. Zusammengefasst kann ich eigentlich nur jedem Fan der oben genannten Bands empfehlen, sich sehr viel Zeit zu nehmen und sich auf dieses Album einzulassen. Es lohnt sich definitiv!

Anspieltipps: Embrace The Animal Within, Sky Divided und Enter Hyperion
Heike L.
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