Temple Of Dread – God Of The Godless

Charon erobert mit gottlosen Ostfriesen die Unterwelt

Artist: Temple Of Dread

Herkunft: Deutschland

Album: God Of The Godless

Spiellänge: 42:29 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 04.10.2024

Label: Testimony Records

Link: https://www.facebook.com/TempleofDread/

Bandmitglieder:

Gesang – Jens Finger
Gitarre und Bassgitarre – Markus Bünnemeyer
Schlagzeug – Jörg Uken

Tracklist:

1. Carnage Ritual
2. Spawn Of Filth
3. Black Scream
4. Sacrificial Dawn
5. God Of The Godless
6. Prophetic Misanthropy
7. Monstrosity Divine
8. Terminal Putrefaction
9. Demise Of Olympus

Wir reisen zurück in das Jahr 1989. Im beschaulichen Leer in der Weltmetropole Ostfriesland gründete sich die Band Valhalla. Ein Name, der heute recht oft vorkommt, aber zu der Zeit noch nicht so vergeben war. Musikalisch widmete man sich dem Heavy Metal, aber erfolgreich war man nicht, denn im Jahre 1993 war ohne eine Veröffentlichung Schluss. Warum ich das hier erwähne? Weil ich es kann und weil an den Drums ein gewisser Herr Jörg Uken saß. Wer hätte gedacht, dass dieser junge Typ irgendwann mal ein führendes Studio in Deutschland haben und die Drums bei Temple Of Dread bedienen würde. Da ich bisher alle Alben gereviewt habe, muss man ja mal anders anfangen. Natürlich ist und bleibt Temple Of Dread eine Band aus Spiekeroog. Mastermind Markus Brünnemeyer hat wieder alle Riffs zusammengekratzt, die er sich ja eben mal so aus dem Ärmel schüttelt und haut das fünfte Album heraus. Seit 2017 gibt es die Band nun bereits. Im Jahre 2019 erschien das Debüt. Nur im Jahre 2022 hat der gute Markus somit ausgesetzt. Irgendwas ist ja immer ….

Ansonsten ist auf den ehemaligen Musiker der Band Thrashhammer natürlich Verlass. Das Trio Jens Finger (Slaughterday) am Gesang, Jörg Uken an den Drums und eben Markus ist ein Garant für geilen Scheiß. Da hat sich was gefunden, was zusammengehört und endlich sind sie auch live zu bewundern. Natürlich war ich beim ersten Gig in Vechta dabei und war schwer begeistert, so wie von dem Opener des aktuellen Albums.

Ohne Umschweife beginnt die Vernichtungstour der Ostfriesen. Carnage Ritual ist wahrscheinlich der beste Old School Death Metal Song im Jahre 2024. Klaro, habe ich die ostfriesische Brille auf, aber ich glaube, die wäre definitiv nicht nötig, um diese Aussage zu treffen. Anschlag und gleich ins Uptempo mit einem fetten Riffing. Kurzes Break, wieder Fahrt aufnehmen, Jens lockert sein Goldkehlchen und schreit sich die Seele aus dem Hals. Tempoverschleppung und schon hört man im Hintergrund vor dem geistigen Ohr die Masse mitbrüllen. Carnage Ritual. Welch ein Reviewpart! Das ganze Teil ist auf schön alt gestimmt. Herrlich. Ab ins Midtempo, um dann das Tempo noch weiter zu verringern. Nun schleicht man ein wenig vor sich hin, aber so was von druckvoll. Ein kleines Solo wird hinzugefügt und Stakkato-Riffing läutet den weiteren Verlauf ein. Ein weiteres Solo lockt dem Kritiker hier an den Tasten ein Lächeln aus dem Gesicht. Und dann wieder ab in den Refrainpart, gefolgt von einem wilden Solo, welches es echt in sich hat. Hier wird Spaß noch großgeschrieben. Und dann regieren wieder das Uptempo und die Möglichkeit, mitzuschreien. Carnage Ritual. Geil!

Wer jetzt allerdings denkt, dass man eine weitere, old schoolige Kopie der Band Death bekommt, liegt aber so was von daneben. Markus versucht immer wieder, sich im Rahmen der alten Suppe weiterzuentwickeln. Langsam, aber bangerfreundlich geht es beim Song Spawn Of Filth zur Sache. Hier legt man mehr Wert auf dunkle Gefühle als auf Geschwindigkeit. Das drückt und zwickt absolut in der Magengegend und überzeugt. Kleines slayerlastiges Riffing dazu, bevor man sich dann doch noch dazu entscheidet, den Knüppel herauszuholen. Hier passt wieder alles zusammen. Riffs, Gesang und das Drumming.

Black Scream hat dann die Atmosphäre gefressen. Welch ein traurig schauriges Riffing, welches zu Beginn erklingt und dann schön weiter ausgebaut wird. Das Teil ist natürlich im Endeffekt ein geiler Old School Death Metal Batzen hoch zehn. Jens verändert seinen Gesang ein wenig. Kommt sehr fett rüber. Wie auf dem ganzen Album nimmt einen das Riffing aber absolut mit und die Instrumentenfraktion scheint ein absolut eingespieltes Team zu sein. Macht so was von Laune. Der Song ist Abwechslung pur und man fragt sich immer wieder, woher die Jungs das nehmen. Geht runter wie Öl.

Ach Leute, das macht einfach nur Spaß. Ich hab das Album statt dreimal (wie sonst) fünfmal durchgehört und ich entdecke immer wieder etwas Neues. Aber natürlich auch viel alte Schule, wie zum Beispiel diesen druckvollen Midtempopart bei Sacrificial Dawn. Da möchte man sich doch gleich ein Ostfriesenbräu aufmachen. Auch hier ändert Jens kurz die Stimmlage oder man singt zu zweit, das weiß ich nicht genau. Zumindest klingt das fett.

Und so geht es weiter und weiter. No Filler. Just Killer. Brett.

Markus versucht, sein Songwriting immer weiter zu verbessern und man hat das Gefühl, er agiert im Roggas Johansson Stil. Also morgens aufstehen und Riffs schreiben. Jedes Jahr ein Album herausbringen ist schon riskant, aber wenn solche Alben dabei herauskommen, möchte ich gerne 2025 Album Nummer sechs auf dem Tisch haben.

Wie gesagt, er versucht sich immer weiterzuentwickeln und so hört man auf diesem Album auch einmal andere Töne. Die Burschen zeigen sich härter und aggressiver, aber auch komplexer. Die melodischen Momente sind ein wenig in den Hintergrund geraten und Keyboards wurden nur bei dem kongenialen Song God Of The Godless verwendet. Auch blackmetallische Töne dürfen nicht fehlen.

Neu sind mehr oder weniger die Einflüsse oder die Verwendung von Crust und Punk Elementen. Wie bei Black Scream oder bei dem kurzen Knallersong Prophetic Misanthropy.

Ansonsten funktioniert diese Mischung aus Old School Death Metal und atmosphärischen Klängen wieder einmal hervorragend. Zieht euch nur mal Monstrosity Divine herein.

Textlich durfte sich wieder Frank Albers austoben, der ja schon immer die Texte geschrieben hat. Charon will sich die Macht der Unterwelt von Hades schnappen. Der Bursche hat auch Texte für die Band Asinhell geschrieben, nur so am Rande.

Am Ende gibt man mit Terminal Putrefaction noch einmal richtig Hackengas und lässt das Album mit dem sechsminütigen Song Demise Of Olympus recht atmosphärisch enden.

Temple Of Dread – God Of The Godless
Fazit
Tja, was soll man sagen. Temple Of Dread bleiben auf der Erfolgsspur und haben ihren old schooligen Death Metal weiterentwickelt, ohne an Qualität und Intensität zu verlieren. Das Songwriting ist gradliniger geworden, der melodische Anteil ein wenig zurückgegangen und dafür baut man hier und da crustige Momente mit ein, hat sich aber ansonsten natürlich ganz dem old schooligen Death Metal mit atmosphärischen Klängen verschrieben. Zu den schnellen Sachen kann man sich schön ein Ostfriesenbräu gönnen und zu den atmosphärischen Klängen schön eine Tasse Ostfriesentee. Oder umgekehrt, wie man will. Absolute Kaufpflicht. Da gibt es keine zwei Meinungen.

Anspieltipps: Carnage Ritual und God Of The Godless
Michael E.
9.8
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