Uriah Heep – Living The Dream

“Uriah Heep leben auch nach 49 Jahren noch immer ihren Traum!“

Artist: Uriah Heep

Herkunft: England

Album: Living The Dream

Spiellänge:  52:30 Minuten

Genre: Hard Rock

Release: 14.09.2018

Produziert: Jay Ruston

Label: Frontiers Music

Link: http://www.uriah-heep.com

Bandmitglieder:

Gesang – Bernie Shaw
Gitarre, Gesang – Mick Box
Bass, Gesang – Dave Rimmer
Schlagzeug, Gesang – Russel Gilbrook
Keyboards, Gesang – Phil Lanzon

Tracklist:

  1. Grazed By Heaven
  2. Living The Dream
  3. Take Away My Soul
  4. Knocking At My Door
  5. Rocks In The Road
  6. Watres Flowin‘
  7. It’s All Been Said
  8. Goodby To Innocence
  9. Falling Under Your Spell
  10. Dreams Of Yesteryear

Da ist es nun, Album Nummero 25 der Ur-Hardrocker Uriah Heep. 1969 gegründet und mit ca. 40 Millionen verkauften Tonträgern einer der erfolgreichsten Vertreter des Hard Rock Genres. Wer erinnert sich nicht an Lady In Black, der erfolgreichste Song ihrer Karriere? Dazu haben Generationen eng getanzt und geknutscht. Unvergessen auch die Alben Demons And Wizards, Magician‘s Birthday mit dem epischen Song July Morning oder der schwarzen Live Scheibe von 1973. Nach dieser erfolgreichen Schaffenszeit kam dann Mitte der 70er ein leichter Einbruch. Bassist Gary Thain verstarb geschwächt durch eine Herzmuskelstörung, hervorgerufen durch einen Stromschlag und der kontinuierlichen Zuführung diverser bewusstseinsverändernder Mittel, Sänger David Byron kam mit dem Alkohol nicht klar. Nach einigen in Deutschland erfolgreichen Alben kam Bernie Shaw als Sänger zu Uriah Heep und hat den Platz bis heute. Im Laufe der Jahre entstanden so diverse Platten, die mehr oder minder erfolgreich waren. Gleichgeblieben sind die aber oftmals komplexen Songstrukturen, die eingängigen Melodien, der mehrstimmige Gesang und ein scheinbar unverwüstlicher Gitarrist Mick Box, der die Zügel fest in der Hand hält. Somit lebt Uriah Heep seit je her den Traum eines Musikers, erfolgreich zu sein. Damit trifft zumindest schon einmal der Titel des Albums den Nagel auf den Kopf. Ob das musikalisch hinhaut? Schauen wir mal

Bereits der Opener Grazed By Heaven lässt aufhorchen. Stark Hammond Orgel geprägt geht es flott zur Sache. Bernie Shaw liefert mit seiner ausdrucksstarken unverwechselbaren Stimme die Vocals zu diesem starken ersten Titel. Geht das so weiter, dann wird das ein fettes Stück Musik dieses Genres. Titeltrack Living The Dream ist mit fünfeinhalb Minuten auch eher schon epischer angehaucht. So kommen dann Phil Lanzon und Mick Box zu ihren gekonnten Soli und geben dem Stück etwas Erhabenes. Take Away My Soul, ebenfalls ein Long Track, der aber mit über sechs Minuten nicht der längste auf der Platte ist, überzeugt ebenfalls durch den starken Einsatz von Keyboards und gekonnten Bernie Shaw Vocals. Hier könnte vielleicht ein Ansatz an ganz leichter Kritik entstehen. Die Songs sind bisher sehr stark keylastig. Klar gibt’s Gitarre und eine fette Rhythmusbasis, aber auffällig der verstärkte Einsatz dieses Instrumentes. Wenn Mick Box dann aber mal losgelassen wird, sehe ich ihn bereits vor mir auf der Bühne in seiner unnachahmlichen Art den Gitarrengott beschwörend. Mir gefällt das bisher ausgesprochen gut. Auch die Länge passt zu dieser Musik. Etwas zurück zu den Songs der Siebziger, die auch einen leichten Prog-Einfluss hatten. Das wird hier wiederholt.

Knocking At My Door ist ebenfalls ein flotter Song. Bernie Shaws Gesang, unterstützt durch weitere chorale Stimmen, gibt hier den Ton an. Schöner Refrain mit einem guten Riff. Der Titel Rocks In The Road holpert zunächst genauso, als wenn der Truck über die Steine auf der Straße fahren muss. Nicht mehr ganz so eingängig könnte er auch auf einer der neueren Deep Purple Platten Platz finden. Ab und an hört sich Bernie an wie Ian Gillan in früheren Jahren. Aber im zweiten Teil des Songs wird an die Songs wie July Morning oder Salisbury angeknüpft. Das würde live super als Vorlage für Improvisationen dienen. Dadurch gewinnt der Track ungemein. Nach über acht Minuten endet der Song nach einem Klanggewitter von Mick Box.

Ruhiger wird es nun bei Waters Flowin‘. Akustische Gitarre, Stimme und sonst erstmal nichts. Dann Klavier und mehrstimmiger Gesang. Beim Einsatz der Hammond Orgel entwickelt sich das Stück in eine schöne Mid Tempo Nummer. Auch It’s All Been Said setzt auf Bewährtes. An einigen Stellen an eine Songstruktur von Very Eavy Very Umble erinnernd fährt Uriah Heep ein komplexes Songwriting auf. Es zeigt sich, dass Hard Rock in vielen Teilen mit dem Prog Schnittmengen aufweist. Solche Songs müssen eine gewisse Länge haben, um zu wirken. Das hat geklappt. Das letzte Drittel beginnt mit einem klasse Rock Song. Goodby To Innocence fetzt ab. Schnell und rhythmisch tönt es aus den Kopfhörern. Treibende Drums lassen den Song rasant wirken. Die dazu passenden Orgel-Tupfer verstärken den Eindruck. Das dürfte ein echter Live-Kracher werden. Das vorletzte Stück setzt auf ein ähnliches Muster. Wieder der schöne mehrstimmige Gesang, eine gute Melodie im Refrain und ein klopfender Bass machen das zu einem typischen Uriah Heep Song. Und dann ist das schon fast zu Ende. Dreams Of Yesteryear beschließt die reguläre CD. Was sich da in den letzten fünfeinhalb Minuten entwickelt ist zunächst schwer zu fassen. Wird es eine Ballade oder doch eher ein etwas langsameres Mid Tempo Stück? Ich würde eher zu zweiterem tendieren. Nochmals werden alle typischen Zutaten genommen und in den Topf geworfen. Das, was dann da rauskommt ist nett, aber nicht herausragend. Für ein letztes Stück hätte es etwas schneller sein können. Das merkt man sich eher.

In der Deluxe Ausgabe käme jetzt noch eine alternative Version von Take Away My Soul und eine DVD mit zwei bereits veröffentlichen Vorabtracks und einer Making Of Dokumentation. Natürlich dürfen heutzutage auch unterschiedliche Vinyl-Ausgaben nicht fehlen.

Fazit: Für Fans von Uriah Heep geht an der neuen Scheibe eh kein Weg vorbei. Für alle, die gute Hard Rock Musik im Stile der Siebziger mögen, dürfte das auch unverzichtbar sein. Wer sich mit Uriah Heep noch nicht beschäftigt hat, bekommt hier einen guten ersten Eindruck. Für mich hat die Scheibe alles, was es braucht. Gute Rock Songs, Proganleihen, epische Klänge, toller Gesang, gute Produktion. Einziger, wenn überhaupt, relevanter Kritikpunkt ist die übermächtige Dominanz der Keyboards. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Anspieltipps: Grazed By Heaven, Rocks In The Road, Living The Dream
Kay L.
9.5
Leser Bewertung8 Bewertungen
8.3
9.5