Die deutschen Black-Metal-Urgesteine Mystic Circle veröffentlichten am 31. Oktober 2025 ihr neues Studioalbum Hexenbrand 1486 über ROAR! / Rock Of Angels Records. Bereits einige Wochen zuvor ließen erste Singles und Videos erahnen, dass hier ein thematisch wie atmosphärisch dichtes Werk auf uns zukommt, eines, das historische Finsternis und fast schon cineastische Synth-Arrangements miteinander verbindet. Für mich persönlich hat diese Veröffentlichung auch einen besonderen Stellenwert, denn ich verfolge Mystic Circle bereits seit den späten 90ern, als mir das Album Drachenblut in die Hände fiel. Der (für mich) Übersong Dragonslayer war damals mein Einstieg: hymnisch, düster, melodisch, und seitdem begleitet mich die Band nicht nur als Fan, sondern auch als Redakteur.

Gegründet 1992 von Beelzebub und A. Blackwar, zählten Mystic Circle schnell zur Speerspitze des deutschen Black Metals. Werke wie Infernal Satanic Verses (1999) prägten die Szene nachhaltig, bevor interne Brüche Anfang der 2000er das Ende der ursprünglichen Formation einläuteten.
Das Comeback 2020 überraschte viele (mich eingeschlossen) und die Alben Mystic Circle (2022) und Erzdämon (2023) zeigten, dass sich die Band musikalisch weiterentwickelt hatte und reifer war, ohne ihre Identität zu verlieren. In diesem Jahr erschien zudem die Neuauflage Kriegsgötter MMXXV, die ich im Juni 2025 für Time For Metal besprechen durfte (hier nachzulesen). Mit Hexenbrand 1486 führt das Duo diesen Weg nun konsequent fort.
Das gelungen düstere Artwork stammt von Natalie Ostermaier. Aufgenommen wurde Hexenbrand 1486 unter der Leitung von A. Blackwar und Beelzebub, und für den klaren, druckvollen Mix sowie das Mastering zeichnet sich Nils Lesser verantwortlich.
Hexenhammer, Historie und Härte
Thematisch widmet sich Hexenbrand 1486 dem Malleus Maleficarum von 1486, dem berüchtigten Hexenhammer. Dass Mystic Circle geografisch wie emotional nah an den historischen Schauplätzen stehen, spürt man schon in der enorm dichten Atmosphäre. Der Ton ist ernster, aber nie verkopft; das Album wirkt reflektierter, ohne den typischen Horrorflair der Band zu vernachlässigen.
Musikalisch fällt sofort auf, wie ausgewogen Synths und Gitarren diesmal harmonieren. Die Produktion ist druckvoll, aber nicht überladen. Auch die weiblichen Gastvocals (darunter Sarah Jezebel Deva und Karo Hafke) werten das Album atmosphärisch deutlich auf und passen hervorragend zum historischen Konzept.
Im Bann der Flammen von orchestralen Elementen, über doomige Schwere, bis hin zu düsteren Epilogen
Der Song Luciferian eröffnet das Album mit einer Mischung aus unheilvollen Samples, kantigen Riffs und klassischen Blastbeats. Die orchestralen Elemente sind für mich stimmig eingebettet und geben dem Song eine epische Breite, ohne in Kitsch zu kippen. Das nächste Werk, The Scarlet Queen Of Harlots, zählt für mich zu den Highlights der Platte: romantisch-düstere Klaviermotive, harsche Vocals und ein Gitarrensolo, das nostalgisch an frühen Thrash erinnert. Ein gutes Beispiel dafür, wie ausgereift Mystic Circle heute arrangieren. Mit Boogeyman schlägt die Band eine etwas direktere Richtung ein, ein fast Heavy-Metal-lastiger Track mit starkem Ohrwurmanteil. Textlich vielleicht nicht die tiefste Nummer des Albums, musikalisch aber sehr effektiv.
Ein atmosphärisches Gegengewicht bildet In The Sign Of The Goat, das doomige Schwere, dialogartige Vocals und sakrale Synths kombiniert. Der Song wirkt fast theatralisch, ohne die Linie des Albums zu verlieren. Der Song Ghost Of Whitechapel sticht durch seine erzählerische Struktur hervor. Die Ripper-Thematik ist weder reißerisch noch überladen, sondern durch Klangfarben und Melodik stimmig umgesetzt.
Im späteren Verlauf des Albums wird es mit Blutschande Unzucht Sodomie noch einmal rauer. Der Track ist ein kompromissloser Black-/Death-Metal-Brecher, inklusive einer unerwarteten Synthwave-Passage, die erstaunlich gut funktioniert. Hier zeigen Mystic Circle Mut zur Variation. Den Abschluss formen Institoris und Zeugnis Der Verachtung, ein düsteres Prolog/Epilog-Duo, das den historischen Rahmen der Platte nochmals schärft und das Album atmosphärisch rund abschließt.
Hier geht es für weitere Informationen zu Mystic Circle – Hexenbrand 1486 in unserem Time For Metal Release-Kalender. Das neue Album von Mystic Circle kann über Napalm Records bestellt werden.



