Artist: Attick Demons
Herkunft: Portugal
Album: Daytime Stories… Nightmare Tales
Spiellänge: 49:45 Minuten
Genre: Heavy Metal, NWOTHM
Release: 25.09.2020
Label: Roar! Rock of Angels Records
Links: www.attickdemons.com
https://www.facebook.com/attickdemonsofficial
Bandmitglieder:
Gesang – Artur Almeida
Bass – João Clemente
Gitarre – Nuno Martins
Schlagzeug – Ricardo Oliveira
Gitarre – Dário Antunes
Tracklist:
1. The Contract
2. Make Your Choice
3. Renegade
4. The Revenge Of The Sailor King
5. Hills Of Sadness
6. Headbanger
7. Devil’s Crossroad
8. O Condestavel
9. Running
Erst vor ein paar Tagen haben die Portugiesen Attick Demons das zweite Video zum kommenden Album Daytime Stories… Nightmare Tales veröffentlicht (wir berichteten).
Nun ist es kein großes Geheimnis, dass das Quintett eine Vorliebe für (frühe) Iron Maiden hat und mit Paul Di’Anno auf dem 2010er Album Atlantis dann auch einen nicht ganz unwichtigen (Ex-)Protagonisten der Jungfrauen als Gastsänger an Bord hatte. Einfach mal den Titeltrack anhören.
„I’m not gonna lie, Maiden haven’t released this good new music in a very long time.” – Das ist einer der YouTube-Kommentare zum neuen Videoclip Make Your Choice.
„Iron Maiden 2.0?“ und „Bruce?“ wird dort ebenfalls geschrieben bzw. gefragt.
Nun, wie die eine oder der andere weiß, sind Iron Maiden für mich die größte und wichtigste Heavy Metal Band der Welt. Punkt. Ich war also sehr gespannt auf dieses Album, als ich die Bands und Releases dieses Monats durchgegangen bin.
Zugegeben, bisher sind Attick Demons komplett unter meinem Radar geflogen und ich habe mich erst im Zuge dieses Reviews mit der Band beschäftigt.
Fangen wir doch der Einfachheit halber mit dem neuen Video an:
Der ruhige Mittelteil mit den sanften Keys im Hintergrund, verbunden mit Artur Almeidas Art, die gesungenen Worte auf diese eine bestimmte Dickinson’sche Weise zu betonen, zeigt schon sehr den Bezug zur Insel.
Kurz offtopic:
Es gibt mit Raphael Mendes einen brasilianischen Sänger, der mit seinen Versionen von Aces High oder The Evil That Men Do für offene Münder und Sprachlosigkeit sorgt; einfach mal auf YouTube suchen. Der klingt wie Dickinson in seinen besten Jahren.
Aber gut, zurück zum Video.
7-Saiter sind jetzt auch nicht wirklich oft bei Maiden zu hören, sodass der Sound deutlich moderner und trockener wirkt als bei den großen Vorbildern. Am Anfang klingt es eher nach US-Metal, bis die Strophe dann etwas in Richtung.. ja, ihr könnt es euch denken.. kippt.
Die erste Videoauskopplung und gleichzeitig der Opener des neuen Albums, The Contract, könnte man im Grunde genau so beschreiben.
Eine Mischung aus Metal amerikanischer Prägung und NWOBHM, im Gegensatz zu Make Your Choice aber mit einem schmissigen Refrain versehen und einer schönen Steigerung am Ende.
Generell klingt die Band weitaus moderner als auf den Vorgängeralben. Da wird, wie z.B. bei Renegade, das Riffing deutlich rhythmusbetonter angewandt oder auch mal das Gaspedal mit schöner Doublebass-Unterstützung durchgetreten, was The Revenge Of The Sailor King mit seinem epischen Refrain zu einem ziemlich großen Song werden lässt. Absoluter Anspieltipp und ja… so ein Song auf einem neuen Maiden-Album, das wäre schon groß.
Hills Of Sadness ist die obligatorische Halbballade, die stilistisch auch auf The Chemical Wedding zu finden hätte sein können.
Was soll ich sagen, ich könnte das jetzt für alle Songs so weiterführen.
Irgendwie hat man zumindest vocaltechnisch das meiste schon einmal gehört.
Sei es eine bestimmte Betonung, einen Scream oder das lang gezogene Ende eines Wortes.
Die Instrumentalabteilung arbeitet sich mit breiter Brust und viel Druck durch die neun Songs und lädt nicht selten zum Mitwippen ein.
Was fehlt, ist die Magie. Und hier liegt auch der größte Unterschied zu eben Iron Maiden. Viele Trademarks eines fast jeden Maiden-Albums spiegeln sich auf Daytime Stories… Nightmare Tales wider. Die typischen Gitarrenharmonien, die Tempowechsel, epische Zwischenparts und immer wieder der Gesang.
Doch wenn man sich schon so sehr an seinen großen Idolen orientiert und in manchen Momenten versucht, in diesen überlebensgroßen Fußstapfen in fremden Schuhen zu gehen, dann muss man sich dem direkten Vergleich eben stellen. Hier werden, bis auf im erwähnten The Revenge Of The Sailor King so gut wie keine eigenen großen oder dramatischen Momente geschaffen. Manchmal fühlt es sich so an, als ruhe man sich auf der stilistischen Nähe zu Maiden aus.
Das ist auch alles irgendwie ok und nachvollziehbar, und man kann das Album auch einfach als große Hommage an eine große Band sehen.