Axel Rudi Pell auf „Risen Symbol Tour“ am 22.10.2024 in der Fabrik, Hamburg

Das Uhrwerk rockt die Nation

Event: Axel Rudi Pell – Risen Symbol Tour 2024

Bands: Axel Rudi Pell, Fighter V

Ort: Fabrik Hamburg, Barnerstr. 36, 22765 Hamburg

Datum: 22.10.2024

Kosten: VVK 49,90 €, AK 55 €

Zuschauer: ca. 900

Genre: Hard Rock, Melodic Metal, Melodic Rock, Classic Rock

Links: fabrik.de

Setlist Axel Rudi Pell:

1. Forever Strong
2. Wildest Dreams
3. Strong As A Rock
4. Voodoo Nights
5. Hallelujah (Leonard Cohen Cover)
6. Oceans Of Time
7. Mystica
8. Darkest Hour
9. Carousel
10. The Line
11. Beautiful Day (U2 Cover)
12. The Masquerade Ball / Casbah / Ankhaia (Medley)
13. Fool Fool
14. Rock The Nation

Ein Phänomen in der Rock- und Metal-Musik ist der Gitarrist Axel Rudi Pell. Zuverlässig wie ein Uhrwerk gibt es alle zwei Jahre neues Material und zu dem neuen Material eine neue Tour. Das aktuelle Werk nennt sich Risen Symbol und wurde im Frühjahr veröffentlicht. Logisch, dass im Herbst die passende Tour folgt.

Als Opener sollten eigentlich Everdawn fungieren. Die US-Band musste passen. Dafür sind die Schweizer Fighter V eingesprungen. Die Truppe tummelt sich irgendwo zwischen AOR, Classic Rock und Melodic Rock und passt somit perfekt zu Axel Rudi Pell. Die Hamburger Fabrik ist gut gefüllt, als um 20 Uhr die Lichter ausgehen.

Fighter V – Fabrik, Hamburg – 2024

Fighter V haben zwei Besonderheiten. Da Keyboarder und Drummer sich nicht so gut in Szene setzen können, setzt Licht die Instrumente samt Musiker in Szene. Das Drumset von Bobby Rondinelli steht bereits, sodass Fighter V nur einen Teil der Bühne nutzen können. Drums und Keyboard stehen somit rechts und links, die Saiten und Sänger Emmo Acar agieren in der Bühnenmitte.

Songs wie Can’t Stop The Rock oder Radio Tokyo sind ohrenschmeichelnde Rocker, leicht zu konsumieren, aber genauso schnell wieder aus den Gehörgängen verschwunden. Das Whitesnake-Cover Here I Go Again hinterlässt den stärksten Eindruck und sorgt für eine passable Mitsingquote. Erschwerend kommt hinzu, dass Sänger Acar erkrankt ist. Seine Stimme deckt eine Oktave ab und hört sich stellenweise wie ein krächzender Rabe an. Damit fehlt der Band ein wichtiger Bestandteil der Show. Absagen wollten Fighter V den Gig aber nicht, sodass die Truppe nicht so rüberkommt, wie es mit einem gesunden Vokalisten möglich wäre.

Axel Rudi Pell – Fabrik, Hamburg – 2024

Nach dem Raben folgt die Lerche. Circa eine halbe Stunde dauert die Umbaupause, dann stehen Axel Rudi Pell und seine Mannen auf der Bühne. Hummeln im Hintern hat Sänger Johnny Gioeli, der gleich beim Opener Forever Strong wild gestikulierend über die Bühne flitzt. Der Herr ist nebenher ein echtes Goldkehlchen, nicht nur bei Axel Rudi Pell, sondern auch bei seiner eigentlichen Band Hardline. Die Saiten bearbeiten die ehemaligen Steeler-Kollegen Axel Rudi Pell und Volker Krawczak. Die beiden waren gemeinsam von 1983 bis 1986 bei Steeler aktiv. Dazu gesellt sich Ferdy Dornberg, der unter anderem von Rough Silk oder Taraxacum bekannt sein könnte. Eine weitere Ikone bearbeitet die Felle. Bobby Rondinelli ist unter anderem auf Cross Purposes (Black Sabbath), Difficult To Cure (Rainbow) oder Through The Storm (Riot) zu hören. Der in Deutschland wenig beachtete Axel Rudi Pell genießt international ein viel höheres Ansehen.

Nach dem Opener vom aktuellen Album geht es in die Historie. Wildest Dreams springt ins Jahr 2018 (Knights Call), Strong As A Rock springt 20 Jahre zurück zum Album Kings And Queens und sorgt für den ersten großen Chor des Abends. Die drei Oldies nennen sich heute Carousel, der 1998er Titeltrack Oceans Of Time sowie Fool Fool (Black Moon Pyramid, 1996). Die drei Stücke sind tatsächlich bereits mehr als 25 Jahre alt. Cashbah (Between The Walls, 1994) wird mit zwei weiteren Tracks in einem Medley verwurstelt. Schade, der alte Kracher wäre bestimmt die bessere Wahl gewesen vs. einem eher überflüssigen U2-Cover.

Axel Rudi Pell – Fabrik, Hamburg – 2024

Axel Rudi Pell liefern ein Old-School-Rockkonzert am heutigen Abend. Es gibt genauso ein Drumsolo wie ein Solo von Herrn Dornberg am Keyboard. Den größten Applaus für seine Darbietung erhält Axel Rudi Pell, der einmal mehr zeigt, was für ein herausragender Rockgitarrist er ist. Klar, es lässt sich darüber streiten, ob ein oder zwei Songs anstatt der ganzen Soli nicht einen höheren Mehrwert generieren würden. Wir sehen heute ein Old-School-Rockkonzert. In den 80ern und 90ern waren ausufernde Soli ein normaler Standard. Die Herren liefern insgesamt fast zwei Stunden Programm. So eine Solo-Einlage sorgt auch für eine Kunstpause bei den anderen Protagonisten. Im Vergleich zu manchen jungen Bands, werden Axel Rudi Pell nach einer Stunde erst richtig warm. Da ist so mancher Headliner bereits mit seinem Programm durch.

Viel zu meckern gibt es nicht am heutigen Abend. Sound und Performance von Axel Rudi Pell lassen keine Wünsche offen. Der Zuschauerandrang ist für einen Dienstagabend gut, die Stimmung beim Hauptact ebenfalls. Die Herren lassen sich nicht lumpen und setzen zum Ende den passenden Track. Axel Rudi Pell rocken die Nation. Einige Minuten nach 23 Uhr strömen die Menschen zufrieden aus der Location. Das Uhrwerk hat auch live geliefert.