Event: A Magical Encounter with Demons & Wizards 2019
Headliner: Demons & Wizards
Vorband: Asylum Pyre
Ort: Konzertfabrik Z7, Kraftwerkstr.7, 4133 Pratteln, Schweiz
Datum: 01.06.2019
Kosten: 48,50 CHF VVK, 55,00 CHF AK
Genre: Power Metal, Heavy Metal, Melodic Metal, Modern Power Metal
Besucher: ca. 800
Veranstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch
Link: https://www.facebook.com/events/190249628360297/
Setlisten:
Asylum Pyre:
01. Lullaby For The Clairvoyants
02. One Day (Silence / Part 2: Daydreaming)
03. Lady Ivy
04. These Trees
05. Dearth
06. The Cemetery Road
07. Sex, Drugs And Scars
08. The Silence Of Dreams
09. On First Earth
Demons & Wizards:
01. Chant (Intro)
02. Rites Of Passage
03. Heaven Denies
04. Poor Man`s Crusade
05. Crimson King
06. Loves Tragedy Asunder
07. Burning Times
08. Welcome To Dying
09. Wicked Witch
10. Beneath This Waves
11. Gunslinger
12. Terror Train
13. I Died For You
14. Valhalla
15. Tear Down The Walls
16. Gallows Pole
17. My Last Sunrise
18. Blood On My Hands
19. Fiddler On The Green
Verdamp Lang Her sangen einst die Kölsch Rocker BAP und fast genauso lange ist es her, dass Blind Guardian Sänger Hansi Kürsch und Iced Earth Gitarrist Jon Schaffer zuletzt mit ihrem Demons & Wizards Sideproject auf einer Bühne standen. Dreizehn Jahre nach ihrem letzten Album und neunzehn Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Liveauftritt kehren die beiden nun für ein paar ausgewählte Clubshows und Festivals zurück. Neunzehn lange Jahre brauchte es, bis die längste und beste Männerfreundschaft der Metalszene wieder aktiv werden konnte. Zahlreiche Welttourneen und Albumveröffentlichungen ihrer Hauptbands Blind Guardian und Iced Earth ließen es nicht zu, beide zusammen auf eine Bühne zu kriegen. Doch nun ist es soweit – nachdem sie bereits gestern Abend den ersten Gig in der Garage in Saarbrücken gespielt haben, ist nun heute Abend die Konzertfabrik Z7 im schweizerischen Pratteln an der Reihe. Grund genug, mich wieder einmal über die Grenze zu bewegen, denn man weiß ja nie, ob die nächste Möglichkeit sich vielleicht wieder erst in gut zwanzig Jahren ergibt, Songs wie Blood On My Hands, Heaven Denies oder Fiddler On The Green live zu hören.
Langes Wochenende, Samstagabend, auf der Autobahn ist mal wieder die Hölle los und ich brauche fast zwei Stunden bis Pratteln, wo ich sonst nicht mal eine Stunde brauche. Wenigstens ist ein Parkplatz dann schnell gefunden, doch dann – der Zugang zur Location ist gesperrt, da schon die Bühne für die Z7 Summer Nights aufgebaut wird. Also gut, komplett zurück und von der anderen Seite ran. Ich komme gerade rechtzeitig zum Einlass und bin überrascht, dass noch relativ wenig los ist, vielleicht 100 – 120 Leute sind vor Ort. Gerechnet habe ich mit einem Ausnahmezustand, denn immerhin hat es fast zwanzig Jahre gedauert, bis die Dämonen & Zauberer nun zurückkehren in die Konzertfabrik.
Kurz vor Beginn haben sich dann aber doch ein paar Hundert Metalbegeisterte eingefunden, doch die Allermeisten stehen noch rauchend und Bier trinkend vor der Tür, während drinnen pünktlich um 20:00 Uhr Asylum Pyre aus Frankreich als einzige Supportband des Abends zum Intro Lullaby For The Clairvoyants die Bühne betreten. Der eigentliche Einstieg folgt dann mit dem rockigen One Day (Silence / Part 2: Daydreaming), mit dem die Pariser auch ihr aktuelles Album No4, das im April erschien, eröffnen. Die Stimmen von Sängerin Duprat und Bandleader Cadot passen gut zusammen und der Track hat definitiv Wiedererkennungswert. Vielleicht 150 Fans haben den Weg vor die Bühne gefunden, doch die machen von Beginn an ordentlich Stimmung. Offenbar ist das Quintett in Frankreich recht bekannt und beliebt, denn auffallend viele Franzosen sind gekommen. Ich dagegen habe von der Truppe noch nie gehört, doch sie machen gleich ordentlich Wirbel auf der Bühne und die beiden Gitarristen Johann Cadot und Piere-Emanuel Pèlisson treiben den Sound mächtig an. Frontfrau Ombeline „Oxy“ Duprat ist ein kleiner Bühnenderwisch, sie springt, rennt, bangt und hat mächtig Spaß. Auch das melodische und sehr eingängige Lady Ivy kommt vom aktuellen Output und der Wirbelwind zeigt, dass sie nicht nur rockig, sondern auch einschmeichelnd und betörend kann. Alles in allem kann man das Ganze wohl grob als Modern Power Metal bezeichnen, der mit schönen Melodien, harten Riffs und ausgefeilten Soli besticht. Die Franzosen verstehen ihr Handwerk und wissen, was sie tun, leider ist der Sound nicht ganz top abgemischt, was vor allem Oxys Stimme betrifft, die nicht immer ganz klar aus den Boxen dröhnt. These Trees würde ich fast schon in den Gothic Rock stecken, würden nicht immer wieder poppige Elemente ins Spiel kommen. Dearth dagegen beginnt mit bitterbösen Growls und wird dann mit schnellen, hektischen Gitarrenläufen und einem galoppierenden Schlagzeug vorangetrieben. Ich habe nichts gegen abwechslungsreiche Songs, doch die Franzosen präsentieren hier einen wilden Ritt durch die Genres. Mal haben die Songs einen progressiven Touch, dann dominieren die Gothic Anteile, dann wieder Industrial Elemente, oder Power Metal mit Death Metal Growls. Zwar hat man die verschiedenen Anleihen recht gut integriert, wie auch im folgenden The Cemetery Road, aber etwas weniger in fremden Gefilden wildern hätte den Songs gutgetan. Die französischen Fans in den ersten Reihen feiern die Landsmänner, doch mir fehlt hier irgendwie der rote Faden. „Im nächsten Song geht es um Sex …“, viel weiter kommt die quirlige Sängerin nicht, denn plötzlich wird es mächtig laut im Publikum. Sex, Drugs And Scars ist ein straighter Rocksong mit einem kleinen aber feinen Gitarrensolo. Der Song lädt zum Mitsingen ein und das
tun auch so etliche. Im Original soll dieser Track ein Duett mit Yannis Papadopoulos von Beast In Black sein, muss ich glatt mal reinhören. Auch The Silence Of Dreams lädt mit seinen rhythmischen Gitarren zum Mitrocken ein und holt aus dem Publikum noch einmal alles raus. Mit On First Earth geht nach gut 40 Minuten der Auftritt zu Ende. Die Band bedankt sich überschwänglich und verspricht, gleich am Merch aufzutauchen. Dieses Versprechen wird auch noch während der Umbaupause umgesetzt, doch der Andrang an Fans hält sich ganz arg in Grenzen.
Nach etwa 45 Minuten Umbaupause ist es dann endlich soweit, das Licht geht aus und das Intro Chant läuft an. Das Z7 ist nun recht gut gefüllt, wenn auch nicht, wie erwartet, ausverkauft. Zuerst betreten Blind Guardian / Sinbreed Drummer Fredrik Ehmke, Iced Earth Gitarrist Jon Schaffer, Blind Guardian Bassist Marcus Siepen, Witherfall / Iced Earth Gitarrist Jake Dreyer und After Forever / Ayreon Keyboarder Joost Van Den Broek die Bühne. Die Konzertfabrik rastet aus, schreit, jubelt, pfeift und grölt, doch man ist noch steigerungsfähig, nämlich dann, als zu den ersten Takten von Rites Of Passage Blind Guardian Sänger Hansi Kürsch die Bühne betritt und sofort an den Bühnenrand stürmt. Das Bild ist heute schon ein anderes, denn damals, bei den letzten Konzerten vor neunzehn Jahren, hatten die beiden Strategen Schaffer und Kürsch beide noch lange Haare. Der Blind Guardian Frontmann wirkt auch etwas angespannt, als würden all die Jahre Pause noch schwer auf seinen Schultern lasten und als müsste er sich erst einmal in die Materie hereinfinden. Spätestens aber mit Heaven Denies und Poor Man`s Crusade merkt man, wie die Anspannung der Freude weicht. Als er dann wieder an den Bühnenrand tritt, hat er auch gleich ein paar witzige Sprüche auf Lager, er fragt, wer denn damals, vor neunzehn Jahren, auch schon da war. Ein paar wenige Leute melden sich, Hansi tut verwundert und haut direkt raus: „Und warum seid ihr dann heute auch wieder hier, wir waren doch so richtig scheiße damals?“ Musikalisch ist man dagegen voll auf der Höhe, hier passt alles und auch der Sound dröhnt nun glasklar aus den Boxen. Aber auch die Fans sind super drauf, egal was angestimmt wird, King Crimson, Loves Tragedy Asunder, Burning Times, sofort wird lauthals eingestimmt und gefeiert. Auffällig ist, wie vielschichtig das Publikum heute ist. Trifft man hier sonst überwiegend Schweizer und ein paar Deutsche an, so sind heute auffallend viele Franzosen, sicherlich wegen Asylum Pyre, da, aber auch sehr viele Italiener haben den Weg quer durch die Schweiz auf sich genommen, um heute Abend dabei sein zu können. Hansi, der mittlerweile voll in seinem Element ist, bemerkt, dass sie ja eigentlich eine faule Bande sind, da sie es bisher nur auf zwei Alben gebracht haben, mit denen man natürlich nur schwer einen Abend füllen kann. Nummer drei sei zwar in Arbeit, aber solange müsse man eben auf
Iced Earth und Blind Guardian Songs zurückgreifen, auch wenn das Publikum (etwa die Hälfte läuft in Blind Guardian und Iced Earth Shirts rum) diese beiden Bands überhaupt nicht mag. Gesagt, getan, der 1990er-Blind Guardian Klassiker Welcome To Dying bringt dann den Laden erstmals an diesem Abend zum Überkochen. Der Song mobilisiert nun auch die letzten Besucher, die bisher noch abwartend da gestanden und beobachtet haben. Da wird getanzt und wild gebangt, kaum jemand geht jetzt noch raus zum Rauchen. Hansi witzelt weiter, die Band wäre ja nicht mehr die jüngste, einige im Publikum wären damals ja noch gar nicht geboren gewesen, doch um wenigstens die Band zu verjüngen, hätte man Gitarrist Jake Dreyer und Keyboarder Joost Van Den Broek ins Boot geholt. Tatsächlich sind nur sehr wenige junge Leute im Publikum, die allermeisten hätten durchaus schon bei den letzten Konzerten vor neunzehn Jahren dabei sein können und eben diese feiern auch die alten Songs so richtig ab. Mit der Ballade Wicked Witch verschaffen sich die alten Männer dann eine kurzzeitige Verschnaufpause, denn sie lassen sich Hocker auf die Bühne bringen, während Jake Dreyer und Marcus Siepen diese sogar für den Song verlassen. Die Songs zünden auf Anhieb, egal ob nun Beneath This Waves, Gunslinger oder Terror Train angestimmt werden. Zum 1996er-Iced Earth Klassiker I Died For You rückt dann auch der mittlerweile ergraute Gitarrist Jon Schaffer etwas mehr in den Mittelpunkt, der sich bisher eher zurückgehalten hat. Er agiert heute auf der linken Bühnenseite und tritt immer mal posierend vor an den Bühnenrand und wechselt mal kurzzeitig mit Marcus Siepen oder Jake Dreyer die Seiten, aber ansonsten konzentriert er sich auf das, was er am besten kann: Gitarre spielen. Das absolute Highlight des Abends folgt dann aber in dem Blind Guardian Über-Song Valhalla. Was hier nun im Publikum passiert, ist einfach unglaublich und eigentlich gar nicht zu beschreiben. Ich stehe mittlerweile hinten in der Halle und ich sehe wirklich niemanden im Publikum mehr ruhig stehen, und wenn ich sage niemanden, dann meine ich auch niemanden. Jeder in der Konzertlocation hat die Arme oben und feiert und grölt den Klassiker lauthals mit, sodass im Anschluss selbst Hansi die Worte im Hals stecken bleiben. Die Schweizer können feiern, das war mir klar, aber so
etwas habe ich hier bislang selten erlebt. Danach ist das meiste dann passiert, zwar folgen noch etliche Songs in Form von Tear Down The Walls, Gallows Pole, My Last Sunrise und Blood On My Hands, doch Fiddler On The Green läutet dann auch das große Finale ein. Es ist einfach Wahnsinn, mit welcher Spielfreude und Energie Demons & Wizards heute das Z7 gerockt haben. Wer heute nicht rundum zufrieden nach Hause geht, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Nach den üblichen Dankesbekundungen verlässt Hansi Kürsch dann die Bühne mit den Worten: „Wir sehen uns in zwanzig Jahren, Tschüss!“