Event: Metal Magic Festival 2025
Bands: Venom, Destruction, Pentagram, Metaholica, Impurity, Tank, Goat Semen, Panzerchrist, Sunken, Terminalist, Denial Of God, Koldbrann, Brats, Nyredolk, Deathhammer, Incarceration, Spade, Tyrannosatan, Nightmärr, Speedslut, Afsky+Halvcirkel, Midnight Danger, Alien Force, The Crazy World Of Arthur Brown, Havukruunu, Portrait, Gravekvlt, Amethyst, Ædel Fetich, Dun Ringill
Ort: Idrætsvej 7, 7000 Fredericia, Dänemark
Datum: 10.07.2025 – 12.07.2025
Kosten: VVK 1199 DKK, Festivaltickets sind ausverkauft, Tagestickets 549 DKK nur an der Abendkasse
Zuschauer: ca. 1.200
Genres: Heavy Metal, Hard Rock, Death Metal, Black Metal, Thrash Metal, NWoBHM, Stoner Rock, Punk Rock, Speed Metal, Pagan Metal, Doom Metal, Folk Metal
Link: https://metal-magic.dk/
Was in Wacken die Feuerwehrkapelle, das ist in Dänemark John Mogensen Live. Es handelt sich dabei um ein musikalisches Comedy-Duo, dass die Metalheads zum Frühschoppen unterhält. Derartige Combos erfreuen sich auch in Skandinavien großer Beliebtheit, sodass selbst die beinharten Schwarzmetaller zu den Keyboard-lastigen Klängen tanzen. Das regnerische Wetter am Vormittag sorgt für ein gut gefülltes Zelt, sodass die beiden Comedians einen großen Rahmen auf dem Metal Magic Festival 2025 vorfinden.
Hatten wir schon Doom? Doom mit einer Prise Folk liefern Dun Ringill aus Göteborg, die gerade mit Where The Old Gods Play – Act 1 und 150 – Where The Old Gods Play – Act 2 ein Konzeptalbum lieferten, das laut Bandchef und Hauptsongschreiber Patrik Andersson Winberg ein Haufen Arbeit war. Eine Fortführung wird es nicht geben, eventuell aber noch ein Buch. Das erinnert an Manticora, die zu der Musik von To Kill To Live To Kill und To Live To Kill To Live auch noch einen dicken Wälzer lieferten. 2024 war die Band auf dem Headbangers Open Air, auf dem das Buch und die beiden Scheiben für Aufsehen sorgten. Zurück zu Dun Ringill, ein Song von Jethro Tull über einen Ruinenhügel auf der Skye-Insel in Schottland, der die Grundlage für die Bandgründung von Dun Ringill bildet. Wenig passend zum Doom ist es hell geworden und der Regen ist verschwunden. Technisch hochwertig, mit einer gehörigen Portion Epic sorgen Dun Ringill für völlig andere Töne als in den vergangenen Tagen. Auffällig ist, dass Sänger Tomas Eriksson anscheinend die gesamten Lyrics auf der Bühne hat und Texte abließt. Schade, dass die Band nur circa 40 Minuten Spielzeit hat. Der folkig epische Doom kann überzeugen.
Was ist Ædel Fetich aus Kopenhagen? Nach eigenen Angaben Black Metal. Ja, das eventuell auch. Punk dürfte genauso passen. Schräg ist der Auftritt auf jeden Fall, es rumpelt kräftig und der Scope liegt auf einer abgefahrenen Show. Sänger Skvat dürfte mehr Geld für Tätowierungen und Piercings lassen als für die Grundnahrungsmittel im Supermarkt. Auf Fingerfertigkeit oder technisch anspruchsvolles Spiel legt die Truppe keinen Wert. Klar, am Ende eine Geschmacksfrage. Ædel Fetich können einen der schrägsten Gigs, der bereits nach weniger als 30 Minuten endet, für sich verbuchen.
Für Menschen, die sich auf dem Keep It True und ähnlichen Festivals herumtreiben, sind die Schweizer Amethyst fast schon gute Bekannte. Der Sound zwischen Angel Witch und Thin Lizzy ist perfekter Stoff für Undergroundfestivals und beim Warmspielen präsentieren Amethyst eine Coverversion von Thin Lizzys Don’t Believe A Word. Das Ding zockt die Truppe derart gekonnt als Jamsession, sodass das Stück nach einer Aufnahme ins Set schreit. Leute, das Ding könnt ihr dem Publikum nicht vorenthalten.
Das eigentliche Set zocken die Herren aber genauso gekonnt und der Auftritt ähnelt dem beim Rock Hard Festival vor circa fünf Wochen. Eine Besonderheit: Gitarrist Yves gibt es in zwei Varianten auf den Bildern. Einmal mit Sonnenbrille und dann ist die Sonnenbrille plötzlich verschwunden. Stürmte ein Groupie auf die Bühne und entriss ihm das Teil? Oder traf Yves ein Gegenstand und zerstörte den Sonnenschutz? Vielleicht ist der Grund aber auch viel banaler und das Ding ist einfach nur verrutscht?
Ob mit oder ohne Sonnenbrille. Wer auf den Sound der frühen NWoBHM steht, der sollte sich mit der LP Throw Down The Gauntlet beschäftigen. Die Band verbessert sich mit jedem Gig und rockt die große Bühne auf dem Metal Magic Festival fast schon mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit.
Wer eher auf Rumpelfaktor steht, der kommt bei Gravekvlt aus Frankreich auf seine Kosten. Ähnlich wie bei Ædel Fetich gibt es eine Prise Punk, der auf angeschwärzten Speed Metal fußt. Die Show ist aber weit weniger schräg als bei der dänischen Combo davor. Die Geschmäcker sind zum Glück grundverschieden, sodass wahlweise eine Pausenband oder ein Moshpit im Zelt im Angebot ist.
Die neuen Mercyful Fate sind 20 Jahre alt. Spätestens an derartigen Eckdaten stellen viele Metalheads fest, wie alt die Szene mittlerweile geworden ist. Gefühlt war es doch gerade gestern, als eine junge schwedische Band mit Namen Portrait das selbstbetitelte Album auf den Tisch legte und die Anhängerschaft des Diamantenkönigs in Verzückung versetzte. Nummern wie The Adversary oder Beware The Demon liefern genau das, worauf viele Menschen mit einer Vorliebe für Mercyful Fate warteten. Das Jubiläum feiern die Schweden und haben ihrem Set einige Nummern vom Debüt beigemischt. Aber auch das Konzeptalbum aus dem Jahr 2024 wird mit zum Beispiel From The Urn oder Voice Of The Outsider bedacht. Auf Christian Lindell und seine Mitstreiter ist Verlass, wenn es um hochkarätigen, dunklen Heavy Metal geht. Der Schlusspunkt ist auch heute Beast Of Fire und nach circa einer Stunde beenden Portrait ihren Auftritt. Aber es gibt gute News. Im Herbst touren Portrait mit Sacred Steel durch deutsche Klubs und werden bestimmt an ihren Bandgeburtstag erinnern.
Dass im Zelt nicht nur gerumpelt wird, zeigen die Finnen Havukruunu. Auch die Truppe um Fronter Stefan gibt es bereits seit 20 Jahren und erinnern mit ihrem Sound an ihre Landleute von Moonsorrow. Die Einflüsse gehen aber auch in Richtung Viking und Pagan Metal, wobei zwangsläufig der Name Bathory fällt. Im Fokus steht das aktuelle Album Tavastland, das im Februar des Jahres das Licht der Welt erblickte. Harsche, kalte Gitarrenklänge mischen sich mit eingängigen Passagen, sodass Havukruunu dem Metal Magic Festival 2025 eine weitere Musikrichtung kredenzen und einen mehr als ansprechenden Gig auf die Bretter legen.
Wenn vor dem Festival jemand behauptet hätte, dass ein 83-jähriger Herr allen anderen die Show stiehlt, hätte ein müdes Lächeln geerntet. Was gab es nicht alles zu erleben: Venom, Destruction, Tank und viele weitere Acts der metallischen Szene. The Crazy World Of Arthur Brown setzt auf den Verkleidungskünstler und The God Of Hellfire. Psychedelischer Rock fesselt die Menschen vor der Open Air Stage. Spätestens als Brown Fire intoniert und sein Geweih in Flammen steht, fallen viele Kinnladen runter. Unverhofft kommt oft und der rüstige Herr bewegt sich mehr als rund auf der Bühne. Den Rest besorgt seine hochklassige Begleitband.
Es ist nicht nur Fire, womit der selbsternannten God Of Hellfire punktet. Diverse Medleys bekannter Melodien werden psychedelisch verpackt, genauso wie Voice Of Love oder Nightmare. Es ist vor allem der Auftritt des Herren, der diverse verschiedene Outfits präsentiert, die in die Flower-Power-Zeit passen, der die Menschen fasziniert. Die 70 Minuten Spielzeit nutzen Arthur Brown und Band komplett aus und Brown bedankt sich bei den Organisatoren für dieses wunderschöne Festival. Was für ein Auftritt, der viele Menschen mit leuchtenden Augen zurücklässt.
Warum die dänischen Altmeister keinen Slot auf der Hauptbühne bekommen, erscheint wenig nachvollziehbar. Alien Force zelebrieren auch auf dem Metal Magic Festival 2025 die komplette LP Hell And High Water zum 40. Geburtstag. The Ripper geht gleich richtig los, Get It Out legt genauso nach. Die Hörner zeigen nach oben und die Stunde der True-Metal-Fans schlägt noch mal in Fredericia. Natürlich platzt das Zelt fast aus allen Nähten, als Peter Svale Andersen und seine Mitstreiter ihr Set eröffnen. Im Gegensatz zum Keep It True haben die Herren einige Minuten mehr Spielzeit, sodass nach Hell And High Water auch noch Rebellion vom 2021er-Release We Meet Again performt wird. Auf Alien Force ist verlass und die Truppe räumt auch bei ihrem Heimspiel kräftig ab.
Durchgeknallter Kerl, drogensüchtiger Straftäter, charismatischer Frontmann oder Social Media Star? Über Bobby Liebling wäre es möglich, Seiten zu füllen, ohne groß auf die Band und Musik einzugehen. Wer sich mit dem Werdegang des 71-jährigen Sängers von Pentagram befassen möchte, der sei an zum Beispiel Google verwiesen, wo es bei der Suche nach dem Namen mehr als genug Hits gibt. Für uns dreht es sich um die Musik, wo der Altmeister des Doom mit Live Again vom aktuellen Album Lightning In A Bottle eröffnet. Was sich sofort zeigt: Liebling zeigt sich überraschend agil und bewegt sich munter auf der Bühne.
Warum stehen die Menschen vor der Bühne? Natürlich geht es musikalisch um die alten Dinger wie 20 Buck Spin, Sign Of The Wolf (Pentagram) und The Ghoul. Aber auch das ist Liebling: Gleich sechs der 13 Stücke stammen vom aktuellen Album. Weiteres Material kündigt der rüstige Herr ebenfalls an. Wie immer bei Liebling gehen die Meinungen auseinander. Zumindest rein von der Performance gibt es wenig zu beanstanden. Die starke Fokussierung auf das aktuelle Material ist ebenfalls nachvollziehbar, da Liebling seine neuen Mitstreiter kaum länger als ein Jahr um sich versammelt hat. Die Band kann wie Liebling selbst ebenfalls überzeugen und ist ein Grund für das insgesamt positive Fazit des Auftritts.
Der musikalische Schlusspunkt findet im Zelt statt und nennt sich Midnight Danger. Es geht um Horror Metal im 80er-Jahre-Style, der auf Elektro und Synthwave setzt, wobei auch das Keyboard eine große Bedeutung hat. Aus logistischen Gründen können wir dem Gig aber nicht mehr beiwohnen.
Was bleibt von drei Tagen Metal Magic Festival 2025? Ein vielfältiges Programm, auf dem dänische Undergroundbands genauso zur Tagesordnung gehören, wie internationale Acts. Ein riesengroßes Festivalgelände mit integriertem Camping. Reichhaltiges Sitzplatzangebot, kulinarische Vielfalt, auch für Menschen die vegan unterwegs sind. Preislich insgesamt höher als in Germany, dafür aber nicht überorganisiert mit der typischen dänischen Gelassenheit. Festivals und Konzerte in Dänemark können einmal mehr vollkommen überzeugen. Eine Trinkwasserzapfstelle ist genauso vorhanden wie die Möglichkeit, eigene Trinkbehälter mitzunehmen. Für Menschen, die kein Bock auf Bier haben, sind das nahezu paradiesische Zustände. Insgesamt liefert das Festival ein nahezu perfektes Ambiente für drei entspannte Festivaltage.