Artist: Nailed To Obscurity
Herkunft: Esens, Deutschland
Album: Generation Of The Void
Spiellänge: 55:37 Minuten
Genre: Melodic Death Doom
Release: 05.09.2025
Label: Nuclear Blast
Format: CD, Vinyl, Digital
Link: Nailed To Obscurity
Bandmitglieder:
Gesang – Raimund Ennenga
Gitarre – Jan-Ole Lamberti
Gitarre – Volker Dieken
Bass – Lutz Neemann
Schlagzeug – Jann Hillrichs
Trackliste:
- Glass Bleeding
- Liquid Mourning
- Overcast
- Spirit Corrosion
- Generation Of The Void
- Echo Attempt
- Allure
- Clouded Frame
- Misery’s Messenger
- The Ides Of Life
Es ist bereits sechs Jahre her, seit Black Frost der Melodic-Death/Doom-Band aus dem niedersächsischen Esens veröffentlicht wurde. Nun folgt mit Generation Of The Void das insgesamt fünfte Full-Length-Album. Laut eigener Aussage ist das Album der Beginn einer neuen Ära: härter, dunkler, dynamischer als alles, was Nailed To Obscurity bisher gemacht haben. Die jahrelange Entwicklung hat genau zu diesem Album geführt, dazu gehört auch der Ausstieg von Bassist Carsten Schorn, der 2024 durch Lutz Neemann ersetzt wurde. Mit der ersten Single Overcast wurde bereits ein Auftakt gesetzt, der inhaltlich die Trostlosigkeit einer Welt in Trümmern einfängt und musikalisch entsprechend umgesetzt wird. Wir dürfen uns mal wieder auf komplexe Songstrukturen freuen. Bereits 2022 erschienen mit Liquid Mourning und Clouded Frame zwei Singles, die ebenfalls auf dem neuen Album zu finden sind.
Glass Bleeding legt gleich richtig los: fette Riffs, Growls von Raimund, die aber relativ schnell von Klargesang abgelöst werden. Es entsteht eine homogene Struktur, in der sich Growls und Clean-Voices die Waage halten. Es ist noch immer melancholischer Death Metal, aber mit deutlichen Veränderungen. Mehrstimmige Passagen wechseln sich mit erneutem Growlen ab. Dazu gibt es eine Gitarrenwand, die aber auch durch fast schon verletzlich wirkende, ruhige Momente abgelöst wird. Einzelne Soli mischen sich unter und verstärken die Rhythmusabteilung. Ein guter Opener, der vielleicht schon wegweisend ist. Liquid Mourning ist ja bereits drei Jahre alt und stammt direkt aus der präpandemischen Zeit. Inhaltlich haben sich NTO ebenfalls verändert und sind weiter gereift. Es werden hauptsächlich Themen verarbeitet, die die Veränderungen in der Menschheit betreffen: der Krieg in der Ukraine, die politischen Wirren in der Welt und auch die wirtschaftlichen Umstände. Diese Ängste, Sorgen und Nöte finden sich in vielen Texten wieder. Musikalisch ist die Veränderung bei Liquid Mourning bereits spürbar und setzt sich in den nächsten Tracks fort. Overcast ist ein typisches Beispiel dafür. So heißt es in der ersten Zeile bereits: „These Are The Ashes Of Time, No Phoenix In Sight“. Das spiegelt den Grundgedanken direkt wider. Düster geht es im Track zu: fette Riffs von Lamberti und Dieken, die den tiefen Growls Untergrund bieten. Im Mittelteil löst sich die Wand auf und lässt Platz für leichtere Töne, bevor sich wie ein Vorhang die Lücke wieder schließt. Mit den Zeilen „No home For Me Here In This Darkened Wasteland Time, So Monochrome, No home For Me When All I See Is Black And White“ zeigt sich die Schwarz-Weiß-Tristesse, die jedoch auch eine gewisse Hoffnung birgt: „Moving Forward Means Leaving Behind“, so endet der Track.
Spirit Corrosion folgt und beinhaltet wesentlich mehr Klargesang und auch einen Hintergrundchorus. Das ist relativ neu, gefällt sehr gut und wird im Folgenden des Öfteren zu hören sein. Auch dass Raimund sich mehr vom reinen Growlen (was er früher ja auch schon mal gemacht hat) hin zum Klargesang öffnet, tut dem Gesamtergebnis gut. Sie verlassen dadurch die reine Melodic-Death-Schiene ein wenig, auch wenn es immer wieder dahin zurückgeht. Auch Spirit Corrosion wurde bereits als Single veröffentlicht. Mit dem Titeltrack geht es weiter: Generation Of The Void ist einer der Songs, die die Veränderung deutlich machen. Überwiegend Klargesang, eine fast schon katatoniemäßige Songstruktur mit Hintergrund-Voices und herausstechenden Gitarrenklängen, die sich spannend über die einen großartigen Job machende Rhythmusabteilung legen. Das über achtminütige Echo Attempt bringt dann eigentlich alles noch mal auf den Punkt. Es avanciert schnell zu meinem favorisierten Song: getragene Melodie mit starkem Klargesang, dazu wieder die Phalanx aus Gitarren und Rhythmusgruppe, die sich hier angenehm verquicken. Der Song vereint klaren und Growl-Gesang, doomige Gitarrenpassagen, die sich mit melodischen Parts abwechseln, und eine komplexe Songstruktur, die mit Prog-Ansätzen nur so strotzt. Der Weg ist der richtige und liefert bereits jetzt eine mögliche gangbare Richtung. Erwähnenswert ist hierbei sicherlich auch die Produktion, die gesanglich von Jacob Hansen in Dänemark begleitet wurde, der auch den finalen Mix übernahm. Der Rest wurde in Landshut von V. Santure und Ja-Ole Lamberti produziert. Wie man hört, eine ungemein wichtige Komponente für ein erfolgreiches Album.
Mit Allure folgt erneut ein Song mit Klargesang, der sehr atmosphärisch beginnt und sich mit leichter Gitarre und dezenten Drums begnügt. Clouded Frame ist ja bekanntlich auch bereits etwas älter und weckte damals die Hoffnung auf ein bald erscheinendes Album. Das kommt jetzt, und so darf der Track noch die bis dato geltenden musikalischen Muster transportieren. Es passt hervorragend auf die Scheibe, zeigt er doch deutlich, wo die Wurzeln von NTO liegen. Und die sollen sie ja auch gar nicht gänzlich ablegen. Als vorletztes Stück ist Misery’s Messenger zu hören. Die nicht ganz klare Struktur endet dann in einem gekonnten Finale, das für die anfängliche Verwirrung entschädigt. Vielleicht nicht ganz so zwingend überzeugend wie das bisher Gehörte, aber das ist nur meine subjektive Sichtweise. Mit The Ideas Of Life wird die Platte schließlich beendet. Die zunächst ruhigen Gitarrenklänge werden durch einige Molltöne verstärkt, bevor es dann zum Headbangen geht. Der stakkatohafte Rhythmus lässt nichts anderes zu. Raimund gibt sich nochmals dem Growlen hin. Die Gitarren sind teilweise dezent zu hören, bis sie sich zum Ende hin noch mal lautstark erheben. Mal wieder muss man dem dynamischen Drumspiel von Jann Hillrichs einfach ein großes Lob aussprechen. Es gibt den Songs eine zusätzliche Dynamik, die sonst nicht zu erreichen wäre. Ein würdiger Abschluss.