8. Elbriot Festival, am 20.08.2022 am Hamburger Großmarkt

Viel Core am Großmarkt

Event: 8. Elbriot Festival

Bands: Bullet For My Valentine, Accept, Caliban, Alestorm, Fever 333, Jinjer, Kissin‘ Dynamite, Our Mirage

Datum: 20.08.2022

Genre: Heavy Metal, Folk Metal, Metalcore, Rock

Besucher: ca. 8.000

Ort: Hamburger Großmarkt

Veranstalter: Kingstar GmbH & STP Hamburg GmbH

Kosten: ab € 59,90

Heute findet mein erstes Elbriot Festival statt. Zwar existiert diese Veranstaltung bereits seit 2013, trotzdem habe ich es nie hinbekommen, das Event mal zu besuchen bzw. das Line-Up sagte mir einfach nicht zu. Dieses Jahr klappt es nun, da wir von Time For Metal das Festival mit präsentieren. Ich fahre mit der Bahn nach Hamburg, da die Parksituation suboptimal ist und der Großmarkt fußläufig vom Hauptbahnhof in zehn Minuten erreichbar ist. Am Großmarkt angekommen, muss ich noch eine gute Viertelstunde warten, bis sich die Tore öffnen. Akkreditierung ist problemlos und es geht Richtung Veranstaltungsgelände. Wer jetzt denkt, das ist da gleich um die Ecke, der wird schnell eines Besseren belehrt. Gefühlte tausend Kilometer geht es an Bauzäunen vorbei, bis dann letztendlich die Fläche mit der Bühne auftaucht. Der Weg muss dann auch irgendwann wieder zurückgelegt werden und das stelle ich mir bei etwas erhöhtem Alkoholgenuss als nicht so einfach vor. Da hätte ggf. an andere Stelle ein weiterer Ausgang oder ein zweiter Eingang Sinn ergeben. Oder die Veranstaltung wieder da hinzustellen, wo sie schon mal war, auf der anderen Seite der Markthallen. Da aber die gesamte Gegend gegenüber bebaut wird, dürften die Anwohner etwas dagegen haben. So ist bereits heute eine Lärmmessung im Gange, um bei erhöhter Lautstärke sofort nachregeln zu können. So stellt sich dann die Frage, ob das Event in Zukunft hier überhaupt noch stattfinden kann, denn die lauten Thrash Klänge dürften vielen Anwohnern, mit exklusivem Ausblick auf die Elbe, ein Dorn im Auge sein, bzw. einen massiven Pain in The Ear hervorrufen.

Aus Gesprächen mit Kollegen erfahre ich, dass die gesamte Fläche umgestaltet wurde und dass auch der bisher vorhandene Presse-/Vip-Bereich weggefallen ist. Aber da ich das bisher nicht kannte, stört es nicht wirklich. Dafür freue mich, die Kollegen Bärbel Jürgens, Andrea Da Silva Nolasco nebst Freundin Nadine (Leoparden Look meets Kettenoutfit) Dirk Jacobs, Roberto Turchetto und all die anderen Fotografen zu treffen. So bleibt zwischen den Auftritten Zeit zu quatschen oder einfach abzuhängen. Dann gibt es einen Blick auf die Preislisten, die zeigen, dass auch hier die Teuerungsrate bei den Getränken durchschlägt. Auch das offizielle Elbriot-Shirt schlägt mit 35 Euro zu Buche und ist qualitativ das Geld nicht wirklich wert. Als Erinnerung gut, ansonsten dünn und flatterig. Trotzdem geht es weg wie warme Semmeln und ist recht schnell ausverkauft. Zudem gibt es noch die üblichen Buden, die auf zahlungskräftige Kundschaft hoffen und auch viel frequentiert werden, da ein „schnelles“ Verlassen des Geländes in die City kaum möglich ist. Immerhin geht Bratwurst mit Toast für 4,50 € und das ist noch ok.

Kissin‘ Dynamite, Elbriot 2022, Pic Kay L.

Nun aber zur Musik. Es beginnen heute Our Mirage, von denen ich bisher noch nichts gehört habe. Post Hardcore aus Marl erwartet uns. Genau mein Genre (Sarkasmus aus) … aber, das machen die Jungs gut, auch wenn es noch nicht so voll vor der Bühne ist. Timo Bonner am Mikro kriegt es hin, dass viele stehen bleiben und den Songs lauschen. Es scheint auch einige Fans zu geben, so zumindest der Eindruck, wenn man direkt an der Bühne steht. Trotzdem haben sie nur gute vierzig Minuten Spielzeit. Danach wird es melodischer. Kissin‘ Dynamite stehen auf der Bühne und beginnen gleich mit I Got The Fire. Das kommt gut an und es ist natürlich mal wieder Sänger Johannes Braun, der hier die Leute animiert. Die Bühne ist recht hoch und hat so eine Art Steg nach vorne raus, auf der er sich oftmals aufhält. Viele Damen stehen in der ersten Reihe und jubeln dem blonden Beau zu. Es folgen noch weitere Songs wie I Will Be King, der Hit You Are Not Alone oder das neue Stück Not The End Of The Road. Immerhin haben sie 45 Minuten Spielzeit, die sie gut nutzen.

Nach dem Umbau kommen die Hattinger Caliban auf die Bühne. Es wird wieder härter und so ist Metalcore in seiner ganzen Vielfalt auf der Bühne zu hören. Die Songs, teilweise in Deutsch gesungen, finden ihre Anhänger und so toben sich Andreas Dörner am Mikro, Denis Schmidt und Marc Görtz an den Gitarren aus. Aber auch die Rhythmusabteilung leistet ganze Arbeit und vermag zu überzeugen. Im Verlaufe des Sets erkenne ich Musikfragmente und mit Sonne wird ein Rammstein Track passend zum Wetter, aber ansonsten mehr schlecht als recht gecovert.

Als nächste Combo sind die Schotten von Alestorm dran.Da wird der Core vertrieben und es gibt mehr Klamauk. Die riesige gelbe Ente auf der Bühne gibt erste Rätsel auf, ob diese im Verlaufe des Sets vielleicht zum Crowdsurfen kommt. Dem ist nicht so. Christopher Bowes ist aber viel unterwegs und zeigt viel Bein unter seinem Kilt. Die Kolleginnen bestätigen aber, dass er etwas unten drunter anhatte. Der schottische Piratenrock, gepaart mit Folk-Anteilen und auch Power Metal Einflüssen scheint gut anzukommen. Keelhauled, Trasure Chest Party Quest und Mexico sind die ersten drei Songs und machen vielen richtig Spaß. Überraschend viele Alestorm-Shirts sind zu sehen und auch in den ersten Reihen geht einiges ab. Vereinzelt wird gesurft und auch ein Circlepit lässt nicht lange auf sich warten. Das ist Partymucke und Tracks wie Pirate Metal Drinkin Crew verdeutlichen die Richtung der Musik.

Jinjer, Elbriot 2022, Pic Kay L.

Jinjer aus der Ukraine sind als Nächstes dran und da bin ich schon sehr gespannt. Bisher habe ich nur Gutes gehört. Der Anfang ist dann noch etwas politisch, als sich Tatiana Shmailyuk für den Support bedankt und den Krieg verurteilt. Das legt sich aber sofort, als diese erwartungsgemäß mit Teacher Teacher! anfangen. Auf dem Shirt von Tatiana steht schön groß „No Photos Please“, was aber keinen dazu veranlasst, sie nicht abzulichten. Sie ist aber auch hübsch anzusehen und singen kann sie auch. Wirbelwind Tatiana ist überall auf der Bühne und mal wird klar gesungen, um dann auch mal ins Growlen zu verfallen. Die frühe Spielzeit und die damit verbundene nicht stattfindende Lightshow sind mal wieder den Umständen des Festivals geschuldet, denn hier muss um 22:00 Uhr Schluss sein. In der einen Stunde Auftrittszeit begeistern die Ukrainer immer wieder durch gute Einlagen der Musiker. Einige nette Gitarrensoli sind dabei, aber ohne Zweifel ist die Frontfrau der Star.

Nach dem relativ kurzen Umbau kommt zumindest actionmäßig die Überraschung des Tages. Fever 333 aus den Staaten treten auf. Die Musik nicht so spannend, aber das, was die Herren da auf der Bühne abliefern, lässt die Fotografenherzen höherschlagen. Gewaltige Sprünge von Stephen Harrison, mit Gitarre, sind ein gutes Motiv. Er ist viel und oft im Luftraum unterwegs und auch Drummer Aric Improta versteht es, einen Weltklasse-Sprung hinterm Drum Kit abzuliefern. Die Mischung aus Metalcore, Funk Beats und auch Soul Einflüssen wird durch Sprechgesang und melodiöse Einlagen abgerundet. Nicht immer einfach, aber zum Ansehen cool. In Amerika genießen sie wohl einen Superstar-Status, der bis hierher aber noch nicht wirklich durchgedrungen ist.

Accept, Elbriot 2022, Pic Kay L.

Glücklicherweise gibt es dann aber noch einen deutschen bzw. internationalen Act, der mehr Melodien und Harmonien bietet. Wolf Hoffmann mit Accept kommt auf die Bühne. Ich habe sie ja gerade erst in Dänemark beim Jailbreak Festival gesehen (Bericht hier) und so weiß ich, was auf uns zukommt. Die Setlist ist kaum anders, ok, etwas kürzer als vor einer Woche und so geht es mit Zombie Apokalypse vom letzten Album Too Mean To Die los. Die Sonne ist glücklicherweise hinter der Halle bzw. der Bühne verschwunden, und so sind auch die Temperaturen erträglich. Marc Tornillo ist gut bei Stimme und es klingt hier noch etwas besser als in Dänemark. Die Gitarrenfraktion ist engagiert und so wird es ein gutes Konzert mit viel Mitsingpotenzial und immer wieder gern gehörten Songs. Metal Heart, Restless And Wild oder auch Balls To The Wall gehen immer. Auch einer der Security-Mitarbeiter ist der Meinung und der kurze Plausch zeigt, dass hier Core nicht unser Lieblingsgenre ist. Auch Accept haben nur knapp über eine Stunde Spielzeit, denn die letzte Band Bullet For My Valentine beginnt um 20:45 Uhr. Spätestens um 22:00 Uhr muss hier Ende sein, damit es keine berechtigten Beschwerden der Anwohner gibt.

Es folgt noch mal der Versuch einer Nahrungsaufnahme, was sich aber nicht so einfach gestaltet. Viele der Stände haben bereits nichts mehr oder nur noch ein stark eingeschränktes Angebot. Fehlerhafte Planung? Nach Berichten anderer Festivalbesucher ist das hier aber wohl normal. So war dieses bereits bei den anderen Elbriots ein beobachtetes Phänomen. Nun gut, so kann man auch Überproduktion vermeiden.

Bullet For My Valentine, Elbriot 2022, Pic Kay L.

Zurück zu BFMV. Es gibt mal wieder eine Mischung aus Metalcore, Thrash und Heavy Metal, der bei den meisten gut ankommt. Damit reihen sich BFMV in die Reihe der heutigen Core Bands ein und können zumindest die Genre-Fans überzeugen. Mit Your Betrayal legen die Mannen um Matthew Tuck los. In diesem Stil geht es dann mit Walking The Demon und Piece Of Me weiter. Bullet For My Valentine kommen als letzte Band des Tages in den Genuss, eine Zugabe geben zu dürfen. Mit Shatter, Tears Don’t Fall und Scream Aim Fire beenden sie gegen 22:00 Uhr ihren Slot. Für viele geht es jetzt zurück und da der Ausgang nur da ist, wo es auch hineinging, ist der Weg weit, sehr weit. Wir sind schon etwas früher los, damit wir schnell vom Parkplatz kommen, um dann zeitig zurück in Kiel zu sein.

Das war mein erstes Elbriot. Acht Bands für relativ schmales Geld geht in Ordnung. Die Location ist nicht so schön, viel Beton, wenig Sitzgelegenheiten, Essensstände mit wenig Angebot am frühen Abend und ein sehr langer Weg vom Eingang zum eigentlichen Veranstaltungsort. Positiv sind die kostenfreien Wasserentnahmestellen, da es doch sehr warm war. Musikalisch für mich etwas zur corelastig, aber mit Kissin‘ Dynamite und Accept gab es melodiösere Klänge und auch Alestorm sorgten für etwas Abwechslung.